Lot Nr. 144


Jakob Philipp Hackert

[Saleroom Notice]

(Prenzlau 1737–1807 San Pietro di Careggio)
Bewaldete Berglandschaft mit der Kupfermühle in Vietri,
signiert, bezeichnet und datiert rechts unten: a Vietri pre[s]. de Salern[o]/ Hackert f. 1772,
Öl auf Leinwand, 63,5 x 87,2 cm, gerahmt

Saleroom Notice:

Bitte beachten Sie, dass das vorliegende Gemälde ausgestellt und publiziert wurde.

Provenienz:
Auktion, Sotheby’s, Amsterdam, 14. Mai 2002, Lot 111;
dort erworben durch den jetzigen Besitzer

Ausgestellt:
Weimar, Klassik Stiftung Weimar, Jakob Philipp Hackert. Europas Landschaftsmaler der Goethezeit, 25 August – 2 November 2008, Kat.-Nr. 85;
Hamburg, Hamburger Kunsthalle, Jakob Philipp Hackert. Europas Landschaftsmaler der Goethezeit, 28 November 2008 – 15 Februar 2009, Kat.-Nr. 85;

Literatur:
C. De Seta, C. Nordhoff (Hgs.), Hackert, Neapel 2005, S. 128–129, Nr. 12, Abb. S. 32;
A. Stolzenburg (Hg.), Jakob Philipp Hackert. Europas Landschaftsmaler der Goethezeit, Ausstellungskatalog, Ostfildern 2008, S. 337, Nr. 85, Abb. S. 32, 129;

Claudia Nordhoff hat die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes nach dessen Prüfung im Original bestätigt (Kopie einer schriftlichen Mitteilung vom 7. Juli 2002).

Das vorliegende Gemälde stellt eine Ansammlung von Gebäuden am Fuße eines Berges dar. Am rechten Ende der Nebengebäude wird ein Mühlrad durch einen von oben kommenden und in einen Teich fließenden Wasserlauf in Bewegung gesetzt. Vor dem Eingang der Mühle hat sich eine kleine Gruppe versammelt, während ein Viehhirte mit seinem Hund vorbeikommt. Die Landschaft ist sanft beleuchtet, wie es für Jakob Philipp Hackert und seine Zeitgenossen typisch ist. Nachdem er 1768 in Rom angekommen war, unternahm Hackert 1770 eine Reise nach Neapel. Laut Goethe, mit dem der Künstler befreundet war, erkrankte Hackert und bekam den Rat, sich in den nahegelegenen Küstendörfern Vietri und Lacava zu erholen. In deren Umgebung war das „Valle del Molini“, das Tal der Mühlen, ein beliebtes Ausflugsziel, aus dem auch die vorliegende Komposition stammt.

In Hackerts Werkkorpus finden sich oft mehrere Versionen von Bildmotiven, die bei seiner Kundschaft besonders beliebt waren. Die Gegend von Lacava und Vietri bietet eine einzigartige Pflanzenvielfalt, und das von Hackert umgesetzte Motiv war eine Gelegenheit, diese Vielfalt dieser süditalienischen Landschaft und ihrer Vegetation darzustellen. Nordhoff zufolge mag dies zum Erfolg der Komposition beigetragen haben.

Wie die von Nordhoff beschriebene Atelierpraxis vermuten lässt, gehört das vorliegende Gemälde zu einer Gruppe ähnlich angelegter Werken. Abgesehen von geringfügigen Unterschieden beruht das vorliegende Werk auf einem signierten und mit 1770 datierten Aquarell, dessen Inschrift das Gebäude als Kupfermühle in Vietri identifiziert. Dieses Aquarell wird in den Staatlichen Kunstsammlungen in Dresden aufbewahrt (Inv.-Nr. C 1963-1602). Ein Jahr später schuf der Künstler eine Zeichnung in braunen Farbtönen, die die Kupfermühle aus einer näheren Perspektive zeigt und die Figuren leicht verändert. Sie wird in das Jahr 1771 datiert und befindet sich in Privatbesitz (siehe C. Nordhoff, H. Reimer, Jakob Philipp Hackert, 1737–1807. Verzeichnis seiner Werke, Berlin, 1994, S. 267 f., Nr. 647, Abb. S. 252). Das Aquarell und die Zeichnung sind ein Vorläufer des vorliegenden Gemäldes und einer verwandten Umsetzung in Öl auf Leinwand, die mit 1773 datiert ist und sich in einer Privatsammlung befindet (siehe C. Nordhoff/H. Reimer 1994, S. 30, Nr. 76). Vergleicht man das Aquarell und die Zeichnung mit den beiden Gemälden, so fällt auf, dass Hackert die Mühle in beiden Gemälden in eine weitläufige Landschaft gesetzt hat. Abgesehen von geringfügigen Änderungen besteht der auffälligste Unterschied zwischen dem Gemälde von 1773 und dem vorliegenden Werk in der Hinzufügung einer Gruppe Wäscherinnen am Ufer des Teiches auf ersterem.

Ausgebildet von seinem Vater Philipp Hackert, setzte der Künstler sein Studium an der Akademie der Künste in Berlin fort. Als junger Künstler ließ sich Hackert von den holländischen Landschaftsmalern des 17. Jahrhunderts und den Werken Claude Lorrains inspirieren. Nach Stationen in verschiedenen Gegenden und Städten Deutschlands und Schwedens reiste der Künstler 1768 nach Italien, wo er sich in Rom niederließ und sich dem internationalen Künstlerkreis unter der Führung von Anton Raphael Mengs und Johann Joachim Winckelmann anschloss. Später arbeitete Hackert für König Ferdinand IV. von Neapel und freundete sich mit Goethe an, der Hackerts Lebenserinnerungen posthum herausgab und veröffentlichte.

Experte: Damian Brenninkmeyer Damian Brenninkmeyer
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com

24.04.2024 - 18:00

Schätzwert:
EUR 40.000,- bis EUR 60.000,-

Jakob Philipp Hackert

[Saleroom Notice]

(Prenzlau 1737–1807 San Pietro di Careggio)
Bewaldete Berglandschaft mit der Kupfermühle in Vietri,
signiert, bezeichnet und datiert rechts unten: a Vietri pre[s]. de Salern[o]/ Hackert f. 1772,
Öl auf Leinwand, 63,5 x 87,2 cm, gerahmt

Saleroom Notice:

Bitte beachten Sie, dass das vorliegende Gemälde ausgestellt und publiziert wurde.

Provenienz:
Auktion, Sotheby’s, Amsterdam, 14. Mai 2002, Lot 111;
dort erworben durch den jetzigen Besitzer

Ausgestellt:
Weimar, Klassik Stiftung Weimar, Jakob Philipp Hackert. Europas Landschaftsmaler der Goethezeit, 25 August – 2 November 2008, Kat.-Nr. 85;
Hamburg, Hamburger Kunsthalle, Jakob Philipp Hackert. Europas Landschaftsmaler der Goethezeit, 28 November 2008 – 15 Februar 2009, Kat.-Nr. 85;

Literatur:
C. De Seta, C. Nordhoff (Hgs.), Hackert, Neapel 2005, S. 128–129, Nr. 12, Abb. S. 32;
A. Stolzenburg (Hg.), Jakob Philipp Hackert. Europas Landschaftsmaler der Goethezeit, Ausstellungskatalog, Ostfildern 2008, S. 337, Nr. 85, Abb. S. 32, 129;

Claudia Nordhoff hat die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes nach dessen Prüfung im Original bestätigt (Kopie einer schriftlichen Mitteilung vom 7. Juli 2002).

Das vorliegende Gemälde stellt eine Ansammlung von Gebäuden am Fuße eines Berges dar. Am rechten Ende der Nebengebäude wird ein Mühlrad durch einen von oben kommenden und in einen Teich fließenden Wasserlauf in Bewegung gesetzt. Vor dem Eingang der Mühle hat sich eine kleine Gruppe versammelt, während ein Viehhirte mit seinem Hund vorbeikommt. Die Landschaft ist sanft beleuchtet, wie es für Jakob Philipp Hackert und seine Zeitgenossen typisch ist. Nachdem er 1768 in Rom angekommen war, unternahm Hackert 1770 eine Reise nach Neapel. Laut Goethe, mit dem der Künstler befreundet war, erkrankte Hackert und bekam den Rat, sich in den nahegelegenen Küstendörfern Vietri und Lacava zu erholen. In deren Umgebung war das „Valle del Molini“, das Tal der Mühlen, ein beliebtes Ausflugsziel, aus dem auch die vorliegende Komposition stammt.

In Hackerts Werkkorpus finden sich oft mehrere Versionen von Bildmotiven, die bei seiner Kundschaft besonders beliebt waren. Die Gegend von Lacava und Vietri bietet eine einzigartige Pflanzenvielfalt, und das von Hackert umgesetzte Motiv war eine Gelegenheit, diese Vielfalt dieser süditalienischen Landschaft und ihrer Vegetation darzustellen. Nordhoff zufolge mag dies zum Erfolg der Komposition beigetragen haben.

Wie die von Nordhoff beschriebene Atelierpraxis vermuten lässt, gehört das vorliegende Gemälde zu einer Gruppe ähnlich angelegter Werken. Abgesehen von geringfügigen Unterschieden beruht das vorliegende Werk auf einem signierten und mit 1770 datierten Aquarell, dessen Inschrift das Gebäude als Kupfermühle in Vietri identifiziert. Dieses Aquarell wird in den Staatlichen Kunstsammlungen in Dresden aufbewahrt (Inv.-Nr. C 1963-1602). Ein Jahr später schuf der Künstler eine Zeichnung in braunen Farbtönen, die die Kupfermühle aus einer näheren Perspektive zeigt und die Figuren leicht verändert. Sie wird in das Jahr 1771 datiert und befindet sich in Privatbesitz (siehe C. Nordhoff, H. Reimer, Jakob Philipp Hackert, 1737–1807. Verzeichnis seiner Werke, Berlin, 1994, S. 267 f., Nr. 647, Abb. S. 252). Das Aquarell und die Zeichnung sind ein Vorläufer des vorliegenden Gemäldes und einer verwandten Umsetzung in Öl auf Leinwand, die mit 1773 datiert ist und sich in einer Privatsammlung befindet (siehe C. Nordhoff/H. Reimer 1994, S. 30, Nr. 76). Vergleicht man das Aquarell und die Zeichnung mit den beiden Gemälden, so fällt auf, dass Hackert die Mühle in beiden Gemälden in eine weitläufige Landschaft gesetzt hat. Abgesehen von geringfügigen Änderungen besteht der auffälligste Unterschied zwischen dem Gemälde von 1773 und dem vorliegenden Werk in der Hinzufügung einer Gruppe Wäscherinnen am Ufer des Teiches auf ersterem.

Ausgebildet von seinem Vater Philipp Hackert, setzte der Künstler sein Studium an der Akademie der Künste in Berlin fort. Als junger Künstler ließ sich Hackert von den holländischen Landschaftsmalern des 17. Jahrhunderts und den Werken Claude Lorrains inspirieren. Nach Stationen in verschiedenen Gegenden und Städten Deutschlands und Schwedens reiste der Künstler 1768 nach Italien, wo er sich in Rom niederließ und sich dem internationalen Künstlerkreis unter der Führung von Anton Raphael Mengs und Johann Joachim Winckelmann anschloss. Später arbeitete Hackert für König Ferdinand IV. von Neapel und freundete sich mit Goethe an, der Hackerts Lebenserinnerungen posthum herausgab und veröffentlichte.

Experte: Damian Brenninkmeyer Damian Brenninkmeyer
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 24.04.2024 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 13.04. - 24.04.2024