Lot Nr. 72 V


1964 Mercedes-Benz 600


1964 Mercedes-Benz 600 - Klassische Fahrzeuge

Der 37. gebaute Mercedes 600
Laufend serviciertes Exemplar
Traumhafte Farbkombination
Seit 1998 in Familienbesitz
Deutsche Auslieferung

„Haben Sie noch was Größeres?“ soll Konrad Adenauer gefragt haben, als man ihm den neuen 300 SE als Dienstgefährt präsentierte. Hatte man tatsächlich, doch noch nicht ganz fertig. Schon als Adenauer sich noch im Vorgänger des 300 SE fahren ließ, für dessen Rufname er Pate stand, hatte man in Stuttgart Entwicklungschef Fritz Nallinger einen Freibrief ausgestellt. Einen Freibrief alles zu ermöglichen, was nur irgendwie technisch machbar war. Ein neuer „Großer Mercedes“ sollte her, der, ganz bescheiden, nicht weniger sein sollte als das beste Auto der Welt!

Nallinger schöpfte aus dem Vollen: Luftfederung, eine Komforthydraulik, die Sitze, Fenster, Schiebedach, so ziemlich alles lautlos und wie von Geisterhand bedient, Servolenkung, Automatik, Klimaanlage, elektrisch regulierbare Heizung und Lüftung und vieles mehr an science fiction. Man dachte kurz gar an einen Zwölfzylinder, sah darin letztlich aber kaum Vorteile gegenüber einem V8. Dass dessen Hubraum von ursprünglich veranschlagten 5,4 auf 6,3 Liter vergrößert wurde, darf gern als Spitze gegen die britische Auto-Aristokratie von Rolls-Royce verstanden werden.

Seine Ausmaße waren gewaltig, seine Erscheinung gebot schlicht Ehrfurcht. Das Wunderwerk der Technik steckte in gut fünfeinhalb x zwei Meter Auto. Die normale, „kurze“ Version wohlgemerkt! Denn es gab den 600 auch als Pullman auf einer Länge von 6 Meter und 24, wahlweise mit vier oder mit sechs Türen. Und weil er mehr Repräsentations- denn Luxuswagen war, gab es auch eine hinten offene Version, den Landaulet. Man wollte schließlich zeigen, wer da hinten Platz nahm.

Beim Heimspiel auf der IAA in Frankfurt im September 1963 stellte man den Superlativ der staunenden Öffentlichkeit vor. Die Fachpresse überschlug sich mit Lob für einen Wagen, den sich kein Normalsterblicher leisten konnte. 250 Pferdestärken und das doppelte an Drehmoment beschleunigten den 600 auf über 200 km/h. So manche Tests beschienen ihm gar einen Hauch von Sportwagenqualitäten. Schwindelerregende 56.500 Deutsche Mark standen am Preisschild, ein Einfamilienhaus kostete weniger. In solch profaner Unterkunft residierte gewiss niemand aus dem 600-Klientel. Zu dieser illustren Runde zählte das who-is-who des Jetsets und der Hitparaden, genauso wie Potentaten jeglicher Art, Monarchen, Präsidenten, Revolutionäre, Diktatoren und auch der Stellvertreter Gottes.

3.000 Stück hatte sich Mercedes vorgenommen, jährlich wohlgemerkt. Doch dafür reichte der Geltungsdrang so manchen Kleinstaats jenseits des Mittelmeers bei weitem nicht, bzw. gab es derer schlicht nicht genug. Bis Juni 1981 entstanden nur 2.677 Stück 600 insgesamt, 2.190 kurze, 304 lange Viertürer, 124 lange Sechstürer, 47 viertürige Landaulets, 12 mit sechs Türen und zwei Coupés, die es offiziell nie gab. Schon in den 1970er Jahren brachen die Verkaufszahlen ein, neue Abgasvorschriften und damit ein Verkaufsverbot in den USA und, man mag es kaum glauben, die Ölkrise setzten dem 600 zu. 1979 verschwand der Riese aus den Verkaufsprospekten, da fertigte man längst keine 50 Stück mehr im Jahr.

Mercedes zahlte mit jedem einzelnen 600 drauf, die Produktion war aufwendig und teuer, entstand er doch zum großen Teil in Handarbeit. Dank so manchem extravaganten Kundenwunsch glich kein 600 einem anderen, was es keinesfalls billiger machte. Trotzdem verbesserte und modernisierte man über die Jahre dort, wo es notwendig war. Für Mercedes-Benz war der 600 eine Frage des Prestiges. Die Konkurrenz war degradiert, der Inbegriff von Luxus und Fortschritt trug von nun an einen Stern. Ein solches Image ließ sich mit keiner Werbung der Welt kaufen. Bis heute gilt der Mercedes-Benz 600 als ein Meilenstein der Automobilgeschichte. Versucht hat es mancher, erreicht hat ihn bis heute keiner!

Dieser Mercedes-Benz 600 ist eines von 107 Exemplaren, das im ersten Modelljahr 1964 gebaut wurde, genau genommen die Nummer 37. Er wurde am 6. Oktober 1964 in Deutschland erstmalig zugelassen. 1997 holte der renommierte Restaurateur Egon Zweimüller sen. den großen Mercedes nach Österreich und ließ ihn auf seinen Namen typisieren. Im März des Folgejahres verkaufte er ihn an den Sohn des Einbringers, der den Wagen später seinem Vater schenken würde. Im selben Jahr beginnen die Aufzeichnungen über die laufenden Wartungsarbeiten am 600er, zunächst noch beim Verkäufer, später dann beim einschlägigen Spezialisten in Wien. Zwischen 2004 und 2006 wurden die Luftfederung und die Komforthydraulik überholt und eine Edelstahl-Auspuffanlage verbaut. Anschließend wurden die Sitze, deren originales Leder brüchig geworden war, vom Spezialisten neu bezogen und der Mercedes im Originalfarbton lackiert. Auch in den Folgejahren bekam das beeindruckende Automobil die entsprechende Wartung, aus Altersgründen wird es aber nun abgegeben. Er ist und bleibt ein faszinierendes Stück Technik-Geschichte, oder wie Mercedes damals schon ankündigte, das beste Auto der Welt.

Chassis: 100.012-12-000037
Motor: 100.980-12-003542
Papiere: Österreichische Einzelgenehmigung

02.07.2022 - 15:00

Erzielter Preis: **
EUR 80.500,-
Schätzwert:
EUR 80.000,- bis EUR 110.000,-

1964 Mercedes-Benz 600


Der 37. gebaute Mercedes 600
Laufend serviciertes Exemplar
Traumhafte Farbkombination
Seit 1998 in Familienbesitz
Deutsche Auslieferung

„Haben Sie noch was Größeres?“ soll Konrad Adenauer gefragt haben, als man ihm den neuen 300 SE als Dienstgefährt präsentierte. Hatte man tatsächlich, doch noch nicht ganz fertig. Schon als Adenauer sich noch im Vorgänger des 300 SE fahren ließ, für dessen Rufname er Pate stand, hatte man in Stuttgart Entwicklungschef Fritz Nallinger einen Freibrief ausgestellt. Einen Freibrief alles zu ermöglichen, was nur irgendwie technisch machbar war. Ein neuer „Großer Mercedes“ sollte her, der, ganz bescheiden, nicht weniger sein sollte als das beste Auto der Welt!

Nallinger schöpfte aus dem Vollen: Luftfederung, eine Komforthydraulik, die Sitze, Fenster, Schiebedach, so ziemlich alles lautlos und wie von Geisterhand bedient, Servolenkung, Automatik, Klimaanlage, elektrisch regulierbare Heizung und Lüftung und vieles mehr an science fiction. Man dachte kurz gar an einen Zwölfzylinder, sah darin letztlich aber kaum Vorteile gegenüber einem V8. Dass dessen Hubraum von ursprünglich veranschlagten 5,4 auf 6,3 Liter vergrößert wurde, darf gern als Spitze gegen die britische Auto-Aristokratie von Rolls-Royce verstanden werden.

Seine Ausmaße waren gewaltig, seine Erscheinung gebot schlicht Ehrfurcht. Das Wunderwerk der Technik steckte in gut fünfeinhalb x zwei Meter Auto. Die normale, „kurze“ Version wohlgemerkt! Denn es gab den 600 auch als Pullman auf einer Länge von 6 Meter und 24, wahlweise mit vier oder mit sechs Türen. Und weil er mehr Repräsentations- denn Luxuswagen war, gab es auch eine hinten offene Version, den Landaulet. Man wollte schließlich zeigen, wer da hinten Platz nahm.

Beim Heimspiel auf der IAA in Frankfurt im September 1963 stellte man den Superlativ der staunenden Öffentlichkeit vor. Die Fachpresse überschlug sich mit Lob für einen Wagen, den sich kein Normalsterblicher leisten konnte. 250 Pferdestärken und das doppelte an Drehmoment beschleunigten den 600 auf über 200 km/h. So manche Tests beschienen ihm gar einen Hauch von Sportwagenqualitäten. Schwindelerregende 56.500 Deutsche Mark standen am Preisschild, ein Einfamilienhaus kostete weniger. In solch profaner Unterkunft residierte gewiss niemand aus dem 600-Klientel. Zu dieser illustren Runde zählte das who-is-who des Jetsets und der Hitparaden, genauso wie Potentaten jeglicher Art, Monarchen, Präsidenten, Revolutionäre, Diktatoren und auch der Stellvertreter Gottes.

3.000 Stück hatte sich Mercedes vorgenommen, jährlich wohlgemerkt. Doch dafür reichte der Geltungsdrang so manchen Kleinstaats jenseits des Mittelmeers bei weitem nicht, bzw. gab es derer schlicht nicht genug. Bis Juni 1981 entstanden nur 2.677 Stück 600 insgesamt, 2.190 kurze, 304 lange Viertürer, 124 lange Sechstürer, 47 viertürige Landaulets, 12 mit sechs Türen und zwei Coupés, die es offiziell nie gab. Schon in den 1970er Jahren brachen die Verkaufszahlen ein, neue Abgasvorschriften und damit ein Verkaufsverbot in den USA und, man mag es kaum glauben, die Ölkrise setzten dem 600 zu. 1979 verschwand der Riese aus den Verkaufsprospekten, da fertigte man längst keine 50 Stück mehr im Jahr.

Mercedes zahlte mit jedem einzelnen 600 drauf, die Produktion war aufwendig und teuer, entstand er doch zum großen Teil in Handarbeit. Dank so manchem extravaganten Kundenwunsch glich kein 600 einem anderen, was es keinesfalls billiger machte. Trotzdem verbesserte und modernisierte man über die Jahre dort, wo es notwendig war. Für Mercedes-Benz war der 600 eine Frage des Prestiges. Die Konkurrenz war degradiert, der Inbegriff von Luxus und Fortschritt trug von nun an einen Stern. Ein solches Image ließ sich mit keiner Werbung der Welt kaufen. Bis heute gilt der Mercedes-Benz 600 als ein Meilenstein der Automobilgeschichte. Versucht hat es mancher, erreicht hat ihn bis heute keiner!

Dieser Mercedes-Benz 600 ist eines von 107 Exemplaren, das im ersten Modelljahr 1964 gebaut wurde, genau genommen die Nummer 37. Er wurde am 6. Oktober 1964 in Deutschland erstmalig zugelassen. 1997 holte der renommierte Restaurateur Egon Zweimüller sen. den großen Mercedes nach Österreich und ließ ihn auf seinen Namen typisieren. Im März des Folgejahres verkaufte er ihn an den Sohn des Einbringers, der den Wagen später seinem Vater schenken würde. Im selben Jahr beginnen die Aufzeichnungen über die laufenden Wartungsarbeiten am 600er, zunächst noch beim Verkäufer, später dann beim einschlägigen Spezialisten in Wien. Zwischen 2004 und 2006 wurden die Luftfederung und die Komforthydraulik überholt und eine Edelstahl-Auspuffanlage verbaut. Anschließend wurden die Sitze, deren originales Leder brüchig geworden war, vom Spezialisten neu bezogen und der Mercedes im Originalfarbton lackiert. Auch in den Folgejahren bekam das beeindruckende Automobil die entsprechende Wartung, aus Altersgründen wird es aber nun abgegeben. Er ist und bleibt ein faszinierendes Stück Technik-Geschichte, oder wie Mercedes damals schon ankündigte, das beste Auto der Welt.

Chassis: 100.012-12-000037
Motor: 100.980-12-003542
Papiere: Österreichische Einzelgenehmigung


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 16.00
oldtimer@dorotheum.at

+43 1 515 60 428
Auktion: Klassische Fahrzeuge
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 02.07.2022 - 15:00
Auktionsort: Vösendorf
Besichtigung: 30.06. – 02.07.2022


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

Es können keine Kaufaufträge über Internet mehr abgegeben werden. Die Auktion befindet sich in Vorbereitung bzw. wurde bereits durchgeführt.