Lot Nr. 81


Marco Ricci


Marco Ricci - Alte Meister

(Belluno 1676–1730)
Landschaft mit antiken Ruinen und Figuren,
Öl auf Leinwand, 100 x 140 cm, ungerahmt

Wir danken Annalisa Scarpa für die Bestätigung der Zuschreibung.

Das vorliegende Gemälde entspricht bis auf wenige kleinere Veränderungen der Bildkomposition Landschaft mit antiken Ruinen und Figuren im J. Paul Getty Museum, Kalifornien (Inv. 70.PA.33) und kann wie diese um 1725–1730 datiert werden. Die Wiederkehr der Bildfindung ist nicht ungewöhnlich; es sind auch andere Beispiele bekannt, in denen Ricci sich wiederholt: Eine in diesem Zusammenhang aufschlussreiche Parallele bilden die zwei Versionen eines Capriccio mit Ruinen und Figuren in der Sammlung von Lord Barnard, Raby Castle, und im Isaac Delgado Museum of Art, New Orleans (siehe A. Scarpa Sonino, Marco Ricci, Mailand 1991, S. 226, Abb. 94 und 95). Noch häufiger tritt die Wiederholung ein und desselben Bildthemas in den Tempera-Arbeiten des Künstlers auf, die aufgrund der Größe und Technik schneller von der Hand gingen als großformatige Ölbilder.

In der vorliegenden Komposition stellen die Haltungen der Körper, die Wiedergabe ihrer Bewegungen und die Darstellung ihrer Kleidung wohlbekannte Stilmerkmale des Künstlers zur Schau; Riccis Malweise zeigt sich auch deutlich in den Architekturen und Statuen sowie in der allgemeinen Szenografie, ebenso wie in der typischen Farbpalette, die reich an mit Rot durchmischten Brauntönen ist, mittels derer in den Ruinenmotiven zum Teil Volumen suggeriert wird.

Das Spektrum der Ruinendarstellungen in Riccis Gemälden beschränkt sich im Wesentlichen auf etwa zehn Monumente, die er mit Fantasie neu interpretiert und zu natürlich und harmonisch anmutenden Ensembles zusammenstellt: Es finden sich der Tempel der Vesta, die Cestius-Pyramide und die antiken Foren neben Statuen, Sarkophagen, Urnen und Obelisken. Über allem breiten sich Vegetation und Wurzeln aus und verleihen der Darstellung die poetische Aura einer vorgegriffenen Romantik.

Das vorliegende Gemälde lässt die typischen Merkmale von Riccis Ruinenkompositionen erkennen: Die Raumkonstruktion erstreckt sich von Seitenflügeln ausgehend über mehrere Ebenen, im Verlauf derer wird der Ausblick immer unschärfer definiert. Die Einbeziehung von Naturelementen mildert die architektonische Strenge der Szene, in der Statuen und Bauwerke angehäuft sind. Dazwischen bewegen sich Figuren in Zweier- und Dreiergruppen und zuweilen auch allein.

Marco Ricci ist eine wesentliche Größe, will man die Entwicklung der Landschaftsmalerei im Veneto des 18. Jahrhunderts und die Vorläufer der Vedutenmalerei jener Periode verstehen. Mit seiner Manier der Landschaftsmalerei griff er bekanntermaßen auf das Erbe des späten 16. Jahrhunderts zurück, dessen Wurzeln im Schaffen Tizians lagen und das über mehrere Jahre hinweg wenig Beachtung gefunden hatte; gleichzeitig stand er unter dem Einfluss Salvator Rosas, Pieter Muliers (bekannt unter dem Namen Tempesta) und anderer nordeuropäischer Künstler.

19.04.2016 - 18:00

Schätzwert:
EUR 30.000,- bis EUR 40.000,-

Marco Ricci


(Belluno 1676–1730)
Landschaft mit antiken Ruinen und Figuren,
Öl auf Leinwand, 100 x 140 cm, ungerahmt

Wir danken Annalisa Scarpa für die Bestätigung der Zuschreibung.

Das vorliegende Gemälde entspricht bis auf wenige kleinere Veränderungen der Bildkomposition Landschaft mit antiken Ruinen und Figuren im J. Paul Getty Museum, Kalifornien (Inv. 70.PA.33) und kann wie diese um 1725–1730 datiert werden. Die Wiederkehr der Bildfindung ist nicht ungewöhnlich; es sind auch andere Beispiele bekannt, in denen Ricci sich wiederholt: Eine in diesem Zusammenhang aufschlussreiche Parallele bilden die zwei Versionen eines Capriccio mit Ruinen und Figuren in der Sammlung von Lord Barnard, Raby Castle, und im Isaac Delgado Museum of Art, New Orleans (siehe A. Scarpa Sonino, Marco Ricci, Mailand 1991, S. 226, Abb. 94 und 95). Noch häufiger tritt die Wiederholung ein und desselben Bildthemas in den Tempera-Arbeiten des Künstlers auf, die aufgrund der Größe und Technik schneller von der Hand gingen als großformatige Ölbilder.

In der vorliegenden Komposition stellen die Haltungen der Körper, die Wiedergabe ihrer Bewegungen und die Darstellung ihrer Kleidung wohlbekannte Stilmerkmale des Künstlers zur Schau; Riccis Malweise zeigt sich auch deutlich in den Architekturen und Statuen sowie in der allgemeinen Szenografie, ebenso wie in der typischen Farbpalette, die reich an mit Rot durchmischten Brauntönen ist, mittels derer in den Ruinenmotiven zum Teil Volumen suggeriert wird.

Das Spektrum der Ruinendarstellungen in Riccis Gemälden beschränkt sich im Wesentlichen auf etwa zehn Monumente, die er mit Fantasie neu interpretiert und zu natürlich und harmonisch anmutenden Ensembles zusammenstellt: Es finden sich der Tempel der Vesta, die Cestius-Pyramide und die antiken Foren neben Statuen, Sarkophagen, Urnen und Obelisken. Über allem breiten sich Vegetation und Wurzeln aus und verleihen der Darstellung die poetische Aura einer vorgegriffenen Romantik.

Das vorliegende Gemälde lässt die typischen Merkmale von Riccis Ruinenkompositionen erkennen: Die Raumkonstruktion erstreckt sich von Seitenflügeln ausgehend über mehrere Ebenen, im Verlauf derer wird der Ausblick immer unschärfer definiert. Die Einbeziehung von Naturelementen mildert die architektonische Strenge der Szene, in der Statuen und Bauwerke angehäuft sind. Dazwischen bewegen sich Figuren in Zweier- und Dreiergruppen und zuweilen auch allein.

Marco Ricci ist eine wesentliche Größe, will man die Entwicklung der Landschaftsmalerei im Veneto des 18. Jahrhunderts und die Vorläufer der Vedutenmalerei jener Periode verstehen. Mit seiner Manier der Landschaftsmalerei griff er bekanntermaßen auf das Erbe des späten 16. Jahrhunderts zurück, dessen Wurzeln im Schaffen Tizians lagen und das über mehrere Jahre hinweg wenig Beachtung gefunden hatte; gleichzeitig stand er unter dem Einfluss Salvator Rosas, Pieter Muliers (bekannt unter dem Namen Tempesta) und anderer nordeuropäischer Künstler.


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 19.04.2016 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 09.04. - 19.04.2016