Lot Nr. 521


Fausto Zonaro


(Masi 1854–1929 San Remo)
La Coda del Diavolo, signiert F. Zonaro, Öl auf Leinwand, 79,5 x 137,5 cm, gerahmt

Provenienz:
Seit drei Generationen - Privatsammlung, Deutschland.

Ausgestellt:
Esposizioni Riunite e II Esposizione Triennale di Brere, Castello Sforzesco, Mailand, 6. Mai - 5. Oktober 1884;
III. Ausstellung für bildende Kunst und Kunsthandel, Palacio de Bellas Artes, Barcelona, 1896;
Esposizione delle Belle Arti di Roma, 1896;
Kaiserliche Fabrikhallen von Hereké, Grand Rue de Péra, Dezember 1906;
Atelier Fausto Zonaro, Akaratler, Konstantinopel, 1908, Nr. 5 (Raum E, Gemälde gemalt in Italien).

Abgebildet und verzeichnet in:
Rodolfo Falchi, Ubaldo Spigno, Le tre stagioni pittoriche di Fausto Zonaro, Torino 1993, Nr. 7;
Osman Öndes, Erol Makzume, Ottoman Court Painter Fausto Zonaro, Istanbul 2002, S. 69;
Erol Makzume, Cesare Mario Trevigne, Fausto Zonaro, Abdülhamid’in Hükümdarliginda Yirmi Yil. Fausto Zonaro Hatiralan ve Eserleri, Istanbul 2008, S. 97;
Erol Makzume, Cesare Mario Trevigne, Fausto Zonaro, Twenty years under the reign of Abdülhamid. The Memoirs and Works of Fausto Zonaro, Istanbul 2011, S. 83;
Erol Makzume, The Sultan’s Italian Court Painter Fausto Zonaro, Florenz 2021, S. 173.

Gutachten von Prof. Cesare Mario Trevigne, 3. Juni 2023, Florenz liegt auf Anfrage vor.

Wir danken Erol Makzume für die Bestätigung der Echtheit anhand des Originals.

Wir danken Valerie Wadsworth-Falchi für die wissenschaftliche Unterstützung.

Schon in jungen Jahren zeigte Fausto Zonaro eine große künstlerische Begabung und begann mit dem Einverständnis seiner Eltern seine Ausbildung am Technischen Institut in Lendinara und führte diese später an der Akademie Cignaroli in Verona fort. Gerade als sein Talent zu blühen begann, wurde er zur Armee einberufen. Nach seinem Militärdienst ging er nach Venedig, wo er seinen Lebensunterhalt verdiente, indem er seine Gemälde an Touristen verkaufte. In der Hoffnung seine künstlerische Karriere anzukurbeln, übersiedelte er 1878 nach Neapel und schließlich studierte er 1880-81 in Rom, wo er seine Maltechnik verbesserte und perfektionierte. Nach einer etwas rastlosen Zeit und einem kurzen Aufenthalt in Paris 1888, wo er Bekanntschaft mit der Impressionisten Avantgarde machte, eröffnete eine kleine Kunstschule und ein Atelier in Venedig. Dies stellt den Wendepunkt in Zonaros Karriere dar, als er seine künftige Ehefrau Elisa (Elisabetta) Pante, eine seiner Schülerinnen in Venedig, kennenlernte. Von den orientalistischen Reisebüchern von Edmondo de Amicis und Théophile Gautier inspiriert, beschloss das junge Paar in die Hauptstadt des Osmanischen Reiches aufzubrechen und dort ihr Glück zu versuchen. Bevor sich Fausto Zonaro 1890 in Istanbul niederließ, beteiligte er sich rege an nationalen und internationalen Ausstellungen, so wurden seine Werke zwischen 1883 und 1890 in Rom, Mailand, Turin, Venedig und Brera sowie Wien und Paris gezeigt.

Das vorliegende Los ist ein Hauptwerk Fausto Zonaros früher Schaffensphase in Italien und in der zweiten Hälfte der 1880er Jahre entstanden. Es zeigt eine Szene aus dem beliebten Kinderspiel der italienischen Landbevölkerung: Dabei gesellte sich das stärkste und größte Mädchen an die Spitze einer Reihe von Mädchen, die sich jeweils am Kleid oder der Schürze, der vor ihre befindliche Spielkameradin festhalten. Das Mädchen am Kopf der Schlange muss nun mit ausgebreiteten Armen die anderen von den Spötteleien des „Teufels“ verteidigen, dessen Rolle von einer weiteren Spielerin übernommen wird. Diese bewegt sich schnell, frei und unerwartet nach links und rechts wirbelnd, um das jeweils letzte Glied der Kette zu erwischen. So verläuft das Spiel unter viel Geschrei und Gelächter bis schlussendlich auch das letzte Mädchen in der Kette gefangen wurde. Fausto Zonaro überträgt die Szene voller Bewegung und Lebendigkeit auf die Leinwand und gibt die anmutigen und dennoch bescheidenen Mädchen durchdrungen voller Realismus wieder. Die Figur an der Spitze, ein hübsches Mädchen mit wilden vom Wind zerzausten Locken blickt verwegen auf den „Teufel“, welche auf eine Minute der Unaufmerksamkeit ihrer Widersacherin wartet, um von ihr zu stehlen. Die anderen Mädchen beobachten die Bewegungen ihrer Kontrahentin eindringlich, um sich im richtigen Moment zu retten und nicht in die Hände des Feindes zu fallen. Ein Moment, der nicht konstruiert oder künstlich erscheint, sondern wahrhaftig aus dem Leben gegriffen. Die fröhliche Komposition der Mädchen im Sommergewand dokumentiert die zeichnerische Fertigkeit Zonaros, welche in der Vorzeichnung, die in der Infrarotreflektografie hervortritt, zu erkennen ist. Die Leichtigkeit und Bewegung der Gewänder sowie die individuellen Gesichtsausdrücke, speziell in den Augenpartien hat der Künstler mit flottem Strich auf der Leinwand vorbereitet.

Betrachten man dieses Gemälde näher, wird klar warum das Herz des Künstlers besonders an diesem hing und es neben „Dopo il gioco – Nach dem Spiel“ (Auktion, Gemälde des 19. Jahrhunderts, 20. April 2010, Los 82), welches den Zeitpunkt der auf der Wiese rastenden Mädchen zeigt, den Weg von Italien nach Istanbul fand. Beide wurden vom Künstler als eine Art Diptychon gedacht und nun wurde das vorliegende Werk in einer deutschen Privatsammlung wiederentdeckt. Die Spur des Meisterwerkes, welches Fausto Zonaro selbst als das erfolgreichste und repräsentatives Werk seiner frühen Schaffensphase betrachtete, verlor sich 1910, als er mit seiner Familie von Istanbul nach Italien zurückkehren musste. Das 1908 zuletzt ausgestellten Werke „Coda del Diavolo“ verblieb wohl im Besitz des Künstlers, und wäre auch mit ihm wieder nach Italien zurückgekehrt, wenn nicht sein Freund Prinz Şehzade Mehmed Burhaneddin ihm kurz vor seiner Abreise einen Besuch in seinem Atelier abgestattet hätte. So verkaufte Zonaro dieses Herzensstück und weitere Gemälde an den Prinzen. Der Sohn des Sultans schrieb: „Mit großer Freude stelle ich fest, dass Monsieur Zonaro heute ohne Ausnahme der bedeutendste Künstler des Orients ist. Ich bin sehr glücklich, denn ich habe einige seiner schönsten Gemälde erworben, die ich als Meisterwerke betrachte.“
Mit großer Wahrscheinlichkeit kam dieses Gemälde mit Prinz Burhannedin nach Europa, wo es nun in einer deutschen Privatsammlung wieder zum Vorschein kam. Umso bemerkenswerter ist es, dass wir dieses Gemälde heute wieder in seiner vollen Pracht erleben können – eine wahre Sensation!

Expertin: Mag. Dimitra Reimüller Mag. Dimitra Reimüller
+43-1-515 60-355

19c.paintings@dorotheum.at

24.10.2023 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 117.000,-
Schätzwert:
EUR 100.000,- bis EUR 160.000,-

Fausto Zonaro


(Masi 1854–1929 San Remo)
La Coda del Diavolo, signiert F. Zonaro, Öl auf Leinwand, 79,5 x 137,5 cm, gerahmt

Provenienz:
Seit drei Generationen - Privatsammlung, Deutschland.

Ausgestellt:
Esposizioni Riunite e II Esposizione Triennale di Brere, Castello Sforzesco, Mailand, 6. Mai - 5. Oktober 1884;
III. Ausstellung für bildende Kunst und Kunsthandel, Palacio de Bellas Artes, Barcelona, 1896;
Esposizione delle Belle Arti di Roma, 1896;
Kaiserliche Fabrikhallen von Hereké, Grand Rue de Péra, Dezember 1906;
Atelier Fausto Zonaro, Akaratler, Konstantinopel, 1908, Nr. 5 (Raum E, Gemälde gemalt in Italien).

Abgebildet und verzeichnet in:
Rodolfo Falchi, Ubaldo Spigno, Le tre stagioni pittoriche di Fausto Zonaro, Torino 1993, Nr. 7;
Osman Öndes, Erol Makzume, Ottoman Court Painter Fausto Zonaro, Istanbul 2002, S. 69;
Erol Makzume, Cesare Mario Trevigne, Fausto Zonaro, Abdülhamid’in Hükümdarliginda Yirmi Yil. Fausto Zonaro Hatiralan ve Eserleri, Istanbul 2008, S. 97;
Erol Makzume, Cesare Mario Trevigne, Fausto Zonaro, Twenty years under the reign of Abdülhamid. The Memoirs and Works of Fausto Zonaro, Istanbul 2011, S. 83;
Erol Makzume, The Sultan’s Italian Court Painter Fausto Zonaro, Florenz 2021, S. 173.

Gutachten von Prof. Cesare Mario Trevigne, 3. Juni 2023, Florenz liegt auf Anfrage vor.

Wir danken Erol Makzume für die Bestätigung der Echtheit anhand des Originals.

Wir danken Valerie Wadsworth-Falchi für die wissenschaftliche Unterstützung.

Schon in jungen Jahren zeigte Fausto Zonaro eine große künstlerische Begabung und begann mit dem Einverständnis seiner Eltern seine Ausbildung am Technischen Institut in Lendinara und führte diese später an der Akademie Cignaroli in Verona fort. Gerade als sein Talent zu blühen begann, wurde er zur Armee einberufen. Nach seinem Militärdienst ging er nach Venedig, wo er seinen Lebensunterhalt verdiente, indem er seine Gemälde an Touristen verkaufte. In der Hoffnung seine künstlerische Karriere anzukurbeln, übersiedelte er 1878 nach Neapel und schließlich studierte er 1880-81 in Rom, wo er seine Maltechnik verbesserte und perfektionierte. Nach einer etwas rastlosen Zeit und einem kurzen Aufenthalt in Paris 1888, wo er Bekanntschaft mit der Impressionisten Avantgarde machte, eröffnete eine kleine Kunstschule und ein Atelier in Venedig. Dies stellt den Wendepunkt in Zonaros Karriere dar, als er seine künftige Ehefrau Elisa (Elisabetta) Pante, eine seiner Schülerinnen in Venedig, kennenlernte. Von den orientalistischen Reisebüchern von Edmondo de Amicis und Théophile Gautier inspiriert, beschloss das junge Paar in die Hauptstadt des Osmanischen Reiches aufzubrechen und dort ihr Glück zu versuchen. Bevor sich Fausto Zonaro 1890 in Istanbul niederließ, beteiligte er sich rege an nationalen und internationalen Ausstellungen, so wurden seine Werke zwischen 1883 und 1890 in Rom, Mailand, Turin, Venedig und Brera sowie Wien und Paris gezeigt.

Das vorliegende Los ist ein Hauptwerk Fausto Zonaros früher Schaffensphase in Italien und in der zweiten Hälfte der 1880er Jahre entstanden. Es zeigt eine Szene aus dem beliebten Kinderspiel der italienischen Landbevölkerung: Dabei gesellte sich das stärkste und größte Mädchen an die Spitze einer Reihe von Mädchen, die sich jeweils am Kleid oder der Schürze, der vor ihre befindliche Spielkameradin festhalten. Das Mädchen am Kopf der Schlange muss nun mit ausgebreiteten Armen die anderen von den Spötteleien des „Teufels“ verteidigen, dessen Rolle von einer weiteren Spielerin übernommen wird. Diese bewegt sich schnell, frei und unerwartet nach links und rechts wirbelnd, um das jeweils letzte Glied der Kette zu erwischen. So verläuft das Spiel unter viel Geschrei und Gelächter bis schlussendlich auch das letzte Mädchen in der Kette gefangen wurde. Fausto Zonaro überträgt die Szene voller Bewegung und Lebendigkeit auf die Leinwand und gibt die anmutigen und dennoch bescheidenen Mädchen durchdrungen voller Realismus wieder. Die Figur an der Spitze, ein hübsches Mädchen mit wilden vom Wind zerzausten Locken blickt verwegen auf den „Teufel“, welche auf eine Minute der Unaufmerksamkeit ihrer Widersacherin wartet, um von ihr zu stehlen. Die anderen Mädchen beobachten die Bewegungen ihrer Kontrahentin eindringlich, um sich im richtigen Moment zu retten und nicht in die Hände des Feindes zu fallen. Ein Moment, der nicht konstruiert oder künstlich erscheint, sondern wahrhaftig aus dem Leben gegriffen. Die fröhliche Komposition der Mädchen im Sommergewand dokumentiert die zeichnerische Fertigkeit Zonaros, welche in der Vorzeichnung, die in der Infrarotreflektografie hervortritt, zu erkennen ist. Die Leichtigkeit und Bewegung der Gewänder sowie die individuellen Gesichtsausdrücke, speziell in den Augenpartien hat der Künstler mit flottem Strich auf der Leinwand vorbereitet.

Betrachten man dieses Gemälde näher, wird klar warum das Herz des Künstlers besonders an diesem hing und es neben „Dopo il gioco – Nach dem Spiel“ (Auktion, Gemälde des 19. Jahrhunderts, 20. April 2010, Los 82), welches den Zeitpunkt der auf der Wiese rastenden Mädchen zeigt, den Weg von Italien nach Istanbul fand. Beide wurden vom Künstler als eine Art Diptychon gedacht und nun wurde das vorliegende Werk in einer deutschen Privatsammlung wiederentdeckt. Die Spur des Meisterwerkes, welches Fausto Zonaro selbst als das erfolgreichste und repräsentatives Werk seiner frühen Schaffensphase betrachtete, verlor sich 1910, als er mit seiner Familie von Istanbul nach Italien zurückkehren musste. Das 1908 zuletzt ausgestellten Werke „Coda del Diavolo“ verblieb wohl im Besitz des Künstlers, und wäre auch mit ihm wieder nach Italien zurückgekehrt, wenn nicht sein Freund Prinz Şehzade Mehmed Burhaneddin ihm kurz vor seiner Abreise einen Besuch in seinem Atelier abgestattet hätte. So verkaufte Zonaro dieses Herzensstück und weitere Gemälde an den Prinzen. Der Sohn des Sultans schrieb: „Mit großer Freude stelle ich fest, dass Monsieur Zonaro heute ohne Ausnahme der bedeutendste Künstler des Orients ist. Ich bin sehr glücklich, denn ich habe einige seiner schönsten Gemälde erworben, die ich als Meisterwerke betrachte.“
Mit großer Wahrscheinlichkeit kam dieses Gemälde mit Prinz Burhannedin nach Europa, wo es nun in einer deutschen Privatsammlung wieder zum Vorschein kam. Umso bemerkenswerter ist es, dass wir dieses Gemälde heute wieder in seiner vollen Pracht erleben können – eine wahre Sensation!

Expertin: Mag. Dimitra Reimüller Mag. Dimitra Reimüller
+43-1-515 60-355

19c.paintings@dorotheum.at


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: Gemälde des 19. Jahrhunderts
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 24.10.2023 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 14.10. - 24.10.2023


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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