Lot Nr. 148


Ferraneser Schule, 16. Jahrhundert


Ferraneser Schule, 16. Jahrhundert - Alte Meister

Halbfiguriges Porträt des Fino Fini (1431–1519) mit einem Buch,
bezeichnet auf dem Buch: In Iuda…flaggelum,
Öl auf Holz, 68,5 x 48 cm, gerahmt
rückseitig Siegel der Familie Farnese samt Inventarnummer und Siegel der Accademia di Belle Arti von Parma

Provenienz:
vermutlich Schenkung von Daniele Fini (um 1460–1550), des Sohnes Fino Finis, an Papst Paul III. Farnese;
vermutlich Palazzo Farnese, Rom, bis 1662;
vermutlich Palazzo del Giardino, Parma, ab 1662;
europäische Privatsammlung

Dokumentation:
vermutlich Inventar des Palazzo Farnese, Rom, 1644, Nr. 4288: „Un quadro in tavola con cornice dorata, dentro al quale è dipinto un ritratto d’un Religioso con libro in mano, mano antica esquisita“;
vermutlich Archivio di Stato di Parma, Raccolta manoscritti, Nr. 86, Inventar des Palazzo Farnese, Rom, 1653, Nr. 244: „Un quadretto in tavola con un ritratto d’huomo vecchio raso con un libro in mano con lettere flagellate(?) cornice grossa tutta dorata“;
vermutlich [ehemals] Archivio di Stato di Napoli, Nota delli quadri originali della guardarobba di S. A. S. in Roma che si mandano in Parma, 27. September 1662, Nr. 100: „Un quadro in tavola con un ritratto d’un uomo vecchio raso con un libro in mano con lettera Juda Flagella […](?) segnato n. 98“ (siehe Bertini 1987 in der Literatur);
vermutlich Archivio di Stato di Parma, Casa e Corte Farnesiana, s. VIII, b. 54, fasc. 4, Inventario de’ Quadri esistenti nel Pallazzo del Giardino, um 1680, Nr. 572: „Un quadro alto braccia uno, oncie tre, largo oncie undeci in tavola. Rittratto d’huomo attempato, tiene nella sinistra un libro, in cui è scritto Juda flagellum, si dice Nicolò Machiavelli, di […] n. 98“

Ausgestellt:
Florenz, Biblioteca Nazionale Centrale, La via al Principe: Machiavelli da Firenze a San Casciano, 10. Dezember 2013 – 28. Februar 2014, Nr. 2.2a

Literatur:
G. Bertini, La Galleria del Duca di Parma. Storia di una Collezione, Cinisello Balsamo 1987, S. 212, Nr. 244, S. 226, Nr. 100 und S. 260, Nr. 572;
B. Jestaz, Le Palais Farnèse. III. L’Inventaire du palais et des propriété Farnèse à Rome en 1644, Rom 1994, S. 169, Nr. 4288;
G. Bertini, Il ritrovato ritratto di Fino Fini (1431–1519) proveniente dalla quadreria di Palazzo Farnese di Roma, in: Mélanges de l’École française de Rome. Italie et mediterranée, CVIII, 1, 1996, S. 377–379 (als Ferraneser Künstler, aus den beiden ersten Dekaden des 16. Jahrhunderts);
E. Negro, N. Roio, Francesco Francia e la sua scuola, Modena 1998, S. 33, Abb. 56 (als Benvenuto Tisi, gen. Garofalo);
F. de Luca, in: S. Alessandrini et al. (Hg.), La via al Principe: Machiavelli da Firenze a San Casciano, Ausstellungskatalog, Florenz 2013, S. 61f., Nr. 2.2a (als Benvenuto Tisi, gen. Garofalo)

Das vorliegende Gemälde gehörte höchstwahrscheinlich zur angesehenen Sammlung der Farnese in Rom, wie das rückseitige Siegel zeigt, das eine Lilie, das Emblem der Familie, darstellt. Zwei Inventare der Farnese-Sammlung aus dem 17. Jahrhundert (1644, 1653) beschreiben, ohne Maße anzugeben, ein Werk, das als das hier zur Diskussion stehende Porträt identifiziert werden konnte (siehe Dokumentation).

Das vorliegende Bildnis dürfte dann offenbar 1662 zusammen mit einer Gruppe von Werken anderer gefeierter Künstler wie Tizian, Sebastiano del Piombo, Carracci und Andrea del Sarto in den Palazzo del Giardino in Parma überstellt worden sein, was die Vermutung nahelegt, dass es zu dieser Zeit ebenfalls zu den wichtigsten Werken der Sammlung zählte. In dem Dokument, in dem die nach Parma übersiedelten Gemälde aufgelistet sind, lässt sich dieses Porträt als Nummer 98 identifizieren; die Nummer dürfte auf der Rückseite der Tafel noch teilweise sichtbar sein. Die gleiche Nummer scheint auch in der Beschreibung des Gemäldes in einem um 1680 erstellten Inventar des Palazzo del Giardino auf, in dem die Maße des Werks angegeben sind, die genau mit jenen dieser Tafel übereinstimmen (siehe Dokumentation). Wahrscheinlich verblieb das Werk nach der Übersiedlung des größten Teils der Sammlung nach Neapel im Jahre 1734 auf Geheiß Karls III. von Bourbon in Parma, wo es sich dann wie andere Farnese-Werke in Privatbesitz befand. Die Rückseite des Gemäldes trägt auch das Siegel der Accademia di Belle Arti di Parma, die 1757 von Philippe von Bourbon gegründet wurde; das Siegel wurde wahrscheinlich angebracht, als das Werk den Mitgliedern der Akademie zur Beurteilung vorgelegt wurde.

Das halbfigurige Porträt stellt einen Mann mit Adlernase und bestimmtem Blick dar, der in der linken Hand ein Buch hält, auf dem die Worte „In Iudaeos Flagellum“ zu lesen sind. Diese Inschrift erlaubt es, den Dargestellten als Fino Fini, den herzoglichen Schatzmeister der Este von Ferrara, zu identifizieren; das Gemälde entstand wahrscheinlich in den frühen Jahren des Cinquecento im Umfeld des Hofes von Ferrara. Deshalb hat man vorgeschlagen, es Benvenuto Tisi, gen. Il Garofalo, zuzuschreiben. Fino Fini verbrachte die letzten Jahre seines Lebens mit der Niederschrift des Werks In Iudaeos Flagellum ex Sacris Scripturis excerptum, das 1538 posthum von seinem Sohn Daniele in Venedig veröffentlicht wurde: Das Frontispiz des Bandes zeigt einen den Autor darstellenden Stich, der vermutlich auf dem vorliegenden Gemälde beruht. Giuseppe Bertini (1996, siehe Literatur) meint, dass das Werk dank Daniele Finis in die Sammlung der Farnese eingegangen sein könnte, der es vielleicht Papst Paul III. gemeinsam mit einem Exemplar des Buches seines Vaters als Geschenk überreichte.

Merkwürdigerweise wurde in den Jahren nach der Veröffentlichung des Buches Fino Finis der Porträtstich in verschiedenen Ausgaben der Schriften Niccolò Machiavellis wiederverwendet, was zu einer falschen Identifizierung der Gesichtszüge des florentinischen Gelehrten führte (siehe F. de Luca 2013 in der Literatur). Diese Verwirrung belegt etwa die Beschreibung des vorliegenden Gemäldes im Inventar des Palazzo del Giardino in Parma als Bildnis Machiavellis.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com

10.11.2020 - 16:00

Erzielter Preis: **
EUR 37.800,-
Schätzwert:
EUR 20.000,- bis EUR 30.000,-

Ferraneser Schule, 16. Jahrhundert


Halbfiguriges Porträt des Fino Fini (1431–1519) mit einem Buch,
bezeichnet auf dem Buch: In Iuda…flaggelum,
Öl auf Holz, 68,5 x 48 cm, gerahmt
rückseitig Siegel der Familie Farnese samt Inventarnummer und Siegel der Accademia di Belle Arti von Parma

Provenienz:
vermutlich Schenkung von Daniele Fini (um 1460–1550), des Sohnes Fino Finis, an Papst Paul III. Farnese;
vermutlich Palazzo Farnese, Rom, bis 1662;
vermutlich Palazzo del Giardino, Parma, ab 1662;
europäische Privatsammlung

Dokumentation:
vermutlich Inventar des Palazzo Farnese, Rom, 1644, Nr. 4288: „Un quadro in tavola con cornice dorata, dentro al quale è dipinto un ritratto d’un Religioso con libro in mano, mano antica esquisita“;
vermutlich Archivio di Stato di Parma, Raccolta manoscritti, Nr. 86, Inventar des Palazzo Farnese, Rom, 1653, Nr. 244: „Un quadretto in tavola con un ritratto d’huomo vecchio raso con un libro in mano con lettere flagellate(?) cornice grossa tutta dorata“;
vermutlich [ehemals] Archivio di Stato di Napoli, Nota delli quadri originali della guardarobba di S. A. S. in Roma che si mandano in Parma, 27. September 1662, Nr. 100: „Un quadro in tavola con un ritratto d’un uomo vecchio raso con un libro in mano con lettera Juda Flagella […](?) segnato n. 98“ (siehe Bertini 1987 in der Literatur);
vermutlich Archivio di Stato di Parma, Casa e Corte Farnesiana, s. VIII, b. 54, fasc. 4, Inventario de’ Quadri esistenti nel Pallazzo del Giardino, um 1680, Nr. 572: „Un quadro alto braccia uno, oncie tre, largo oncie undeci in tavola. Rittratto d’huomo attempato, tiene nella sinistra un libro, in cui è scritto Juda flagellum, si dice Nicolò Machiavelli, di […] n. 98“

Ausgestellt:
Florenz, Biblioteca Nazionale Centrale, La via al Principe: Machiavelli da Firenze a San Casciano, 10. Dezember 2013 – 28. Februar 2014, Nr. 2.2a

Literatur:
G. Bertini, La Galleria del Duca di Parma. Storia di una Collezione, Cinisello Balsamo 1987, S. 212, Nr. 244, S. 226, Nr. 100 und S. 260, Nr. 572;
B. Jestaz, Le Palais Farnèse. III. L’Inventaire du palais et des propriété Farnèse à Rome en 1644, Rom 1994, S. 169, Nr. 4288;
G. Bertini, Il ritrovato ritratto di Fino Fini (1431–1519) proveniente dalla quadreria di Palazzo Farnese di Roma, in: Mélanges de l’École française de Rome. Italie et mediterranée, CVIII, 1, 1996, S. 377–379 (als Ferraneser Künstler, aus den beiden ersten Dekaden des 16. Jahrhunderts);
E. Negro, N. Roio, Francesco Francia e la sua scuola, Modena 1998, S. 33, Abb. 56 (als Benvenuto Tisi, gen. Garofalo);
F. de Luca, in: S. Alessandrini et al. (Hg.), La via al Principe: Machiavelli da Firenze a San Casciano, Ausstellungskatalog, Florenz 2013, S. 61f., Nr. 2.2a (als Benvenuto Tisi, gen. Garofalo)

Das vorliegende Gemälde gehörte höchstwahrscheinlich zur angesehenen Sammlung der Farnese in Rom, wie das rückseitige Siegel zeigt, das eine Lilie, das Emblem der Familie, darstellt. Zwei Inventare der Farnese-Sammlung aus dem 17. Jahrhundert (1644, 1653) beschreiben, ohne Maße anzugeben, ein Werk, das als das hier zur Diskussion stehende Porträt identifiziert werden konnte (siehe Dokumentation).

Das vorliegende Bildnis dürfte dann offenbar 1662 zusammen mit einer Gruppe von Werken anderer gefeierter Künstler wie Tizian, Sebastiano del Piombo, Carracci und Andrea del Sarto in den Palazzo del Giardino in Parma überstellt worden sein, was die Vermutung nahelegt, dass es zu dieser Zeit ebenfalls zu den wichtigsten Werken der Sammlung zählte. In dem Dokument, in dem die nach Parma übersiedelten Gemälde aufgelistet sind, lässt sich dieses Porträt als Nummer 98 identifizieren; die Nummer dürfte auf der Rückseite der Tafel noch teilweise sichtbar sein. Die gleiche Nummer scheint auch in der Beschreibung des Gemäldes in einem um 1680 erstellten Inventar des Palazzo del Giardino auf, in dem die Maße des Werks angegeben sind, die genau mit jenen dieser Tafel übereinstimmen (siehe Dokumentation). Wahrscheinlich verblieb das Werk nach der Übersiedlung des größten Teils der Sammlung nach Neapel im Jahre 1734 auf Geheiß Karls III. von Bourbon in Parma, wo es sich dann wie andere Farnese-Werke in Privatbesitz befand. Die Rückseite des Gemäldes trägt auch das Siegel der Accademia di Belle Arti di Parma, die 1757 von Philippe von Bourbon gegründet wurde; das Siegel wurde wahrscheinlich angebracht, als das Werk den Mitgliedern der Akademie zur Beurteilung vorgelegt wurde.

Das halbfigurige Porträt stellt einen Mann mit Adlernase und bestimmtem Blick dar, der in der linken Hand ein Buch hält, auf dem die Worte „In Iudaeos Flagellum“ zu lesen sind. Diese Inschrift erlaubt es, den Dargestellten als Fino Fini, den herzoglichen Schatzmeister der Este von Ferrara, zu identifizieren; das Gemälde entstand wahrscheinlich in den frühen Jahren des Cinquecento im Umfeld des Hofes von Ferrara. Deshalb hat man vorgeschlagen, es Benvenuto Tisi, gen. Il Garofalo, zuzuschreiben. Fino Fini verbrachte die letzten Jahre seines Lebens mit der Niederschrift des Werks In Iudaeos Flagellum ex Sacris Scripturis excerptum, das 1538 posthum von seinem Sohn Daniele in Venedig veröffentlicht wurde: Das Frontispiz des Bandes zeigt einen den Autor darstellenden Stich, der vermutlich auf dem vorliegenden Gemälde beruht. Giuseppe Bertini (1996, siehe Literatur) meint, dass das Werk dank Daniele Finis in die Sammlung der Farnese eingegangen sein könnte, der es vielleicht Papst Paul III. gemeinsam mit einem Exemplar des Buches seines Vaters als Geschenk überreichte.

Merkwürdigerweise wurde in den Jahren nach der Veröffentlichung des Buches Fino Finis der Porträtstich in verschiedenen Ausgaben der Schriften Niccolò Machiavellis wiederverwendet, was zu einer falschen Identifizierung der Gesichtszüge des florentinischen Gelehrten führte (siehe F. de Luca 2013 in der Literatur). Diese Verwirrung belegt etwa die Beschreibung des vorliegenden Gemäldes im Inventar des Palazzo del Giardino in Parma als Bildnis Machiavellis.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

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Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 10.11.2020 - 16:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 04.11. - 10.11.2020


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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