Lot Nr. 408


Apollonio Facchinetti, gen. Domenichini, Meister der Veduten der Stiftung Langmatt


Apollonio Facchinetti, gen. Domenichini, Meister der Veduten der Stiftung Langmatt - Alte Meister II

(Venedig 1715–1757)
Sant’Elena und das Kloster San Nicolò al Lido am Himmelfahrtstag,
Öl auf Leinwand, 71,2 x 141 cm, gerahmt

Provenienz:
Auktion, Rieunier & Associés, Paris, 3. Dezember 2012, Lot 36 (als Francesco Tironi);
europäische Privatsammlung

Vierzig Tage nach Ostern, zu Christi Himmelfahrt, findet die Festa della Sensa, eine Prozession von ins Meer hinausfahrenden Schiffen statt: ein Symbol der Verbindung Venedigs mit dem Meer. Der Fahrt des Bucintoro, der Barke des Dogen, hinaus in die Lagune folgen zahlreiche Bürger und Händler in ihren Gondeln und Booten. Das Ereignis und die pittoresken Feierlichkeiten boten schon an sich einen idealen Bildgegenstand für Maler venezianischer Veduten. Auf dem vorliegenden Gemälde befindet sich die Barke des Dogen gerade zwischen San Nicolò di Lido, zu sehen im rechten Hintergrund, und Sant’Elena links. Domenichinis Pinselführung zeichnet sich durch einen gewandten, dynamischen Farbauftrag aus. Die mit schnellen Pinselstrichen und hellen Farben wiedergegebenen Figuren gleichen schwerelos tanzenden Silhouetten in diesem detailreichen Schaufenster Venedigs, in dem der festliche Charakter der Zeremonie eingefangen wird.

Der Name des Meisters leitet sich von einer Reihe von dreizehn Veduten in der namengebenden Stiftung Langmatt in Baden in der Schweiz ab (siehe Mythos Venedig. Venezianische Veduten des 18. Jahrhunderts, Ausstellungskatalog, Museum Langmatt, Baden 1994, S. 62–117). Die Hypothese, dass es sich bei Apollonio Domenichini um jenen Maler handeln könnte, dem man diese große Gruppe fein ausgeführter, unverwechselbarer Veduten allgemein zuschreibt, wurde ausgiebig von Experten für venezianische Malerei diskutiert. Doch erst mit der Entdeckung einer hinter der Doublierung der Originalleinwand verborgenen Beschriftung konnte Domenichini endgültig als Maler der Langmatt-Veduten identifiziert werden.

Der Name Domenichinis scheint für das Jahr 1757 in der Fraglia, der venezianischen Malergilde, auf (Favaro 1975, S. 158). Obwohl Hinweise zu seinem Leben relativ rar sind, haben Kunsthistoriker begonnen, auf Grundlage der Gemälde und verschiedener archivalischer Quellen ein vollständigeres Bild zu rekonstruieren. Jüngst hat Lino Moretti, der auch das Geburtsjahr des venezianischen Künstlers mit 1715 ermittelt hat (siehe L. Moretti, Di Apollonio Facchinetti detto Domenichini [1715–1757] e altri pittori di quella famiglia, in: Arte Veneta, 68, S. 319–323), dargelegt, dass sein richtiger Nachname eigentlich Facchinetti lauten würde. Diese Erkenntnis beruht auf einer mit 6. August 1702 datierten Urkunde, wo der Vater des Künstlers, der ebenfalls Maler war, mit „Domenico Facchinetti detto Domenichini“ genannt wird, was den Schluss zulässt, dass Domenichini ein Beiname war, den man den Künstlern der Familie Facchinetti gab.

Domenichini war möglicherweise ein Schüler von Luca Carlevarijs (1663–1730) und scheint ab etwa 1740 als unabhängiger Künstler tätig gewesen zu sein. Die zusammengehörige Werkgruppe der Stiftung Langmatt hat man aufgrund architektonischer Details um 1744 datiert. Domenichinis Werk hat Succi mit dem Schaffen von Michele Marieschi (1710–1743) und Francesco Albotto (1721–1757) in Verbindung gebracht; es ist auch mit den Arbeiten von Francesco Tironi (1745–1797) in der Manier Canalettos vergleichbar.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com

11.11.2021 - 18:34

Erzielter Preis: **
EUR 165.500,-
Schätzwert:
EUR 60.000,- bis EUR 80.000,-
Startpreis:
EUR 50.000,-

Apollonio Facchinetti, gen. Domenichini, Meister der Veduten der Stiftung Langmatt


(Venedig 1715–1757)
Sant’Elena und das Kloster San Nicolò al Lido am Himmelfahrtstag,
Öl auf Leinwand, 71,2 x 141 cm, gerahmt

Provenienz:
Auktion, Rieunier & Associés, Paris, 3. Dezember 2012, Lot 36 (als Francesco Tironi);
europäische Privatsammlung

Vierzig Tage nach Ostern, zu Christi Himmelfahrt, findet die Festa della Sensa, eine Prozession von ins Meer hinausfahrenden Schiffen statt: ein Symbol der Verbindung Venedigs mit dem Meer. Der Fahrt des Bucintoro, der Barke des Dogen, hinaus in die Lagune folgen zahlreiche Bürger und Händler in ihren Gondeln und Booten. Das Ereignis und die pittoresken Feierlichkeiten boten schon an sich einen idealen Bildgegenstand für Maler venezianischer Veduten. Auf dem vorliegenden Gemälde befindet sich die Barke des Dogen gerade zwischen San Nicolò di Lido, zu sehen im rechten Hintergrund, und Sant’Elena links. Domenichinis Pinselführung zeichnet sich durch einen gewandten, dynamischen Farbauftrag aus. Die mit schnellen Pinselstrichen und hellen Farben wiedergegebenen Figuren gleichen schwerelos tanzenden Silhouetten in diesem detailreichen Schaufenster Venedigs, in dem der festliche Charakter der Zeremonie eingefangen wird.

Der Name des Meisters leitet sich von einer Reihe von dreizehn Veduten in der namengebenden Stiftung Langmatt in Baden in der Schweiz ab (siehe Mythos Venedig. Venezianische Veduten des 18. Jahrhunderts, Ausstellungskatalog, Museum Langmatt, Baden 1994, S. 62–117). Die Hypothese, dass es sich bei Apollonio Domenichini um jenen Maler handeln könnte, dem man diese große Gruppe fein ausgeführter, unverwechselbarer Veduten allgemein zuschreibt, wurde ausgiebig von Experten für venezianische Malerei diskutiert. Doch erst mit der Entdeckung einer hinter der Doublierung der Originalleinwand verborgenen Beschriftung konnte Domenichini endgültig als Maler der Langmatt-Veduten identifiziert werden.

Der Name Domenichinis scheint für das Jahr 1757 in der Fraglia, der venezianischen Malergilde, auf (Favaro 1975, S. 158). Obwohl Hinweise zu seinem Leben relativ rar sind, haben Kunsthistoriker begonnen, auf Grundlage der Gemälde und verschiedener archivalischer Quellen ein vollständigeres Bild zu rekonstruieren. Jüngst hat Lino Moretti, der auch das Geburtsjahr des venezianischen Künstlers mit 1715 ermittelt hat (siehe L. Moretti, Di Apollonio Facchinetti detto Domenichini [1715–1757] e altri pittori di quella famiglia, in: Arte Veneta, 68, S. 319–323), dargelegt, dass sein richtiger Nachname eigentlich Facchinetti lauten würde. Diese Erkenntnis beruht auf einer mit 6. August 1702 datierten Urkunde, wo der Vater des Künstlers, der ebenfalls Maler war, mit „Domenico Facchinetti detto Domenichini“ genannt wird, was den Schluss zulässt, dass Domenichini ein Beiname war, den man den Künstlern der Familie Facchinetti gab.

Domenichini war möglicherweise ein Schüler von Luca Carlevarijs (1663–1730) und scheint ab etwa 1740 als unabhängiger Künstler tätig gewesen zu sein. Die zusammengehörige Werkgruppe der Stiftung Langmatt hat man aufgrund architektonischer Details um 1744 datiert. Domenichinis Werk hat Succi mit dem Schaffen von Michele Marieschi (1710–1743) und Francesco Albotto (1721–1757) in Verbindung gebracht; es ist auch mit den Arbeiten von Francesco Tironi (1745–1797) in der Manier Canalettos vergleichbar.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
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Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
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Auktion: Alte Meister II
Auktionstyp: Online Auction
Datum: 11.11.2021 - 18:34
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 29.10. - 11.11.2021


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

Es können keine Kaufaufträge über Internet mehr abgegeben werden. Die Auktion befindet sich in Vorbereitung bzw. wurde bereits durchgeführt.