Lot Nr. 631


Pietro Paolini


Pietro Paolini - Alte Meister

(Lucca 1603–1681)
Bildnis eines jungen Pagen,
Öl auf Leinwand, oval, 76 x 61 cm, gerahmt

Provenienz:
Sammlung Mansi, Lucca (?)

Literatur:
A. Ottani, Per un caravaggesco toscano: Pietro Paolini (1603-1681) in Arte Antica e Moderna, 21, 1963, S. 34;
A. Ottani, Integrazioni al Catalogo del Paolini, in Arte Antica e Moderna, 30, 1965, S. 185, Abb. Tafel 70c;
B. Nicolson, The International Caravaggesque Movement: Lists of pictures by Caravaggio and his followers throughout Europe from 1590 to 1650, Oxford 1979, S. 77;
P. Giusti Maccari, Pietro Paolini pittore lucchese, Lucca 1987, S. 130, Nr. 47, S. 131, Abb. 47;
B. Nicolson, Caravaggism in Europe, second edition revised and enlarged by L. Vertova, Turin 1990, Bd. I, S. 155

Das vorliegende Gemälde gehört zu einer Gruppe von fünf ovalen Bildern, die stilistisch und aufgrund ihrer Homogenität zusammengehören und in die erste Hälfte des 17. Jahrhunderts datierbar sind. Neben dem hier dargestellten jungen Pagen sind in den anderen Gemälden ältere Menschen abgebildet – ein Lautenbauer und ein Geigenbauer bei der Arbeit an einem Instrument, eine Alte Frau beim Nähen und eine Alte Frau beim Spinnen (vgl. P. Giusti Maccari, 1987, S. 130-132). In die Genrebilder lässt der Maler eine belehrende allegorische Bedeutung einfließen, die sich wahrscheinlich auf das Thema der Harmonie bezieht. Nach Del Bravo wird in den Bildern der Lauten- und Geigenbauer der Gedanke Senecas versinnbildlicht, nach dem das Alter die Blüte des Geistes darstellt, eine Blüte, welche durch die lange und einsame Suche nach Harmonie erlangt wird (vgl. C. Del Bravo, Verso i Carracci e verso Valentin, Florenz 1979, S. 42). Der Page hält etwas in den Händen, das nicht mehr identifizierbar ist, wahrscheinlich aber handelte es sich um die Saite eines Musikinstruments. Damit vervollständigt das Bildnis des Pagen das allegorische Programm und steht neben den Alten für die Jugend, die durch richtige Erziehung Harmonie erlangen kann und den bereits in die Jahre gekommenen zu Diensten steht. Die Harmonie und die Musik dienen dabei als Mittel zur Erlangung einer höheren spirituellen Ebene.
Giusti Maccari datiert das vorliegende Gemälde, den Lautenbauer und den Geigenbauer etwa in die 1640er Jahre, die Bilder der Alten Frauen beim Nähen und Spinnen entstanden seiner Meinung nach später. Ottani datiert die Serie etwas früher, in die 1630er Jahre.

Obwohl eine genaue Dokumentation fehlt, ist anzunehmen, dass das vorliegende Gemälde und seine Pendants aus der Sammlung Mansi stammen und mit jener Serie von „Studi“ identifiziert werden können, die im Inventar des Marchese Giovan Battista Mansi aufscheinen, auch wenn die Maße nicht übereinstimmen (die „Studi“ aus der Sammlung Mansi messen 55 x 38 cm – Maße, die jedoch von den üblichen Formaten Paolinis abweichen und daher wenig überzeugend sind).

Der aus Lucca stammende Pietro Paolini wurde 1619 zur Ausbildung nach Rom geschickt und war dort Schüler von Angelo Caroselli. Das künstlerische Klima Roms zu Beginn des 17. Jahrhunderts war vielfältig und die Meister des Caravaggismus, die bolognesischen und florentinischen Künstler konkurrierten um die großen Aufträge von Papst und Aristokratie. Pietro Paolini hatte in der Werkstatt Carosellis die Möglichkeit, die unterschiedlichen Schulen und Techniken zu studieren und sein Werk zeigt stilistisch eine große Flexibilität. Großen Einfluss auf den Künstler hatte in jener Zeit der Umkreis Bartolomeo Manfredis und andere Caravaggisten. Um 1628 ging er nach Venedig und seine Gemälde zeigen Einflüsse der atmosphärischen Malerei Veroneses. 1631 kehrte er nach Lucca zurück, wo er auf der Grundlage seiner Erfahrungen einen originellen eigenen Stil kreierte. Es entstanden viele Kabinettbilder, meist mit musikalischen und allegorischen Themen. Um 1650 gründete er eine Akademie, wo die zeitgenössischen Strömungen des Realismus vermittelt wurden. Zahlreiche Künstler, wie etwa Simone del Tintore, Girolamo Scaglia und Antonio Franchi wurden dort ausgebildet.

17.04.2013 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 24.700,-
Schätzwert:
EUR 20.000,- bis EUR 30.000,-

Pietro Paolini


(Lucca 1603–1681)
Bildnis eines jungen Pagen,
Öl auf Leinwand, oval, 76 x 61 cm, gerahmt

Provenienz:
Sammlung Mansi, Lucca (?)

Literatur:
A. Ottani, Per un caravaggesco toscano: Pietro Paolini (1603-1681) in Arte Antica e Moderna, 21, 1963, S. 34;
A. Ottani, Integrazioni al Catalogo del Paolini, in Arte Antica e Moderna, 30, 1965, S. 185, Abb. Tafel 70c;
B. Nicolson, The International Caravaggesque Movement: Lists of pictures by Caravaggio and his followers throughout Europe from 1590 to 1650, Oxford 1979, S. 77;
P. Giusti Maccari, Pietro Paolini pittore lucchese, Lucca 1987, S. 130, Nr. 47, S. 131, Abb. 47;
B. Nicolson, Caravaggism in Europe, second edition revised and enlarged by L. Vertova, Turin 1990, Bd. I, S. 155

Das vorliegende Gemälde gehört zu einer Gruppe von fünf ovalen Bildern, die stilistisch und aufgrund ihrer Homogenität zusammengehören und in die erste Hälfte des 17. Jahrhunderts datierbar sind. Neben dem hier dargestellten jungen Pagen sind in den anderen Gemälden ältere Menschen abgebildet – ein Lautenbauer und ein Geigenbauer bei der Arbeit an einem Instrument, eine Alte Frau beim Nähen und eine Alte Frau beim Spinnen (vgl. P. Giusti Maccari, 1987, S. 130-132). In die Genrebilder lässt der Maler eine belehrende allegorische Bedeutung einfließen, die sich wahrscheinlich auf das Thema der Harmonie bezieht. Nach Del Bravo wird in den Bildern der Lauten- und Geigenbauer der Gedanke Senecas versinnbildlicht, nach dem das Alter die Blüte des Geistes darstellt, eine Blüte, welche durch die lange und einsame Suche nach Harmonie erlangt wird (vgl. C. Del Bravo, Verso i Carracci e verso Valentin, Florenz 1979, S. 42). Der Page hält etwas in den Händen, das nicht mehr identifizierbar ist, wahrscheinlich aber handelte es sich um die Saite eines Musikinstruments. Damit vervollständigt das Bildnis des Pagen das allegorische Programm und steht neben den Alten für die Jugend, die durch richtige Erziehung Harmonie erlangen kann und den bereits in die Jahre gekommenen zu Diensten steht. Die Harmonie und die Musik dienen dabei als Mittel zur Erlangung einer höheren spirituellen Ebene.
Giusti Maccari datiert das vorliegende Gemälde, den Lautenbauer und den Geigenbauer etwa in die 1640er Jahre, die Bilder der Alten Frauen beim Nähen und Spinnen entstanden seiner Meinung nach später. Ottani datiert die Serie etwas früher, in die 1630er Jahre.

Obwohl eine genaue Dokumentation fehlt, ist anzunehmen, dass das vorliegende Gemälde und seine Pendants aus der Sammlung Mansi stammen und mit jener Serie von „Studi“ identifiziert werden können, die im Inventar des Marchese Giovan Battista Mansi aufscheinen, auch wenn die Maße nicht übereinstimmen (die „Studi“ aus der Sammlung Mansi messen 55 x 38 cm – Maße, die jedoch von den üblichen Formaten Paolinis abweichen und daher wenig überzeugend sind).

Der aus Lucca stammende Pietro Paolini wurde 1619 zur Ausbildung nach Rom geschickt und war dort Schüler von Angelo Caroselli. Das künstlerische Klima Roms zu Beginn des 17. Jahrhunderts war vielfältig und die Meister des Caravaggismus, die bolognesischen und florentinischen Künstler konkurrierten um die großen Aufträge von Papst und Aristokratie. Pietro Paolini hatte in der Werkstatt Carosellis die Möglichkeit, die unterschiedlichen Schulen und Techniken zu studieren und sein Werk zeigt stilistisch eine große Flexibilität. Großen Einfluss auf den Künstler hatte in jener Zeit der Umkreis Bartolomeo Manfredis und andere Caravaggisten. Um 1628 ging er nach Venedig und seine Gemälde zeigen Einflüsse der atmosphärischen Malerei Veroneses. 1631 kehrte er nach Lucca zurück, wo er auf der Grundlage seiner Erfahrungen einen originellen eigenen Stil kreierte. Es entstanden viele Kabinettbilder, meist mit musikalischen und allegorischen Themen. Um 1650 gründete er eine Akademie, wo die zeitgenössischen Strömungen des Realismus vermittelt wurden. Zahlreiche Künstler, wie etwa Simone del Tintore, Girolamo Scaglia und Antonio Franchi wurden dort ausgebildet.


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 17.04.2013 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 06.04. - 17.04.2013


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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