Lot Nr. 222 -


Rudolf Hausner *


(Wien 1914–1995)
„Zwei Kontinente“, signiert und datiert R. Hausner 61, auf der Rückseite betitelt
„2 Kontinente“, Tempera, Harzöl auf Leinwand
auf Novopanplatte, 60 x 299 cm, gerahmt
 

Abgebildet und verzeichnet:
Hans Holländer, Rudolf Hausner. Werkmonographie. Volker Huber, 1985,
Seite 259, WV-Nr. 36 (dort als Entstehungszeit 1962 angegeben) und farbige Abb. auf Seite 126,
Seite 127 Ausschnitt (in Farbe), Seiten 128–130 ganzseitig Details in Farbe, Seiten
245-246 - Rudolf Hausners Interpretation des Werkes „Zwei Kontinente“
aus 1970 mit Abb.
Wieland Schmied. Rudolf Hausner, Werner Hofmann (Hrsg.), Verlag Galerie Welz, 1970, Werkverzeichnis S. 146, Nr. 26 (mit Abb.), ganzseitige Farbabb. Tafeln 33, 34, Ausschnitte, Tafeln 35, 36, Seiten 33, 34 Text von Wieland Schmied: Ein Hauptwerk Rudolf Hausners ist sein Bild „Zwei Kontinente“ ...

Publiziert in:
Karl Maria Grimme: In der Zone des „Phantastischen“ Europa, 7, Europa-Verlag, Bad Reichenhall 1963
Günther Pfeiffer „Wiener Schule“ Kunst, 4/5, Verlag Trost, Mainz 1965
Rudolf Hausner Mizue, Kunstzeitschrift, 769, Tokio 1969
Friedhelm Häring. Labyrinth und Billard, Walltor-Verlag, Gießen 1991,
Seite 24, Abb. 7

Ausgestellt:
Surrealismus - phantastische Malerei der Gegenwart, Künstlerhaus Wien 1962
Salon de Mai, Musée d’Art Moderne, Paris, 1963, Alfred Kubin ed i Pittori fantastici Viennesi, Galleria Il Bilico, Rom 1963
Die Wiener Schule, Kestner Gesellschaft, Hannover, 1965
anschließend –
Städtisches Musem, Schloß Morsbroich, Leverkusen
Kuratorium, Kulturelles Frankfurt und Kulturamt Frankfurt a. M.
Kunstverein Pforzheim, Reuchlinhaus
Berliner Festwochen, Senat und Kunstamt
Berlin-Charlottenburg, Rathaus
Kunstverein Kassel
Zentralsparkasse der Gemeinde Wien
Rudolf Hausner, Künstlerhaus Wien, 1980, Kat.-Nr. 22, 2-seitige Farbabb.
Rudolf Hausner, The Tokyo Shimbun, 1982, ganzseitige Farbabb. im Katalog

„Ich begann an einem Landschaftsbild zu malen. Je länger ich daran arbeitete, umso deutlicher entwickelten sich zwei völlig unterschiedliche Bereiche. Der eine ist von einer Mauer umschlossen, der andere ist unbegrenzt ...“
Rudolf Hausner 1970

Die Stadt, in der Hausner, gewissermaßen im Matrosenanzug seiner Bilder, aufwuchs, ist natürlich eines seiner beständig wiederkehrenden Motive. Doch ist die Auswahl ebenso begrenzt wie charakteristisch: Nicht die Stadt überhaupt mit ihren alltäglichen Straßenansichten wird dargestellt, auch keine Donauperspektiven, oder das Zentrum mit Pestsäule und Stephansdom. Wien ist in anderer Gestalt darstellbar, nämlich als Präsenz einiger oder manchmal nur eines seiner Merkmale und Orte. Immer ist der Park im Spiel, der regelmäßig gegliederte, geometrische französische Garten, der mit geraden Baumreihen ein von der Umwelt gesondertes Geviert bildet. Schräg nach oben geklappt erscheint dieser Park als Trapez seit der „Arche des Odysseus“ in vielen Bildern, sei es als Park von Schönbrunn oder des Belvedere oder als einer der vielen kleineren geometrisch gegliederten Einschlüsse im Häusermeer der Stadt. Das sind Perspektiven und Prospekte abgezirkelter Sonntagnachmitagsspaziergänge, Hintergrundfolien, die zum Matrosenanzug passend entworfen wurden ...
Garten und Park aber bleiben für lange Zeit die beharrlich variierten Gestalten der frühen Erfahrung einer gartenarchitektonisch gestalteten Bedrängnis und geometrisierten Enge, grün zwar und bewachsen, aber vollständig reglementiert. Dem steht in dem Bild mit dem Titel „Zwei Kontinente“ der andere Kontinent entgegen, er ist weiter und größer. Der Parkgrundriss ragt in ihn nur hinein. Dort eingeschlossen ist das Porträt des Jungen. Sein Hintergrund ist blauer Himmel, sein Matrosenanzug ist weiß. Wie aus einer anderen Welt blickt er aus seinem Rahmen, der einer Struktur angehört, die nicht, noch nicht, die seinige ist. Denn auf den geometrisch abgezirkelten Flächen bewegen sich ameisenhaft, einzeln oder in Gruppen, viele winzige Figuren, Menschen. Die meisten sind Spaziergänger, die den Park „bevölkern“, andere bilden Haufen, rotten sich zusammen. Eine Rednertribüne ist aufgebaut mit Sonnenschirm darüber; in Marschformation zieht eine Demonstration mit dem Transparent an der Spitze nach rechts unten aus dem Bild heraus. Wofür oder wogegen sich ihre Aktivität richtet, ist aus der Ferne nicht mehr erkennbar. Das Verhalten von Mengen, von einzelnen und Massen, wird in Vogelperspektive als Merkmal registriert. ...
Märchenhaft ist der andere, größere Kontinent, frei und weit, eine gebirgige Wüste, in der seltsame Gewächse stehen. Bunt und schillernd der Schmetterlingsbaum, ein chimärisches Gewächs. Hier zum ersten Mal begegnet diese erstaunliche Erfindung, die fortan zu den regelmäßig wiederkehrenden Motiven gehört, Inbild gefährlicher Schönheit und Traumbild einer gänzlich anderen Welt, in der die Gesetze des Alltäglichen keine Gültigkeit haben. Der Schmetterling gewinnt als große Wunderblume Größe und Gestalt eines Baumes, dessen Stamm aus vielen Segmenten besteht, die an die Gestalt weiblicher Brüste erinnern. Das chimärische Gewächs wird begleitet von einem baumgroßen Schirmpilz und einer weißschimmernd-durchsichtigen, hinter der schroffen Bergkette stehenden Pflanze, einer riesigen Vergrößerung der jedem Kind geläufigen „Pustelblume“, dem Samenstand des Löwenzahns. Hier sind die Gegenwelten dicht beieinander, Realität und Utopia in Gestalt zweier Welten, die einander ausschließen.
Aus der oben angeführten Werkmonographie von Hans Holländer

Expertin: Mag. Elke Königseder Mag. Elke Königseder
+43-1-515 60-358

elke.koenigseder@dorotheum.at

25.11.2020 - 16:00

Erzielter Preis: **
EUR 133.357,-
Schätzwert:
EUR 80.000,- bis EUR 140.000,-

Rudolf Hausner *


(Wien 1914–1995)
„Zwei Kontinente“, signiert und datiert R. Hausner 61, auf der Rückseite betitelt
„2 Kontinente“, Tempera, Harzöl auf Leinwand
auf Novopanplatte, 60 x 299 cm, gerahmt
 

Abgebildet und verzeichnet:
Hans Holländer, Rudolf Hausner. Werkmonographie. Volker Huber, 1985,
Seite 259, WV-Nr. 36 (dort als Entstehungszeit 1962 angegeben) und farbige Abb. auf Seite 126,
Seite 127 Ausschnitt (in Farbe), Seiten 128–130 ganzseitig Details in Farbe, Seiten
245-246 - Rudolf Hausners Interpretation des Werkes „Zwei Kontinente“
aus 1970 mit Abb.
Wieland Schmied. Rudolf Hausner, Werner Hofmann (Hrsg.), Verlag Galerie Welz, 1970, Werkverzeichnis S. 146, Nr. 26 (mit Abb.), ganzseitige Farbabb. Tafeln 33, 34, Ausschnitte, Tafeln 35, 36, Seiten 33, 34 Text von Wieland Schmied: Ein Hauptwerk Rudolf Hausners ist sein Bild „Zwei Kontinente“ ...

Publiziert in:
Karl Maria Grimme: In der Zone des „Phantastischen“ Europa, 7, Europa-Verlag, Bad Reichenhall 1963
Günther Pfeiffer „Wiener Schule“ Kunst, 4/5, Verlag Trost, Mainz 1965
Rudolf Hausner Mizue, Kunstzeitschrift, 769, Tokio 1969
Friedhelm Häring. Labyrinth und Billard, Walltor-Verlag, Gießen 1991,
Seite 24, Abb. 7

Ausgestellt:
Surrealismus - phantastische Malerei der Gegenwart, Künstlerhaus Wien 1962
Salon de Mai, Musée d’Art Moderne, Paris, 1963, Alfred Kubin ed i Pittori fantastici Viennesi, Galleria Il Bilico, Rom 1963
Die Wiener Schule, Kestner Gesellschaft, Hannover, 1965
anschließend –
Städtisches Musem, Schloß Morsbroich, Leverkusen
Kuratorium, Kulturelles Frankfurt und Kulturamt Frankfurt a. M.
Kunstverein Pforzheim, Reuchlinhaus
Berliner Festwochen, Senat und Kunstamt
Berlin-Charlottenburg, Rathaus
Kunstverein Kassel
Zentralsparkasse der Gemeinde Wien
Rudolf Hausner, Künstlerhaus Wien, 1980, Kat.-Nr. 22, 2-seitige Farbabb.
Rudolf Hausner, The Tokyo Shimbun, 1982, ganzseitige Farbabb. im Katalog

„Ich begann an einem Landschaftsbild zu malen. Je länger ich daran arbeitete, umso deutlicher entwickelten sich zwei völlig unterschiedliche Bereiche. Der eine ist von einer Mauer umschlossen, der andere ist unbegrenzt ...“
Rudolf Hausner 1970

Die Stadt, in der Hausner, gewissermaßen im Matrosenanzug seiner Bilder, aufwuchs, ist natürlich eines seiner beständig wiederkehrenden Motive. Doch ist die Auswahl ebenso begrenzt wie charakteristisch: Nicht die Stadt überhaupt mit ihren alltäglichen Straßenansichten wird dargestellt, auch keine Donauperspektiven, oder das Zentrum mit Pestsäule und Stephansdom. Wien ist in anderer Gestalt darstellbar, nämlich als Präsenz einiger oder manchmal nur eines seiner Merkmale und Orte. Immer ist der Park im Spiel, der regelmäßig gegliederte, geometrische französische Garten, der mit geraden Baumreihen ein von der Umwelt gesondertes Geviert bildet. Schräg nach oben geklappt erscheint dieser Park als Trapez seit der „Arche des Odysseus“ in vielen Bildern, sei es als Park von Schönbrunn oder des Belvedere oder als einer der vielen kleineren geometrisch gegliederten Einschlüsse im Häusermeer der Stadt. Das sind Perspektiven und Prospekte abgezirkelter Sonntagnachmitagsspaziergänge, Hintergrundfolien, die zum Matrosenanzug passend entworfen wurden ...
Garten und Park aber bleiben für lange Zeit die beharrlich variierten Gestalten der frühen Erfahrung einer gartenarchitektonisch gestalteten Bedrängnis und geometrisierten Enge, grün zwar und bewachsen, aber vollständig reglementiert. Dem steht in dem Bild mit dem Titel „Zwei Kontinente“ der andere Kontinent entgegen, er ist weiter und größer. Der Parkgrundriss ragt in ihn nur hinein. Dort eingeschlossen ist das Porträt des Jungen. Sein Hintergrund ist blauer Himmel, sein Matrosenanzug ist weiß. Wie aus einer anderen Welt blickt er aus seinem Rahmen, der einer Struktur angehört, die nicht, noch nicht, die seinige ist. Denn auf den geometrisch abgezirkelten Flächen bewegen sich ameisenhaft, einzeln oder in Gruppen, viele winzige Figuren, Menschen. Die meisten sind Spaziergänger, die den Park „bevölkern“, andere bilden Haufen, rotten sich zusammen. Eine Rednertribüne ist aufgebaut mit Sonnenschirm darüber; in Marschformation zieht eine Demonstration mit dem Transparent an der Spitze nach rechts unten aus dem Bild heraus. Wofür oder wogegen sich ihre Aktivität richtet, ist aus der Ferne nicht mehr erkennbar. Das Verhalten von Mengen, von einzelnen und Massen, wird in Vogelperspektive als Merkmal registriert. ...
Märchenhaft ist der andere, größere Kontinent, frei und weit, eine gebirgige Wüste, in der seltsame Gewächse stehen. Bunt und schillernd der Schmetterlingsbaum, ein chimärisches Gewächs. Hier zum ersten Mal begegnet diese erstaunliche Erfindung, die fortan zu den regelmäßig wiederkehrenden Motiven gehört, Inbild gefährlicher Schönheit und Traumbild einer gänzlich anderen Welt, in der die Gesetze des Alltäglichen keine Gültigkeit haben. Der Schmetterling gewinnt als große Wunderblume Größe und Gestalt eines Baumes, dessen Stamm aus vielen Segmenten besteht, die an die Gestalt weiblicher Brüste erinnern. Das chimärische Gewächs wird begleitet von einem baumgroßen Schirmpilz und einer weißschimmernd-durchsichtigen, hinter der schroffen Bergkette stehenden Pflanze, einer riesigen Vergrößerung der jedem Kind geläufigen „Pustelblume“, dem Samenstand des Löwenzahns. Hier sind die Gegenwelten dicht beieinander, Realität und Utopia in Gestalt zweier Welten, die einander ausschließen.
Aus der oben angeführten Werkmonographie von Hans Holländer

Expertin: Mag. Elke Königseder Mag. Elke Königseder
+43-1-515 60-358

elke.koenigseder@dorotheum.at


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: Zeitgenössische Kunst I
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 25.11.2020 - 16:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: online


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer(für Lieferland Österreich)

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