Lot Nr. 605


Franz von Lenbach


Franz von Lenbach - Gemälde des 19. Jahrhunderts

(Schrobenhausen 1836–1904 München)
Bildnis des Fürsten Otto von Bismarck (1815–1898) in der Uniform seines Halberstädter Kürassierregiments mit Helm und Degen, Kniestück, signiert, datiert F. Lenbach, 1. April 1892 Friedrichsruh, Öl auf Leinwand, 147 x 116 cm, gerahmt

Provenienz:
Leo Spik Berlin, 31. März 1971, Los 114;
Seither Privatsammlung, Deutschland.

Ausgestellt:
Große Berliner Kunstausstellung, Berlin 1899, Kat. Nr. 602;
Internationale Kunstausstellung, München, 1905.

Verzeichnet in:
Adolf Rosenberg, Lenbach, Bielefeld 1898, S. 41, Nr. 34.

Der häufig als „Münchner Malerfürst“ bezeichnete Franz von Lenbach wurde vor allem durch seine Porträts bereits zu Lebzeiten einer der berühmtesten Künstler. Unter anderem porträtierte er den österreichischen Kaiser Franz Joseph I., die deutschen Kaiser Wilhelm I. und Wilhelm II. und - während eines längeren Aufenthaltes in Rom - Papst Leo XIII. Um im Geschäft seines Vaters, eines Maurermeisters, mitzuarbeiten, absolvierte er zunächst eine entsprechende Ausbildung als Maurergeselle und nahm Unterricht im Zeichnen von Figuren. Seitdem nutzte er seine freie Zeit intensiv damit, in der Natur Ölbilder zu malen sowie bekannte Werke in Galerien zu kopieren. Kurze Zeit später konnte er an der Akademie der Bildenden Künste in München seine künstlerische Ausbildung fortsetzen und wurde 1857 in die Malklasse von Karl Theodor von Piloty aufgenommen. Dieser galt als einer der bedeutendsten Vertreter einer realistischen Historienmalerei.

Lenbach profitierte von einem allgemeinen Aufschwung der Künste Mitte des 19. Jahrhunderts, der die Eröffnung einiger Kunstvereine und Galerien zur Folge hatte. Zudem bestand weiterhin eine gute Verbindung zu Piloty, welcher seinen Schülern häufig Aufträge vermittelte. 1862 wechselte Lenbach als Professor an die Großherzogliche Kunstschule in Weimar und fand dort einen eigenen Porträtstil, indem er jeweils die individuellen Eigenschaften seines Models hervorhob. In München eröffnete er 1866 ein eigenes Atelier und konzentrierte sich nun ganz auf die Porträtmalerei;
im Gegensatz zu seiner früheren Auffassung ging es ihm nun weniger um eine naturalistische Wiedergabe, sondern darum, die Porträtierten durch die Darstellung zu adeln und ihre Züge positiv hervorzuheben.

Eine besondere, lebenslange Verbundenheit bestand zwischen Franz von Lenbach und Otto von Bismarck (1815-1898), dem er 1874 erstmals begegnete. Der deutsche Reichskanzler trug drei Jahre zuvor wesentlich zur Gründung des Kaiserreiches bei. Es entstand eine persönliche Freundschaft und Lenbach hielt sich regelmäßig im Kreise der Familie Bismarck auf. Dabei nahm er als Gast von Weihnachtsfeiern und Geburtstagen am Familienleben teil. Die rund 80 Porträts, die Lenbach in den folgenden Jahrzehnten vom Kanzler anfertigte, wurden zahlreich vervielfältigt und beeinflussen bis heute das öffentliche Bild Bismarcks. Die Darstellungsweise variiert dabei zwischen dem Privatmann in Gehrock oder Jagdkleidung und offizieller Präsentation in Uniform. Letztere findet sich im vorliegenden Gemälde wieder. Bismarck trägt den Orden des Eisernen Kreuzes sowie die für ihn charakteristische preußische Pickelhaube. Das Porträt entstand am 1. April 1892 in Friedrichsruh, also genau an Bismarcks 77. Geburtstag. Zu diesem Zeitpunkt stand er bereits nicht mehr im Dienst des Kaiserreiches. Dass Lenbach dennoch die Darstellung in Uniform wählte, mag sich auf die Empörung über die Entlassung des Kanzlers 1890 beziehen.

Das Schloss Friedrichsruh befindet sich östlich von Hamburg im sogenannten Sachsenwald, einem persönlichen Geschenk Kaiser Wilhelms I. an den Kanzler. Bismarck ließ es umbauen und machte es ab 1871 zu seinem Hauptwohnsitz. Seine letzte Ruhe fand er in einem Mausoleum unweit des Schlosses.

Expertin: Mag. Dimitra Reimüller Mag. Dimitra Reimüller
+43-1-515 60-355

19c.paintings@dorotheum.at

10.05.2022 - 16:00

Erzielter Preis: **
EUR 20.480,-
Schätzwert:
EUR 18.000,- bis EUR 25.000,-

Franz von Lenbach


(Schrobenhausen 1836–1904 München)
Bildnis des Fürsten Otto von Bismarck (1815–1898) in der Uniform seines Halberstädter Kürassierregiments mit Helm und Degen, Kniestück, signiert, datiert F. Lenbach, 1. April 1892 Friedrichsruh, Öl auf Leinwand, 147 x 116 cm, gerahmt

Provenienz:
Leo Spik Berlin, 31. März 1971, Los 114;
Seither Privatsammlung, Deutschland.

Ausgestellt:
Große Berliner Kunstausstellung, Berlin 1899, Kat. Nr. 602;
Internationale Kunstausstellung, München, 1905.

Verzeichnet in:
Adolf Rosenberg, Lenbach, Bielefeld 1898, S. 41, Nr. 34.

Der häufig als „Münchner Malerfürst“ bezeichnete Franz von Lenbach wurde vor allem durch seine Porträts bereits zu Lebzeiten einer der berühmtesten Künstler. Unter anderem porträtierte er den österreichischen Kaiser Franz Joseph I., die deutschen Kaiser Wilhelm I. und Wilhelm II. und - während eines längeren Aufenthaltes in Rom - Papst Leo XIII. Um im Geschäft seines Vaters, eines Maurermeisters, mitzuarbeiten, absolvierte er zunächst eine entsprechende Ausbildung als Maurergeselle und nahm Unterricht im Zeichnen von Figuren. Seitdem nutzte er seine freie Zeit intensiv damit, in der Natur Ölbilder zu malen sowie bekannte Werke in Galerien zu kopieren. Kurze Zeit später konnte er an der Akademie der Bildenden Künste in München seine künstlerische Ausbildung fortsetzen und wurde 1857 in die Malklasse von Karl Theodor von Piloty aufgenommen. Dieser galt als einer der bedeutendsten Vertreter einer realistischen Historienmalerei.

Lenbach profitierte von einem allgemeinen Aufschwung der Künste Mitte des 19. Jahrhunderts, der die Eröffnung einiger Kunstvereine und Galerien zur Folge hatte. Zudem bestand weiterhin eine gute Verbindung zu Piloty, welcher seinen Schülern häufig Aufträge vermittelte. 1862 wechselte Lenbach als Professor an die Großherzogliche Kunstschule in Weimar und fand dort einen eigenen Porträtstil, indem er jeweils die individuellen Eigenschaften seines Models hervorhob. In München eröffnete er 1866 ein eigenes Atelier und konzentrierte sich nun ganz auf die Porträtmalerei;
im Gegensatz zu seiner früheren Auffassung ging es ihm nun weniger um eine naturalistische Wiedergabe, sondern darum, die Porträtierten durch die Darstellung zu adeln und ihre Züge positiv hervorzuheben.

Eine besondere, lebenslange Verbundenheit bestand zwischen Franz von Lenbach und Otto von Bismarck (1815-1898), dem er 1874 erstmals begegnete. Der deutsche Reichskanzler trug drei Jahre zuvor wesentlich zur Gründung des Kaiserreiches bei. Es entstand eine persönliche Freundschaft und Lenbach hielt sich regelmäßig im Kreise der Familie Bismarck auf. Dabei nahm er als Gast von Weihnachtsfeiern und Geburtstagen am Familienleben teil. Die rund 80 Porträts, die Lenbach in den folgenden Jahrzehnten vom Kanzler anfertigte, wurden zahlreich vervielfältigt und beeinflussen bis heute das öffentliche Bild Bismarcks. Die Darstellungsweise variiert dabei zwischen dem Privatmann in Gehrock oder Jagdkleidung und offizieller Präsentation in Uniform. Letztere findet sich im vorliegenden Gemälde wieder. Bismarck trägt den Orden des Eisernen Kreuzes sowie die für ihn charakteristische preußische Pickelhaube. Das Porträt entstand am 1. April 1892 in Friedrichsruh, also genau an Bismarcks 77. Geburtstag. Zu diesem Zeitpunkt stand er bereits nicht mehr im Dienst des Kaiserreiches. Dass Lenbach dennoch die Darstellung in Uniform wählte, mag sich auf die Empörung über die Entlassung des Kanzlers 1890 beziehen.

Das Schloss Friedrichsruh befindet sich östlich von Hamburg im sogenannten Sachsenwald, einem persönlichen Geschenk Kaiser Wilhelms I. an den Kanzler. Bismarck ließ es umbauen und machte es ab 1871 zu seinem Hauptwohnsitz. Seine letzte Ruhe fand er in einem Mausoleum unweit des Schlosses.

Expertin: Mag. Dimitra Reimüller Mag. Dimitra Reimüller
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Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
kundendienst@dorotheum.at

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Auktion: Gemälde des 19. Jahrhunderts
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 10.05.2022 - 16:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 30.04. - 10.05.2022


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

Es können keine Kaufaufträge über Internet mehr abgegeben werden. Die Auktion befindet sich in Vorbereitung bzw. wurde bereits durchgeführt.