(Viterbo 1587–1625 Rom)
Ein mit Trauben gefüllter Korb,
Öl auf Leinwand, 52 x 69 cm, gerahmt

Das vorliegende Gemälde ist Werken vergleichbar, die dem “Meister des Acquavella-Stilllebens” zugeordnet sind, darunter auch jenes Gemälde, das am 17. Oktober 2012 als Lot 574 im Dorotheum versteigert wurde. Der Meister wurde nach dem Stillleben mit Früchtekorb und Blumenvase benannt, das sich ehemals in der Sammlung Acquavella in New York befunden hatte und später Teil der Sammlung Lorenzetti in Bergamo wurde. Die Werke dieses Meisters gelten als die herausragendsten Stillleben, die in Rom in der zweiten und dritten Dekade des 17. Jahrhunderts hervorgebracht wurden.
Cavarozzi verbrachte seine prägenden Jahre in Rom, wo er bei Tarquinio Ligustri, einem Maler aus Viterbo, und Giovanni Battista Crescenzi lernte, welcher eine Malerakademie in seinem Palazzo beim Pantheon leitete. Crescenzi war ein Adeliger, und die Schüler seiner Akademie waren angehalten, nach dem Vorbild des Heiligen Philipp Neris Liebe für die kleinsten Dinge der göttlichen Schöpfung zu bekunden. Dazu gehörten auch die Früchte und Blumen, welche die Studenten angehalten waren, aufs Genaueste zu studieren. Es ist ungewiss, ob sie sich auch darin versuchten, Caravaggios besondere Technik zu verstehen oder zu meistern, die darin bestand, von einem Bild, das man in einer Camera obscura zu sehen bekam oder das in einem Parabolspiegel reflektiert wurde, ein Abbild zu schaffen. Tatsächlich hegte Caravaggio diesbezüglich eine gewisse Eifersucht des Erfinders, die ihn jegliche Versuche anderer, darin mit ihm in Wettstreit zu treten, ablehnen ließ. Viele Künstler, wie die Florentiner Jacopo da Empoli, Santi di Tito und Cigoli, waren jedoch schon geraume Zeit vor Caravaggio bestrebt, in ihrer Malerei zu einem “Realismus” zu gelangen. Cavarozzi teilte dieses Interesse an der Naturbeobachtung. Das vorliegende Bild ist sicherlich von Caravaggios Früchtekorb inspiriert, den dieser für Kardinal Federico Borromeo schuf und der sich heute in der Pinacoteca Ambrosiana in Mailand befindet.
Die Verbindung zwischen Cavarozzis Schaffen und Caravaggio beschränkt sich jedoch nicht nur auf die Stilllebenmalerei, sondern gilt auch für Werke Cavarozzis wie den Heiligen Johannes den Täufer in der Kathedrale von Toledo und die Opferung Isaacs in der Sammlung Piasecka Johnson, ein Gemälde, das vielleicht sogar in Spanien entstanden ist. Sie zeigen, wie sehr sich Caravaggios Einfluss hinsichtlich der Beobachtung von Licht und Schatten auf Cavarozzis Oeuvre ausgewirkt hat.
Cavarozzi spielte eine wichtige Rolle als Vermittler zwischen dem italienischen Caravaggismus und Spanien, wo der Stil Künstler wie Murillo und Zurbarán beeinflusste.

Wir danken Frau Professor Mina Gregori, die die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes bestätigt hat.