Lot Nr. 58


Sebastiaen Vrancx


Sebastiaen Vrancx - Alte Meister I

(Antwerpen 1573–1647)
Waldlandschaft mit spanischen Reitern auf einem Weg,
monogrammiert auf der Kruppe des braunen Pferdes in der Mitte: SV,
Öl auf Holz, 70 x 89 cm, gerahmt

Provenienz:
europäische Privatsammlung;
Kunsthandel, Frankreich;
dort erworben durch den jetzigen Besitzer

Wir danken Joost Vander Auwera, der die Zuschreibung nach Prüfung des Gemäldes im Original bestätigt hat.

Die vorliegende Komposition zeigt eine im ländlichen Flandern patrouillierende habsburgische Reitertruppe – spanische Berufssoldaten oder örtliche Miliz. Es ist ein schönes Beispiel des Militärgenres, für das Sebastiaen Vrancx so geschätzt wurde. Im Gegensatz zu anderen Werken scheint die Topografie auf keine bestimmte Schlacht hinzuweisen. Das Werk entstand vermutlich vor 1617, jenem Zeitpunkt, zu dem die Antwerpener Gilde der Tafelmacher das Stadtzeichen (zwei einzelne Hände mit einer Festung) als Qualitätsmarke auf der Rückseite ihrer Holztafeln einführte, welches hier noch nicht vorhanden ist. Vrancx hat das sich links unruhig aufbäumende Schlachtross, das einen Kontrast zu den sachter agierenden, von ihren Pferden steigenden und rastenden Soldaten daneben bildet, mit großer Perfektion eingefangen. Seiner Gewohnheit entsprechend hat der Künstler mit dem Monogramm auf der Kruppe des braunen Rosses in der Bildmitte signiert. Laut Joost Vander Auwera hatte Vrancx eine Vorliebe für Reiterbilder und studierte sehr gründlich Kaltblutrassen wie Andalusier und Neapolitaner, die der Einführung der warmblütigen Araber vorausgingen. Der die Truppe anführende Offizier zu Pferde im vorliegenden Werk ist an seiner purpurnen Schärpe zu erkennen. Vrancx selbst diente von 1626 bis 1631 Seite an Seite mit den Spaniern als Kapitän der Fechter der Antwerpener Miliz (und wurde in dieser Rolle mit prominent ausgestelltem Schwert von Anthonis van Dyck porträtiert). Das vorliegende Werk erinnert mit seinem eindrucksvollen Blick für Details wie Uniformen und unterschiedlichen narrativen Szenen, in denen die Soldaten zusammengefasst sind, an Vrancx’ Darstellungen der Kleidung der Bürger und Dorfbewohner bei Volksfesten und Jahrmärkten.

Man glaubt, dass Vrancx abgesehen von seiner künstlerischen und militärischen Laufbahn in Flandern kurze Zeit in Italien tätig war. Obgleich es nur ungenügende Beweise für Vrancx’ Reise über die Alpen in den Süden gibt, weist seine Position als Vorstand der Antwerpener Confrérie der Romanisten, der auch van Dyck und Rubens angehörten, darauf hin, denn Voraussetzung für den Beitritt war ein Besuch in Rom. Dort hatte er sich wohl mit heroischen Reiterstatuen vertraut gemacht. Das vorliegende Gemälde verrät den für ein Mitglied der Antwerpener Rhetorikkammer der Violieren ebenso typischen Sinn für Drama. Ihr gehörten neben Vrancx auch seine Kollegen Frans Francken II. und Jan Brueghel II. an. Dies geht auch aus einem Brief Brueghels von 1634 an einen Geschäftspartner in Sevilla hervor, in dem er außerdem berichtet: „Vrancx hat genug zu tun, lehnt es aber ab, Werkstattgehilfen einzustellen, was bedeutet, dass die Arbeit lange dauert. Er lässt es auch nicht zu, dass Kopien in Umlauf kommen (siehe H. Gerson und E. H. ter Kuile, Art and Architecture in Belgium, 1600–1800, Harmondsworth 1960, S. 63, Anm. 33).

Experte: Damian Brenninkmeyer Damian Brenninkmeyer
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com

11.05.2022 - 16:00

Erzielter Preis: **
EUR 83.200,-
Schätzwert:
EUR 40.000,- bis EUR 60.000,-

Sebastiaen Vrancx


(Antwerpen 1573–1647)
Waldlandschaft mit spanischen Reitern auf einem Weg,
monogrammiert auf der Kruppe des braunen Pferdes in der Mitte: SV,
Öl auf Holz, 70 x 89 cm, gerahmt

Provenienz:
europäische Privatsammlung;
Kunsthandel, Frankreich;
dort erworben durch den jetzigen Besitzer

Wir danken Joost Vander Auwera, der die Zuschreibung nach Prüfung des Gemäldes im Original bestätigt hat.

Die vorliegende Komposition zeigt eine im ländlichen Flandern patrouillierende habsburgische Reitertruppe – spanische Berufssoldaten oder örtliche Miliz. Es ist ein schönes Beispiel des Militärgenres, für das Sebastiaen Vrancx so geschätzt wurde. Im Gegensatz zu anderen Werken scheint die Topografie auf keine bestimmte Schlacht hinzuweisen. Das Werk entstand vermutlich vor 1617, jenem Zeitpunkt, zu dem die Antwerpener Gilde der Tafelmacher das Stadtzeichen (zwei einzelne Hände mit einer Festung) als Qualitätsmarke auf der Rückseite ihrer Holztafeln einführte, welches hier noch nicht vorhanden ist. Vrancx hat das sich links unruhig aufbäumende Schlachtross, das einen Kontrast zu den sachter agierenden, von ihren Pferden steigenden und rastenden Soldaten daneben bildet, mit großer Perfektion eingefangen. Seiner Gewohnheit entsprechend hat der Künstler mit dem Monogramm auf der Kruppe des braunen Rosses in der Bildmitte signiert. Laut Joost Vander Auwera hatte Vrancx eine Vorliebe für Reiterbilder und studierte sehr gründlich Kaltblutrassen wie Andalusier und Neapolitaner, die der Einführung der warmblütigen Araber vorausgingen. Der die Truppe anführende Offizier zu Pferde im vorliegenden Werk ist an seiner purpurnen Schärpe zu erkennen. Vrancx selbst diente von 1626 bis 1631 Seite an Seite mit den Spaniern als Kapitän der Fechter der Antwerpener Miliz (und wurde in dieser Rolle mit prominent ausgestelltem Schwert von Anthonis van Dyck porträtiert). Das vorliegende Werk erinnert mit seinem eindrucksvollen Blick für Details wie Uniformen und unterschiedlichen narrativen Szenen, in denen die Soldaten zusammengefasst sind, an Vrancx’ Darstellungen der Kleidung der Bürger und Dorfbewohner bei Volksfesten und Jahrmärkten.

Man glaubt, dass Vrancx abgesehen von seiner künstlerischen und militärischen Laufbahn in Flandern kurze Zeit in Italien tätig war. Obgleich es nur ungenügende Beweise für Vrancx’ Reise über die Alpen in den Süden gibt, weist seine Position als Vorstand der Antwerpener Confrérie der Romanisten, der auch van Dyck und Rubens angehörten, darauf hin, denn Voraussetzung für den Beitritt war ein Besuch in Rom. Dort hatte er sich wohl mit heroischen Reiterstatuen vertraut gemacht. Das vorliegende Gemälde verrät den für ein Mitglied der Antwerpener Rhetorikkammer der Violieren ebenso typischen Sinn für Drama. Ihr gehörten neben Vrancx auch seine Kollegen Frans Francken II. und Jan Brueghel II. an. Dies geht auch aus einem Brief Brueghels von 1634 an einen Geschäftspartner in Sevilla hervor, in dem er außerdem berichtet: „Vrancx hat genug zu tun, lehnt es aber ab, Werkstattgehilfen einzustellen, was bedeutet, dass die Arbeit lange dauert. Er lässt es auch nicht zu, dass Kopien in Umlauf kommen (siehe H. Gerson und E. H. ter Kuile, Art and Architecture in Belgium, 1600–1800, Harmondsworth 1960, S. 63, Anm. 33).

Experte: Damian Brenninkmeyer Damian Brenninkmeyer
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister I
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 11.05.2022 - 16:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 30.04. - 11.05.2022


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

Es können keine Kaufaufträge über Internet mehr abgegeben werden. Die Auktion befindet sich in Vorbereitung bzw. wurde bereits durchgeführt.