Lot Nr. 258


Giovanni Francesco Barbieri, gen. Il Guercino, und Werkstatt


Giovanni Francesco Barbieri, gen. Il Guercino, und Werkstatt - Alte Meister

(Cento 1591-1667 Bologna)
Jupiter und Semele,
Öl auf Leinwand, 136,5 x 164 cm, gerahmt

Wir danken Nicholas Turner für seinen Hinweis auf die Zuschreibung. Das vorliegende Gemälde steht in Verbindung mit einer Komposition, die von einem 1626 veröffentlichten Stich Giovanni Battista Pasqualinis (1595–1631) bekannt ist (siehe Abb. 1). Eine Inschrift auf dem Druck weist Guercino als den Schöpfer des Werks aus. Zwei Zeichnungen von Guercino aus etwa derselben Zeit stehen ebenfalls in Verbindung mit diesem Entwurf. Bei einer handelt es sich um eine Bleistiftstudie, einen „primo pensiero“ (ersten Gedanken) zur Gesamtkomposition, sie befindet sich in der Royal Library, Windsor Castle; die andere ist eine Kreidestudie zur Figur der Semele, sie befindet sich in der Albertina in Wien.

Jupiters Haltung in der vorliegenden Komposition wiederholt die Haltung des Josef auf Guercinos „Ruhe auf der Flucht nach Ägypten“ in seiner Freskoausmalung von Kuppel und Tambour im Dom von Piacenza von 1627. Das tiefe Burgundrot von Jupiters Robe und das goldene Ocker von Semeles Lagerstatt greifen die in satten und in dunklen Farben gehaltenen Gemälde aus Guercinos Zeit in Rom auf. Als Kontrast erinnern die schlanken und stark umrissenen Arme der Protagonisten, die in Gewänder mit tiefen Faltenwürfen gehüllt sind, an Guercinos Propheten in den Kuppelsegmenten des Doms von Piacenza. Details wie das Gesicht der Semele hat Guercino möglicherweise selbst ausgeführt.

In vielen späteren von Guercinos halbfigurigen Bildern bildet das Schlafzimmer die Kulisse für verschiedene Personen der Handlung, die in den fortwährenden Kampf der Geschlechter verstrickt sind, wie „Josef und die Frau des Potifar“ (heute in der Zanasi-Stiftung), das der Künstler 1631 für Francesco I. d’Este, den Herzog von Modena malte. Andere Varianten der Jupiter-Semele-Komposition sind Guercinos 1633 gemaltes „Venus, Mars und Amor“ in der Pinacoteca Estense, Modena, sowie die entsprechenden Gemälde „Josef und die Frau des Potifar“ und „Amnon vertreibt Tamar“, gemalt 1649, heute in der National Gallery, Washington.

Zusatzbild: Giovanni Battista Pasqualini nach Giovanni Francesco Barbieri, gen. il Guercino, Jupiter und Semele, Kupferstich, Albertina, Wien (HB 41.1, fol. 60,102)
© Albertina, Wien

20.10.2015 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 37.500,-
Schätzwert:
EUR 15.000,- bis EUR 20.000,-

Giovanni Francesco Barbieri, gen. Il Guercino, und Werkstatt


(Cento 1591-1667 Bologna)
Jupiter und Semele,
Öl auf Leinwand, 136,5 x 164 cm, gerahmt

Wir danken Nicholas Turner für seinen Hinweis auf die Zuschreibung. Das vorliegende Gemälde steht in Verbindung mit einer Komposition, die von einem 1626 veröffentlichten Stich Giovanni Battista Pasqualinis (1595–1631) bekannt ist (siehe Abb. 1). Eine Inschrift auf dem Druck weist Guercino als den Schöpfer des Werks aus. Zwei Zeichnungen von Guercino aus etwa derselben Zeit stehen ebenfalls in Verbindung mit diesem Entwurf. Bei einer handelt es sich um eine Bleistiftstudie, einen „primo pensiero“ (ersten Gedanken) zur Gesamtkomposition, sie befindet sich in der Royal Library, Windsor Castle; die andere ist eine Kreidestudie zur Figur der Semele, sie befindet sich in der Albertina in Wien.

Jupiters Haltung in der vorliegenden Komposition wiederholt die Haltung des Josef auf Guercinos „Ruhe auf der Flucht nach Ägypten“ in seiner Freskoausmalung von Kuppel und Tambour im Dom von Piacenza von 1627. Das tiefe Burgundrot von Jupiters Robe und das goldene Ocker von Semeles Lagerstatt greifen die in satten und in dunklen Farben gehaltenen Gemälde aus Guercinos Zeit in Rom auf. Als Kontrast erinnern die schlanken und stark umrissenen Arme der Protagonisten, die in Gewänder mit tiefen Faltenwürfen gehüllt sind, an Guercinos Propheten in den Kuppelsegmenten des Doms von Piacenza. Details wie das Gesicht der Semele hat Guercino möglicherweise selbst ausgeführt.

In vielen späteren von Guercinos halbfigurigen Bildern bildet das Schlafzimmer die Kulisse für verschiedene Personen der Handlung, die in den fortwährenden Kampf der Geschlechter verstrickt sind, wie „Josef und die Frau des Potifar“ (heute in der Zanasi-Stiftung), das der Künstler 1631 für Francesco I. d’Este, den Herzog von Modena malte. Andere Varianten der Jupiter-Semele-Komposition sind Guercinos 1633 gemaltes „Venus, Mars und Amor“ in der Pinacoteca Estense, Modena, sowie die entsprechenden Gemälde „Josef und die Frau des Potifar“ und „Amnon vertreibt Tamar“, gemalt 1649, heute in der National Gallery, Washington.

Zusatzbild: Giovanni Battista Pasqualini nach Giovanni Francesco Barbieri, gen. il Guercino, Jupiter und Semele, Kupferstich, Albertina, Wien (HB 41.1, fol. 60,102)
© Albertina, Wien


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
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+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 20.10.2015 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 10.10. - 20.10.2015


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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