Lot Nr. 212


Gustav Klimt


Gustav Klimt - Frühlingsauktion

(Wien 1862-1918) Sitzender weiblicher Akt, um 1904/05, Nachlassstempel: Gustav/Klimt/Nachlass, Bleistift auf Papier, ca. 55,2 x 34,5 cm, schwache horizontale Knickstelle ca. 2,8 cm vom unteren Rand (SLS) Ruf 19.000

Mit den zahllosen erotischen Aktzeichnungen Gustav Klimts hat diese subtile Studie einer sitzenden jungen Frau nur wenig gemeinsam. Die Posierende wirkt ernsthaft und verschlossen, ihre Stellung ist alles andere als provozierend. Mit sparsamen Umrisslinien versucht Klimt die schlichte Natürlichkeit seines Modells möglichst prägnant zu erfassen. Stellenweise setzt er den dünnen Bleistift zwei- oder dreimal an, um Brustwarzen, Mund- und Augenwinkel oder eine Körperrundung zu akzentuieren. Das offen fallende Haar verdeckt einen Teil der rechten Brust, deren Gewicht er durch die kräftig wiederholte Kontur unterstreicht.

Die bisher unbekannte Zeichnung lässt keinen unmittelbaren Zusammenhang mit einem seiner Gemälde erkennen, wenn auch der jugendliche, nicht-dekadente Frauentypus der – allerdings weitgehend stilisierten – Figur der jungen Mutter im 1905 vollendeten Gemälde „Die drei Lebensalter“ nahe zu kommen scheint. Auch die behutsame Strichführung lässt eine Entstehungszeit um 1904/05 annehmbar erscheinen. In dieser Phase war Klimt gerade von der schwarzen Kreide und vom Packpapier auf die für ihn neue Kombination von Bleistift und Japanpapier übergewechselt. Seine Figuren werden monumentaler und weisen häufig einen autonomen Charakter auf.

Für Klimt charakteristisch ist die Art, in der der Unterkörper auf der unsichtbar gelassenen Bettunterlage ruht und in einem luftleeren Raum zu schweben scheint. Geometrisch betont werden die parallel platzierten Oberschenkel und der abgewinkelte, aufgestützte Arm, dessen Position an die obere Frauengestalt im Gemälde „Wasserschlangen I“ (1904- 1907) erinnert. Parallel zu diesen zeichnerischen Experimenten entstanden die frühesten Gemälde der Goldenen Periode von Klimts Malerei.

 

Marian Bisanz-Prakken

Provenienz:
Privatsammlung, Salzburg

Wir danken Frau Dr. Marian Bisanz-Prakken, Albertina, Wien für die wissenschafliche Unterstützung. Die Zeichnung wird in den Ergänzungsband zu dem von Alice Strobl publizierten Werkverzeichnis der Zeichnungen von Gustav Klimt aufgenommen.

Experte: MMag. Stefan L. Schnöll MMag. Stefan L. Schnöll
+43-664-8106100

Stefan.schnoell@dorotheum.at

03.05.2022 - 15:11

Erzielter Preis: **
EUR 40.960,-
Schätzwert:
EUR 30.000,- bis EUR 45.000,-
Startpreis:
EUR 19.000,-

Gustav Klimt


(Wien 1862-1918) Sitzender weiblicher Akt, um 1904/05, Nachlassstempel: Gustav/Klimt/Nachlass, Bleistift auf Papier, ca. 55,2 x 34,5 cm, schwache horizontale Knickstelle ca. 2,8 cm vom unteren Rand (SLS) Ruf 19.000

Mit den zahllosen erotischen Aktzeichnungen Gustav Klimts hat diese subtile Studie einer sitzenden jungen Frau nur wenig gemeinsam. Die Posierende wirkt ernsthaft und verschlossen, ihre Stellung ist alles andere als provozierend. Mit sparsamen Umrisslinien versucht Klimt die schlichte Natürlichkeit seines Modells möglichst prägnant zu erfassen. Stellenweise setzt er den dünnen Bleistift zwei- oder dreimal an, um Brustwarzen, Mund- und Augenwinkel oder eine Körperrundung zu akzentuieren. Das offen fallende Haar verdeckt einen Teil der rechten Brust, deren Gewicht er durch die kräftig wiederholte Kontur unterstreicht.

Die bisher unbekannte Zeichnung lässt keinen unmittelbaren Zusammenhang mit einem seiner Gemälde erkennen, wenn auch der jugendliche, nicht-dekadente Frauentypus der – allerdings weitgehend stilisierten – Figur der jungen Mutter im 1905 vollendeten Gemälde „Die drei Lebensalter“ nahe zu kommen scheint. Auch die behutsame Strichführung lässt eine Entstehungszeit um 1904/05 annehmbar erscheinen. In dieser Phase war Klimt gerade von der schwarzen Kreide und vom Packpapier auf die für ihn neue Kombination von Bleistift und Japanpapier übergewechselt. Seine Figuren werden monumentaler und weisen häufig einen autonomen Charakter auf.

Für Klimt charakteristisch ist die Art, in der der Unterkörper auf der unsichtbar gelassenen Bettunterlage ruht und in einem luftleeren Raum zu schweben scheint. Geometrisch betont werden die parallel platzierten Oberschenkel und der abgewinkelte, aufgestützte Arm, dessen Position an die obere Frauengestalt im Gemälde „Wasserschlangen I“ (1904- 1907) erinnert. Parallel zu diesen zeichnerischen Experimenten entstanden die frühesten Gemälde der Goldenen Periode von Klimts Malerei.

 

Marian Bisanz-Prakken

Provenienz:
Privatsammlung, Salzburg

Wir danken Frau Dr. Marian Bisanz-Prakken, Albertina, Wien für die wissenschafliche Unterstützung. Die Zeichnung wird in den Ergänzungsband zu dem von Alice Strobl publizierten Werkverzeichnis der Zeichnungen von Gustav Klimt aufgenommen.

Experte: MMag. Stefan L. Schnöll MMag. Stefan L. Schnöll
+43-664-8106100

Stefan.schnoell@dorotheum.at


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 09.00 - 17.00
linz@dorotheum.at

+43 732 773132 74
Auktion: Frühlingsauktion
Auktionstyp: Online Auction
Datum: 03.05.2022 - 15:11
Auktionsort: Linz
Besichtigung: 21.04. - 03.05.2022


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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