Lot Nr. 101


Amico Aspertini


Amico Aspertini - Meisterzeichnungen und Druckgraphik bis 1900, Aquarelle, Miniaturen

(Bologna um 1475-1552) Groteske Genreszene, wohl Illustration eines populären Sprichwortes (recto); Die Überführung des Leichnams des hl. Christophorus (verso), schwarze Kreide, braun laviert, auf Bütten, 19 x 24,5 cm, rückseitig bezeichnet "Amico Aspertino" und "Aspertino" sowie einige Nummern und Buchstaben, gebräunt, stockfleckig, Passep., ohne Rahmen, (Sch)

Provenienz:
Georg Wilhelm Denzel (1873-1959), nicht bei Lugt;
Auktion Sotheby's, New York, 27. Januar 2021, Lot 11;
Privatsammlung, Italien.

Die Zuschreibung an Amico Aspertini wurde von Prof. Alessandro Zacchi anhand einer hochauflösenden digitalen Fotografie bestätigt.

Amico Aspertini entstammte einer Bologneser Künstlerfamilie und war bereits in frühen Jahren als Gehilfe in den Werkstätten von Ercole Roberti, Lorenzo Costa and Francesco Francia tätig. Während einer frühen Reise nach Florenz lernte er vermutlich auch Filippino Lippi (1457-1508) kennen, dessen Malerei einen großen Einfluss auf den jungen Künstler ausübte. Zwischen 1496 und 1503 war Aspertini in Rom tätig, auch soll er sich in Lucca, Siena und Mantua aufgehalten haben. Rom blieb jedoch eine bedeutende Wirkungsstätte des Künstlers, an die er auch in späteren Jahren zwischen 1527 und 1528 sowie zwischen 1531 bis 1534 zurückkehrte.

Die vorliegende Zeichnung stellt eine wichtige Ergänzung zum graphischen Oeuvre von Amico Aspertini da. Sie ist ein bedeutsames Zeugnis für die künstlerische Vielfalt seiner Ausdrucksmöglichkeiten und den großen Einfluss, den er mit der Darstellung grotesker Genre- und Alltagsszenen und der Vermittlung von Inhalten aus der Volkskultur auf die nachfolgende Künstlergeneration in Bologna ausübte.

Stilistisch dürfte die vorliegende Zeichnung aus dem Spätwerk Amico Aspertinis um 1530-1540 stammen. Die Vorderseite mit einer grotesken „Genreszene“, bei der es sich wohl um die Illustration eines Sprichwortes oder einer Volkserzählung handelt, ist typisch für das graphische Werk des Künstlers aus jener Zeit. Das Aufgreifen von populären Bildinhalten sowie die Darstellung von komischen und bizarren Aspekten des täglichen Lebens übten auch einen großen Einfluss auf Bartolomeo Passerotti (1529-1592) aus, eine Tendenz, die vor allem in dessen Federzeichnungen sichtbar wird (vgl. Marzia Faietti, „nato per intagliare“? Le opinioni di Malvasia e le penne di Passerotti, in: Il pittore, il poeta e i pidocchi. Bartolomeo Passerotti e l’“Omero” di Giovan Battista Deti, Livorno 2021, S. 152-183). Die Rückseite ist aufgrund des schlechten Erhaltungszustandes stilistisch schwieriger einzuordnen, sie lässt sich jedoch thematisch mit einer hochformatigen Zeichnung aus dem sogenannten „Aspertini-Album II“ im British Museum (Inv. Nr. 1862,0712.406, Fol. 13 recto, Nr. 25) in Verbindung bringen, welche die „Überführung des Leichnams des hl. Christophorus“ zeigt. Die Zeichnung in London geht auf die rechte Hälfte von Mantegnas Fresko des hl. Christophorus in der Ovetari Kapelle in der Kirche der Eremitani in Padua zurück. Während hier die Hauptszene in die architektonische Struktur des Hintergrundes integriert ist, konzentriert sich Aspertini in der vorliegenden Zeichnung hauptsächlich auf die Figuren der Komposition, die Architektur im Hintergrund erscheint hingegen nur vage angedeutet. Zu dieser Szene sowie weiteren vergleichbaren Zeichnungen aus den Skizzenalben im British Museum siehe: P. P. Bober, Drawings after the Antique by Amico Aspertini. Sketchbooks in the British Museum“, London 1957; M. Faietti, D. Scaglietti Kelescian, “Amico Aspertini”, Modena 1995, S. 68, fig. 51; Kat. 96, S. 310-11.

Die vorliegende Zeichnung stellt eine wichtige Ergänzung zum graphischen Oeuvre von Amico Aspertini da. Sie ist ein bedeutsames Zeugnis für die künstlerische Vielfalt seiner Ausdrucksmöglichkeiten und den großen Einfluss, den er mit der Darstellung grotesker Genre- und Alltagsszenen und der Vermittlung von Inhalten aus der Volkskultur auf die nachfolgende Künstlergeneration in Bologna ausübte.

Expertin: Mag. Astrid-Christina Schierz Mag. Astrid-Christina Schierz
+43-1-515 60-546

astrid.schierz@dorotheum.at

20.04.2022 - 15:50

Erzielter Preis: **
EUR 5.120,-
Schätzwert:
EUR 4.000,- bis EUR 6.000,-
Startpreis:
EUR 4.000,-

Amico Aspertini


(Bologna um 1475-1552) Groteske Genreszene, wohl Illustration eines populären Sprichwortes (recto); Die Überführung des Leichnams des hl. Christophorus (verso), schwarze Kreide, braun laviert, auf Bütten, 19 x 24,5 cm, rückseitig bezeichnet "Amico Aspertino" und "Aspertino" sowie einige Nummern und Buchstaben, gebräunt, stockfleckig, Passep., ohne Rahmen, (Sch)

Provenienz:
Georg Wilhelm Denzel (1873-1959), nicht bei Lugt;
Auktion Sotheby's, New York, 27. Januar 2021, Lot 11;
Privatsammlung, Italien.

Die Zuschreibung an Amico Aspertini wurde von Prof. Alessandro Zacchi anhand einer hochauflösenden digitalen Fotografie bestätigt.

Amico Aspertini entstammte einer Bologneser Künstlerfamilie und war bereits in frühen Jahren als Gehilfe in den Werkstätten von Ercole Roberti, Lorenzo Costa and Francesco Francia tätig. Während einer frühen Reise nach Florenz lernte er vermutlich auch Filippino Lippi (1457-1508) kennen, dessen Malerei einen großen Einfluss auf den jungen Künstler ausübte. Zwischen 1496 und 1503 war Aspertini in Rom tätig, auch soll er sich in Lucca, Siena und Mantua aufgehalten haben. Rom blieb jedoch eine bedeutende Wirkungsstätte des Künstlers, an die er auch in späteren Jahren zwischen 1527 und 1528 sowie zwischen 1531 bis 1534 zurückkehrte.

Die vorliegende Zeichnung stellt eine wichtige Ergänzung zum graphischen Oeuvre von Amico Aspertini da. Sie ist ein bedeutsames Zeugnis für die künstlerische Vielfalt seiner Ausdrucksmöglichkeiten und den großen Einfluss, den er mit der Darstellung grotesker Genre- und Alltagsszenen und der Vermittlung von Inhalten aus der Volkskultur auf die nachfolgende Künstlergeneration in Bologna ausübte.

Stilistisch dürfte die vorliegende Zeichnung aus dem Spätwerk Amico Aspertinis um 1530-1540 stammen. Die Vorderseite mit einer grotesken „Genreszene“, bei der es sich wohl um die Illustration eines Sprichwortes oder einer Volkserzählung handelt, ist typisch für das graphische Werk des Künstlers aus jener Zeit. Das Aufgreifen von populären Bildinhalten sowie die Darstellung von komischen und bizarren Aspekten des täglichen Lebens übten auch einen großen Einfluss auf Bartolomeo Passerotti (1529-1592) aus, eine Tendenz, die vor allem in dessen Federzeichnungen sichtbar wird (vgl. Marzia Faietti, „nato per intagliare“? Le opinioni di Malvasia e le penne di Passerotti, in: Il pittore, il poeta e i pidocchi. Bartolomeo Passerotti e l’“Omero” di Giovan Battista Deti, Livorno 2021, S. 152-183). Die Rückseite ist aufgrund des schlechten Erhaltungszustandes stilistisch schwieriger einzuordnen, sie lässt sich jedoch thematisch mit einer hochformatigen Zeichnung aus dem sogenannten „Aspertini-Album II“ im British Museum (Inv. Nr. 1862,0712.406, Fol. 13 recto, Nr. 25) in Verbindung bringen, welche die „Überführung des Leichnams des hl. Christophorus“ zeigt. Die Zeichnung in London geht auf die rechte Hälfte von Mantegnas Fresko des hl. Christophorus in der Ovetari Kapelle in der Kirche der Eremitani in Padua zurück. Während hier die Hauptszene in die architektonische Struktur des Hintergrundes integriert ist, konzentriert sich Aspertini in der vorliegenden Zeichnung hauptsächlich auf die Figuren der Komposition, die Architektur im Hintergrund erscheint hingegen nur vage angedeutet. Zu dieser Szene sowie weiteren vergleichbaren Zeichnungen aus den Skizzenalben im British Museum siehe: P. P. Bober, Drawings after the Antique by Amico Aspertini. Sketchbooks in the British Museum“, London 1957; M. Faietti, D. Scaglietti Kelescian, “Amico Aspertini”, Modena 1995, S. 68, fig. 51; Kat. 96, S. 310-11.

Die vorliegende Zeichnung stellt eine wichtige Ergänzung zum graphischen Oeuvre von Amico Aspertini da. Sie ist ein bedeutsames Zeugnis für die künstlerische Vielfalt seiner Ausdrucksmöglichkeiten und den großen Einfluss, den er mit der Darstellung grotesker Genre- und Alltagsszenen und der Vermittlung von Inhalten aus der Volkskultur auf die nachfolgende Künstlergeneration in Bologna ausübte.

Expertin: Mag. Astrid-Christina Schierz Mag. Astrid-Christina Schierz
+43-1-515 60-546

astrid.schierz@dorotheum.at


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: Meisterzeichnungen und Druckgraphik bis 1900, Aquarelle, Miniaturen
Auktionstyp: Online Auction
Datum: 20.04.2022 - 15:50
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 13.04. - 20.04.2022


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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