Lot Nr. 96


Paul Bril und Giuseppe Cesari, gen. Cavalier d’Arpino


(Antwerpen 1554–1626 Rom) und (Arpino um 1568–1640 Rom)
Landschaft mit einem schreibenden Eremiten,
Öl auf Leinwand, 75,3 x 100 cm, gerahmt

Provenienz:
europäische Privatsammlung

Literatur:
F. Cappelletti (Hrsg.), Paul Bril e la pittura di paesaggio a Roma 1580–1630, Rom 2005, unter Nr. 86 (als Paul Bril)

Das vorliegende Gemälde stellt ein Thema dar, das schon aus Brils ersten Staffeleibildern bekannt ist: das Motiv eines Heiligen in einer Landschaft, die hier in einer überwiegend ockerfarbenen Palette wiedergegeben ist. Rechts im Hintergrund sind Ruinen zu sehen, die der Künstler häufig verwendet, um seine Wahrnehmung der Monumente des antiken Roms zu unterstreichen. Die Öffnung im Unterholz links erinnert als ein kühnes Motiv an ein Stilmittel, das auch andere Künstler in diesen Jahren verwendeten, u. a. insbesondere Jan Brueghel (1568–1625) während seiner römischen Periode.

Das vorliegende Bild ist in das frühe 17. Jahrhundert zu datieren und kann mit anderen Landschaften Brils für die Kirche Santa Cecilia in Trastevere sowie dem Palazzo Mattei di Giove in Rom verglichen werden, in denen er eine ähnliche Palette, aber mit wärmeren Tönen als in seinen davor entstandenen Gemälden verwendete. Die Ausführung der Figur des Eremiten wurde Cavalier d’Arpino übertragen, der in dieser Zeit in Rom ein vielbeschäftigter Maler war und Gemälde für Privatsammler schuf; ein Beispiel dafür ist das von den beiden Künstlern in Zusammenarbeit für Kardinal Federico Borromeo gemalte Gemälde, das sich heute in der Pinacoteca Ambrosiana in Mailand befindet und eine Landschaft mit dem Eremiten Mucius darstellt (siehe Cappelletti 2006, S. 233, Kat.-Nr. 41). Unser Bild zeigt denselben Figurenstil wie das Mailänder Gemälde, wenn auch im verkleinerten Maßstab.

Paul Bril war ein flämischer Landschaftsmaler und Kupferstecher und wurde 1554 in Antwerpen geboren. Er war vermutlich der Sohn von Matthijs Bril dem Älteren (tätig im Antwerpen des 16. Jahrhunderts) und der Bruder von Matthijs Bril dem Jüngeren (1550-1584). Seinem Biografen Karel van Mander (1548–1606) zufolge arbeitete er bis zu seinem 14. Lebensjahr in Antwerpen im Atelier des Malers Damien Wortelmans (der von 1577 bis 1589 in der flämischen Malergilde dokumentiert ist). Danach zog er in verschiedene Städte, nach Breda und zurück nach Antwerpen, danach nach Lyon, wo er längere Zeit blieb. 1574 erreichte er Rom, wo er sich seinem Bruder Matthijs anschloss, dem es gelungen war, verschiedene wichtige Aufträge des Vatikans zu erhalten. Wahrscheinlich arbeiteten die beiden gemeinsam an der Scala Santa und an der Lünettenserie mit Landschaftsdarstellungen im Lateranpalast. Es dauerte jedoch nicht lange, bis Paul seinen Bruder übertraf und ein viel höheres Ansehen genoss. Er wurde zum Freund und Mitarbeiter wichtiger berühmter Künstler seiner Zeit in Rom, darunter der Cavalier d‘Arpino und Mitglieder der Carracci-Familie. Während seines langen Aufenthalts in Rom arbeitete er für den päpstlichen Hof und übte einen beträchtlichen Einfluss auf andere Künstler in der Stadt aus. Er trat als einer der ersten Künstler hervor, die sich speziell auf die Landschaftsmalerei konzentrierten, und trug maßgeblich dazu bei, diese zu einem eigenständigen Genre zu machen.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

old.masters@dorotheum.com

25.10.2023 - 18:00

Schätzwert:
EUR 50.000,- bis EUR 70.000,-

Paul Bril und Giuseppe Cesari, gen. Cavalier d’Arpino


(Antwerpen 1554–1626 Rom) und (Arpino um 1568–1640 Rom)
Landschaft mit einem schreibenden Eremiten,
Öl auf Leinwand, 75,3 x 100 cm, gerahmt

Provenienz:
europäische Privatsammlung

Literatur:
F. Cappelletti (Hrsg.), Paul Bril e la pittura di paesaggio a Roma 1580–1630, Rom 2005, unter Nr. 86 (als Paul Bril)

Das vorliegende Gemälde stellt ein Thema dar, das schon aus Brils ersten Staffeleibildern bekannt ist: das Motiv eines Heiligen in einer Landschaft, die hier in einer überwiegend ockerfarbenen Palette wiedergegeben ist. Rechts im Hintergrund sind Ruinen zu sehen, die der Künstler häufig verwendet, um seine Wahrnehmung der Monumente des antiken Roms zu unterstreichen. Die Öffnung im Unterholz links erinnert als ein kühnes Motiv an ein Stilmittel, das auch andere Künstler in diesen Jahren verwendeten, u. a. insbesondere Jan Brueghel (1568–1625) während seiner römischen Periode.

Das vorliegende Bild ist in das frühe 17. Jahrhundert zu datieren und kann mit anderen Landschaften Brils für die Kirche Santa Cecilia in Trastevere sowie dem Palazzo Mattei di Giove in Rom verglichen werden, in denen er eine ähnliche Palette, aber mit wärmeren Tönen als in seinen davor entstandenen Gemälden verwendete. Die Ausführung der Figur des Eremiten wurde Cavalier d’Arpino übertragen, der in dieser Zeit in Rom ein vielbeschäftigter Maler war und Gemälde für Privatsammler schuf; ein Beispiel dafür ist das von den beiden Künstlern in Zusammenarbeit für Kardinal Federico Borromeo gemalte Gemälde, das sich heute in der Pinacoteca Ambrosiana in Mailand befindet und eine Landschaft mit dem Eremiten Mucius darstellt (siehe Cappelletti 2006, S. 233, Kat.-Nr. 41). Unser Bild zeigt denselben Figurenstil wie das Mailänder Gemälde, wenn auch im verkleinerten Maßstab.

Paul Bril war ein flämischer Landschaftsmaler und Kupferstecher und wurde 1554 in Antwerpen geboren. Er war vermutlich der Sohn von Matthijs Bril dem Älteren (tätig im Antwerpen des 16. Jahrhunderts) und der Bruder von Matthijs Bril dem Jüngeren (1550-1584). Seinem Biografen Karel van Mander (1548–1606) zufolge arbeitete er bis zu seinem 14. Lebensjahr in Antwerpen im Atelier des Malers Damien Wortelmans (der von 1577 bis 1589 in der flämischen Malergilde dokumentiert ist). Danach zog er in verschiedene Städte, nach Breda und zurück nach Antwerpen, danach nach Lyon, wo er längere Zeit blieb. 1574 erreichte er Rom, wo er sich seinem Bruder Matthijs anschloss, dem es gelungen war, verschiedene wichtige Aufträge des Vatikans zu erhalten. Wahrscheinlich arbeiteten die beiden gemeinsam an der Scala Santa und an der Lünettenserie mit Landschaftsdarstellungen im Lateranpalast. Es dauerte jedoch nicht lange, bis Paul seinen Bruder übertraf und ein viel höheres Ansehen genoss. Er wurde zum Freund und Mitarbeiter wichtiger berühmter Künstler seiner Zeit in Rom, darunter der Cavalier d‘Arpino und Mitglieder der Carracci-Familie. Während seines langen Aufenthalts in Rom arbeitete er für den päpstlichen Hof und übte einen beträchtlichen Einfluss auf andere Künstler in der Stadt aus. Er trat als einer der ersten Künstler hervor, die sich speziell auf die Landschaftsmalerei konzentrierten, und trug maßgeblich dazu bei, diese zu einem eigenständigen Genre zu machen.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
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Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 25.10.2023 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 14.10. - 25.10.2023

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