Lot Nr. 99


Werkstatt des Jacob Jordaens


(Antwerpen 1593–1678)
Merkur und Argus,
Öl auf Leinwand, 153,5 x 188,5 cm, gerahmt

Provenienz:
Sammlung Mrs. Ch. Wauters, Antwerpen, um 1905;
Privatsammlung, Schweden;
Adelsbesitz, Neapel;
Weitergabe im Erbgang an den jetzigen Besitzer

Literatur:
M. Rooses (Hrsg.), Jacob Jordaens, His Life and Work, London/New York 1908, S. 144, Abb. S. 143 (als Jacob Jordaens);
Ministère de la Culture et de l’Environnement, Le siècle de Rubens dans les collections publiques françaises, Paris 1977, S. 107, Nr. 68 (als „tableaux avec le méme episode“);
H. Bujs, M. van Berge-Gerbaud (Hrsg.), Tableaux flamands et hollandaise du Museé des Beaux-Arts de Lyon, Zwolle 1991, S. 76, Nr. 25 (als „autre version“);
D. Hulst, N. de Poorter, M. Vandenven (Hrsg.), Jacob Jordaens (1593–1678). Painting and Tapestries, Ausstellungskatalog, Brüssel 1993, S. 110f., Nr. A.26 (als „Werk Jordaens oder seiner Werkstatt“);
M. Díaz Padrón (Hrsg.), Jacob Jordaens and Spain, Barcelona 2019, S. 287, Kat.-Nr. 43 (als „großformatige Replik“)

Dieses Gemälde stellt die mythologische Begegnung von Merkur und Argus dar, ein Bildthema, das Jordaens in kompositorisch abgewandelten Werken zwischen den 1620er- und 1640er- Jahren immer wieder aufgriff. Seine bekanntesten Fassungen des Themas befinden sich im Musée des Beaux-Arts in Lyon (Inv.-Nr. H679) und in der National Gallery of Victoria in Melbourne (Inv.-Nr. 1996.658). Sowohl die figurativen Passagen dieser Gemälde als auch die Tierdarstellung sind fast identisch mit Teilen des vorliegenden Gemäldes. Dieses unterscheidet sich jedoch durch eine offenere Komposition mit einem ferneren Horizont, was der Landschaft mehr Weite verleiht, sowie durch die Einbeziehung einer größeren Zahl von Bäumen und Tieren; auch die Vegetation im Vordergrund ist anders.

Das Thema von Merkur und Argus ist den Metamorphosen des Ovid entnommen (I, 568–723). Um die wahre Identität von Io vor Juno zu verbergen, verwandelte Jupiter die Jungfrau in eine Kuh. Doch die Göttin, die auf ihre Rivalin eifersüchtig war, wollte das Tier zum Geschenk erhalten. Um dem Vorwurf des Verrats zu entgehen, willigte Jupiter ein, und Juno stellte die verwandelte Jungfrau unter die Obhut von Argus. Dieser Hirte hatte einhundert Augen, die über den ganzen Kopf verteilt waren und dank derer er niemals schlief, da er immer nur zwei Augen schließen musste, um sich auszuruhen, während die anderen offen blieben. Traurig über das unglückliche Schicksal, das er der Jungfrau zugefügt hatte, beauftragte Jupiter seinen Sohn Merkur mit der Aufgabe, sie zu befreien. Um sich Argus zu nähern, verkleidete sich der Gott als Hirte: Nachdem er seinen Helm und seine Flügel abgenommen und nur seinen Stab und seine Pfeife behalten hatte, ging er zu Fuß auf den Hirten zu und spielte eine Melodie. Argus, der davon verzaubert war, lud den Gott ein, sich neben ihn zu setzen. Merkur spielte und erzählte ihm die Geschichte von Pan und Syrinx, und zwar so lange, bis dem Hirten alle Augen zugefallen waren. In diesem Moment nahm der Gott sein Schwert, schlug dem Hirten den Kopf ab und befreite Io.

Jacob Jordaens war der Sohn eines Tapisserienhändlers. Er begann 1607 eine Lehre bei Adam Van Noot (1562–1641) und heiratete 1616 die Tochter seines Meisters. Bereits 1615 war er in der Antwerpener Malergilde als Aquarellmaler eingetragen. Neben Rubens, dem er treu folgte, und van Dyck gehörte er zu den führenden flämischen Malern des 17. Jahrhunderts. Seine Kompositionen zeichnen sich durch ihren Detailreichtum aus, der ein genaues Studium der Stimmung und des Charakters der dargestellten Figuren verrät. Die Gemälde des Künstlers sind äußerst vielfältig, und sein Werk umfasst eine Vielzahl an Themen, von Genreszenen bis hin zu sakralen und mythologischen Sujets, die sich jedoch allesamt durch seine persönliche Prägung eines Alltagsrealismus auszeichnen.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com

25.10.2023 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 52.000,-
Schätzwert:
EUR 40.000,- bis EUR 60.000,-

Werkstatt des Jacob Jordaens


(Antwerpen 1593–1678)
Merkur und Argus,
Öl auf Leinwand, 153,5 x 188,5 cm, gerahmt

Provenienz:
Sammlung Mrs. Ch. Wauters, Antwerpen, um 1905;
Privatsammlung, Schweden;
Adelsbesitz, Neapel;
Weitergabe im Erbgang an den jetzigen Besitzer

Literatur:
M. Rooses (Hrsg.), Jacob Jordaens, His Life and Work, London/New York 1908, S. 144, Abb. S. 143 (als Jacob Jordaens);
Ministère de la Culture et de l’Environnement, Le siècle de Rubens dans les collections publiques françaises, Paris 1977, S. 107, Nr. 68 (als „tableaux avec le méme episode“);
H. Bujs, M. van Berge-Gerbaud (Hrsg.), Tableaux flamands et hollandaise du Museé des Beaux-Arts de Lyon, Zwolle 1991, S. 76, Nr. 25 (als „autre version“);
D. Hulst, N. de Poorter, M. Vandenven (Hrsg.), Jacob Jordaens (1593–1678). Painting and Tapestries, Ausstellungskatalog, Brüssel 1993, S. 110f., Nr. A.26 (als „Werk Jordaens oder seiner Werkstatt“);
M. Díaz Padrón (Hrsg.), Jacob Jordaens and Spain, Barcelona 2019, S. 287, Kat.-Nr. 43 (als „großformatige Replik“)

Dieses Gemälde stellt die mythologische Begegnung von Merkur und Argus dar, ein Bildthema, das Jordaens in kompositorisch abgewandelten Werken zwischen den 1620er- und 1640er- Jahren immer wieder aufgriff. Seine bekanntesten Fassungen des Themas befinden sich im Musée des Beaux-Arts in Lyon (Inv.-Nr. H679) und in der National Gallery of Victoria in Melbourne (Inv.-Nr. 1996.658). Sowohl die figurativen Passagen dieser Gemälde als auch die Tierdarstellung sind fast identisch mit Teilen des vorliegenden Gemäldes. Dieses unterscheidet sich jedoch durch eine offenere Komposition mit einem ferneren Horizont, was der Landschaft mehr Weite verleiht, sowie durch die Einbeziehung einer größeren Zahl von Bäumen und Tieren; auch die Vegetation im Vordergrund ist anders.

Das Thema von Merkur und Argus ist den Metamorphosen des Ovid entnommen (I, 568–723). Um die wahre Identität von Io vor Juno zu verbergen, verwandelte Jupiter die Jungfrau in eine Kuh. Doch die Göttin, die auf ihre Rivalin eifersüchtig war, wollte das Tier zum Geschenk erhalten. Um dem Vorwurf des Verrats zu entgehen, willigte Jupiter ein, und Juno stellte die verwandelte Jungfrau unter die Obhut von Argus. Dieser Hirte hatte einhundert Augen, die über den ganzen Kopf verteilt waren und dank derer er niemals schlief, da er immer nur zwei Augen schließen musste, um sich auszuruhen, während die anderen offen blieben. Traurig über das unglückliche Schicksal, das er der Jungfrau zugefügt hatte, beauftragte Jupiter seinen Sohn Merkur mit der Aufgabe, sie zu befreien. Um sich Argus zu nähern, verkleidete sich der Gott als Hirte: Nachdem er seinen Helm und seine Flügel abgenommen und nur seinen Stab und seine Pfeife behalten hatte, ging er zu Fuß auf den Hirten zu und spielte eine Melodie. Argus, der davon verzaubert war, lud den Gott ein, sich neben ihn zu setzen. Merkur spielte und erzählte ihm die Geschichte von Pan und Syrinx, und zwar so lange, bis dem Hirten alle Augen zugefallen waren. In diesem Moment nahm der Gott sein Schwert, schlug dem Hirten den Kopf ab und befreite Io.

Jacob Jordaens war der Sohn eines Tapisserienhändlers. Er begann 1607 eine Lehre bei Adam Van Noot (1562–1641) und heiratete 1616 die Tochter seines Meisters. Bereits 1615 war er in der Antwerpener Malergilde als Aquarellmaler eingetragen. Neben Rubens, dem er treu folgte, und van Dyck gehörte er zu den führenden flämischen Malern des 17. Jahrhunderts. Seine Kompositionen zeichnen sich durch ihren Detailreichtum aus, der ein genaues Studium der Stimmung und des Charakters der dargestellten Figuren verrät. Die Gemälde des Künstlers sind äußerst vielfältig, und sein Werk umfasst eine Vielzahl an Themen, von Genreszenen bis hin zu sakralen und mythologischen Sujets, die sich jedoch allesamt durch seine persönliche Prägung eines Alltagsrealismus auszeichnen.

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Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 25.10.2023 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 14.10. - 25.10.2023


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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