Lot Nr. 17


Albrecht Dürer


Albrecht Dürer - Meisterzeichnungen und Druckgraphik bis 1900, Aquarelle, Miniaturen

(Nürnberg 1471-1528) Bildnis des Ulrich Varnbüler, 1522, Chiaroscuro-Holzschnitt mit zwei Tonplatten (hellgrün und dunkelgrün) auf schwarzem Konturdruck, mit vollem Namen signiert und datiert 1522, auf Bütten mit Wz "Kreis mit zwei Zirkelschlägen" (Meder Nr. 258), Drucklegung um 1620, die Adresse von Janssen am Unterrand wie üblich abgeschnitten, 43 x 32,8 cm, Bartsch 155, Meder 256 III a (von III b), Schoch/Mende/Scherbaum 256 III a (von III b), Passep., ohne Rahmen, (Sch)

Provenienz:
laut rückseitigem Etikett P & Colnaghi & Co, 15 Old Bond Street, London; Privatsammlung, Deutschland.

Ganz ausgezeichneter, brillanter und gleichmäßiger Abdruck des III. Zustandes a (von III b) der Ausgabe von Willem Janssen, Amsterdam um 1620. Knapp vor der Einfassungslinie geschnitten, die Ausbrüche am oberen und unteren Rand retuschiert, ein Stockfleck am Oberkörper links, sonst jedoch ganz hervorragend erhalten. In diesem Zustand und dieser schönen Druckqualität äußerst selten.

Bei dem vorliegenden Holzschnitt handelt es sich um Dürers bedeutendstes und größtes Porträt, welches dieser innerhalb seines druckgraphischen Oeuvres veröffentlich hat. Es zeigt den Juristen und Gelehrten Ulrich Varnbüler (1474-1544), der 1507 durch Kaiser Maximilian an den Reichsgerichtshof in Speyer berufen wurde und ab 1531 Reichskanzler war. Seit 1515 pflegte Varnbüler eine enge Freundschaft mit Albrecht Dürer und Willibald Pirckheimer. Im Jahre 1519 hatte er eine Übersetzung von Erasmus von Rotterdams "Dulce bellum inexperto" veröffentlicht, 1522 gab Pirckheimer für Varnbüler eine lateinische Übsetzung von Lucians "Navis sue vota" heraus, welche die enge Freundschaft zwischen den drei Zeitgenosschen betonen sollte. Die Widmung Albrecht Dürers auf dem Holzschnitt bedeutet in der freien Übersetzung: "Durch dieses Bild versucht der Nürnberger Albrecht Dürer, Ulrich Varnbüler bekannt zu machen, sowohl denen in der Ferne als Erzkanzler des römisch-kaiserlichen Reichsregiments, dem er zu größtem Dank verpflichtet ist, als auch jedweder Nachwelt als großartigen Menschen." (vgl. Horst H. Figge, "Ein kryptischer Text des Erasmus auf Dürers Varnbüler-Bildnis", Universität Freiburg, 2010, S.10).
Es ist keine zeitgenössische Chiaroscuro-Ausgabe des vorliegenden Holzschnittes bekannt. Während der Dürer-Renaissance in den Niederlanden im späten 16. Jahrhundert gab Hendrik Hondius um 1600 eine monochrome Ausgabe des Holzschnittes heraus. Der Holzstock ging danach an Willem Janssen in Amsterdam über, der nach 1620 eine Chiaroscuro-Ausgabe mit zwei Tonplatten in hell- oder dunkelgrün oder hellgelb auf schwarzem oder bräunlichem Konturdruck herausgab. Strauss zählt insgesamt nur 11 Chiaroscuro-Abzüge in Museumssammlungen, ein Exemplar davon befindet sich im Metropolitan Museum of Art, New York. Zwei Chiaroscuro-Abzüge mit gelblichbrauner und brauner Tonplatte waren zuletzt 2015 bei Karl & Faber in München und 2016 bei Swann Galleries in New York angeboten. Die Vorzeichnung zu dem Holzschnitt in schwarzer und brauner Kreide befindet sich in der Graphischen Sammlung, Albertina, Wien (Inv. Nr. 48489).

Expertin: Mag. Astrid-Christina Schierz Mag. Astrid-Christina Schierz
+43-1-515 60-546

astrid.schierz@dorotheum.at

27.09.2017 - 15:00

Schätzwert:
EUR 18.000,- bis EUR 24.000,-

Albrecht Dürer


(Nürnberg 1471-1528) Bildnis des Ulrich Varnbüler, 1522, Chiaroscuro-Holzschnitt mit zwei Tonplatten (hellgrün und dunkelgrün) auf schwarzem Konturdruck, mit vollem Namen signiert und datiert 1522, auf Bütten mit Wz "Kreis mit zwei Zirkelschlägen" (Meder Nr. 258), Drucklegung um 1620, die Adresse von Janssen am Unterrand wie üblich abgeschnitten, 43 x 32,8 cm, Bartsch 155, Meder 256 III a (von III b), Schoch/Mende/Scherbaum 256 III a (von III b), Passep., ohne Rahmen, (Sch)

Provenienz:
laut rückseitigem Etikett P & Colnaghi & Co, 15 Old Bond Street, London; Privatsammlung, Deutschland.

Ganz ausgezeichneter, brillanter und gleichmäßiger Abdruck des III. Zustandes a (von III b) der Ausgabe von Willem Janssen, Amsterdam um 1620. Knapp vor der Einfassungslinie geschnitten, die Ausbrüche am oberen und unteren Rand retuschiert, ein Stockfleck am Oberkörper links, sonst jedoch ganz hervorragend erhalten. In diesem Zustand und dieser schönen Druckqualität äußerst selten.

Bei dem vorliegenden Holzschnitt handelt es sich um Dürers bedeutendstes und größtes Porträt, welches dieser innerhalb seines druckgraphischen Oeuvres veröffentlich hat. Es zeigt den Juristen und Gelehrten Ulrich Varnbüler (1474-1544), der 1507 durch Kaiser Maximilian an den Reichsgerichtshof in Speyer berufen wurde und ab 1531 Reichskanzler war. Seit 1515 pflegte Varnbüler eine enge Freundschaft mit Albrecht Dürer und Willibald Pirckheimer. Im Jahre 1519 hatte er eine Übersetzung von Erasmus von Rotterdams "Dulce bellum inexperto" veröffentlicht, 1522 gab Pirckheimer für Varnbüler eine lateinische Übsetzung von Lucians "Navis sue vota" heraus, welche die enge Freundschaft zwischen den drei Zeitgenosschen betonen sollte. Die Widmung Albrecht Dürers auf dem Holzschnitt bedeutet in der freien Übersetzung: "Durch dieses Bild versucht der Nürnberger Albrecht Dürer, Ulrich Varnbüler bekannt zu machen, sowohl denen in der Ferne als Erzkanzler des römisch-kaiserlichen Reichsregiments, dem er zu größtem Dank verpflichtet ist, als auch jedweder Nachwelt als großartigen Menschen." (vgl. Horst H. Figge, "Ein kryptischer Text des Erasmus auf Dürers Varnbüler-Bildnis", Universität Freiburg, 2010, S.10).
Es ist keine zeitgenössische Chiaroscuro-Ausgabe des vorliegenden Holzschnittes bekannt. Während der Dürer-Renaissance in den Niederlanden im späten 16. Jahrhundert gab Hendrik Hondius um 1600 eine monochrome Ausgabe des Holzschnittes heraus. Der Holzstock ging danach an Willem Janssen in Amsterdam über, der nach 1620 eine Chiaroscuro-Ausgabe mit zwei Tonplatten in hell- oder dunkelgrün oder hellgelb auf schwarzem oder bräunlichem Konturdruck herausgab. Strauss zählt insgesamt nur 11 Chiaroscuro-Abzüge in Museumssammlungen, ein Exemplar davon befindet sich im Metropolitan Museum of Art, New York. Zwei Chiaroscuro-Abzüge mit gelblichbrauner und brauner Tonplatte waren zuletzt 2015 bei Karl & Faber in München und 2016 bei Swann Galleries in New York angeboten. Die Vorzeichnung zu dem Holzschnitt in schwarzer und brauner Kreide befindet sich in der Graphischen Sammlung, Albertina, Wien (Inv. Nr. 48489).

Expertin: Mag. Astrid-Christina Schierz Mag. Astrid-Christina Schierz
+43-1-515 60-546

astrid.schierz@dorotheum.at


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: Meisterzeichnungen und Druckgraphik bis 1900, Aquarelle, Miniaturen
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 27.09.2017 - 15:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 19.09. - 27.09.2017