Lot Nr. 79


Anton Romako


(Atzgersdorf 1832–1889 Wien) Bildnis eines Mädchens mit Monddiadem, signiert, bezeichnet A. Romako, a Roma, Öl auf Leinwand, 43 x 35 cm, gerahmt, (Rei)

Gutachten von Doz. Dr. Cornelia Reiter, Jänner 2013 vorhanden.

Aus dem Gutachten von Dr. Cornelia Reiter:
(…) Romakos Kinderbildnisse nehmen in seinem malerischen Œuvre eine qualitativ wie quantitativ bedeutende Stellung ein. Auch in der Tiefe und Komplexität der inhaltlichen Interpretation ragen Sie aus Romakos Schaffen heraus. (…)
Das hier besprochene Bildnis eines Mädchens, das sowohl in der brillanten malerischen Ausführung als auch in der vielschichtigen Interpretation zu den typischen Werken Romakos dieser Gattung zählt, ist nach der Signatur während seines Aufenthaltes in Rom entstanden. Auch hier impliziert Romako vor allem in dem Monddiadem sowie dem irrlichternden Hintergrund eine Anspielung auf die antike Göttin des Mondes und der Nacht, der römischen Diana bzw. griechischen Artemis. Diana/Artemis galt nach der antiken Mythologie als Beschützerin der Frauen und Mädchen, wodurch diese mythische Anspielung inhaltlich motiviert erscheint. Die Namensbezeichnung „Diana“ ist im Lateinischen mit dius („taghell“, „leuchtend“) verbunden, was Romako im irrlichternden Hintergrund aufzugreifen scheint. Virtuos sind die Glanzlichter des verunklärten Hintergrundes sowie der den Oberkörper des kleinen Mädchens nur teilweise bedeckenden Draperie aufgesetzt und evozieren jene Uneindeutigkeit und Unbestimmtheit des Umraumes als wesentlichen Stimmungsträger von Romakos Malerei. Auch die einen antiken Chiton imitierende, nur fragmentarisch sichtbare Gewandung entspricht diesem antik-mythischen Kontext, der in diesem Bildnis auf verschiedenen Ebenen reflektiert wird. Der Blick des dunkelhaarigen Mädchens als kleine Diana ist fragend zur Seite gewendet und präsentiert sich in sehr unkindlichem Ernst – auch dies ein charakteristischer Zug vieler von Romakos tiefgründigen Kinderbildnissen.
Mehrfach wurde versucht, die zahlreichen Mädchenbildnisse mit Romakos Kindern zu identifizieren; da die Züge dieses Bildnisses allerdings sehr allgemein gehalten sind und nur wenige charakteristische individuelle Merkmale aufweisen, ist eine eindeutige Bestimmung nicht möglich. Nach späteren Bildnissen seiner Tochter Luise zu schließen (vgl. Monographie Romako 2010, WV 341), könnte es sich möglicherweise um ein verschlüsseltes Porträt dieser ältesten, im Jahr 1864 geborenen Tochter Romakos handeln, zu der er – nach Quellen zu schließen – später ein menschlich enges Verhältnis pflegte. Die Entstehungszeit nach dem geschätzten Alter des Mädchens um 1869/70 entspricht allerdings nicht dem stilistischen Erscheinungsbild. Für ein Bildnis eher in Frage kämen die später geborenen Töchter Romakos: Julie, geb. 1867, Mathilde, geb. 1869, Marie, geb. 1871, von denen allerdings kaum gesicherte Porträts existieren (vgl. Monographie Romako 2010, WV 878, vermutetes Bildnis von Romakos Tochter Mathilde, heute in Wiener Privatbesitz, das ein diesem Bildnis sehr ähnlichen Typus zeigt). In Sujet und Ausführung am nächsten stehen diesem Mädchenbildnis der Mädchenkopf mit Ährenhalskrause sowie das als Engelskopf verbrämte Mädchenbildnis (Monographie Romako 2010, WV 333, 334); beide Werke dürften nach dem heutigen Kenntnisstand um 1873/74 entstanden sein und waren ebenfalls nicht eindeutig als konkrete Bildnisse zu identifizieren.

Expertin: Mag. Dimitra Reimüller Mag. Dimitra Reimüller
+43-1-515 60-355

19c.paintings@dorotheum.at

16.04.2013 - 18:00

Schätzwert:
EUR 25.000,- bis EUR 30.000,-

Anton Romako


(Atzgersdorf 1832–1889 Wien) Bildnis eines Mädchens mit Monddiadem, signiert, bezeichnet A. Romako, a Roma, Öl auf Leinwand, 43 x 35 cm, gerahmt, (Rei)

Gutachten von Doz. Dr. Cornelia Reiter, Jänner 2013 vorhanden.

Aus dem Gutachten von Dr. Cornelia Reiter:
(…) Romakos Kinderbildnisse nehmen in seinem malerischen Œuvre eine qualitativ wie quantitativ bedeutende Stellung ein. Auch in der Tiefe und Komplexität der inhaltlichen Interpretation ragen Sie aus Romakos Schaffen heraus. (…)
Das hier besprochene Bildnis eines Mädchens, das sowohl in der brillanten malerischen Ausführung als auch in der vielschichtigen Interpretation zu den typischen Werken Romakos dieser Gattung zählt, ist nach der Signatur während seines Aufenthaltes in Rom entstanden. Auch hier impliziert Romako vor allem in dem Monddiadem sowie dem irrlichternden Hintergrund eine Anspielung auf die antike Göttin des Mondes und der Nacht, der römischen Diana bzw. griechischen Artemis. Diana/Artemis galt nach der antiken Mythologie als Beschützerin der Frauen und Mädchen, wodurch diese mythische Anspielung inhaltlich motiviert erscheint. Die Namensbezeichnung „Diana“ ist im Lateinischen mit dius („taghell“, „leuchtend“) verbunden, was Romako im irrlichternden Hintergrund aufzugreifen scheint. Virtuos sind die Glanzlichter des verunklärten Hintergrundes sowie der den Oberkörper des kleinen Mädchens nur teilweise bedeckenden Draperie aufgesetzt und evozieren jene Uneindeutigkeit und Unbestimmtheit des Umraumes als wesentlichen Stimmungsträger von Romakos Malerei. Auch die einen antiken Chiton imitierende, nur fragmentarisch sichtbare Gewandung entspricht diesem antik-mythischen Kontext, der in diesem Bildnis auf verschiedenen Ebenen reflektiert wird. Der Blick des dunkelhaarigen Mädchens als kleine Diana ist fragend zur Seite gewendet und präsentiert sich in sehr unkindlichem Ernst – auch dies ein charakteristischer Zug vieler von Romakos tiefgründigen Kinderbildnissen.
Mehrfach wurde versucht, die zahlreichen Mädchenbildnisse mit Romakos Kindern zu identifizieren; da die Züge dieses Bildnisses allerdings sehr allgemein gehalten sind und nur wenige charakteristische individuelle Merkmale aufweisen, ist eine eindeutige Bestimmung nicht möglich. Nach späteren Bildnissen seiner Tochter Luise zu schließen (vgl. Monographie Romako 2010, WV 341), könnte es sich möglicherweise um ein verschlüsseltes Porträt dieser ältesten, im Jahr 1864 geborenen Tochter Romakos handeln, zu der er – nach Quellen zu schließen – später ein menschlich enges Verhältnis pflegte. Die Entstehungszeit nach dem geschätzten Alter des Mädchens um 1869/70 entspricht allerdings nicht dem stilistischen Erscheinungsbild. Für ein Bildnis eher in Frage kämen die später geborenen Töchter Romakos: Julie, geb. 1867, Mathilde, geb. 1869, Marie, geb. 1871, von denen allerdings kaum gesicherte Porträts existieren (vgl. Monographie Romako 2010, WV 878, vermutetes Bildnis von Romakos Tochter Mathilde, heute in Wiener Privatbesitz, das ein diesem Bildnis sehr ähnlichen Typus zeigt). In Sujet und Ausführung am nächsten stehen diesem Mädchenbildnis der Mädchenkopf mit Ährenhalskrause sowie das als Engelskopf verbrämte Mädchenbildnis (Monographie Romako 2010, WV 333, 334); beide Werke dürften nach dem heutigen Kenntnisstand um 1873/74 entstanden sein und waren ebenfalls nicht eindeutig als konkrete Bildnisse zu identifizieren.

Expertin: Mag. Dimitra Reimüller Mag. Dimitra Reimüller
+43-1-515 60-355

19c.paintings@dorotheum.at


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: Gemälde des 19. Jahrhunderts
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 16.04.2013 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 06.04. - 16.04.2013