Lot Nr. 649 #


Franz Christoph Janneck


(Graz 1703–1761 Wien)
Jahrmarktstreiben vor der Kirche; Bauerntanz vor der Herberge,
beide signiert und datiert unten links: F. C. Janneck Px. 1729,
Öl auf Kupfer, je 27 x 33,5 cm, gerahmt (2)

Ein ausführliches Gutachten von Dr. Klaus Ertz liegt dem Gemäldepaar bei.

Dr. Ertz schreibt zu den hier vorliegenden Gemälden: “Mit der Fertigung kleinformatiger Gemälde auf Kupfer nimmt Janneck eine Tradition der flämischen Kabinettsmalerei des frühen 17. Jahrhunderts wieder auf, die mit ihrer delikaten Malerei verständlicherweise im gesellschaftlich verfeinerten Österreich des 18. Jahrhunderts erfolgreich war. Das Thema der hier beschriebenen Pendants zeigt die positiven, leichten Seiten des Lebens: beide Gemälde zeigen belebte, idyllische Dorfszenen. Bunt gekleidete Menschen stehen schwatzend beieinander, verhandeln mit den Verkäufern an den Ständen. tanzen oder schauen ganz einfach dem bunten Treiben zu. Diese bäuerlichen Dorfszenen sind in der Kunst schon seit Pieter Brueghel d. Ä. bekannt und offensichtlich beim reichen Bürgertum und beim Adel beliebt, denn sie bilden nur die Käuferschicht, sind nicht die Dargestellten selbst. Ihr Erscheinen beschränkt sich auf die am Rande des dörflichen Treibens zufällig ins Geschehen geratenen Zuschauer: so kann man sich vorstellen, dass der auf dem Pferd sitzende Herr links im Vordergrund des Bildes ‘Bauerntanz vor der Herberge’ oder der auf dem Falben inmitten der Menge abgebildete Herr im ‘Jahrmarkttreiben vor der Kirche’ zur vornehmen, reichen Schicht der Käufer gehören könnten. Die Frage wurde immer wieder gestellt: worin liegt der Reiz dieser Käuferschicht, sich mit solchen Darstellungen zu beschäftigen, sie zu erwerben, sich mit diesen Bildern in ihren Wohnungen zu umgeben? Man hat vermutet, dass sich die Städter über das ärmliche Leben lustig machen, dass sie sich über die Derbheit und Dummheit der Bauern amüsieren, dass im Gegensatz zu deren Tollpatschigkeit ihre eigene überlegene Lebensweise, ihre Verfeinerung der Sitten, ihre Klugheit, ihre Eleganz, kurz ihre gesellschaftlich manifestierte Dominanz besonders vorteilhaft zur Geltung kommt. [...] Im Jahr 1729, als Janneck diese feinen Pendants malte, ist von dieser Bauernsatire nichts mehr zu spüren. In diesen Darstellungen scheint sich eine idealisierte Sehnsucht nach dem einfachen Leben des Bauern auszudrücken. Kritik, Ironie, Häme ist nirgends zu finden. Ungehobeltes, primitives Benehmen, wie sie auf vielen Bildern z. B. von Pieter Brueghel d. J. zu finden sind, haben in dieser Zeit keinen Platz mehr. Das empfindliche Auge der Salondame - denn dort werden die Pendants ihren Platz im 18. Jahrhundert am ehesten gefunden haben - wird durch nichts beleidigt [...]”. Dr. Ertz weist daraufhin, dass der dekorative Wert solcher Pendants vor allem in ihrem Aufeinanderbezogensein besteht. Sie bilden thematisch, aber auch kompositionell eine Einheit und müssen deshalb in einer vom Maler vorgegebenen Ordnung gehängt werden. Bei dem hier vorliegenden Paar verlangt die Komposition, dass das “Jahrmarkttreiben vor der Kirche” links und sein Gegenstück rechts zu hängen hat.

Experte: Dr. Alexander Strasoldo Dr. Alexander Strasoldo
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com

17.04.2013 - 18:00

Schätzwert:
EUR 120.000,- bis EUR 150.000,-

Franz Christoph Janneck


(Graz 1703–1761 Wien)
Jahrmarktstreiben vor der Kirche; Bauerntanz vor der Herberge,
beide signiert und datiert unten links: F. C. Janneck Px. 1729,
Öl auf Kupfer, je 27 x 33,5 cm, gerahmt (2)

Ein ausführliches Gutachten von Dr. Klaus Ertz liegt dem Gemäldepaar bei.

Dr. Ertz schreibt zu den hier vorliegenden Gemälden: “Mit der Fertigung kleinformatiger Gemälde auf Kupfer nimmt Janneck eine Tradition der flämischen Kabinettsmalerei des frühen 17. Jahrhunderts wieder auf, die mit ihrer delikaten Malerei verständlicherweise im gesellschaftlich verfeinerten Österreich des 18. Jahrhunderts erfolgreich war. Das Thema der hier beschriebenen Pendants zeigt die positiven, leichten Seiten des Lebens: beide Gemälde zeigen belebte, idyllische Dorfszenen. Bunt gekleidete Menschen stehen schwatzend beieinander, verhandeln mit den Verkäufern an den Ständen. tanzen oder schauen ganz einfach dem bunten Treiben zu. Diese bäuerlichen Dorfszenen sind in der Kunst schon seit Pieter Brueghel d. Ä. bekannt und offensichtlich beim reichen Bürgertum und beim Adel beliebt, denn sie bilden nur die Käuferschicht, sind nicht die Dargestellten selbst. Ihr Erscheinen beschränkt sich auf die am Rande des dörflichen Treibens zufällig ins Geschehen geratenen Zuschauer: so kann man sich vorstellen, dass der auf dem Pferd sitzende Herr links im Vordergrund des Bildes ‘Bauerntanz vor der Herberge’ oder der auf dem Falben inmitten der Menge abgebildete Herr im ‘Jahrmarkttreiben vor der Kirche’ zur vornehmen, reichen Schicht der Käufer gehören könnten. Die Frage wurde immer wieder gestellt: worin liegt der Reiz dieser Käuferschicht, sich mit solchen Darstellungen zu beschäftigen, sie zu erwerben, sich mit diesen Bildern in ihren Wohnungen zu umgeben? Man hat vermutet, dass sich die Städter über das ärmliche Leben lustig machen, dass sie sich über die Derbheit und Dummheit der Bauern amüsieren, dass im Gegensatz zu deren Tollpatschigkeit ihre eigene überlegene Lebensweise, ihre Verfeinerung der Sitten, ihre Klugheit, ihre Eleganz, kurz ihre gesellschaftlich manifestierte Dominanz besonders vorteilhaft zur Geltung kommt. [...] Im Jahr 1729, als Janneck diese feinen Pendants malte, ist von dieser Bauernsatire nichts mehr zu spüren. In diesen Darstellungen scheint sich eine idealisierte Sehnsucht nach dem einfachen Leben des Bauern auszudrücken. Kritik, Ironie, Häme ist nirgends zu finden. Ungehobeltes, primitives Benehmen, wie sie auf vielen Bildern z. B. von Pieter Brueghel d. J. zu finden sind, haben in dieser Zeit keinen Platz mehr. Das empfindliche Auge der Salondame - denn dort werden die Pendants ihren Platz im 18. Jahrhundert am ehesten gefunden haben - wird durch nichts beleidigt [...]”. Dr. Ertz weist daraufhin, dass der dekorative Wert solcher Pendants vor allem in ihrem Aufeinanderbezogensein besteht. Sie bilden thematisch, aber auch kompositionell eine Einheit und müssen deshalb in einer vom Maler vorgegebenen Ordnung gehängt werden. Bei dem hier vorliegenden Paar verlangt die Komposition, dass das “Jahrmarkttreiben vor der Kirche” links und sein Gegenstück rechts zu hängen hat.

Experte: Dr. Alexander Strasoldo Dr. Alexander Strasoldo
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 17.04.2013 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 06.04. - 17.04.2013