Lot Nr. 4


Wolfgang Krodel

[Saleroom Notice]
Wolfgang Krodel - Alte Meister I

(um 1500 – tätig in Schneeberg 1528–1561)
Adam und Eva,
monogrammiert und datiert auf dem Baumstamm: 1550 / W K, ,
Öl auf Holz, 87,1 x 67,8 cm, gerahmt

Saleroom Notice:

Das vorliegende Werk ist im Cranach Digital Archive (lucascranach.org) unter https://lucascranach.org/de/PRIVATE_NONE-P311/ und im Corpus Cranach – Digitales Werkverzeichnis der Malerwerkstätten Cranach und ihrer Epigonen unter Nr. CC-BAT-010-059 verzeichnet.

Provenienz:
Privatsammlung, Hannover, Deutschland;
Auktion, Christie’s, London, 7. Juli 1972, Lot 31 (als Lucas Cranach der Jüngere);
dort erworben durch die Familie des jetzigen Besitzers

Literatur:
Cranach Digital Archive <https://lucascranach.org/de/PRIVATE_NONE-P311/>. 2019 im Ergebnis der technologischen Untersuchung Wolfgang Krodel zugeschrieben;
M. Hofbauer, Corpus Cranach: Lucas Cranach I und Lucas Cranach II Verzeichnis der Gemälde unter Berücksichtigung von Werkstattumfeld und Epigonen, Heidelberg: arthistoricum.net 2022, S. 15, Nr. CC-BAT-010-059, mit Abb.


Wir danken Gunnar Heydenreich für seine Hilfe bei der Katalogisierung des vorliegenden Lots. Heydenreich unterzog das Werk einer technischen Untersuchung. Die Ergebnisse liegen in Fotokopie vor.

Heydenreich vergleicht die Malweise des vorliegenden Gemäldes mit einem weiteren Werk Wolfgang KrodeIs, dem Ungleichen Paar, das im Dorotheum in Wien am 24. April 2009 als Lot 463 versteigert wurde.

Bei dem vorliegenden Werk handelt es sich um ein herausragendes Beispiel aus der Reifezeit Wolfgang Krodels des Älteren, eines der besten Schüler von Lucas Cranach dem Älteren, der Seite an Seite mit seinem Zeitgenossen Lucas Cranach dem Jüngeren ausgebildet wurde. Die vorliegende Tafel ist ein Dokument der von Krodel eingeführten Erneuerungen: Der Künstler entfernte sich von Cranachs Prototypen (die Werkstatt führte über 50 Fassungen des Bildthemas aus) und gelangte zu einer eigenständigen Komposition, einem typischen Beispiel für den sächsischen Manierismus. Eine frühere Umsetzung Krodels des Bildthemas Adam und Eva, monogrammiert und datiert mit 1543, wurde im Dorotheum in Wien am 24. April 2007 als Lot 463 versteigert. Das vorliegende Werk stammt aus dem Jahr 1550; es ist im Baumstamm monogrammiert und datiert, wobei die Initialen „W K“ durch eine spätere Übermalung verdeckt werden und nur in der Infrarotreflektografie sichtbar sind.

Krodel verließ die am sächsischen Hof in Wittenberg beheimatete Werkstatt Cranachs und gründete in den frühen 1540er Jahren sein eigenes Atelier als unabhängiger Meister in der sächsischen Stadt Schneeberg im Erzgebirge. Die Bürger der Stadt waren dank der umliegenden Silber- und Zinnminen betucht genug, um Krodels Werkstatt beschäftigt zu halten, und sie waren auch so kultiviert, dass sie Krodels subtile Weiterentwicklung der Cranachschen Vorbilder zu schätzen wussten. Im vorliegenden Gemälde zeigt sich diese in der auf einem Bein stehenden Figur Evas, deren Gesäß gegen den Baumstamm gedrückt ist, während ihr Körper in einem Kontrapost Adam zugewandt ist, der zärtlich den Arm um sie legt: In ihrer Gesamtheit zeugen diese Elemente von Krodels kompositorischer Erfindungsgabe. Ruth Slenczka vom Pommerschen Landesmuseum in Greifswald bemerkt: „Adam und Eva stehen ganz eng beieinander, sodass sie einander intim berühren. Sexualität wird bei der Interpretation dieser biblischen Szene unmittelbar als Teil der menschlichen Natur sichtbar gemacht und nicht eindimensional als moralisch verwerflich verdammt.“ Das Gefühl glückseliger, sinnlicher Heiterkeit wird durch die weiche Abtönung des Lichts im Hintergrund unterstrichen, wobei Krodel darauf achtet, auch den Schuppenkörper der Schlange hervorzuheben, die sich um den Baumstamm windet und von der Ungnade kündet, in die die Menschheit alsbald fallen wird.

Wolfgang Krodel schuf auch andere biblische Sujets, die sich allesamt durch eine sinnliche Umsetzung weiblicher Formen auszeichnen. Zwei weitere bemerkenswerte Beispiele sind Lot und seine Töchter und David und Batseba, beide im Kunsthistorischen Museum in Wien. Auch Krodels Sohn Mathias war ein versierter Maler, der im gelehrten Stil des sächsischen Manierismus arbeitete und nach dem Tod Wolfgang Schneebergs 1561 dessen Werkstatt übernahm.

Technische Untersuchung von Gianluca Poldi:

Die Untersuchung mit Infrarotreflektografie bringt eine ziemlich detaillierte Umrisszeichnung unter den Figuren zutage, die mit einem dünnen Pinsel und schwarzer Tinte ausgeführt wurde. Sie beschreibt die Grundzüge der Anatomie und des Haars. Es fanden sich bis auf ein paar kleine Korrekturen keine Veränderungen in dieser Unterzeichnung, die große Ähnlichkeit mit der Arbeitsweise von Lucas Cranach verrät.

Zwecks Feststellung der Pigmente wurden nichtinvasive Untersuchungen durchgeführt. Gefunden wurde Azurit im Bereich des Himmels, Grünspan im Bereich der Vegetation, zinnbasiertes Gelb in den Früchte sowie Bleiweiß, Ocker/Erden und Zinnober.

Experte: Damian Brenninkmeyer Damian Brenninkmeyer
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com

11.05.2022 - 16:00

Erzielter Preis: **
EUR 153.000,-
Schätzwert:
EUR 120.000,- bis EUR 180.000,-

Wolfgang Krodel

[Saleroom Notice]

(um 1500 – tätig in Schneeberg 1528–1561)
Adam und Eva,
monogrammiert und datiert auf dem Baumstamm: 1550 / W K, ,
Öl auf Holz, 87,1 x 67,8 cm, gerahmt

Saleroom Notice:

Das vorliegende Werk ist im Cranach Digital Archive (lucascranach.org) unter https://lucascranach.org/de/PRIVATE_NONE-P311/ und im Corpus Cranach – Digitales Werkverzeichnis der Malerwerkstätten Cranach und ihrer Epigonen unter Nr. CC-BAT-010-059 verzeichnet.

Provenienz:
Privatsammlung, Hannover, Deutschland;
Auktion, Christie’s, London, 7. Juli 1972, Lot 31 (als Lucas Cranach der Jüngere);
dort erworben durch die Familie des jetzigen Besitzers

Literatur:
Cranach Digital Archive <https://lucascranach.org/de/PRIVATE_NONE-P311/>. 2019 im Ergebnis der technologischen Untersuchung Wolfgang Krodel zugeschrieben;
M. Hofbauer, Corpus Cranach: Lucas Cranach I und Lucas Cranach II Verzeichnis der Gemälde unter Berücksichtigung von Werkstattumfeld und Epigonen, Heidelberg: arthistoricum.net 2022, S. 15, Nr. CC-BAT-010-059, mit Abb.


Wir danken Gunnar Heydenreich für seine Hilfe bei der Katalogisierung des vorliegenden Lots. Heydenreich unterzog das Werk einer technischen Untersuchung. Die Ergebnisse liegen in Fotokopie vor.

Heydenreich vergleicht die Malweise des vorliegenden Gemäldes mit einem weiteren Werk Wolfgang KrodeIs, dem Ungleichen Paar, das im Dorotheum in Wien am 24. April 2009 als Lot 463 versteigert wurde.

Bei dem vorliegenden Werk handelt es sich um ein herausragendes Beispiel aus der Reifezeit Wolfgang Krodels des Älteren, eines der besten Schüler von Lucas Cranach dem Älteren, der Seite an Seite mit seinem Zeitgenossen Lucas Cranach dem Jüngeren ausgebildet wurde. Die vorliegende Tafel ist ein Dokument der von Krodel eingeführten Erneuerungen: Der Künstler entfernte sich von Cranachs Prototypen (die Werkstatt führte über 50 Fassungen des Bildthemas aus) und gelangte zu einer eigenständigen Komposition, einem typischen Beispiel für den sächsischen Manierismus. Eine frühere Umsetzung Krodels des Bildthemas Adam und Eva, monogrammiert und datiert mit 1543, wurde im Dorotheum in Wien am 24. April 2007 als Lot 463 versteigert. Das vorliegende Werk stammt aus dem Jahr 1550; es ist im Baumstamm monogrammiert und datiert, wobei die Initialen „W K“ durch eine spätere Übermalung verdeckt werden und nur in der Infrarotreflektografie sichtbar sind.

Krodel verließ die am sächsischen Hof in Wittenberg beheimatete Werkstatt Cranachs und gründete in den frühen 1540er Jahren sein eigenes Atelier als unabhängiger Meister in der sächsischen Stadt Schneeberg im Erzgebirge. Die Bürger der Stadt waren dank der umliegenden Silber- und Zinnminen betucht genug, um Krodels Werkstatt beschäftigt zu halten, und sie waren auch so kultiviert, dass sie Krodels subtile Weiterentwicklung der Cranachschen Vorbilder zu schätzen wussten. Im vorliegenden Gemälde zeigt sich diese in der auf einem Bein stehenden Figur Evas, deren Gesäß gegen den Baumstamm gedrückt ist, während ihr Körper in einem Kontrapost Adam zugewandt ist, der zärtlich den Arm um sie legt: In ihrer Gesamtheit zeugen diese Elemente von Krodels kompositorischer Erfindungsgabe. Ruth Slenczka vom Pommerschen Landesmuseum in Greifswald bemerkt: „Adam und Eva stehen ganz eng beieinander, sodass sie einander intim berühren. Sexualität wird bei der Interpretation dieser biblischen Szene unmittelbar als Teil der menschlichen Natur sichtbar gemacht und nicht eindimensional als moralisch verwerflich verdammt.“ Das Gefühl glückseliger, sinnlicher Heiterkeit wird durch die weiche Abtönung des Lichts im Hintergrund unterstrichen, wobei Krodel darauf achtet, auch den Schuppenkörper der Schlange hervorzuheben, die sich um den Baumstamm windet und von der Ungnade kündet, in die die Menschheit alsbald fallen wird.

Wolfgang Krodel schuf auch andere biblische Sujets, die sich allesamt durch eine sinnliche Umsetzung weiblicher Formen auszeichnen. Zwei weitere bemerkenswerte Beispiele sind Lot und seine Töchter und David und Batseba, beide im Kunsthistorischen Museum in Wien. Auch Krodels Sohn Mathias war ein versierter Maler, der im gelehrten Stil des sächsischen Manierismus arbeitete und nach dem Tod Wolfgang Schneebergs 1561 dessen Werkstatt übernahm.

Technische Untersuchung von Gianluca Poldi:

Die Untersuchung mit Infrarotreflektografie bringt eine ziemlich detaillierte Umrisszeichnung unter den Figuren zutage, die mit einem dünnen Pinsel und schwarzer Tinte ausgeführt wurde. Sie beschreibt die Grundzüge der Anatomie und des Haars. Es fanden sich bis auf ein paar kleine Korrekturen keine Veränderungen in dieser Unterzeichnung, die große Ähnlichkeit mit der Arbeitsweise von Lucas Cranach verrät.

Zwecks Feststellung der Pigmente wurden nichtinvasive Untersuchungen durchgeführt. Gefunden wurde Azurit im Bereich des Himmels, Grünspan im Bereich der Vegetation, zinnbasiertes Gelb in den Früchte sowie Bleiweiß, Ocker/Erden und Zinnober.

Experte: Damian Brenninkmeyer Damian Brenninkmeyer
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister I
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 11.05.2022 - 16:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 30.04. - 11.05.2022


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

Es können keine Kaufaufträge über Internet mehr abgegeben werden. Die Auktion befindet sich in Vorbereitung bzw. wurde bereits durchgeführt.