Lot Nr. 102


Giovanni Francesco Romanelli


Giovanni Francesco Romanelli - Alte Meister I

(Viterbo 1610–1662)
Allegorie der Caritas,
Öl auf Leinwand, 135,5 x 98 cm, gerahmt

Provenienz:
vermutlich Sammlung von Kardinal Angelo Giori (1586–1662), Rom;
Auktion, Finarte, Rom, 1. Dezember 1998, Lot 687 (als Giovanni Francesco Romanelli);
Auktion, Christie’s, Rom, 4. Dezember 2000, Lot 691 (als Giovanni Francesco Romanelli);
europäische Privatsammlung

Literatur:
vermutlich S. Corradini, La collezione del cardinale Angelo Giori, in: Antologia di Belle Arti, Rom 1997, S. 85, Nr. 27;
M. Fagiolo dell’Arco, Pietro da Cortona e i „cortoneschi“. Gimignani, Romanelli, Baldi, il Borgognone, Ferri, Mailand 2001, S. 116, S. 27, Abb. 50 (als Giovanni Francesco Romanelli)

Wir danken Ursula Verena Fischer Pace, die die Zuschreibung nach Prüfung des vorliegenden Gemäldes im Original bestätigt hat.

Diese allegorische Figur der Caritas ist in ein blau-gelbes Gewand gekleidet und wird von zwei Putten flankiert. Die Dreiviertelfigur und die feine Farbgebung sind typisch für Romanellis Schaffen; die vorliegende Caritas steht seiner Sibylle im Museo di Capodimonte in Neapel sehr nahe.

Romanelli erfüllte die Darstellung der Halbfigur in der allegorischen Malerei mit seinen anmutigen raffaelesken Frauengestalten mit neuem Leben. In diesem Sinn kann das vorliegende Bild mit einem weiteren seiner Gemälde, der Allegorie des Ruhmes in einer Privatsammlung, in Verbindung gebracht werden (siehe Fagiolo dell’Arco in der Literatur, Abb. 51). Laut Fagiolo dell’Arco könnte das vorliegende Gemälde jene Allegorie der Caritas sein, die im Inventarverzeichnis des Kardinals Angelo Giori, dignitario von Papst Urban VIII. (siehe Corradini in der Literatur [27. Un altro quadro con la cornice liscia tutta dorata la Carità Romana del Romanelli]), erwähnt wird.

Romanelli wurde in Viterbo geboren, zog aber nach Rom, wo er einem Kreis von Künstlern und Intellektuellen angehörte, die von Papst Urban und Kardinal Francesco Barberini protegiert wurden. Nachdem er kurze Zeit bei Domenichino gelernt hatte, trat er in die Werkstatt Pietro da Cortonas ein, mit dem er an der Ausmalung der Freskenausstattung im Palazzo Barberini zusammenarbeitete.

Mit seinen ersten Aufträgen in der Basilika Sankt Peter in Rom und im Vatikan begann Romanelli die barocke Malerei mit maßgeblichen persönlichen Akzenten zu interpretieren. Nachdem er Inspiration im Werk Raffaels sowie bei Francesco Albani und Guido Reni gefunden hatte, formulierte er eine zielgerichtete, vereinfachte, nahezu neorenaissanceartige Malweise, die ihn innerhalb der breiten klassizistischen Bewegung seiner Zeit von anderen Künstlern unterschied. Er wurde principe der Accademia di San Luca in Rom und an den französischen Hof gerufen, wo man ihn beauftragte, den Palast von Kardinal Mazarin und vier Zimmer im Sommerapartment von Königinmutter Anne d’Autriche auszustatten.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com

11.05.2022 - 16:00

Schätzwert:
EUR 30.000,- bis EUR 40.000,-

Giovanni Francesco Romanelli


(Viterbo 1610–1662)
Allegorie der Caritas,
Öl auf Leinwand, 135,5 x 98 cm, gerahmt

Provenienz:
vermutlich Sammlung von Kardinal Angelo Giori (1586–1662), Rom;
Auktion, Finarte, Rom, 1. Dezember 1998, Lot 687 (als Giovanni Francesco Romanelli);
Auktion, Christie’s, Rom, 4. Dezember 2000, Lot 691 (als Giovanni Francesco Romanelli);
europäische Privatsammlung

Literatur:
vermutlich S. Corradini, La collezione del cardinale Angelo Giori, in: Antologia di Belle Arti, Rom 1997, S. 85, Nr. 27;
M. Fagiolo dell’Arco, Pietro da Cortona e i „cortoneschi“. Gimignani, Romanelli, Baldi, il Borgognone, Ferri, Mailand 2001, S. 116, S. 27, Abb. 50 (als Giovanni Francesco Romanelli)

Wir danken Ursula Verena Fischer Pace, die die Zuschreibung nach Prüfung des vorliegenden Gemäldes im Original bestätigt hat.

Diese allegorische Figur der Caritas ist in ein blau-gelbes Gewand gekleidet und wird von zwei Putten flankiert. Die Dreiviertelfigur und die feine Farbgebung sind typisch für Romanellis Schaffen; die vorliegende Caritas steht seiner Sibylle im Museo di Capodimonte in Neapel sehr nahe.

Romanelli erfüllte die Darstellung der Halbfigur in der allegorischen Malerei mit seinen anmutigen raffaelesken Frauengestalten mit neuem Leben. In diesem Sinn kann das vorliegende Bild mit einem weiteren seiner Gemälde, der Allegorie des Ruhmes in einer Privatsammlung, in Verbindung gebracht werden (siehe Fagiolo dell’Arco in der Literatur, Abb. 51). Laut Fagiolo dell’Arco könnte das vorliegende Gemälde jene Allegorie der Caritas sein, die im Inventarverzeichnis des Kardinals Angelo Giori, dignitario von Papst Urban VIII. (siehe Corradini in der Literatur [27. Un altro quadro con la cornice liscia tutta dorata la Carità Romana del Romanelli]), erwähnt wird.

Romanelli wurde in Viterbo geboren, zog aber nach Rom, wo er einem Kreis von Künstlern und Intellektuellen angehörte, die von Papst Urban und Kardinal Francesco Barberini protegiert wurden. Nachdem er kurze Zeit bei Domenichino gelernt hatte, trat er in die Werkstatt Pietro da Cortonas ein, mit dem er an der Ausmalung der Freskenausstattung im Palazzo Barberini zusammenarbeitete.

Mit seinen ersten Aufträgen in der Basilika Sankt Peter in Rom und im Vatikan begann Romanelli die barocke Malerei mit maßgeblichen persönlichen Akzenten zu interpretieren. Nachdem er Inspiration im Werk Raffaels sowie bei Francesco Albani und Guido Reni gefunden hatte, formulierte er eine zielgerichtete, vereinfachte, nahezu neorenaissanceartige Malweise, die ihn innerhalb der breiten klassizistischen Bewegung seiner Zeit von anderen Künstlern unterschied. Er wurde principe der Accademia di San Luca in Rom und an den französischen Hof gerufen, wo man ihn beauftragte, den Palast von Kardinal Mazarin und vier Zimmer im Sommerapartment von Königinmutter Anne d’Autriche auszustatten.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
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Auktion: Alte Meister I
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 11.05.2022 - 16:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 30.04. - 11.05.2022