(Venedig 1652/1665–1727 Rom)
Die Ausfahrt des Bucintoro am Himmelfahrtstag in Venedig,
Öl auf Leinwand, 89 x 129 cm, gerahmt

Wir danken Dario Succi, der die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes bestätigt hat.

Wie das vorangegangene Lot (Nr. 97) stellt auch dieses Bild eine unveröffentlichte Ansicht Venedigs dar, die Alessandro Piazza von einem wichtigen Ereignis malte, das sich jahrhundertelang alljährlich in Venedig zugetragen hat.

Das Bild gibt die Ausfahrt des Bucintoro aus der Bucht von San Marco Richtung Lido am Himmelfahrtstag wieder. Die Festlichkeit war eines der bedeutendsten Ereignisse in Venedig und wurde in Erinnerung an den Sieg des Dogen Pietro Orseolo abgehalten, der am Himmelfahrtstag 998 im Seekrieg gegen dalmatinische Piraten errungen wurde. Die Zeremonie bestand in dem Ritus von Venedigs Vermählung mit dem Meer an der Mündung zum Lido. Der Doge warf einen Ring, den der Patriarch zuvor gesegnet hatte, ins Wasser, um die Vereinigung Venedigs mit dem Adriatischen Meer zu symbolisieren. Auf dem vorliegenden Bild ist der große Bucintoro im Zentrum dargestellt, umgeben von den bunten Booten der Parade, während die vertäuten Galeeren in der Lagune der Festlichkeit Geleit geben. Der in unserem Bild dargestellte Bucintoro meint speziell das Schiff des Jahres 1606: Schnitzereien und Dekorationen der dargestellten Boote, die, wie man weiß, von den Bildhauern Bassano, Agostino und Marcantonio Vannini ausgeführt wurden, bestätigen diesen Umstand.

Alessandro Piazza begann seine künstlerische Laufbahn in Venedig und eignete sich den Ruf eines der bekanntesten Maler von Zeremonien und Gedenkveranstaltungen an. Als künstlerischer Erbe von Joseph Heintz dem Jüngeren machte er aus seinen Kompositionen Bilderzählungen. Seine detaillierten Chroniken geben ein lebendiges Bild venezianischen Lebens wieder und ebneten damit den Weg für ein Genre der Malerei, das später von Luca Carlevarijs weiterentwickelt wurde.