Lot Nr. 106


Meister der Egmont Alben


Meister der Egmont Alben - Meisterzeichnungen und Druckgraphik bis 1900, Aquarelle, Miniaturen

(tätig um 1580-1600) Die Heilige Familie mit dem hl. Johannes, von Engeln bedient, Feder in Braun, grau laviert, über Spuren schwarzer Kreide, 19,5 x 24,4 cm, alt auf Unterlage montiert, Passep., ohne Rahmen, (Sch)

Provenienz:
Sammlung E. Calando (2. Hälfte 19. Jh.), Paris, Lugt 837;
Privatbesitz, Italien.

Bei dem sogenannten „Meister der Egmont-Alben“ handelt es sich um einen Zeichner aus den südlichen Niederlanden, der gegen Ende des 16. Jahrhunderts tätig war und einen Großteil seiner künstlerischen Karriere in Italien verbracht haben dürfte. Sein Name geht auf eine Gruppe von Zeichnungen zurück, die sich einst in der Sammlung von John Percevcal, erster Earl of Egmont (1683-1748) befunden hatten und 1957 in die Yale University Art Gallery, New Haven gelangten.
Die Identität des anonymen Künstlers und einige der ihm zugeschriebenen Zeichnungen sind weiterhin Gegenstand der kunsthistorischen Forschung (vgl. N. Dacos, „Le Maître des Albums Egmont: Dirck Hendricksz Centen“, in: Oud Holland 104 (1990), S. 49-68: G. J. van der Sman, „Observations on the Master of the Egmont Albums“, in Fiammingi a Roma 1506-1608. Proceedings of the Symposium held at Museum Catharijneconvent, Utrecht, 13. März 1995, Florenz 1999, S. 45-65). Eine Studie zur „Heiligen Familie bei der Rast auf der Flucht nach Ägypten“ im Musée du Louvre, Paris (Inv. Nr. 11287) bietet jedoch als Vorlage für einen Kupferstich von Crispijn de Passe, erschienen in Köln um 1600, einen entscheidenden Anhaltspunkt. Als Erfinder der Komposition wird dort als inventor ein gewisser „Quinten d M“ genannt, der Teil einer Gemeinschaft von holländischen und niederländischen Künstlern gewesen sein dürfte. (vgl. G. J. van der Sman, „‘Meester van de Egmont Albums, Jona die door God wordt toegesproken“, in: Delineavit et Sculpsit 18 (1997), S. 10). Wie bei vielen Künstlern seiner Generation wird auch in seinem Werk die stilistische Prägung durch italienische Künstler des Cinquecento deutlich, wie sie sich etwa im Rekurs auf figurative Prototypen von Raffael, Taddeo Zuccari oder Daniele da Volterra zeigt.
Die vorliegende Zeichnung ist typisch für den Meister der Egmont-Alben und stilistisch durch einen lebendigen Duktus in Kombination mit einer großzügigen Lavierung in heller und dunkler Tusche gekennzeichnet, wie es auch in einer Reihe anderer vergleichbarer Zeichnungen des Meisters zu sehen ist. Besonders interessant ist in diesem Zusammenhang die Studie zu „Pfingsten“ im Metropolitan Museum of Art, New York (Inv. Nr. 2014.121), die in der dicht gedrängten Komposition, den ausdrucksstarken Figuren und dem intensiven Kontrast von Licht und Schatten an die vorliegende Zeichnung erinnert. Eine weitere vergleichbare Zeichnung mit der „Auferstehung Christi“ befindet sich in der Ecole des Beaux-Arts in Paris (Inv. EBA 8429).

Expertin: Mag. Astrid-Christina Schierz Mag. Astrid-Christina Schierz
+43-1-515 60-546

astrid.schierz@dorotheum.at

20.04.2022 - 15:53

Erzielter Preis: **
EUR 3.840,-
Schätzwert:
EUR 3.000,- bis EUR 4.000,-
Startpreis:
EUR 3.000,-

Meister der Egmont Alben


(tätig um 1580-1600) Die Heilige Familie mit dem hl. Johannes, von Engeln bedient, Feder in Braun, grau laviert, über Spuren schwarzer Kreide, 19,5 x 24,4 cm, alt auf Unterlage montiert, Passep., ohne Rahmen, (Sch)

Provenienz:
Sammlung E. Calando (2. Hälfte 19. Jh.), Paris, Lugt 837;
Privatbesitz, Italien.

Bei dem sogenannten „Meister der Egmont-Alben“ handelt es sich um einen Zeichner aus den südlichen Niederlanden, der gegen Ende des 16. Jahrhunderts tätig war und einen Großteil seiner künstlerischen Karriere in Italien verbracht haben dürfte. Sein Name geht auf eine Gruppe von Zeichnungen zurück, die sich einst in der Sammlung von John Percevcal, erster Earl of Egmont (1683-1748) befunden hatten und 1957 in die Yale University Art Gallery, New Haven gelangten.
Die Identität des anonymen Künstlers und einige der ihm zugeschriebenen Zeichnungen sind weiterhin Gegenstand der kunsthistorischen Forschung (vgl. N. Dacos, „Le Maître des Albums Egmont: Dirck Hendricksz Centen“, in: Oud Holland 104 (1990), S. 49-68: G. J. van der Sman, „Observations on the Master of the Egmont Albums“, in Fiammingi a Roma 1506-1608. Proceedings of the Symposium held at Museum Catharijneconvent, Utrecht, 13. März 1995, Florenz 1999, S. 45-65). Eine Studie zur „Heiligen Familie bei der Rast auf der Flucht nach Ägypten“ im Musée du Louvre, Paris (Inv. Nr. 11287) bietet jedoch als Vorlage für einen Kupferstich von Crispijn de Passe, erschienen in Köln um 1600, einen entscheidenden Anhaltspunkt. Als Erfinder der Komposition wird dort als inventor ein gewisser „Quinten d M“ genannt, der Teil einer Gemeinschaft von holländischen und niederländischen Künstlern gewesen sein dürfte. (vgl. G. J. van der Sman, „‘Meester van de Egmont Albums, Jona die door God wordt toegesproken“, in: Delineavit et Sculpsit 18 (1997), S. 10). Wie bei vielen Künstlern seiner Generation wird auch in seinem Werk die stilistische Prägung durch italienische Künstler des Cinquecento deutlich, wie sie sich etwa im Rekurs auf figurative Prototypen von Raffael, Taddeo Zuccari oder Daniele da Volterra zeigt.
Die vorliegende Zeichnung ist typisch für den Meister der Egmont-Alben und stilistisch durch einen lebendigen Duktus in Kombination mit einer großzügigen Lavierung in heller und dunkler Tusche gekennzeichnet, wie es auch in einer Reihe anderer vergleichbarer Zeichnungen des Meisters zu sehen ist. Besonders interessant ist in diesem Zusammenhang die Studie zu „Pfingsten“ im Metropolitan Museum of Art, New York (Inv. Nr. 2014.121), die in der dicht gedrängten Komposition, den ausdrucksstarken Figuren und dem intensiven Kontrast von Licht und Schatten an die vorliegende Zeichnung erinnert. Eine weitere vergleichbare Zeichnung mit der „Auferstehung Christi“ befindet sich in der Ecole des Beaux-Arts in Paris (Inv. EBA 8429).

Expertin: Mag. Astrid-Christina Schierz Mag. Astrid-Christina Schierz
+43-1-515 60-546

astrid.schierz@dorotheum.at


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: Meisterzeichnungen und Druckgraphik bis 1900, Aquarelle, Miniaturen
Auktionstyp: Online Auction
Datum: 20.04.2022 - 15:53
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 13.04. - 20.04.2022


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

Es können keine Kaufaufträge über Internet mehr abgegeben werden. Die Auktion befindet sich in Vorbereitung bzw. wurde bereits durchgeführt.