Lot Nr. 78


Hans Makart


Hans Makart - Gemälde des 19. Jahrhunderts

(Salzburg 1840–1884 Wien) Der Tod der Kleopatra, entstanden 1875, rückseitig Klebeetikett, Öl auf Holz, 122,5 x 83 cm, gerahmt, (W)

Abgebildet und verzeichnet in: Gerbert Frodl, Hans Makart, Monographie und Werkverzeichnis, Residenz Verlag, 1974, WVZ Nr. 252.

Provenienz: Baronin Helene Leitenberger, Wien (seit 1844–1933);
Dorotheum Wien, Nachlassauktion Helene Baronin Leitenberger, 10./11. März 1933, Lot 265 (unverkauft) mit den Titel “Die sterbende Kleopatra“;
1938 Galerie Almas-Dietrich;
Bestand Führermuseum Linz (Linz Nummer 474);
Oberfinanzdirektion München (Inv. Nr. 10652) 1973 Verkauf,
seither Privatbesitz Deutschland.

Ausgestellt: 1935, Secession Wien, Kaiser Franz Joseph-Ausstellung, Nr. 81;
Staatliche Kunsthalle Baden-Baden, Ausstellung Hans Makart, 1972, Kat. Nr. 36.

Hans Makart, einer der wichtigsten und einflussreichsten Maler des späten 19. Jahrhunderts und als solcher sogar Namensgeber einer Wiener Kulturepoche („Makartzeit“) beschäftigte sich seit seiner Ausbildung in München mit historischen Themen. Dies lag im Zug der Zeit des Historismus, denn damals spielte die Auseinandersetzung mit Geschichte im öffentlichen wie im privaten Leben eine zentrale Rolle. Historienmalerei war an den europäischen Akademien vom Ende des 18. bis zum späten 19. Jahrhundert das angesehenste Fach und die Ausstellungssäle waren angefüllt mit Bildern, die Themen aus Geschichte und alter Literatur gestalteten. Innerhalb dieser unendlich vielfältigen Bilderwelt entwickelte sich als regelrechte Mode eine neue Hinwendung zu einem märchenhaften Orient wobei nicht nur das exotisch Fremde Interesse erweckte, sondern auch Szenerien und Gestalten aus der ferneren Geschichte – allen voran Kleopatra.
Schon in jungen Jahren, als Hans Makart noch im Münchener Atelier des berühmten Historienmalers Karl Theodor von Piloty arbeitete, beschäftigte er sich mit dem Bildthema „Kleopatra“. Dann aber, 1874 und 1875 in Wien, als er bereits als „Farbenzauberer“ berühmt war, schuf er mehrere Gemälde mit der ägyptischen Herrscherin als zentraler Figur. In dem riesigen Bild „Nilfahrt der Kleopatra“ (Staatsgalerie Stuttgart) nahm sich Makart das Stück von William Shakespeare „Antonius und Kleopatra“ frei interpretierend zum Vorbild. Und bevor er den Winter 1875/1876 mit Malerfreunden in Ägypten verbrachte und dort eine Reihe von ungewöhnlichen Kompositionen schuf, malte er zweimal „Der Tod der Kleopatra“ – einmal als großformatige Komposition mit der in ganzer Figur liegenden Königin (Kassel, Museum) und das zweite Mal in kleinerem Format, Kleopatra halb aufrecht in dreiviertel Figur. Dies ist unser Bild: dramatischer als die anderen Kleopatra-Bilder Hans Makarts, der entblößte Oberkörper in erstarrender Bewegung nach dem Biss der Schlange, die sich an der rechten Seite der Frau windet. Auch hier – wie im Kasseler Bild - trägt Kleopatra die idealisierten Züge der berühmten Wiener Burgschauspielerin Charlotte Wolter, die mit Makart befreundet war und für die der Maler im Lauf der Jahre eine Anzahl von Bühnenkostümen entworfen hatte. Die Besonderheiten Makart’scher Malkunst kommen in diesem Bild deutlich zur Geltung: maltechnisch äußert sich das vor allem in dem wohlüberlegt eingesetzten Kontrast zwischen den pastos aufgetragenen Farbpartien (Draperien, Gewand, Gürtel, Schmuck, Blüten) und der feinen, glatten, geradezu durchsichtigen Haut. In der Farbigkeit kommt der Gegensatz noch stärker zum Ausdruck. So vermittelt der Maler eine erotisch - laszive Stimmung, die durch die sichtbare, fast fühlbare Verletzlichkeit des Körpers, der inmitten der unbedeutend gewordenen luxuriösen Umgebung dem Tod geweiht ist, noch unterstrichen wird.
In dem Buch von G. Frodl, Hans Makart. Monographie und Werksverzeichnis, Salzburg 1974 erscheint dieses Gemälde als Kat. Nr. 252. In der aktualisierten Ausgabe des Werksverzeichnisses, die vom Belvedere mit Unterstützung des Dorotheums demnächst vom selben Autor publiziert wird, findet dieses Werk selbstverständlich ebenso Aufnahme.
Gerbert Frodl

Wir danken Dr. Gerbert Frodl für die Gestaltung dieses Katalogeintrages und für die wissenschaftliche Unterstützung.

Expertin: Dr. Christl Wolf Dr. Christl Wolf
+43-1-515 60-377

19c.paintings@dorotheum.at

16.04.2013 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 757.300,-
Schätzwert:
EUR 70.000,- bis EUR 90.000,-

Hans Makart


(Salzburg 1840–1884 Wien) Der Tod der Kleopatra, entstanden 1875, rückseitig Klebeetikett, Öl auf Holz, 122,5 x 83 cm, gerahmt, (W)

Abgebildet und verzeichnet in: Gerbert Frodl, Hans Makart, Monographie und Werkverzeichnis, Residenz Verlag, 1974, WVZ Nr. 252.

Provenienz: Baronin Helene Leitenberger, Wien (seit 1844–1933);
Dorotheum Wien, Nachlassauktion Helene Baronin Leitenberger, 10./11. März 1933, Lot 265 (unverkauft) mit den Titel “Die sterbende Kleopatra“;
1938 Galerie Almas-Dietrich;
Bestand Führermuseum Linz (Linz Nummer 474);
Oberfinanzdirektion München (Inv. Nr. 10652) 1973 Verkauf,
seither Privatbesitz Deutschland.

Ausgestellt: 1935, Secession Wien, Kaiser Franz Joseph-Ausstellung, Nr. 81;
Staatliche Kunsthalle Baden-Baden, Ausstellung Hans Makart, 1972, Kat. Nr. 36.

Hans Makart, einer der wichtigsten und einflussreichsten Maler des späten 19. Jahrhunderts und als solcher sogar Namensgeber einer Wiener Kulturepoche („Makartzeit“) beschäftigte sich seit seiner Ausbildung in München mit historischen Themen. Dies lag im Zug der Zeit des Historismus, denn damals spielte die Auseinandersetzung mit Geschichte im öffentlichen wie im privaten Leben eine zentrale Rolle. Historienmalerei war an den europäischen Akademien vom Ende des 18. bis zum späten 19. Jahrhundert das angesehenste Fach und die Ausstellungssäle waren angefüllt mit Bildern, die Themen aus Geschichte und alter Literatur gestalteten. Innerhalb dieser unendlich vielfältigen Bilderwelt entwickelte sich als regelrechte Mode eine neue Hinwendung zu einem märchenhaften Orient wobei nicht nur das exotisch Fremde Interesse erweckte, sondern auch Szenerien und Gestalten aus der ferneren Geschichte – allen voran Kleopatra.
Schon in jungen Jahren, als Hans Makart noch im Münchener Atelier des berühmten Historienmalers Karl Theodor von Piloty arbeitete, beschäftigte er sich mit dem Bildthema „Kleopatra“. Dann aber, 1874 und 1875 in Wien, als er bereits als „Farbenzauberer“ berühmt war, schuf er mehrere Gemälde mit der ägyptischen Herrscherin als zentraler Figur. In dem riesigen Bild „Nilfahrt der Kleopatra“ (Staatsgalerie Stuttgart) nahm sich Makart das Stück von William Shakespeare „Antonius und Kleopatra“ frei interpretierend zum Vorbild. Und bevor er den Winter 1875/1876 mit Malerfreunden in Ägypten verbrachte und dort eine Reihe von ungewöhnlichen Kompositionen schuf, malte er zweimal „Der Tod der Kleopatra“ – einmal als großformatige Komposition mit der in ganzer Figur liegenden Königin (Kassel, Museum) und das zweite Mal in kleinerem Format, Kleopatra halb aufrecht in dreiviertel Figur. Dies ist unser Bild: dramatischer als die anderen Kleopatra-Bilder Hans Makarts, der entblößte Oberkörper in erstarrender Bewegung nach dem Biss der Schlange, die sich an der rechten Seite der Frau windet. Auch hier – wie im Kasseler Bild - trägt Kleopatra die idealisierten Züge der berühmten Wiener Burgschauspielerin Charlotte Wolter, die mit Makart befreundet war und für die der Maler im Lauf der Jahre eine Anzahl von Bühnenkostümen entworfen hatte. Die Besonderheiten Makart’scher Malkunst kommen in diesem Bild deutlich zur Geltung: maltechnisch äußert sich das vor allem in dem wohlüberlegt eingesetzten Kontrast zwischen den pastos aufgetragenen Farbpartien (Draperien, Gewand, Gürtel, Schmuck, Blüten) und der feinen, glatten, geradezu durchsichtigen Haut. In der Farbigkeit kommt der Gegensatz noch stärker zum Ausdruck. So vermittelt der Maler eine erotisch - laszive Stimmung, die durch die sichtbare, fast fühlbare Verletzlichkeit des Körpers, der inmitten der unbedeutend gewordenen luxuriösen Umgebung dem Tod geweiht ist, noch unterstrichen wird.
In dem Buch von G. Frodl, Hans Makart. Monographie und Werksverzeichnis, Salzburg 1974 erscheint dieses Gemälde als Kat. Nr. 252. In der aktualisierten Ausgabe des Werksverzeichnisses, die vom Belvedere mit Unterstützung des Dorotheums demnächst vom selben Autor publiziert wird, findet dieses Werk selbstverständlich ebenso Aufnahme.
Gerbert Frodl

Wir danken Dr. Gerbert Frodl für die Gestaltung dieses Katalogeintrages und für die wissenschaftliche Unterstützung.

Expertin: Dr. Christl Wolf Dr. Christl Wolf
+43-1-515 60-377

19c.paintings@dorotheum.at


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: Gemälde des 19. Jahrhunderts
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 16.04.2013 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 06.04. - 16.04.2013


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

Es können keine Kaufaufträge über Internet mehr abgegeben werden. Die Auktion befindet sich in Vorbereitung bzw. wurde bereits durchgeführt.