(Venedig oder Vicenza 1602/3–1678 Venedig)
Eine Lehrerin mit zwei Schülern,
Öl auf Leinwand, 64,5 x 84,5 cm, gerahmt

Wir danken Bernard Aikema, der die Zuschreibung auf Grundlage einer Fotografie bestätigt hat, für seine Hilfe bei der Katalogisierung des vorliegenden Gemäldes.

Das Bild ist ein typisches und doch in mancher Hinsicht ungewöhnliches Werk des venezianischen Seicento-Malers Pietro della Vecchia. Der Künstler ist aufgrund seiner stilistischen Vielseitigkeit und seiner teils sehr originellen, ja provokativen Sujets eine der interessantesten Figuren der Malerei Norditaliens im 17. Jahrhundert. Die Leinwand nimmt Bezug auf die Themen zweier anderer erfolgreicher Kompositionen, die Vecchia verwendet und auf innovative Weise kombiniert hat. Die erste Komposition stellt einen oder zwei (männliche) Lehrer dar, die zwei oder mehr Schülern einen Text erklären. Ein Beispiel dafür befindet sich in einer Privatsammlung in Thiene bei Vicenza (siehe B. Aikema, Pietro della Vecchia and the Heritage of the Renaissance in Venice, Florenz 1990, Kat.-Nr. 157, Abb. 116). Auch die zweite Komposition stellt einen Lehrer dar, der einem elegant gekleideten jungen Mann einen Spiegel vorhält; ein weiterer Jüngling schaut uns aus dem Bild entgegen (siehe ebd., Kat.-Nr. 132, Abb. 113).

Im vorliegenden Gemälde ist es eine Lehrerin, was sowohl für Vecchia als auch für die Epoche außergewöhnlich, wenn nicht sogar einzigartig ist, und die Szene ist spiegelbildlich zu den oben erwähnten Kompositionsbeispielen angelegt. Interessanterweise ist die Schrift auf dem großen Blatt (teilweise) lesbar, wie das bei Vecchia oft der Fall ist. Ihre Bedeutung ist jedoch schwer zu ergründen.

Die Bilder Pietro della Vecchias sind in der Regel nicht leicht zu datieren. Unter Berücksichtigung der oben erwähnten Kompositionen hat Aikema vorgeschlagen, das vorliegende Werk als kurz nach 1650 entstanden anzusehen.