Lot Nr. 66


Giovanni Segantini


Giovanni Segantini - Gemälde des 19. Jahrhunderts

(Arco 1858 – 1899 Schafberg bei Pontresina)
Jeremia beklagt die Zerstörung von Jerusalem, Profeta ebreo che lamenta la distruzione di Gerusalemme, ca. 1898–1899, bezeichnet G. Segantini, Öl auf Papier auf Karton auf Holz., 88 x 109 cm, gerahmt, (GG)

Provenienz:
Höchstwahrscheinlich aus der Sammlung Matilde Serao, Neapel;
Christies’ 1974;
Privatsammlung, Italien.

Verzeichnet und abgebildet in:
Annie-Paul Quinsac, catalogo generale, Mailand, 1982, Bd. II, S. 441, Abb. 534.

Das vorliegende Lot ist wahrscheinlich eine der letzten Arbeiten Giovanni Segantinis.
Es wurde um 1898 gemalt, als der Künstler sich religiösen Sujets zuwandte. Da Segantini 1899 starb, nahmen die Kunstkritiker diesen Umschwung nicht mehr zur Kenntnis, weshalb er nur wenig bekannt und schlecht dokumentiert ist. Trotzdem sind aus dieser Zeit auch Skizzen für Adam und Eva im irdischen Paradies erhalten.

Das Thema des vorliegenden Gemäldes zeigt gute Kenntnisse der jüdischen Tradition: der Prophet trägt den Tallit, er ist barfuß und gebeugt. Die Haltung verweist auf die Klage. Er beklagt die Zerstörung von Jerusalem. Die Merkmale der dargestellten Stadt und die Berge im Hintergrund verweisen auf Jerusalem. Der Zorn Gottes wird durch die dunkle Wolke und durch die in der Stadt vorherrschende Zerstörung und Isolation veranschaulicht. Leichname und Schädel sind im Vordergrund zwischen den Ruinen dargestellt – Verweise auf das Buch Jeremia, der mit großer Wahrscheinlichkeit hier dargestellt ist.Das Buch Jeremia scheint großen Eindruck auf den vom Tod besessenen Segantini gemacht zu haben.
Schon die Farben, harmonisch gesetztes Dunkelbraun und Graublau, unterbrochen durch wenige Akzente in Rot und Ocker, deuten die Trockenheit und Trostlosigkeit dieses Landes sowie den Fluch Gottes über die Menschheit an.
In dieser Übergangszeit, in der der Künstler um neue Inspirationsquellen rang, zeigt dieses Thema doch die Rückkehr zu einer traditionelleren Technik. Die Ikonografie des vorliegenden Lots weist in eine neue Richtung und hat uns davon überzeugt, das Bild Segantini zuzuschreiben.

Experte: Gautier Gendebien Gautier Gendebien
+39-334-777 1603

Gautier.Gendebien@dorotheum.it

08.04.2014 - 18:00

Schätzwert:
EUR 50.000,- bis EUR 70.000,-

Giovanni Segantini


(Arco 1858 – 1899 Schafberg bei Pontresina)
Jeremia beklagt die Zerstörung von Jerusalem, Profeta ebreo che lamenta la distruzione di Gerusalemme, ca. 1898–1899, bezeichnet G. Segantini, Öl auf Papier auf Karton auf Holz., 88 x 109 cm, gerahmt, (GG)

Provenienz:
Höchstwahrscheinlich aus der Sammlung Matilde Serao, Neapel;
Christies’ 1974;
Privatsammlung, Italien.

Verzeichnet und abgebildet in:
Annie-Paul Quinsac, catalogo generale, Mailand, 1982, Bd. II, S. 441, Abb. 534.

Das vorliegende Lot ist wahrscheinlich eine der letzten Arbeiten Giovanni Segantinis.
Es wurde um 1898 gemalt, als der Künstler sich religiösen Sujets zuwandte. Da Segantini 1899 starb, nahmen die Kunstkritiker diesen Umschwung nicht mehr zur Kenntnis, weshalb er nur wenig bekannt und schlecht dokumentiert ist. Trotzdem sind aus dieser Zeit auch Skizzen für Adam und Eva im irdischen Paradies erhalten.

Das Thema des vorliegenden Gemäldes zeigt gute Kenntnisse der jüdischen Tradition: der Prophet trägt den Tallit, er ist barfuß und gebeugt. Die Haltung verweist auf die Klage. Er beklagt die Zerstörung von Jerusalem. Die Merkmale der dargestellten Stadt und die Berge im Hintergrund verweisen auf Jerusalem. Der Zorn Gottes wird durch die dunkle Wolke und durch die in der Stadt vorherrschende Zerstörung und Isolation veranschaulicht. Leichname und Schädel sind im Vordergrund zwischen den Ruinen dargestellt – Verweise auf das Buch Jeremia, der mit großer Wahrscheinlichkeit hier dargestellt ist.Das Buch Jeremia scheint großen Eindruck auf den vom Tod besessenen Segantini gemacht zu haben.
Schon die Farben, harmonisch gesetztes Dunkelbraun und Graublau, unterbrochen durch wenige Akzente in Rot und Ocker, deuten die Trockenheit und Trostlosigkeit dieses Landes sowie den Fluch Gottes über die Menschheit an.
In dieser Übergangszeit, in der der Künstler um neue Inspirationsquellen rang, zeigt dieses Thema doch die Rückkehr zu einer traditionelleren Technik. Die Ikonografie des vorliegenden Lots weist in eine neue Richtung und hat uns davon überzeugt, das Bild Segantini zuzuschreiben.

Experte: Gautier Gendebien Gautier Gendebien
+39-334-777 1603

Gautier.Gendebien@dorotheum.it


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: Gemälde des 19. Jahrhunderts
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 08.04.2014 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 29.03. - 08.04.2014