Lot Nr. 83


Giovanni Francesco Barbieri, gen. Guercino


Giovanni Francesco Barbieri, gen. Guercino - Alte Meister

(Cento 1591–1666 Bologna)
Der auferstandene Christus erscheint der Jungfrau Maria,
Öl auf Kupfer, 38,5 x 28 cm, gerahmt

Provenienz:
Privatsammlung, Italien

Wir danken Nicholas Turner, der die Zuschreibung nach Untersuchung des vorliegenden Gemäldes im Original bestätigt hat.

Das kleine Format, die skizzenhafte Malweise und die in Guercinos 1628 begonnenem gleichnamigem Altargemälde stellenweise zu beobachtende Wiederkehr von Farbigkeit und Details (heute Pinacoteca Civica, Cento; L. Salerno, I dipinti del Guercino, Rom 1988, Nr. 127; N. Turner, The Paintings of Guercino. A Revised and Expanded Catalogue raisonné, Rom 2017, Nr. 161) weisen darauf hin, dass es sich bei der vorliegenden Kupfertafel um einen bisher unbekannten bozzetto handelt.

Die Compagnia del Santissimo Nome di Dio in Cento gab das Werk etwa fünf Jahre nach der Rückkehr des Künstlers in seine Heimatstadt in Auftrag, nachdem er sich 1621 bis 1623 kurz in Rom aufgehalten hatte. Man geht davon aus, dass er das Bild innerhalb von zwei Jahren fertigstellte.

Zwischen der kleinen Skizze auf Kupfer und dem ausgeführten monumentalen Altarbild lassen sich in der Farbigkeit zahlreiche Abweichungen feststellen. In der Skizze ist das Gewand Christi in grünlichem Grau gehalten, gegenüber einem lila-violetten Farbton im ausgeführten Gemälde; der Mantel der Heiligen Jungfrau ist hier blaugrün, wofür vermutlich eher Azurit verwendet wurde als das volltönendere (und teurere) Lapislazuli-Pigment, das im entsprechenden Bereich des Altarbilds zum Einsatz kam; die grüne Draperie oben rechts wurde im finalen Werk gegen eine dunkelblaue ausgetauscht, während das Orange der Unterfütterung, das sich auf der Kupfertafel im Schal der Maria wiederholt, im Altarbild an beiden Stellen durch ein kühleres Ockergelb ersetzt wurde.

Auch in Details sind subtile Abwandlungen zwischen bozzetto und Altarbild erkennbar. Auf der Kupfertafel erscheint das Haupt Christi weniger nach links geneigt als sein Gegenüber im Altarbild; der ausgestreckte linke Arm der Heiligen Jungfrau ist hier gerader und kürzer als im ausgeführten Gemälde; zwischen dem geöffneten Buch auf dem Tisch rechts und dem Rücken der Maria gibt es hier einen Zwischenraum, der auf der großen Leinwand fehlt. Zudem unterscheiden sich die beiden Fassungen geringfügig hinsichtlich der Darstellung der wehenden weißen Fahne der Auferstehung sowie im Winkel der langen Stange, an der sie befestigt ist.

Nicht alle von Guercinos Gemälden auf Kupfer sind so fein und mit emailartigen Effekten ausgeführt. Zu jenen, deren Ausführung – wie im Fall des vorliegenden Gemäldes – auf ein bozzetto verweist, zählen beispielsweise die um 1623 entstandene Büßende Magdalena, die sich ehemals in der Sammlung Luigi Koelliker in Mailand befand (Guercino: Poesia e sentimento nella pittura del ‘600, hrsg. von D. Mahon/M. Pulini/V. Sgarbi, Ausstellungskatalog, Mailand 2003, Nr. 39; Turner 2017, Nr. 125, mit Abb.). Letztere scheint in Vorbereitung des auf Leinwand ausgeführten Gemäldes entstanden sein, das sich heute in einer Privatsammlung in Gaussig, Deutschland, befindet (siehe Turner 2017, Abb. 125.a).

Da Künstler und Auftraggeber in derselben Stadt weilten, ist davon auszugehen, dass etwaige Verbesserungen der Komposition gleich mündlich besprochen wurden. Dies würde erklären, warum das Projekt der Compagnia in diesem Fall ausformulierter präsentiert wurde, als es Guercinos Gepflogenheit war, wenn es um weiter entfernt stationierte Auftraggeber ging.

Wir danken Nicholas Turner für die Katalogisierung des vorliegenden Gemäldes.

17.10.2017 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 137.200,-
Schätzwert:
EUR 30.000,- bis EUR 40.000,-

Giovanni Francesco Barbieri, gen. Guercino


(Cento 1591–1666 Bologna)
Der auferstandene Christus erscheint der Jungfrau Maria,
Öl auf Kupfer, 38,5 x 28 cm, gerahmt

Provenienz:
Privatsammlung, Italien

Wir danken Nicholas Turner, der die Zuschreibung nach Untersuchung des vorliegenden Gemäldes im Original bestätigt hat.

Das kleine Format, die skizzenhafte Malweise und die in Guercinos 1628 begonnenem gleichnamigem Altargemälde stellenweise zu beobachtende Wiederkehr von Farbigkeit und Details (heute Pinacoteca Civica, Cento; L. Salerno, I dipinti del Guercino, Rom 1988, Nr. 127; N. Turner, The Paintings of Guercino. A Revised and Expanded Catalogue raisonné, Rom 2017, Nr. 161) weisen darauf hin, dass es sich bei der vorliegenden Kupfertafel um einen bisher unbekannten bozzetto handelt.

Die Compagnia del Santissimo Nome di Dio in Cento gab das Werk etwa fünf Jahre nach der Rückkehr des Künstlers in seine Heimatstadt in Auftrag, nachdem er sich 1621 bis 1623 kurz in Rom aufgehalten hatte. Man geht davon aus, dass er das Bild innerhalb von zwei Jahren fertigstellte.

Zwischen der kleinen Skizze auf Kupfer und dem ausgeführten monumentalen Altarbild lassen sich in der Farbigkeit zahlreiche Abweichungen feststellen. In der Skizze ist das Gewand Christi in grünlichem Grau gehalten, gegenüber einem lila-violetten Farbton im ausgeführten Gemälde; der Mantel der Heiligen Jungfrau ist hier blaugrün, wofür vermutlich eher Azurit verwendet wurde als das volltönendere (und teurere) Lapislazuli-Pigment, das im entsprechenden Bereich des Altarbilds zum Einsatz kam; die grüne Draperie oben rechts wurde im finalen Werk gegen eine dunkelblaue ausgetauscht, während das Orange der Unterfütterung, das sich auf der Kupfertafel im Schal der Maria wiederholt, im Altarbild an beiden Stellen durch ein kühleres Ockergelb ersetzt wurde.

Auch in Details sind subtile Abwandlungen zwischen bozzetto und Altarbild erkennbar. Auf der Kupfertafel erscheint das Haupt Christi weniger nach links geneigt als sein Gegenüber im Altarbild; der ausgestreckte linke Arm der Heiligen Jungfrau ist hier gerader und kürzer als im ausgeführten Gemälde; zwischen dem geöffneten Buch auf dem Tisch rechts und dem Rücken der Maria gibt es hier einen Zwischenraum, der auf der großen Leinwand fehlt. Zudem unterscheiden sich die beiden Fassungen geringfügig hinsichtlich der Darstellung der wehenden weißen Fahne der Auferstehung sowie im Winkel der langen Stange, an der sie befestigt ist.

Nicht alle von Guercinos Gemälden auf Kupfer sind so fein und mit emailartigen Effekten ausgeführt. Zu jenen, deren Ausführung – wie im Fall des vorliegenden Gemäldes – auf ein bozzetto verweist, zählen beispielsweise die um 1623 entstandene Büßende Magdalena, die sich ehemals in der Sammlung Luigi Koelliker in Mailand befand (Guercino: Poesia e sentimento nella pittura del ‘600, hrsg. von D. Mahon/M. Pulini/V. Sgarbi, Ausstellungskatalog, Mailand 2003, Nr. 39; Turner 2017, Nr. 125, mit Abb.). Letztere scheint in Vorbereitung des auf Leinwand ausgeführten Gemäldes entstanden sein, das sich heute in einer Privatsammlung in Gaussig, Deutschland, befindet (siehe Turner 2017, Abb. 125.a).

Da Künstler und Auftraggeber in derselben Stadt weilten, ist davon auszugehen, dass etwaige Verbesserungen der Komposition gleich mündlich besprochen wurden. Dies würde erklären, warum das Projekt der Compagnia in diesem Fall ausformulierter präsentiert wurde, als es Guercinos Gepflogenheit war, wenn es um weiter entfernt stationierte Auftraggeber ging.

Wir danken Nicholas Turner für die Katalogisierung des vorliegenden Gemäldes.


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 17.10.2017 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 07.10. - 17.10.2017


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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