Lot Nr. 130 -


Zanino di Pietro


Zanino di Pietro - Alte Meister II

(Bologna tätig 1389–1448 Venedig)
Pietà, Öl auf Holz, 76 x 39,5 cm, gerahmt

Wir danken Mauro Minardi, der die Zuschreibung vorgeschlagen hat, für seine Hilfe bei der Katalogisierung.

Zanino di Pietro, gen. Giovanni di Francia, war ein Maler französischer Herkunft, der in Venedig tätig war. In dem kosmopolitischen Zentrum traf die italienische Kunsttradition auf nordeuropäische Einflüsse.

Das vorliegende Werk zeigt eine ungewöhnliche Komposition des Themas der Imago pietatis; im 14. und 15. Jahrhundert wurde die Gestalt Christi in der italienischen Malerei gewöhnlich als Brustbild wiedergegeben. In diesem Werk ist der von der Gottesmutter und dem Evangelisten Johannes gestützte Leichnam Christi jedoch ganzfigurig in aufrechter Haltung zu sehen. Die Ikonografie geht auf die deutsche Bildsprache des Schmerzensmanns zurück, bei dem die aufrechte Gestalt Christi häufig zusammen mit den Leidenswerkzeugen dargestellt wird.

Wie Panofsky in seinem Aufsatz zur Imago pietatis ausgeführt hat, rührte die Popularität des Themas von der Verbreitung des Kults um die Verehrung der Wundmale Christi und der Einführung des Festes der fünf Wunden in den liturgischen Kalender durch Papst Innozenz VI. im Jahr 1362 her (siehe E. Panofksy, „Imago Pietatis“. Ein Beitrag zur Typengeschichte des „Schmerzensmanns“ und der „Maria Mediatrix“, in: Festschrift für Max Friedländer zum 60. Geburtstag, Leipzig 1927). Auf der vorliegenden Tafel sind besagte Stellen durch die Verwendung erhabener Pastiglia im Bereich der Dornenkrone und der Wunden Christi betont.

Das vorliegende Werk entstand mit dem Einzug des Humanismus in das Genre der Andachtsmalerei und ist bezeichnend für die ikonografische Entwicklung der Imago pietatis. Der Menschlichkeitsaspekt ist zentral für die intendierte Wahrnehmung des Gemäldes. Beide frontal wiedergegebene Figuren stützen den leblosen Körper Christi gleichberechtigt mit eindrucksvoller Theatralität, wobei die Gottesmutter sich mit Pathos an den Betrachter wendet und der heilige Johannes den Blick schmerzvoll abwendet. Die drei Figuren sind gleich groß und füllen den gesamten Bildraum aus, was ihre Gemeinsamkeit und innige Ergriffenheit betont. Maria und Johannes stehen hinter Christus und präsentieren ihn sozusagen den Gläubigen. Das Haupt der Gottesmutter ist leicht nach außen zur oberen Ecke hin geneigt, fast als würde sie an dem von der Dornenkrone verursachten Schmerz mitleiden. Die genau beobachtete Darstellung des Knies Christi, das unter dem Mantel der Madonna verschwindet, während sie ihre Kraft zusammennimmt, um das Gewicht seiner Glieder zu stützen, verstärkt den Eindruck der Verzweiflung, den die Szene erweckt.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com

09.06.2021 - 16:00

Erzielter Preis: **
EUR 23.101,-
Schätzwert:
EUR 20.000,- bis EUR 30.000,-

Zanino di Pietro


(Bologna tätig 1389–1448 Venedig)
Pietà, Öl auf Holz, 76 x 39,5 cm, gerahmt

Wir danken Mauro Minardi, der die Zuschreibung vorgeschlagen hat, für seine Hilfe bei der Katalogisierung.

Zanino di Pietro, gen. Giovanni di Francia, war ein Maler französischer Herkunft, der in Venedig tätig war. In dem kosmopolitischen Zentrum traf die italienische Kunsttradition auf nordeuropäische Einflüsse.

Das vorliegende Werk zeigt eine ungewöhnliche Komposition des Themas der Imago pietatis; im 14. und 15. Jahrhundert wurde die Gestalt Christi in der italienischen Malerei gewöhnlich als Brustbild wiedergegeben. In diesem Werk ist der von der Gottesmutter und dem Evangelisten Johannes gestützte Leichnam Christi jedoch ganzfigurig in aufrechter Haltung zu sehen. Die Ikonografie geht auf die deutsche Bildsprache des Schmerzensmanns zurück, bei dem die aufrechte Gestalt Christi häufig zusammen mit den Leidenswerkzeugen dargestellt wird.

Wie Panofsky in seinem Aufsatz zur Imago pietatis ausgeführt hat, rührte die Popularität des Themas von der Verbreitung des Kults um die Verehrung der Wundmale Christi und der Einführung des Festes der fünf Wunden in den liturgischen Kalender durch Papst Innozenz VI. im Jahr 1362 her (siehe E. Panofksy, „Imago Pietatis“. Ein Beitrag zur Typengeschichte des „Schmerzensmanns“ und der „Maria Mediatrix“, in: Festschrift für Max Friedländer zum 60. Geburtstag, Leipzig 1927). Auf der vorliegenden Tafel sind besagte Stellen durch die Verwendung erhabener Pastiglia im Bereich der Dornenkrone und der Wunden Christi betont.

Das vorliegende Werk entstand mit dem Einzug des Humanismus in das Genre der Andachtsmalerei und ist bezeichnend für die ikonografische Entwicklung der Imago pietatis. Der Menschlichkeitsaspekt ist zentral für die intendierte Wahrnehmung des Gemäldes. Beide frontal wiedergegebene Figuren stützen den leblosen Körper Christi gleichberechtigt mit eindrucksvoller Theatralität, wobei die Gottesmutter sich mit Pathos an den Betrachter wendet und der heilige Johannes den Blick schmerzvoll abwendet. Die drei Figuren sind gleich groß und füllen den gesamten Bildraum aus, was ihre Gemeinsamkeit und innige Ergriffenheit betont. Maria und Johannes stehen hinter Christus und präsentieren ihn sozusagen den Gläubigen. Das Haupt der Gottesmutter ist leicht nach außen zur oberen Ecke hin geneigt, fast als würde sie an dem von der Dornenkrone verursachten Schmerz mitleiden. Die genau beobachtete Darstellung des Knies Christi, das unter dem Mantel der Madonna verschwindet, während sie ihre Kraft zusammennimmt, um das Gewicht seiner Glieder zu stützen, verstärkt den Eindruck der Verzweiflung, den die Szene erweckt.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister II
Auktionstyp: Online Auction
Datum: 09.06.2021 - 16:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 29.05. - 08.06.2021


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer(für Lieferland Österreich)

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