(Verona 1707–1762 St. Petersburg)
June Frau mit Maske und Granatapfel,
Öl auf Leinwand, 62,5 x 53 cm, gerahmt

Wir danken Enrico Lucchese, der die Zuschreibung bestätigt hat.

Die junge Frau ist in ein traditionelles Kostüm mit typischer Kopfbedeckung gekleidet. Sie verdeckt zum Teil ihr Gesicht hinter einer moretta, der klassischen schwarzen venezianischen Maske, auch muta genannt: Denn um sie an der richtigen Stelle festzumachen, musste der Träger oder die Trägerin sie vor dem Mund mittels eines Knopfes zwischen den Zähnen festhalten (siehe G. Boerio, Dizionario del dialetto veneziano, Venedig 1829, S. 362). Die Frau trägt frische Blumen am Mieder, in der Rechten hält sie einen Fruchtbarkeit symbolisierenden Granatapfel, den sie dem Betrachter anbietet. Die Verbindung von Frucht und Maske spielt eine vielsagende Rolle, die zweifellos beabsichtigt ist.

Das Werk fügt sich in eine umfangreiche Gruppe von – sowohl realen als auch imaginierten – Charakterköpfen von Pietro Antonio Rotari, einem Meister des 18. Jahrhunderts. Insbesondere seine petites tableaux d’expression stellen Frauen dar, die unterschiedliche Gefühle zum Ausdruck bringen; diese Werke stießen in Italien auf Bewunderung und wurden in den Hauptstädten in ganz Europa Mode.

Ein Gemälde desselben Bildthemas befindet sich auf Schloss Peterhof in St. Petersburg unter den insgesamt 368 Charakterköpfen, welche die 1764 von Katharina II. beauftragte sogenannte „Galerie der Schönheiten“ schmücken (siehe M. Polazzo, Pietro Rotari pittore veronese del Settecento [1707–1762], Verona 1990, S. 84, 104). Pietro Antonio Rotari, der in Wien und Dresden gearbeitet hatte, wurde 1756 an den St. Petersburger Hof von Kaiserin Elisabeth I. von Russland gerufen, die ihn zum Hofmaler ernannte.