Lot Nr. 81 -


Jusepe de Ribera


Jusepe de Ribera - Alte Meister I

(Játiva 1591–1652 Neapel)
Der heilige Antonius von Padua mit dem Jesuskind,
Öl auf Leinwand, 112 x 91,5 cm, gerahmt

Provenienz:
Privatsammlung, Barcelona;
dort erworben durch den jetzigen Besitzer

Wir danken Nicola Spinosa, der die Zuschreibung nach Prüfung des vorliegenden Gemäldes im Original bestätigt hat.

Gianni Papi datiert dieses Werk in Riberas römische Zeit um 1612–1613.

Das vorliegende Bild ist typisch für Riberas Gemälde aus dieser Zeit, in denen eine Einzelfigur sehr malerisch wiedergegeben ist. Der heilige Antonius steht im Bild ganz nah im Vordergrund, umgeben von einer geheimnisvollen Aura und bestimmt von Einfachheit und einer direkten Herangehensweise. Das Gewand des Heiligen ist mit zielsicheren, dicken Pinselstrichen, in denen ein Sinn für Volumen zum Ausdruck kommt, gemalt. Papi datiert das Werk um 1612/13 und damit in jene Zeit, als der Origenes, heute in der Galleria Nazionale delle Marche in Urbino, entstanden ist (siehe N. Spinosa, Ribera. La obra completa, Madrid 2008, S. 323f., Abb. A34). Nicola Spinosa datiert das vorliegende Gemälde um 1614/15.

Das Sujet unseres Bildes, eine Vision des Christuskindes, die der heilige Antonius in Camposampiero bei Padua erlebte, kehrt öfters in Darstellungen zum Leben des Heiligen wieder. Ribera wählte nicht den üblicherweise dargestellten Augenblick, in dem der Heilige das Christuskind umarmt, sondern den Moment unmittelbar davor. Er malte die Vision des Kindes, wie es den Heiligen anblickt und vor ihm mit nackten Füßen auf einem Buch steht, das ihm als Podest dient. Der Heilige wendet sich dem Betrachter zu, als ob er ihn einladen wollte, mit ihm an der unerwarteten Erscheinung teilzuhaben.

Im gesamten Werk Riberas und ganz besonders während der römischen Phase des Künstlers kann man wiederkehrende Gesichtstypen erkennen, die annehmen lassen, dass der Maler oft dieselben Modelle benützte, um aktuelle „Porträts nach dem Leben“ zu schaffen. Das Modell für den heiligen Antonius des vorliegenden Bildes findet man im Heiligen Thomas (Budapest, Szépmüvészeti Múzeum, Inv.-Nr. 788), im Heiligen Evangelisten Johannes, (Paris, Louvre, Inv.-Nr. RF 2021 8), in der Verleugnung des Petrus (Rom, Galleria Corsini, Inv.-Nr. 438) und in der Auferweckung des Lazarus (Madrid, Museo del Prado, Inv.-Nr. P007768) wieder, wo es für beide Figuren, Christus und Lazarus, posierte, sowie im zuvor erwähnten Origenes (Urbino, Galleria Nazionale delle Marche).

Man nimmt an, dass Ribera, der aus Játiva in Spanien kam, in seiner Jugend in der Werkstatt des Francesco Ribalta lernte. Es ist jedoch wenig über die künstlerischen Aktivitäten vor seiner Abreise nach Parma bekannt, wo sein heute verlorenes erstes italienisches Gemälde Der heilige Martin für die Kirche San Prospero, dokumentiert ist. Der Umstand, dass er einen so bedeutenden Auftrag erhielt, lässt annehmen, dass der Künstler schon einige Zeit früher in Italien angekommen war und sich einen Namen als Maler machen konnte.

Ribera reiste um 1608 nach Italien und hielt sich höchstwahrscheinlich zuerst in Rom auf, um seine Ausbildung zu vervollständigen, indem er die italienischen Meister studierte. Auf einen Aufenthalt in der Emilia folgte die Rückkehr nach Rom, wo er bis 1616 blieb und dann endgültig nach Neapel übersiedelte. In Neapel lenkte Ribera seine Aufmerksamkeit auf einen realistischen Stil, zu dem er durch seine direkte Kenntnis des Schaffens Caravaggios und seines unmittelbaren Kreises an Nachfolgern angeregt worden war. Dazu zählten auch Maler aus dem Norden, insbesondere französische und flämische Künstler, die sich am Vorbild des lombardischen Meisters abarbeiteten. Doch unter den vielen Nachfolgern Caravaggios stechen Riberas Arbeiten hervor. In seinem Werk offenbart sich eine gewisse Originalität und ein völlig neuer Zugang sowohl zum Bildgegenstand als auch zur Darstellung von Raum, was auch im vorliegenden Gemälde zum Ausdruck kommt.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com

11.05.2022 - 16:00

Erzielter Preis: **
EUR 69.687,-
Schätzwert:
EUR 60.000,- bis EUR 80.000,-

Jusepe de Ribera


(Játiva 1591–1652 Neapel)
Der heilige Antonius von Padua mit dem Jesuskind,
Öl auf Leinwand, 112 x 91,5 cm, gerahmt

Provenienz:
Privatsammlung, Barcelona;
dort erworben durch den jetzigen Besitzer

Wir danken Nicola Spinosa, der die Zuschreibung nach Prüfung des vorliegenden Gemäldes im Original bestätigt hat.

Gianni Papi datiert dieses Werk in Riberas römische Zeit um 1612–1613.

Das vorliegende Bild ist typisch für Riberas Gemälde aus dieser Zeit, in denen eine Einzelfigur sehr malerisch wiedergegeben ist. Der heilige Antonius steht im Bild ganz nah im Vordergrund, umgeben von einer geheimnisvollen Aura und bestimmt von Einfachheit und einer direkten Herangehensweise. Das Gewand des Heiligen ist mit zielsicheren, dicken Pinselstrichen, in denen ein Sinn für Volumen zum Ausdruck kommt, gemalt. Papi datiert das Werk um 1612/13 und damit in jene Zeit, als der Origenes, heute in der Galleria Nazionale delle Marche in Urbino, entstanden ist (siehe N. Spinosa, Ribera. La obra completa, Madrid 2008, S. 323f., Abb. A34). Nicola Spinosa datiert das vorliegende Gemälde um 1614/15.

Das Sujet unseres Bildes, eine Vision des Christuskindes, die der heilige Antonius in Camposampiero bei Padua erlebte, kehrt öfters in Darstellungen zum Leben des Heiligen wieder. Ribera wählte nicht den üblicherweise dargestellten Augenblick, in dem der Heilige das Christuskind umarmt, sondern den Moment unmittelbar davor. Er malte die Vision des Kindes, wie es den Heiligen anblickt und vor ihm mit nackten Füßen auf einem Buch steht, das ihm als Podest dient. Der Heilige wendet sich dem Betrachter zu, als ob er ihn einladen wollte, mit ihm an der unerwarteten Erscheinung teilzuhaben.

Im gesamten Werk Riberas und ganz besonders während der römischen Phase des Künstlers kann man wiederkehrende Gesichtstypen erkennen, die annehmen lassen, dass der Maler oft dieselben Modelle benützte, um aktuelle „Porträts nach dem Leben“ zu schaffen. Das Modell für den heiligen Antonius des vorliegenden Bildes findet man im Heiligen Thomas (Budapest, Szépmüvészeti Múzeum, Inv.-Nr. 788), im Heiligen Evangelisten Johannes, (Paris, Louvre, Inv.-Nr. RF 2021 8), in der Verleugnung des Petrus (Rom, Galleria Corsini, Inv.-Nr. 438) und in der Auferweckung des Lazarus (Madrid, Museo del Prado, Inv.-Nr. P007768) wieder, wo es für beide Figuren, Christus und Lazarus, posierte, sowie im zuvor erwähnten Origenes (Urbino, Galleria Nazionale delle Marche).

Man nimmt an, dass Ribera, der aus Játiva in Spanien kam, in seiner Jugend in der Werkstatt des Francesco Ribalta lernte. Es ist jedoch wenig über die künstlerischen Aktivitäten vor seiner Abreise nach Parma bekannt, wo sein heute verlorenes erstes italienisches Gemälde Der heilige Martin für die Kirche San Prospero, dokumentiert ist. Der Umstand, dass er einen so bedeutenden Auftrag erhielt, lässt annehmen, dass der Künstler schon einige Zeit früher in Italien angekommen war und sich einen Namen als Maler machen konnte.

Ribera reiste um 1608 nach Italien und hielt sich höchstwahrscheinlich zuerst in Rom auf, um seine Ausbildung zu vervollständigen, indem er die italienischen Meister studierte. Auf einen Aufenthalt in der Emilia folgte die Rückkehr nach Rom, wo er bis 1616 blieb und dann endgültig nach Neapel übersiedelte. In Neapel lenkte Ribera seine Aufmerksamkeit auf einen realistischen Stil, zu dem er durch seine direkte Kenntnis des Schaffens Caravaggios und seines unmittelbaren Kreises an Nachfolgern angeregt worden war. Dazu zählten auch Maler aus dem Norden, insbesondere französische und flämische Künstler, die sich am Vorbild des lombardischen Meisters abarbeiteten. Doch unter den vielen Nachfolgern Caravaggios stechen Riberas Arbeiten hervor. In seinem Werk offenbart sich eine gewisse Originalität und ein völlig neuer Zugang sowohl zum Bildgegenstand als auch zur Darstellung von Raum, was auch im vorliegenden Gemälde zum Ausdruck kommt.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister I
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 11.05.2022 - 16:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 30.04. - 11.05.2022


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer(für Lieferland Österreich)

Es können keine Kaufaufträge über Internet mehr abgegeben werden. Die Auktion befindet sich in Vorbereitung bzw. wurde bereits durchgeführt.