Lot Nr. 16


Jacob Isaacsz. van Swanenburg, Umkreis oder Nachfolge, 17. Jahrhundert


Jacob Isaacsz. van Swanenburg, Umkreis oder Nachfolge, 17. Jahrhundert - Osterauktion

(1571 Leiden-Utrecht 1638),
Die Versuchung des Hl. Antonius des Einsiedlers, Öl auf Eichenholz, ca. 40 x 50 cm, rückseitig: Etikett des k. u. k. Restaurators Herm. Ritschl (Wien) mit der Restaurier-Buch Nr. 4411 (März 1910) und Angabe der Gräflich Czernin'schen Galerie als Besitzer, Profilrahmen mit Wellenleisten, restauriert Ruf 3600

Provenienz:
Gräflich Czerninsche Galerie Wien; Wiener Privatsammlung; Dorotheum, Wien, 5.6.2002, Los 252; Süddeutsche Privatsammlung

Jacob Isaacsz. van Swanenburg verbrachte rund 20 Jahre in Italien, wo er sich um 1589 in Neapel niederließ und bereits seine Gemälde mit Hexen- und Teufelsszenen ausgestellt hatte. Nach der endgültigen Rückkehr mit seiner Familie nach Leiden 1618 war van Swanenburg Rembrandts erster Lehrmeister und hatte künstlerischen Erfolg bei verschiedenen Auftraggebern. Bisher wurden nur wenige Bilder van Swanenburg aufgrund des bekannten Monogramms „IVS“ zugeordnet oder ihm stilistisch zugeschrieben. Neben Stadt- und Architekturansichten spezialisierte er sich vor allem auf Historiendarstellungen in der Unterwelt oder höllenähnliche Themen.

Das vorliegende Gemälde lässt sich dem Stil und Motivvokabular van Swanenburgs annähern. Seine Komposition basiert auf der Radierung mit der ‚Versuchung des Hl. Antonius‘ ( ca. 36 x 46 cm, kleine Abb.), die der lothringische Zeichner und Stecher Jacques Callot (1592-1635) in seinem Sterbejahr 1635 ausführte. Callot arbeitete ebenfalls lange Zeit in Italien, vornehmlich für die Medici. Er gehört zu den ersten Künstlern, die ausschließlich als Grafiker tätig waren. Sein enormes Oevre umfasst mehr als 1400 Kupferstiche und Radierungen, die einen Höhepunkt in der Barockgrafik markieren. Die Versuchung des Antonius, von der Callot bereits eine erste Fassung 1617 ausführte, zählt zu seinen einflussreichsten Hauptwerken.

Das Bild folgt weitgehend der ähnlich großen Radierung Callots, der die Standhaftigkeit des Einsiedlers Antonius Abbas in seinen dämonischen wie erotischen Halluzinationen als großes Spektakel von scheinbar unzähligen fantastischen Kreaturen in einem bühnenhaften Terrain inszeniert. Sie sind teils einzeln oder szenisch wie in einer überbordenden Orgie vereint, die einem Hexensabbat gleicht und in der sich der wehrhafte Heilige als „Randnotiz“ (im unteren rechten Bereich) vor einer Kirchenruine ausnimmt. Das über allem dominierende Drachenwesen in Callots Stich ist im Gemälde vereinfacht gemalt und manche Figuren wurden ausgespart, um die Komposition dem Format anzupassen. Doch insgesamt wird die Stichvorlage relativ genau wiedergegeben.
Dem Höllenspektakel entsprechend ist das Kolorit düster grisailleähnlich gehalten, wodurch weißliche bis rötliche Lichtpartien überaus effektvoll zur Geltung kommen.

Eine Ausführung durch van Swanenburg in dessen letzten Schaffensjahren erscheint nicht gänzlich gerechtfertigt, obwohl man dem Künstler bereits eine Wiedergabe von Callots Erstfassung der Versuchung zuschreibt (Lempertz, Köln, 21.5.2016, Los 1248) wurde. Zumindest ist aber eine Entstehung im Umkreis oder in der Nachfolge des Künstlers anzunehmen. In jedem Fall bringt die jüngste Restaurierung ein malerisch bemerkenswertes Erscheinungsbild zum Vorschein, mit dem sich das Gemälde unter den zahlreichen Unterwelt- und Höllendarstellungen des 17. Jahrhunderts als besonderes Exemplar behaupten kann.

Tobias Nickel

Experte: Mag. Dr. Tobias Nickel Mag. Dr. Tobias Nickel
+43-662-871671-21

experts-salzburg@dorotheum.at

31.03.2021 - 14:11

Erzielter Preis: **
EUR 14.050,-
Schätzwert:
EUR 6.000,- bis EUR 8.000,-
Startpreis:
EUR 3.600,-

Jacob Isaacsz. van Swanenburg, Umkreis oder Nachfolge, 17. Jahrhundert


(1571 Leiden-Utrecht 1638),
Die Versuchung des Hl. Antonius des Einsiedlers, Öl auf Eichenholz, ca. 40 x 50 cm, rückseitig: Etikett des k. u. k. Restaurators Herm. Ritschl (Wien) mit der Restaurier-Buch Nr. 4411 (März 1910) und Angabe der Gräflich Czernin'schen Galerie als Besitzer, Profilrahmen mit Wellenleisten, restauriert Ruf 3600

Provenienz:
Gräflich Czerninsche Galerie Wien; Wiener Privatsammlung; Dorotheum, Wien, 5.6.2002, Los 252; Süddeutsche Privatsammlung

Jacob Isaacsz. van Swanenburg verbrachte rund 20 Jahre in Italien, wo er sich um 1589 in Neapel niederließ und bereits seine Gemälde mit Hexen- und Teufelsszenen ausgestellt hatte. Nach der endgültigen Rückkehr mit seiner Familie nach Leiden 1618 war van Swanenburg Rembrandts erster Lehrmeister und hatte künstlerischen Erfolg bei verschiedenen Auftraggebern. Bisher wurden nur wenige Bilder van Swanenburg aufgrund des bekannten Monogramms „IVS“ zugeordnet oder ihm stilistisch zugeschrieben. Neben Stadt- und Architekturansichten spezialisierte er sich vor allem auf Historiendarstellungen in der Unterwelt oder höllenähnliche Themen.

Das vorliegende Gemälde lässt sich dem Stil und Motivvokabular van Swanenburgs annähern. Seine Komposition basiert auf der Radierung mit der ‚Versuchung des Hl. Antonius‘ ( ca. 36 x 46 cm, kleine Abb.), die der lothringische Zeichner und Stecher Jacques Callot (1592-1635) in seinem Sterbejahr 1635 ausführte. Callot arbeitete ebenfalls lange Zeit in Italien, vornehmlich für die Medici. Er gehört zu den ersten Künstlern, die ausschließlich als Grafiker tätig waren. Sein enormes Oevre umfasst mehr als 1400 Kupferstiche und Radierungen, die einen Höhepunkt in der Barockgrafik markieren. Die Versuchung des Antonius, von der Callot bereits eine erste Fassung 1617 ausführte, zählt zu seinen einflussreichsten Hauptwerken.

Das Bild folgt weitgehend der ähnlich großen Radierung Callots, der die Standhaftigkeit des Einsiedlers Antonius Abbas in seinen dämonischen wie erotischen Halluzinationen als großes Spektakel von scheinbar unzähligen fantastischen Kreaturen in einem bühnenhaften Terrain inszeniert. Sie sind teils einzeln oder szenisch wie in einer überbordenden Orgie vereint, die einem Hexensabbat gleicht und in der sich der wehrhafte Heilige als „Randnotiz“ (im unteren rechten Bereich) vor einer Kirchenruine ausnimmt. Das über allem dominierende Drachenwesen in Callots Stich ist im Gemälde vereinfacht gemalt und manche Figuren wurden ausgespart, um die Komposition dem Format anzupassen. Doch insgesamt wird die Stichvorlage relativ genau wiedergegeben.
Dem Höllenspektakel entsprechend ist das Kolorit düster grisailleähnlich gehalten, wodurch weißliche bis rötliche Lichtpartien überaus effektvoll zur Geltung kommen.

Eine Ausführung durch van Swanenburg in dessen letzten Schaffensjahren erscheint nicht gänzlich gerechtfertigt, obwohl man dem Künstler bereits eine Wiedergabe von Callots Erstfassung der Versuchung zuschreibt (Lempertz, Köln, 21.5.2016, Los 1248) wurde. Zumindest ist aber eine Entstehung im Umkreis oder in der Nachfolge des Künstlers anzunehmen. In jedem Fall bringt die jüngste Restaurierung ein malerisch bemerkenswertes Erscheinungsbild zum Vorschein, mit dem sich das Gemälde unter den zahlreichen Unterwelt- und Höllendarstellungen des 17. Jahrhunderts als besonderes Exemplar behaupten kann.

Tobias Nickel

Experte: Mag. Dr. Tobias Nickel Mag. Dr. Tobias Nickel
+43-662-871671-21

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Käufer Hotline Mo.-Fr.: 09.00 - 18.00, Sa.: 09.00 - 13.00
clients-sbg@dorotheum.at

+43 662 871671 22
Auktion: Osterauktion
Auktionstyp: Online Auction
Datum: 31.03.2021 - 14:11
Auktionsort: Salzburg
Besichtigung: 23.03. - 31.03.2021


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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