Lot Nr. 559 #


Spanischer Hofkünstler, tätig in Valladolid um 1600


Spanischer Hofkünstler, tätig in Valladolid um 1600 - Alte Meister

Staatsporträt König Philipps II. von Spanien in der Prunkrüstung des Herzogs von Alba mit einem Feldherrnstab und der Collane des Ordens vom Goldenen Vlies,
Öl auf Holz, 103,4 x 72,7 cm, gerahmt

Provenienz:
Bedeutende spanische Privatsammlung

Herr Hofrat Dr. Christian Beaufort-Spontin, Wien, konnte die Rüstung, die der König hier trägt, als die des Herzogs von Alba identifizieren (dargestellt von Tizian auf einem Porträt des Herzogs in der Sammlung der Herzogin von Alba). Bisher gelang es nicht, dieses Porträt einem bestimmten Künstler zuzuschreiben. Dies liegt vor allem an den sich immer stärker angleichenden Charakteristika der für die spanischen Habsburger arbeitenden Hofmaler. Zur möglichen Autorschaft wurden verschiedene Vorschläge gemacht: Juan Pantoja de La Cruz und seine Werkstatt bzw. Umkreis (A. Jordan Gschwend, Th. DaCosta Kaufmann), Adriaen Thomasz. Key und sein Umkreis (L. Ruiz Gómez, Prado, Madrid) oder Martino Rota (J. de Maere). Dieses repräsentative Bildnis Philipps II. war vielleicht ein Geschenk des spanischen Hofes an einen auswärtigen Souverän. Frau Dr. Eliska Fucikova hat darauf verwiesen, dass sich ähnliche Porträts in den Sammlungen der Fürsten von Lobkowicz erhalten haben. Als ihr Urheber gilt Juan Pantoja de La Cruz. Das vorliegende Gemälde wurde auf Eichenholz ausgeführt, was für spanische Usancen ungewöhnlich ist. Es gibt aber Beispiele dafür, dass auch Pantoja de La Cruz gelegentlich eine Eichentafel verwendete (vgl. seinen “Heiligen Lukas” im Bowes Museum of Art, Barnard Castle, Durham).

Es handelt sich offenbar um ein posthumes Porträt des Königs, da es wohl kurz nach 1600 entstanden ist, Philipp hier aber eher jugendlich wirkt. Es gibt mehrere Möglichkeiten, wann das Porträt entstanden sein könnte. Am wahrscheinlichsten sind zwei Anlässe zu Beginn des 17. Jahrhunderts, zum einen der Brand des Pardo Palastes, der zu einem Großauftrag für Juan Pantoja de La Cruz führte. Dieser musste die ‘Galeria de Retratos’ mit Hunderten von Porträts füllen und konnte diesem Auftrag nur mit Hilfe seiner Werkstatt und unter Rückgriff auf ältere Vorbilder nachkommen. Das hier vorliegende Porträt Philipps II. übertrifft jedoch diese Bilder in der Qualität bei weitem. Ein zweiter Anlass waren die politischen Verhandlungen zwischen König Philipp III. und dem englischen König Jakob I., die im Abschluss des Vertrages von London 1604 und dem Besuch einer englischen Gesandtschaft in Valladolid 1605 gipfelten. Im Zuge dieser diplomatischen Bemühungen kam es zu einem Austausch von Porträts zwischen beiden Monarchen, aber auch zwischen den Mitgliedern beider Delegationen. De La Cruz konnte die große Nachfrage nicht befriedigen und musste in vielen Fällen nachliefern (vgl. G. Ungerer, Juan Pantoja de La Cruz and the Circulation of Gifts between the English and Spanish Courts in 1604/05, in: Shakespeare Studies, hg. von J. Leeds Barroll, Fairleigh Dickinson University Press, 1998). Dass in diesem Zuge entweder von de La Cruz in englischem Auftrag oder von einem englischen Hofkünstler wie John de Critz I oder Marcus Gheerardts II eine Variante eines Porträts des ehemaligen Erzfeindes entstanden sein könnte, ist möglich (siehe das in manchem vergleichbare von Critz stammende Porträt des Robert Cecil, 1st Earl of Salisbury). Das Porträt Philipps II. mag auch in Zusammenhang mit der Darstellung der “Somerset House Conference 1604” (National Portrait Gallery, London) stehen, eines Bildes, welches abwechselnd Pantoja de La Cruz und seiner Werkstatt bzw. John de Critz zugeschrieben wurde. Beide Künstler kannten jeweils nur eine Hälfte der Verhandelnden in Natura und verließen sich daher, wie auch der Autor des hier vorliegenden Gemäldes, auf Vorlagen, in diesem Fall auf Tizians Porträt des Herzogs von Alba, dessen Rüstung und Handhaltung hier übernommen wurden.

Experte: Dr. Alexander Strasoldo Dr. Alexander Strasoldo
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com

17.04.2013 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 139.480,-
Schätzwert:
EUR 80.000,- bis EUR 120.000,-

Spanischer Hofkünstler, tätig in Valladolid um 1600


Staatsporträt König Philipps II. von Spanien in der Prunkrüstung des Herzogs von Alba mit einem Feldherrnstab und der Collane des Ordens vom Goldenen Vlies,
Öl auf Holz, 103,4 x 72,7 cm, gerahmt

Provenienz:
Bedeutende spanische Privatsammlung

Herr Hofrat Dr. Christian Beaufort-Spontin, Wien, konnte die Rüstung, die der König hier trägt, als die des Herzogs von Alba identifizieren (dargestellt von Tizian auf einem Porträt des Herzogs in der Sammlung der Herzogin von Alba). Bisher gelang es nicht, dieses Porträt einem bestimmten Künstler zuzuschreiben. Dies liegt vor allem an den sich immer stärker angleichenden Charakteristika der für die spanischen Habsburger arbeitenden Hofmaler. Zur möglichen Autorschaft wurden verschiedene Vorschläge gemacht: Juan Pantoja de La Cruz und seine Werkstatt bzw. Umkreis (A. Jordan Gschwend, Th. DaCosta Kaufmann), Adriaen Thomasz. Key und sein Umkreis (L. Ruiz Gómez, Prado, Madrid) oder Martino Rota (J. de Maere). Dieses repräsentative Bildnis Philipps II. war vielleicht ein Geschenk des spanischen Hofes an einen auswärtigen Souverän. Frau Dr. Eliska Fucikova hat darauf verwiesen, dass sich ähnliche Porträts in den Sammlungen der Fürsten von Lobkowicz erhalten haben. Als ihr Urheber gilt Juan Pantoja de La Cruz. Das vorliegende Gemälde wurde auf Eichenholz ausgeführt, was für spanische Usancen ungewöhnlich ist. Es gibt aber Beispiele dafür, dass auch Pantoja de La Cruz gelegentlich eine Eichentafel verwendete (vgl. seinen “Heiligen Lukas” im Bowes Museum of Art, Barnard Castle, Durham).

Es handelt sich offenbar um ein posthumes Porträt des Königs, da es wohl kurz nach 1600 entstanden ist, Philipp hier aber eher jugendlich wirkt. Es gibt mehrere Möglichkeiten, wann das Porträt entstanden sein könnte. Am wahrscheinlichsten sind zwei Anlässe zu Beginn des 17. Jahrhunderts, zum einen der Brand des Pardo Palastes, der zu einem Großauftrag für Juan Pantoja de La Cruz führte. Dieser musste die ‘Galeria de Retratos’ mit Hunderten von Porträts füllen und konnte diesem Auftrag nur mit Hilfe seiner Werkstatt und unter Rückgriff auf ältere Vorbilder nachkommen. Das hier vorliegende Porträt Philipps II. übertrifft jedoch diese Bilder in der Qualität bei weitem. Ein zweiter Anlass waren die politischen Verhandlungen zwischen König Philipp III. und dem englischen König Jakob I., die im Abschluss des Vertrages von London 1604 und dem Besuch einer englischen Gesandtschaft in Valladolid 1605 gipfelten. Im Zuge dieser diplomatischen Bemühungen kam es zu einem Austausch von Porträts zwischen beiden Monarchen, aber auch zwischen den Mitgliedern beider Delegationen. De La Cruz konnte die große Nachfrage nicht befriedigen und musste in vielen Fällen nachliefern (vgl. G. Ungerer, Juan Pantoja de La Cruz and the Circulation of Gifts between the English and Spanish Courts in 1604/05, in: Shakespeare Studies, hg. von J. Leeds Barroll, Fairleigh Dickinson University Press, 1998). Dass in diesem Zuge entweder von de La Cruz in englischem Auftrag oder von einem englischen Hofkünstler wie John de Critz I oder Marcus Gheerardts II eine Variante eines Porträts des ehemaligen Erzfeindes entstanden sein könnte, ist möglich (siehe das in manchem vergleichbare von Critz stammende Porträt des Robert Cecil, 1st Earl of Salisbury). Das Porträt Philipps II. mag auch in Zusammenhang mit der Darstellung der “Somerset House Conference 1604” (National Portrait Gallery, London) stehen, eines Bildes, welches abwechselnd Pantoja de La Cruz und seiner Werkstatt bzw. John de Critz zugeschrieben wurde. Beide Künstler kannten jeweils nur eine Hälfte der Verhandelnden in Natura und verließen sich daher, wie auch der Autor des hier vorliegenden Gemäldes, auf Vorlagen, in diesem Fall auf Tizians Porträt des Herzogs von Alba, dessen Rüstung und Handhaltung hier übernommen wurden.

Experte: Dr. Alexander Strasoldo Dr. Alexander Strasoldo
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Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
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Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 17.04.2013 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 06.04. - 17.04.2013


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer(für Lieferland Österreich)

Es können keine Kaufaufträge über Internet mehr abgegeben werden. Die Auktion befindet sich in Vorbereitung bzw. wurde bereits durchgeführt.