Lot Nr. 90


Giovanni Francesco Romanelli


Giovanni Francesco Romanelli - Alte Meister

(Viterbo 1610–1662)
Angelika und Medoro,
Öl auf Leinwand, 121 x 172,5 cm, gerahmt

Provenienz:
Villa Stella Maris, Camogli;
Auktion, Finarte, Mailand, 18. Oktober 1995, Lot 381 (als Giovanni Francesco Romanelli il Viterbese);
dort durch den jetzigen Besitzer erworben;
europäische Privatsammlung

Das vorliegende Gemälde zeigt eine Episode aus Orlando Furioso, dem 1516 veröffentlichten Liebesepos von Ludovico Ariosto (Canto XIX, Verse 17‒42). Angelika, in die der Protagonist des Rittergedichts, Orlando, verliebt ist, hilft dem in der Schlacht schwer verwundeten Medoro. Anfangs pflegt Angelika Medoro aus Mitleid, doch allmählich verliebt sie sich in ihn. Die beiden jungen Menschen durchleben eine idyllische Zeit der Liebe, heiraten schließlich, und Angelika entscheidet sich, mit Medoro in den Orient zurückzukehren, woraufhin sich unerwartet der Zorn Orlandos entlädt. Romanellis Gemälde, das sich durch eine raffinierte Komposition und reiche Farbpalette auszeichnet, verewigt jenen Moment in der Geschichte, in dem die Liebenden ihre Namen in den Stamm eines Baumes ritzen. Bewacht werden sie von Amor und einem ihn begleitenden Putto, die vor dem blauen Himmel schweben und die Symbole der Liebe in Händen halten: den Bogen und eine Fackel, um das Herz mit Liebe zu entflammen.

Nach kurzer Lehrzeit bei Domenichino in Rom wurde Giovanni Francesco Romanelli in die Werkstatt von Pietro da Cortona aufgenommen, mit dem er an der Freskendekoration des Palazzo Barberini alle Quattro Fontane arbeitete. Diese Erfahrung markiert den Beginn der langen Verbindung des Künstlers mit der Familie Papst Urbans VIII. Mit seinen ersten öffentlichen Aufträgen für den Petersdom sowie Werken im Vatikanpalast begann Romanelli auf bemerkenswerte Weise eine eigene barocke Sprache zu entwickeln. Er ließ sich von verschiedenen Meistern von Raffael bis Francesco Albani und Guido Reni inspirieren und gelangte zu einem vereinfachten, funktionalen, fast neorenaissanceartigen Stil, mit dem er sich innerhalb der weiter verbreiteten klassizistischen Manier durchzusetzen vermochte. Er wurde zum „Principe“ der Accademia di San Luca in Rom gewählt und 1648 und 1659 an den französischen Hof gerufen. Hier schmückte er die Galerie des Palastes von Kardinal Mazzarin (heute Bibliothèque Nationale de France) mit Themen aus Geschichte und Mythologie und stattete im Louvre vier Räume des Sommerappartements der Königinmutter Anna von Österreich mit Szenen aus der Mythologie sowie der biblischen und der römischen Geschichte aus.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com

10.11.2020 - 16:00

Schätzwert:
EUR 80.000,- bis EUR 120.000,-

Giovanni Francesco Romanelli


(Viterbo 1610–1662)
Angelika und Medoro,
Öl auf Leinwand, 121 x 172,5 cm, gerahmt

Provenienz:
Villa Stella Maris, Camogli;
Auktion, Finarte, Mailand, 18. Oktober 1995, Lot 381 (als Giovanni Francesco Romanelli il Viterbese);
dort durch den jetzigen Besitzer erworben;
europäische Privatsammlung

Das vorliegende Gemälde zeigt eine Episode aus Orlando Furioso, dem 1516 veröffentlichten Liebesepos von Ludovico Ariosto (Canto XIX, Verse 17‒42). Angelika, in die der Protagonist des Rittergedichts, Orlando, verliebt ist, hilft dem in der Schlacht schwer verwundeten Medoro. Anfangs pflegt Angelika Medoro aus Mitleid, doch allmählich verliebt sie sich in ihn. Die beiden jungen Menschen durchleben eine idyllische Zeit der Liebe, heiraten schließlich, und Angelika entscheidet sich, mit Medoro in den Orient zurückzukehren, woraufhin sich unerwartet der Zorn Orlandos entlädt. Romanellis Gemälde, das sich durch eine raffinierte Komposition und reiche Farbpalette auszeichnet, verewigt jenen Moment in der Geschichte, in dem die Liebenden ihre Namen in den Stamm eines Baumes ritzen. Bewacht werden sie von Amor und einem ihn begleitenden Putto, die vor dem blauen Himmel schweben und die Symbole der Liebe in Händen halten: den Bogen und eine Fackel, um das Herz mit Liebe zu entflammen.

Nach kurzer Lehrzeit bei Domenichino in Rom wurde Giovanni Francesco Romanelli in die Werkstatt von Pietro da Cortona aufgenommen, mit dem er an der Freskendekoration des Palazzo Barberini alle Quattro Fontane arbeitete. Diese Erfahrung markiert den Beginn der langen Verbindung des Künstlers mit der Familie Papst Urbans VIII. Mit seinen ersten öffentlichen Aufträgen für den Petersdom sowie Werken im Vatikanpalast begann Romanelli auf bemerkenswerte Weise eine eigene barocke Sprache zu entwickeln. Er ließ sich von verschiedenen Meistern von Raffael bis Francesco Albani und Guido Reni inspirieren und gelangte zu einem vereinfachten, funktionalen, fast neorenaissanceartigen Stil, mit dem er sich innerhalb der weiter verbreiteten klassizistischen Manier durchzusetzen vermochte. Er wurde zum „Principe“ der Accademia di San Luca in Rom gewählt und 1648 und 1659 an den französischen Hof gerufen. Hier schmückte er die Galerie des Palastes von Kardinal Mazzarin (heute Bibliothèque Nationale de France) mit Themen aus Geschichte und Mythologie und stattete im Louvre vier Räume des Sommerappartements der Königinmutter Anna von Österreich mit Szenen aus der Mythologie sowie der biblischen und der römischen Geschichte aus.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
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Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
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Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 10.11.2020 - 16:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 04.11. - 10.11.2020