Lot Nr. 620


Franz Roubaud


Franz Roubaud - Gemälde des 19. Jahrhunderts

(Odessa 1856–1928 München)
Reiter mit Gitarre quert eine Furt, signiert F. Roubaud, Öl auf Holz, 43 x 32 cm, gerahmt

Provenienz:
Privatsammlung, Deutschland.

Franz Roubaud wurde in einer französischen Familie in Odessa geboren und behielt bis 1914 die französische Staatsbürgerschaft, so war auch seine Muttersprache Französisch. Seine Eltern schickten ihn auf die Odessaer Zeichenschule im Jahr derer Eröffnung (1865). Es ist möglich, dass Roubaud an der Odessaer Zeichenschule zum ersten Mal von der Bayerischen Akademie hörte: Einer der dortigen Lehrer war ein Münchner Absolvent, Anton Bauer. In München trat er in die Privatschule von Józef von Brandt ein und schloss sich dem dortigen Kreis polnischer Künstler an.

Roubauds Werk wird vor allem mit dem Kaukasus in Verbindung gebracht. Die Reise nach Tiflis, die er in den 1870er Jahren zusammen mit seinen Eltern unternahm, hatte den entscheidenden Einfluss auf ihn. Roubaud war bei weitem nicht der erste, der auf den Ausstellungen in St. Petersburg und München die Welt der Steppen und der südlichen Berge zeigte, aber er war zweifellos der erste, der dem Betrachter die heiße Luft so überzeugend vermittelte. Er vermochte es die Sonne, die staubige, von Pferden getretene Straße, die heißen Steine und den Sand in seinen Gemälden eindrucksvoll widerzugeben. Seiner bevorzugten grau-gelben „Steppen“-Farbpalette blieb der Künstler während seiner gesamten Laufbahn treu. Sie wird jedoch in den 1890er Jahren komplexer und ausdrucksstärker, als der Künstler zu farbigen Untergründen übergeht, und sie gewann in seinen späteren Jahren eine gewisse Intensität. Er ist nicht von Exotik fasziniert und meidet den „berauschend duftenden Orient“, sondern schildert die raue und gefährliche Umgebung, die den Charakter seiner wortkargen Figuren prägt. Gelegentlich treiben die Einsamkeit und die Extreme ihrer Umgebung Roubauds Reiter dazu, ein Musikinstrument zu spielen oder zu singen. Genauso oft malt Roubaud auch Bilder, die uns einen Einblick in das wirkliche Leben in Zentralasien und im Kaukasus geben: die Basare, die rastenden Karawanen, die beladenen Wagen. Einige von Roubauds Motiven waren jahrzehntelang äußerst beliebt und auf den ersten Blick malt der Künstler immer das Gleiche. Vergleicht man jedoch seine Bilder, so stellt man fest, dass er sich nie vollständig wiederholt, sondern jedes Mal einen tscherkessischen Reiter oder eine Flussüberquerung neu malt.

Roubauds Kunst ist ein organischer Teil der orientalistischen und Schlachtenmalerei des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Nachdem der Künstler jedoch seine individuelle Handschrift gefunden hat, hebt sich sein Werk durch seine Unmittelbarkeit vor diesem allgemeinen Hintergrund ab. Aber es sind nicht nur die großen Kompositionen, die von Roubauds Möglichkeiten sprechen, sondern auch seine kleineren Werke, Studien und Skizzen, in denen er seine Fähigkeit offenbart, mit verschiedenen Techniken zu arbeiten. Er versteifte sich in seinem Ouevre nicht auf eine Technik, sondern malte mit Öl auf Leinwand, Holz und Karton und arbeitete mit Tempera und Pastell. Großes Interesse für Roubaud wurde wieder in den 1970er Jahren geweckt und sein Werkverzeichnis erschien im Jahr 2012.

Wir danken Dr. Olga Sugrobova-Roth für die wissenschaftliche Unterstützung und Bestätigung der Echtheit anhand des Originals.

Expertin: Mag. Dimitra Reimüller Mag. Dimitra Reimüller
+43-1-515 60-355

19c.paintings@dorotheum.at

08.11.2022 - 17:00

Erzielter Preis: **
EUR 19.200,-
Schätzwert:
EUR 8.000,- bis EUR 14.000,-

Franz Roubaud


(Odessa 1856–1928 München)
Reiter mit Gitarre quert eine Furt, signiert F. Roubaud, Öl auf Holz, 43 x 32 cm, gerahmt

Provenienz:
Privatsammlung, Deutschland.

Franz Roubaud wurde in einer französischen Familie in Odessa geboren und behielt bis 1914 die französische Staatsbürgerschaft, so war auch seine Muttersprache Französisch. Seine Eltern schickten ihn auf die Odessaer Zeichenschule im Jahr derer Eröffnung (1865). Es ist möglich, dass Roubaud an der Odessaer Zeichenschule zum ersten Mal von der Bayerischen Akademie hörte: Einer der dortigen Lehrer war ein Münchner Absolvent, Anton Bauer. In München trat er in die Privatschule von Józef von Brandt ein und schloss sich dem dortigen Kreis polnischer Künstler an.

Roubauds Werk wird vor allem mit dem Kaukasus in Verbindung gebracht. Die Reise nach Tiflis, die er in den 1870er Jahren zusammen mit seinen Eltern unternahm, hatte den entscheidenden Einfluss auf ihn. Roubaud war bei weitem nicht der erste, der auf den Ausstellungen in St. Petersburg und München die Welt der Steppen und der südlichen Berge zeigte, aber er war zweifellos der erste, der dem Betrachter die heiße Luft so überzeugend vermittelte. Er vermochte es die Sonne, die staubige, von Pferden getretene Straße, die heißen Steine und den Sand in seinen Gemälden eindrucksvoll widerzugeben. Seiner bevorzugten grau-gelben „Steppen“-Farbpalette blieb der Künstler während seiner gesamten Laufbahn treu. Sie wird jedoch in den 1890er Jahren komplexer und ausdrucksstärker, als der Künstler zu farbigen Untergründen übergeht, und sie gewann in seinen späteren Jahren eine gewisse Intensität. Er ist nicht von Exotik fasziniert und meidet den „berauschend duftenden Orient“, sondern schildert die raue und gefährliche Umgebung, die den Charakter seiner wortkargen Figuren prägt. Gelegentlich treiben die Einsamkeit und die Extreme ihrer Umgebung Roubauds Reiter dazu, ein Musikinstrument zu spielen oder zu singen. Genauso oft malt Roubaud auch Bilder, die uns einen Einblick in das wirkliche Leben in Zentralasien und im Kaukasus geben: die Basare, die rastenden Karawanen, die beladenen Wagen. Einige von Roubauds Motiven waren jahrzehntelang äußerst beliebt und auf den ersten Blick malt der Künstler immer das Gleiche. Vergleicht man jedoch seine Bilder, so stellt man fest, dass er sich nie vollständig wiederholt, sondern jedes Mal einen tscherkessischen Reiter oder eine Flussüberquerung neu malt.

Roubauds Kunst ist ein organischer Teil der orientalistischen und Schlachtenmalerei des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Nachdem der Künstler jedoch seine individuelle Handschrift gefunden hat, hebt sich sein Werk durch seine Unmittelbarkeit vor diesem allgemeinen Hintergrund ab. Aber es sind nicht nur die großen Kompositionen, die von Roubauds Möglichkeiten sprechen, sondern auch seine kleineren Werke, Studien und Skizzen, in denen er seine Fähigkeit offenbart, mit verschiedenen Techniken zu arbeiten. Er versteifte sich in seinem Ouevre nicht auf eine Technik, sondern malte mit Öl auf Leinwand, Holz und Karton und arbeitete mit Tempera und Pastell. Großes Interesse für Roubaud wurde wieder in den 1970er Jahren geweckt und sein Werkverzeichnis erschien im Jahr 2012.

Wir danken Dr. Olga Sugrobova-Roth für die wissenschaftliche Unterstützung und Bestätigung der Echtheit anhand des Originals.

Expertin: Mag. Dimitra Reimüller Mag. Dimitra Reimüller
+43-1-515 60-355

19c.paintings@dorotheum.at


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: Gemälde des 19. Jahrhunderts
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 08.11.2022 - 17:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 22.10. - 08.11.2022


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

Es können keine Kaufaufträge über Internet mehr abgegeben werden. Die Auktion befindet sich in Vorbereitung bzw. wurde bereits durchgeführt.