Lot Nr. 102


Giovanni Benedetto Castiglione, gen. Grechetto


(Genua 1609–1664 Mantua)
Die Tiere betreten Noahs Arche,
Öl auf Leinwand, 170 x 131 cm, gerahmt

Provenienz:
europäische Privatsammlung

Literatur:
A. Orlando, Dipinti genovesi. Dal Cinquecento al Settecento. Ritrovamenti dal collezionismo privato, Turin 2010, S. 87 (als Giovanni Benedetto Castiglione, il Grechetto)

Das vorliegende Gemälde datiert aus der Reifezeit Grechettos, zwischen Ende der 1650er- und Anfang der 1660er-Jahre, als der Pinselstrich des Künstlers äußerst fein und frei wurde und seine Palette eine besondere Leuchtkraft und Intensität annahm.
Auf diesem Bild hat der Künstler die Komposition einer frühen Radierung überarbeitet, die in seinen ersten Aufenthalt in Rom datiert werden kann: Die Szene ist in ein Hochformat eingeschrieben, und Noah ist dabei, die Tiere an Bord der Arche zu bringen. Es gibt zwei Varianten der Szene im Querformat, wovon sich eine in der Gemäldegalerie in Dresden und die andere im Kunsthistorischen Museum in Wien befindet und wo zwar die Figur Noahs mit nur wenigen Unterschieden wiedergegeben ist, die Anordnung der Tiere aber verändert wurde. Auch diese beiden Werke werden von der Forschung der späteren Schaffenszeit Castigliones um 1650 zugeordnet.

Grechetto hat sich mehrfach mit dem Thema der Arche Noah auseinandergesetzt. Er begann damit in seinen prägenden Jahren in der Werkstatt von Sinibaldo Scorza, der ein auf Tier- und Landschaftsmalerei spezialisierter Künstler war. Der Einfluss verschiedener in Genua tätiger nordischer Maler, darunter die Brüder de Wael sowie Frans Snyders und Jan Roos, war ebenfalls ein entscheidender Faktor bei der Entwicklung von Grechettos naturalistischem Malstil. Die Gemälde des Künstlers zeichnen sich jedoch durch eine fast vermenschlichte Darstellung der Tiere aus, eine Eigenschaft, die auch in seinem grafischen Werk zum Ausdruck kommt. Der Künstler war sowohl als Zeichner als auch als Grafiker vielbeschäftigt und innovativ. Auf dem vorliegenden Gemälde verbindet sich die Lebendigkeit jedes einzelnen Tieres mit der Dynamik der gesamten Szene, die auf einer steilen vertikalen Ebene angesiedelt ist, auf der Noah vorwärtszugleiten scheint – ein für Castigliones reife Barockbilder typisches Merkmal.

Giovanni Benedetto Castiglione wurde 1609 in Genua geboren; in den 1620er-Jahren erhielt er seine Ausbildung in der Werkstatt von Sinibaldo Scorza sowie bei Giovanni Battista Paggi und Andrea de Ferrari in einem kulturellen Klima, das von den Genueser Aufenthalten Rubens’ und van Dycks beeinflusst war.

Ab 1632 ist er zusammen mit seinem Bruder Salvatore in Rom dokumentiert, wo er innerhalb kurzer Zeit als Mitglied in die Accademia di San Luca aufgenommen wurde. Der Kontakt zu kultivierten Kreisen Roms, der Einfluss der Malerei von Nicolas Poussin und Castigliones persönliche Art, die klassische Welt zu betrachten, ebenso sein späterer Kontakt mit der neapolitanischen Kunstwelt, insbesondere mit Aniello Falcone und Andrea De Leone, waren für seine Aneignung des barocken Stils ausschlaggebende und erneuernde Faktoren. Später hielt sich der Künstler zwischen 1647 und 1651 zum zweiten Mal in Rom auf.

Anfang der 1650er-Jahre wurde Grechetto an den Hof der Gonzaga berufen, wo er über ein Jahrzehnt lang tätig war und auch als Vermittler beim Erwerb von Gemälden für die herzoglichen Sammlungen fungierte. Er starb 1664 in Mantua.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

old.masters@dorotheum.com

25.10.2023 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 52.000,-
Schätzwert:
EUR 40.000,- bis EUR 60.000,-

Giovanni Benedetto Castiglione, gen. Grechetto


(Genua 1609–1664 Mantua)
Die Tiere betreten Noahs Arche,
Öl auf Leinwand, 170 x 131 cm, gerahmt

Provenienz:
europäische Privatsammlung

Literatur:
A. Orlando, Dipinti genovesi. Dal Cinquecento al Settecento. Ritrovamenti dal collezionismo privato, Turin 2010, S. 87 (als Giovanni Benedetto Castiglione, il Grechetto)

Das vorliegende Gemälde datiert aus der Reifezeit Grechettos, zwischen Ende der 1650er- und Anfang der 1660er-Jahre, als der Pinselstrich des Künstlers äußerst fein und frei wurde und seine Palette eine besondere Leuchtkraft und Intensität annahm.
Auf diesem Bild hat der Künstler die Komposition einer frühen Radierung überarbeitet, die in seinen ersten Aufenthalt in Rom datiert werden kann: Die Szene ist in ein Hochformat eingeschrieben, und Noah ist dabei, die Tiere an Bord der Arche zu bringen. Es gibt zwei Varianten der Szene im Querformat, wovon sich eine in der Gemäldegalerie in Dresden und die andere im Kunsthistorischen Museum in Wien befindet und wo zwar die Figur Noahs mit nur wenigen Unterschieden wiedergegeben ist, die Anordnung der Tiere aber verändert wurde. Auch diese beiden Werke werden von der Forschung der späteren Schaffenszeit Castigliones um 1650 zugeordnet.

Grechetto hat sich mehrfach mit dem Thema der Arche Noah auseinandergesetzt. Er begann damit in seinen prägenden Jahren in der Werkstatt von Sinibaldo Scorza, der ein auf Tier- und Landschaftsmalerei spezialisierter Künstler war. Der Einfluss verschiedener in Genua tätiger nordischer Maler, darunter die Brüder de Wael sowie Frans Snyders und Jan Roos, war ebenfalls ein entscheidender Faktor bei der Entwicklung von Grechettos naturalistischem Malstil. Die Gemälde des Künstlers zeichnen sich jedoch durch eine fast vermenschlichte Darstellung der Tiere aus, eine Eigenschaft, die auch in seinem grafischen Werk zum Ausdruck kommt. Der Künstler war sowohl als Zeichner als auch als Grafiker vielbeschäftigt und innovativ. Auf dem vorliegenden Gemälde verbindet sich die Lebendigkeit jedes einzelnen Tieres mit der Dynamik der gesamten Szene, die auf einer steilen vertikalen Ebene angesiedelt ist, auf der Noah vorwärtszugleiten scheint – ein für Castigliones reife Barockbilder typisches Merkmal.

Giovanni Benedetto Castiglione wurde 1609 in Genua geboren; in den 1620er-Jahren erhielt er seine Ausbildung in der Werkstatt von Sinibaldo Scorza sowie bei Giovanni Battista Paggi und Andrea de Ferrari in einem kulturellen Klima, das von den Genueser Aufenthalten Rubens’ und van Dycks beeinflusst war.

Ab 1632 ist er zusammen mit seinem Bruder Salvatore in Rom dokumentiert, wo er innerhalb kurzer Zeit als Mitglied in die Accademia di San Luca aufgenommen wurde. Der Kontakt zu kultivierten Kreisen Roms, der Einfluss der Malerei von Nicolas Poussin und Castigliones persönliche Art, die klassische Welt zu betrachten, ebenso sein späterer Kontakt mit der neapolitanischen Kunstwelt, insbesondere mit Aniello Falcone und Andrea De Leone, waren für seine Aneignung des barocken Stils ausschlaggebende und erneuernde Faktoren. Später hielt sich der Künstler zwischen 1647 und 1651 zum zweiten Mal in Rom auf.

Anfang der 1650er-Jahre wurde Grechetto an den Hof der Gonzaga berufen, wo er über ein Jahrzehnt lang tätig war und auch als Vermittler beim Erwerb von Gemälden für die herzoglichen Sammlungen fungierte. Er starb 1664 in Mantua.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
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Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
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Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 25.10.2023 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 14.10. - 25.10.2023


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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