Lot Nr. 138 -


Daniel Woge

[Saleroom Notice]

(Berlin 1717–1797 Neustrelitz)
Halbfiguriges Porträt des Herzogs (und späteren Großherzogs) Karl II. von Mecklenburg-Strelitz in der Uniform eines hannoverschen Generals und mit dem polnischen Orden vom Weißen Adler,
Öl auf Leinwand, 82,5 x 65 cm, gerahmt

Saleroom Notice:

Es wurde vorgeschlagen, dass es sich bei dem Dargestellten auch um Herzog Ernst von Mecklenburg-Strelitz (1742–1814) handeln könnte.

Wir danken Helmut Börsch-Supan, der die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes bestätigt hat.

Herzog Karl Ludwig Friedrich von Mecklenburg wurde im ländlichen Mecklenburg geboren. Sein Vater war apanagierter Prinz in Mirow, wo Karl und seine Geschwister Charlotte, Christiane, Ernst und Adolf Friedrich eine umfassende Ausbildung erhielten. Sie beherrschten Latein, Griechisch und Französisch und lasen Bücher klassischer Autoren in ihrer Originalsprache. Als jüngerer Sohn eines jüngeren Zweiges des Hauses Mecklenburg war es unwahrscheinlich, dass Karl eine bedeutende Rolle auf europäischer Ebene spielen würde, aber 1761 heiratete seine Schwester Charlotte König Georg III. von Großbritannien. Königin Charlotte trug dazu bei, ihrer Familie wichtige Positionen zu sichern. Karl besuchte seine Schwester häufig in Großbritannien und trat schließlich in den Dienst seines Schwagers, der ihn zum General en chef in Hannover machte. Im Herbst 1776 wurde Karl von seinem Schwager zum Generalgouverneur des Herzogtums und Kurfürstentums Hannover ernannt. Als Gouverneur von Hannover besaß Karl praktisch alle Befugnisse eines souveränen Herrschers. Sein Schwager wollte sich nicht in Deutschland aufhalten, zumal er durch und durch Engländer war. Das vorliegende Porträt scheint aus der Zeit zu stammen, als Karl in den Diensten Georgs III. stand. Sein Porträt von Ziesenis entstand höchstwahrscheinlich zur gleichen Zeit (Royal Collection, London, Inv.-Nr. RCIN 402463).

Im Jahr 1768 heiratete Karl Prinzessin Friederike von Hessen-Darmstadt, mit der er zehn Kinder hatte. Im Dezember 1785 bat Karl um die Erlaubnis, sich von seinen militärischen Aufgaben in Hannover zurückzuziehen und die Statthalterschaft aufzugeben. Sein Schwager gab dem Gesuch statt, beförderte Karl in den Rang eines Feldmarschalls und gewährte ihm eine Pension. Nach dem Tod seines kinderlosen älteren Bruders Adolf Friedrich IV. am 2. Juni 1794 wurde Karl dessen Nachfolger als regierender Herzog von Mecklenburg-Strelitz. Als aufgeklärter Herrscher führte er Reformen in der Landwirtschaft und eine neue Polizei ein sowie erstmals die Schulpflicht. Nach dem Wiener Kongress wurde er 1815 in den Rang eines Großherzogs erhoben.

Das vorliegende Gemälde kann in seiner kultivierten Noblesse und starken Farbgebung als eines der besten Werke von Daniel Woge, einem Schüler von Antoine Pesne, angesehen werden. Der Künstler zeichnet sich durch eine bemerkenswert realistische Darstellungsweise aus und malte auch zarte Spitzen und aufwändige Goldstickereien. Sein Oeuvre war erst in jüngster Zeit Gegenstand wissenschaftlicher Forschung, was wahrscheinlich darauf zurückzuführen ist, dass er den größten Teil seines künstlerischen Lebens, von 1752 bis 1797, im relativ provinziellen Herzogtum Mecklenburg-Strelitz verbrachte. Dies ist umso bemerkenswerter, als sein künstlerisches Schaffen einen sehr begabten und fähigen Porträtisten erkennen lässt. Über Woges frühe Ausbildung vor der Lehre bei Pesne ist ebenso wenig bekannt wie über seine künstlerische Vervollkommnung. Es ist jedoch anzunehmen, dass er neben Pesne auch von anderen französischen Künstlern beeinflusst wurde und an andere Höfe gereist sein muss. Das Porträt von Karl ist ein charakteristisches Werk Woges und zeugt von großer Eleganz. Ein Porträt der Geschwister Karls zeigt große Ähnlichkeit in der Wiedergabe der Physiognomien (Daniel Woge, Porträt des Herzogs Adolf Friedrich IV. und seiner Geschwister, Staatliches Museum Schwerin, Inv.-Nr. G 2243), ebenso ein Porträt der Harfe spielenden Fürstin Christiane zu Mecklenburg-Strelitz (Dorotheum, 21. Oktober 2014, Lot 113, heute Neustrelitz, Kulturquartier; siehe Abb. 1). Ebenso vergleichbar ist Woges Porträt von Christiane, heute auf Schloss Windsor (Royal Collection, Windsor Castle, Inv.-Nr. RCIN 402813).

Experte: Dr. Alexander Strasoldo Dr. Alexander Strasoldo
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com

24.04.2024 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 10.594,-
Schätzwert:
EUR 8.000,- bis EUR 12.000,-

Daniel Woge

[Saleroom Notice]

(Berlin 1717–1797 Neustrelitz)
Halbfiguriges Porträt des Herzogs (und späteren Großherzogs) Karl II. von Mecklenburg-Strelitz in der Uniform eines hannoverschen Generals und mit dem polnischen Orden vom Weißen Adler,
Öl auf Leinwand, 82,5 x 65 cm, gerahmt

Saleroom Notice:

Es wurde vorgeschlagen, dass es sich bei dem Dargestellten auch um Herzog Ernst von Mecklenburg-Strelitz (1742–1814) handeln könnte.

Wir danken Helmut Börsch-Supan, der die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes bestätigt hat.

Herzog Karl Ludwig Friedrich von Mecklenburg wurde im ländlichen Mecklenburg geboren. Sein Vater war apanagierter Prinz in Mirow, wo Karl und seine Geschwister Charlotte, Christiane, Ernst und Adolf Friedrich eine umfassende Ausbildung erhielten. Sie beherrschten Latein, Griechisch und Französisch und lasen Bücher klassischer Autoren in ihrer Originalsprache. Als jüngerer Sohn eines jüngeren Zweiges des Hauses Mecklenburg war es unwahrscheinlich, dass Karl eine bedeutende Rolle auf europäischer Ebene spielen würde, aber 1761 heiratete seine Schwester Charlotte König Georg III. von Großbritannien. Königin Charlotte trug dazu bei, ihrer Familie wichtige Positionen zu sichern. Karl besuchte seine Schwester häufig in Großbritannien und trat schließlich in den Dienst seines Schwagers, der ihn zum General en chef in Hannover machte. Im Herbst 1776 wurde Karl von seinem Schwager zum Generalgouverneur des Herzogtums und Kurfürstentums Hannover ernannt. Als Gouverneur von Hannover besaß Karl praktisch alle Befugnisse eines souveränen Herrschers. Sein Schwager wollte sich nicht in Deutschland aufhalten, zumal er durch und durch Engländer war. Das vorliegende Porträt scheint aus der Zeit zu stammen, als Karl in den Diensten Georgs III. stand. Sein Porträt von Ziesenis entstand höchstwahrscheinlich zur gleichen Zeit (Royal Collection, London, Inv.-Nr. RCIN 402463).

Im Jahr 1768 heiratete Karl Prinzessin Friederike von Hessen-Darmstadt, mit der er zehn Kinder hatte. Im Dezember 1785 bat Karl um die Erlaubnis, sich von seinen militärischen Aufgaben in Hannover zurückzuziehen und die Statthalterschaft aufzugeben. Sein Schwager gab dem Gesuch statt, beförderte Karl in den Rang eines Feldmarschalls und gewährte ihm eine Pension. Nach dem Tod seines kinderlosen älteren Bruders Adolf Friedrich IV. am 2. Juni 1794 wurde Karl dessen Nachfolger als regierender Herzog von Mecklenburg-Strelitz. Als aufgeklärter Herrscher führte er Reformen in der Landwirtschaft und eine neue Polizei ein sowie erstmals die Schulpflicht. Nach dem Wiener Kongress wurde er 1815 in den Rang eines Großherzogs erhoben.

Das vorliegende Gemälde kann in seiner kultivierten Noblesse und starken Farbgebung als eines der besten Werke von Daniel Woge, einem Schüler von Antoine Pesne, angesehen werden. Der Künstler zeichnet sich durch eine bemerkenswert realistische Darstellungsweise aus und malte auch zarte Spitzen und aufwändige Goldstickereien. Sein Oeuvre war erst in jüngster Zeit Gegenstand wissenschaftlicher Forschung, was wahrscheinlich darauf zurückzuführen ist, dass er den größten Teil seines künstlerischen Lebens, von 1752 bis 1797, im relativ provinziellen Herzogtum Mecklenburg-Strelitz verbrachte. Dies ist umso bemerkenswerter, als sein künstlerisches Schaffen einen sehr begabten und fähigen Porträtisten erkennen lässt. Über Woges frühe Ausbildung vor der Lehre bei Pesne ist ebenso wenig bekannt wie über seine künstlerische Vervollkommnung. Es ist jedoch anzunehmen, dass er neben Pesne auch von anderen französischen Künstlern beeinflusst wurde und an andere Höfe gereist sein muss. Das Porträt von Karl ist ein charakteristisches Werk Woges und zeugt von großer Eleganz. Ein Porträt der Geschwister Karls zeigt große Ähnlichkeit in der Wiedergabe der Physiognomien (Daniel Woge, Porträt des Herzogs Adolf Friedrich IV. und seiner Geschwister, Staatliches Museum Schwerin, Inv.-Nr. G 2243), ebenso ein Porträt der Harfe spielenden Fürstin Christiane zu Mecklenburg-Strelitz (Dorotheum, 21. Oktober 2014, Lot 113, heute Neustrelitz, Kulturquartier; siehe Abb. 1). Ebenso vergleichbar ist Woges Porträt von Christiane, heute auf Schloss Windsor (Royal Collection, Windsor Castle, Inv.-Nr. RCIN 402813).

Experte: Dr. Alexander Strasoldo Dr. Alexander Strasoldo
+43 1 515 60 403

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Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
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Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 24.04.2024 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 13.04. - 24.04.2024


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer(für Lieferland Österreich)

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