Lot Nr. 7


Pieter Brueghel II. und Werkstatt


(Brüssel 1564–1638 Antwerpen)
Fastenzeit beißt Fastnacht,
Öl auf Holz, 26 x 34,5 cm, gerahmt

Provenienz:
Sammlung Johann Heinrich Beissel (1784 –1873), Aachen (lt. rückseitigem Klebezettel);
Kunsthandel, Frankreich;
dort erworben durch den jetzigen Besitzer

Wir danken dem verstorbenen Klaus Ertz, der die Zuschreibung an Pieter Brueghel II. auf Grundlage einer Fotografie zur Gänze bestätigt hat.

Die vorliegende Tafel zeigt die bemerkenswerte Szene der Personifikationen des Karnevals, wobei ein wohlgenährter, etwas unbedarfter junger Mann von der weiblichen Verkörperung der Fastenzeit gebissen wird, von hinten beobachtet von einem grinsenden Zuschauer, der den Betrachter direkt anblickt. Die Hauptkomposition ist von einem illusionistischen Tondo auf grauem Hintergrund umfangen, auf dem verschiedene Lebensmittel ausgestellt sind –eine Allegorie auf die Fasten- und Karnevalszeit, die den beiden Figuren entspricht. Für die Fastenzeit stehen die typischen Fastenspeisen: ein Pfannkuchen, eine mit Wasser gefüllte Terrakottaschale, leere Muschelschalen und drei von Federn umgebene Eier. Im Gegensatz dazu sind die Speisen auf der linken Seite des Karnevals festlich und reichhaltig: dampfendes Gebäck, ein glänzender Weinkrug und ein appetitlich gebratenes Hähnchen.

Das Thema der Szene bezieht sich auf die Zeit vor dem Einzug Christi in die Stadt Jerusalem, als er vierzig Tage und Nächte fastend in der Wüste verbrachte. Dies wurde später in der christlichen Tradition als Fastenzeit, beginnend am Aschermittwoch, begangen. Vor diesen Tagen der Solidarität mit Christus werden drei Tage Karneval gefeiert, ein ursprünglich heidnisches Fest, das später in die christliche Tradition aufgenommen wurde. Pieter Brueghel I. (um 1525–1569) übernahm dieses Thema in sein berühmtes Gemälde Kampf zwischen Karneval und Fasten, das im Kunsthistorischen Museum in Wien aufbewahrt wird (Inv.-Nr. 1016) und auf dem die beiden Personifikationen im Kampf gegeneinander antreten. Es existieren mehrere bekannte Kopien des jüngeren Brueghel, darunter eine Version in den Musées royaux des Beaux-Arts de Belgique in Brüssel (Inv.-Nr. 12045).

Ein auf Holz gemaltes und unter einem etwas anderen Titel bekanntes Bild von Pieter Brueghel I., Der Streit zwischen Karneval und Fastenzeit, das sich heute im Statens Museum für Kunst in Kopenhagen befindet (Inv.-Nr. KMS1639), scheint die Inspirationsquelle für die vorliegende Tafel gewesen zu sein. Obschon die Personifikationen des Karnevals und der Fastenzeit auf der Kopenhagener Tafel den Figuren der späteren Interpretation durch den Sohn und seine Werkstatt ähneln, lassen sich doch wesentliche Unterschiede zum Kopenhagener Prototyp ausmachen. Auf dem vorliegenden Gemälde ist der irre dreinblickende Beobachter hinter dem Geschehen positioniert und frontal abgebildet, wohingegen der Gegenpart des Kopenhagener Bildes rechts im Profil dargestellt ist und er in seinem Erscheinungsbild jenem der Fastenzeit gleicht. Zudem ist die Fastenzeit im vorliegenden Werk schwarz gekleidet und trägt eine weiße Kopfbedeckung, während es sich beim Kopenhagener Bild um eine verrückte knochige ältere Frau mit wirrem Haar handelt.

Man kennt weitere Fassungen nach der Kopenhagener Tafel und der vorliegenden Komposition, darunter eine Version im Museum Mayer van den Bergh in Antwerpen (Inv.-Nr. MMB.1852); eine weitere Tafel in Form eines Tondos befand sich einst im Bass Museum of Art, Miami, und wurde später bei Christie’s, New York, versteigert (siehe Auktion, Christie’s, New York, 29. Oktober 2019, Lot 813). Das vorliegende Werk scheint das Bindeglied zwischen der Kopenhagener Tafel und den beiden letztgenannten Werken zu sein.

Experte: Damian Brenninkmeyer Damian Brenninkmeyer
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com

25.10.2023 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 78.000,-
Schätzwert:
EUR 60.000,- bis EUR 80.000,-

Pieter Brueghel II. und Werkstatt


(Brüssel 1564–1638 Antwerpen)
Fastenzeit beißt Fastnacht,
Öl auf Holz, 26 x 34,5 cm, gerahmt

Provenienz:
Sammlung Johann Heinrich Beissel (1784 –1873), Aachen (lt. rückseitigem Klebezettel);
Kunsthandel, Frankreich;
dort erworben durch den jetzigen Besitzer

Wir danken dem verstorbenen Klaus Ertz, der die Zuschreibung an Pieter Brueghel II. auf Grundlage einer Fotografie zur Gänze bestätigt hat.

Die vorliegende Tafel zeigt die bemerkenswerte Szene der Personifikationen des Karnevals, wobei ein wohlgenährter, etwas unbedarfter junger Mann von der weiblichen Verkörperung der Fastenzeit gebissen wird, von hinten beobachtet von einem grinsenden Zuschauer, der den Betrachter direkt anblickt. Die Hauptkomposition ist von einem illusionistischen Tondo auf grauem Hintergrund umfangen, auf dem verschiedene Lebensmittel ausgestellt sind –eine Allegorie auf die Fasten- und Karnevalszeit, die den beiden Figuren entspricht. Für die Fastenzeit stehen die typischen Fastenspeisen: ein Pfannkuchen, eine mit Wasser gefüllte Terrakottaschale, leere Muschelschalen und drei von Federn umgebene Eier. Im Gegensatz dazu sind die Speisen auf der linken Seite des Karnevals festlich und reichhaltig: dampfendes Gebäck, ein glänzender Weinkrug und ein appetitlich gebratenes Hähnchen.

Das Thema der Szene bezieht sich auf die Zeit vor dem Einzug Christi in die Stadt Jerusalem, als er vierzig Tage und Nächte fastend in der Wüste verbrachte. Dies wurde später in der christlichen Tradition als Fastenzeit, beginnend am Aschermittwoch, begangen. Vor diesen Tagen der Solidarität mit Christus werden drei Tage Karneval gefeiert, ein ursprünglich heidnisches Fest, das später in die christliche Tradition aufgenommen wurde. Pieter Brueghel I. (um 1525–1569) übernahm dieses Thema in sein berühmtes Gemälde Kampf zwischen Karneval und Fasten, das im Kunsthistorischen Museum in Wien aufbewahrt wird (Inv.-Nr. 1016) und auf dem die beiden Personifikationen im Kampf gegeneinander antreten. Es existieren mehrere bekannte Kopien des jüngeren Brueghel, darunter eine Version in den Musées royaux des Beaux-Arts de Belgique in Brüssel (Inv.-Nr. 12045).

Ein auf Holz gemaltes und unter einem etwas anderen Titel bekanntes Bild von Pieter Brueghel I., Der Streit zwischen Karneval und Fastenzeit, das sich heute im Statens Museum für Kunst in Kopenhagen befindet (Inv.-Nr. KMS1639), scheint die Inspirationsquelle für die vorliegende Tafel gewesen zu sein. Obschon die Personifikationen des Karnevals und der Fastenzeit auf der Kopenhagener Tafel den Figuren der späteren Interpretation durch den Sohn und seine Werkstatt ähneln, lassen sich doch wesentliche Unterschiede zum Kopenhagener Prototyp ausmachen. Auf dem vorliegenden Gemälde ist der irre dreinblickende Beobachter hinter dem Geschehen positioniert und frontal abgebildet, wohingegen der Gegenpart des Kopenhagener Bildes rechts im Profil dargestellt ist und er in seinem Erscheinungsbild jenem der Fastenzeit gleicht. Zudem ist die Fastenzeit im vorliegenden Werk schwarz gekleidet und trägt eine weiße Kopfbedeckung, während es sich beim Kopenhagener Bild um eine verrückte knochige ältere Frau mit wirrem Haar handelt.

Man kennt weitere Fassungen nach der Kopenhagener Tafel und der vorliegenden Komposition, darunter eine Version im Museum Mayer van den Bergh in Antwerpen (Inv.-Nr. MMB.1852); eine weitere Tafel in Form eines Tondos befand sich einst im Bass Museum of Art, Miami, und wurde später bei Christie’s, New York, versteigert (siehe Auktion, Christie’s, New York, 29. Oktober 2019, Lot 813). Das vorliegende Werk scheint das Bindeglied zwischen der Kopenhagener Tafel und den beiden letztgenannten Werken zu sein.

Experte: Damian Brenninkmeyer Damian Brenninkmeyer
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Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
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Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 25.10.2023 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 14.10. - 25.10.2023


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

Es können keine Kaufaufträge über Internet mehr abgegeben werden. Die Auktion befindet sich in Vorbereitung bzw. wurde bereits durchgeführt.