Lot Nr. 187


Peter Joseph Lützenkirchen zugeschrieben/attributed


Peter Joseph Lützenkirchen zugeschrieben/attributed - Meisterzeichnungen und Druckgraphik bis 1900, Aquarelle, Miniaturen

(1775–1820)
Bildnis des Erzherzog Carl in Feldmarschallsuniform mit dem Goldenen Vlies und Bildnis der Prinzessin Henriette von Nassau-Weilburg, Gemahlin Erzherzogs Carl, in weißem Kleid vor Landschaftshintergrund, verso betitelt „Erzherzog Carl Sieger von Aspern“ bzw. „Henriette Prinzessin von Hessen Nassau-Weilburg, Gemahlin des Erzherzogs Carl des Siegers von Aspern“, Aquarell, Gouache auf Elfenbein, rund, DM 9 bzw. 10 cm, gerahmt, (2) (BH)

Provenienz:
Dorotheum Wien, 15. November 1955, Los 196 und 197 (als Natale Schiavoni zugeschrieben); Privatbesitz Österreich.

Ausgestellt:
Schloss Weilburg in Baden: Symbol einer Liebe, Baden 2015.

Unterliegt dem Artenschutz (ASA)

Erzherzog Carl von Österreich war der Sohn des Großherzogs der Toskana, Leopold und seiner Gattin Maria Ludovica von Spanien. Carl zeigte von früh auf Begeisterung für militärische Dinge. Als Kriegsminister konnte er schließlich auch einige Reformen der österreichischen Armee umsetzen. In das historische Bewusstsein der Nachwelt ging Carl als „Sieger von Aspern“ ein, als er im Mai 1809 die Feldschlacht von Aspern gegen Napoleon für sich entscheiden konnte.

Im Jahre 1815 lernte Carl auf Schloss Weilburg an der Lahn die erst 17-jährige Prinzessin Henriette von Nassau-Weilburg kennen. Während der Verlobungszeit schrieben die Verliebten einander viele Briefe, die erhalten sind und von der wachsenden Liebe zueinander zeugen. Bilder der beiden wurden angefertigt und einander zugeschickt. Man erfährt aus den Briefen, dass sich Erzherzog Carl und Prinzessin Henriette nach ihrer Verlobung von dem damals bekannten Maler und Kupferstecher Peter Joseph Lützenkirchen (1775-1820) porträtieren ließen. Carls Bildnis ist als Schabbild erhalten (ÖNB Wien, Porträtsammlung, abgebildet in: Bettina Nezval, Schloss Weilburg in Baden, Symbol einer Liebe, Baden 2015, S 29-33), Henriettes Bildnis konnte noch nicht eindeutig zugeordnet werden. In einem Brief Henriettes an Carl vom 17. Juli 1815 heißt es:
„…Heute morgen erhielt ich das versprochene Kupfer welches Graf Grünne an Herrn von Dungeon geschickt hat. Unendlich freut es mich, und ich muß nun selbst gestehen, daß gegen dieses mein früheres in der Ähnlichkeit weit zurücksteht…“ Weiters in einem Brief Carls an Henriette vom 19. Juli 1815: „…Gf. Grünne war über die gute Aufnahme meines Portraits sehr erfreut u. Ihnen sehr dankbar für den Auftrag welchen Sie mir für Ihn gaben...“ Am 1. August 1815 erwiderte Henriette: „…Sobald mein Brief beendet ist, wird Lützenkirchen erscheinen, es ist mir leid, daß mein Bild vor Biebrich nicht mehr fertig werden kann: das Ihrige muß oft seinen Platz über den Kanapee verlaßen um in beßeren Licht betrachtet zu werden, je mehr ich es ansehe, desto ähnlicher finde ich es. Auch nach Biebrich werde ich es mitnehmen, weil ich mich jetzt unmöglich davon trennen kann…“ Erst am 22. August konnte Henriette ihr Porträt an Carl senden. (Briefe im Ungarischen Nationalarchiv, zit. Bettina Nezval, Schloss Weilburg in Baden, Symbol einer Liebe, Baden 2015, S 29-33).

Nachdem der Kaiser die Zustimmung zu der protestantischen Auserwählten gegeben hatte, konnte die Hochzeit 1815 auf Schloss Weilburg an der Lahn stattfinden. 1820 ließ Erzherzog Carl für seine junge Frau Schloss Weilburg bei Baden als Sommersitz vom Architekten Joseph Kornhäusel errichten. Nach der Fertigstellung zog sich das Paar dorthin ins Privatleben zurück. Die Weilburg war – bevor sie 1964 nach Kriegsschäden abgerissen wurde - einer der bedeutendsten klassizisti­schen Bauten in Österreich. Durch die schöne Lage war sie oft Motiv für viele Maler.

In welchem Bezug zu Peter Joseph Lützenkirchen die beiden vorliegenden Miniaturen stehen, ist schwierig festzustellen, da von der Hand Lützenkirchens kaum Werke auf uns gekommen sind. Ein Selbstbildnis des Künstlers, entstanden um 1805, befindet sich im Kölnischen Stadtmuseum, eine Miniatur befindet sich im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg und zwei Miniaturen wurden im Dorotheum Wien am 2. April 2015 als Los 385 versteigert. Josef Giesen, schreibt auf Seite 131 in seinem Artikel „Der Maler P. J. Lützenkirchen, ein Freund Wallrafs“, in: Jahrbuch des Kölnischen Geschichtsvereins, Bd. 8/9, 1927, S 122–134:
„Die Empfehlung von Steins trug Lützenkirchen zweifellos eine Reihe von weiteren Aufträgen ein. Man kann wohl sagen, daß er alle großen Männer der damaligen Zeit verewigt hat, ob in Oelgemälden oder in Miniaturen, das ist nicht festzustellen. Von Nassau spinnen sich die Fäden nach Weilburg. Die Prinzessin Henriette von Nassau-Weilburg vermählte sich 1815 in Mainz mit Erzherzog Karl von Oesterreich, dem Sieger von Aspern. Lützenkirchen hatte die Ehre, die Fürstlichkeiten zu malen. Dank einem Schabkunstblatt, das Lützenkirchen nach dem Bilde Karls machte, ist uns das Porträt des klugen, feinnervigen Aristokraten bekannt, während das Originalbild wohl in irgendeiner Wiener Sammlung steckt.“

19.10.2021 - 16:01

Schätzwert:
EUR 3.600,- bis EUR 4.000,-

Peter Joseph Lützenkirchen zugeschrieben/attributed


(1775–1820)
Bildnis des Erzherzog Carl in Feldmarschallsuniform mit dem Goldenen Vlies und Bildnis der Prinzessin Henriette von Nassau-Weilburg, Gemahlin Erzherzogs Carl, in weißem Kleid vor Landschaftshintergrund, verso betitelt „Erzherzog Carl Sieger von Aspern“ bzw. „Henriette Prinzessin von Hessen Nassau-Weilburg, Gemahlin des Erzherzogs Carl des Siegers von Aspern“, Aquarell, Gouache auf Elfenbein, rund, DM 9 bzw. 10 cm, gerahmt, (2) (BH)

Provenienz:
Dorotheum Wien, 15. November 1955, Los 196 und 197 (als Natale Schiavoni zugeschrieben); Privatbesitz Österreich.

Ausgestellt:
Schloss Weilburg in Baden: Symbol einer Liebe, Baden 2015.

Unterliegt dem Artenschutz (ASA)

Erzherzog Carl von Österreich war der Sohn des Großherzogs der Toskana, Leopold und seiner Gattin Maria Ludovica von Spanien. Carl zeigte von früh auf Begeisterung für militärische Dinge. Als Kriegsminister konnte er schließlich auch einige Reformen der österreichischen Armee umsetzen. In das historische Bewusstsein der Nachwelt ging Carl als „Sieger von Aspern“ ein, als er im Mai 1809 die Feldschlacht von Aspern gegen Napoleon für sich entscheiden konnte.

Im Jahre 1815 lernte Carl auf Schloss Weilburg an der Lahn die erst 17-jährige Prinzessin Henriette von Nassau-Weilburg kennen. Während der Verlobungszeit schrieben die Verliebten einander viele Briefe, die erhalten sind und von der wachsenden Liebe zueinander zeugen. Bilder der beiden wurden angefertigt und einander zugeschickt. Man erfährt aus den Briefen, dass sich Erzherzog Carl und Prinzessin Henriette nach ihrer Verlobung von dem damals bekannten Maler und Kupferstecher Peter Joseph Lützenkirchen (1775-1820) porträtieren ließen. Carls Bildnis ist als Schabbild erhalten (ÖNB Wien, Porträtsammlung, abgebildet in: Bettina Nezval, Schloss Weilburg in Baden, Symbol einer Liebe, Baden 2015, S 29-33), Henriettes Bildnis konnte noch nicht eindeutig zugeordnet werden. In einem Brief Henriettes an Carl vom 17. Juli 1815 heißt es:
„…Heute morgen erhielt ich das versprochene Kupfer welches Graf Grünne an Herrn von Dungeon geschickt hat. Unendlich freut es mich, und ich muß nun selbst gestehen, daß gegen dieses mein früheres in der Ähnlichkeit weit zurücksteht…“ Weiters in einem Brief Carls an Henriette vom 19. Juli 1815: „…Gf. Grünne war über die gute Aufnahme meines Portraits sehr erfreut u. Ihnen sehr dankbar für den Auftrag welchen Sie mir für Ihn gaben...“ Am 1. August 1815 erwiderte Henriette: „…Sobald mein Brief beendet ist, wird Lützenkirchen erscheinen, es ist mir leid, daß mein Bild vor Biebrich nicht mehr fertig werden kann: das Ihrige muß oft seinen Platz über den Kanapee verlaßen um in beßeren Licht betrachtet zu werden, je mehr ich es ansehe, desto ähnlicher finde ich es. Auch nach Biebrich werde ich es mitnehmen, weil ich mich jetzt unmöglich davon trennen kann…“ Erst am 22. August konnte Henriette ihr Porträt an Carl senden. (Briefe im Ungarischen Nationalarchiv, zit. Bettina Nezval, Schloss Weilburg in Baden, Symbol einer Liebe, Baden 2015, S 29-33).

Nachdem der Kaiser die Zustimmung zu der protestantischen Auserwählten gegeben hatte, konnte die Hochzeit 1815 auf Schloss Weilburg an der Lahn stattfinden. 1820 ließ Erzherzog Carl für seine junge Frau Schloss Weilburg bei Baden als Sommersitz vom Architekten Joseph Kornhäusel errichten. Nach der Fertigstellung zog sich das Paar dorthin ins Privatleben zurück. Die Weilburg war – bevor sie 1964 nach Kriegsschäden abgerissen wurde - einer der bedeutendsten klassizisti­schen Bauten in Österreich. Durch die schöne Lage war sie oft Motiv für viele Maler.

In welchem Bezug zu Peter Joseph Lützenkirchen die beiden vorliegenden Miniaturen stehen, ist schwierig festzustellen, da von der Hand Lützenkirchens kaum Werke auf uns gekommen sind. Ein Selbstbildnis des Künstlers, entstanden um 1805, befindet sich im Kölnischen Stadtmuseum, eine Miniatur befindet sich im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg und zwei Miniaturen wurden im Dorotheum Wien am 2. April 2015 als Los 385 versteigert. Josef Giesen, schreibt auf Seite 131 in seinem Artikel „Der Maler P. J. Lützenkirchen, ein Freund Wallrafs“, in: Jahrbuch des Kölnischen Geschichtsvereins, Bd. 8/9, 1927, S 122–134:
„Die Empfehlung von Steins trug Lützenkirchen zweifellos eine Reihe von weiteren Aufträgen ein. Man kann wohl sagen, daß er alle großen Männer der damaligen Zeit verewigt hat, ob in Oelgemälden oder in Miniaturen, das ist nicht festzustellen. Von Nassau spinnen sich die Fäden nach Weilburg. Die Prinzessin Henriette von Nassau-Weilburg vermählte sich 1815 in Mainz mit Erzherzog Karl von Oesterreich, dem Sieger von Aspern. Lützenkirchen hatte die Ehre, die Fürstlichkeiten zu malen. Dank einem Schabkunstblatt, das Lützenkirchen nach dem Bilde Karls machte, ist uns das Porträt des klugen, feinnervigen Aristokraten bekannt, während das Originalbild wohl in irgendeiner Wiener Sammlung steckt.“


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: Meisterzeichnungen und Druckgraphik bis 1900, Aquarelle, Miniaturen
Auktionstyp: Online Auction
Datum: 19.10.2021 - 16:01
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 13.10. - 19.10.2021