Lot Nr. 46


Christoph Schwartz


Christoph Schwartz - Alte Meister

(München um 1545-1592)
Venus und Amor,
Öl auf Leinwand, 98 x 175,5 cm, gerahmt

Das vorliegende Gemälde weist sich mit seiner großen Sinnlichkeit als Beispiel für jenen Typus des erotischen Bildes aus, der in Venedig zur Zeit Tizians und Paolo Veroneses und in Prag unter Kaiser Rudolf II. erfolgreich war. Tatsächlich bildet das Werk keinen Mythos der antiken Götter ab, sondern bietet schlicht und einfach Gelegenheit, die wunderbare Nacktheit der Venus im Einklang mit dem weiblichen Schönheitsideal der Epoche darzustellen. Stilistisch oszilliert die Figur zwischen Venedig und Prag: Die konzise Umrisslinie, der lichterfüllte Farbauftrag in Schichten und die sorgfältig durchdachte Pose, die für die Prager Schule typisch sind, gehen ihr zwar ab, doch ist sie ganz von deren stilistischem Klima durchdrungen; andererseits sind die Weichheit und die eleganten Windungen der verhaltenen Zeichnung Markenzeichen von Paolo Veronese und seinen Nachfolgern.

Die Haltung der Venus lässt an Tizian und seine zahlreichen Fassungen der Venus mit dem Orgelspieler (etwa das Beispiel im Museo del Prado) denken, doch erinnert das griechische Profil der Göttin an jenes der knienden Frau rechts auf Veroneses um 1565 datierten Altarbild Der heilige Sebastian führt die Heiligen Markus und Marcellianus zum Martyrium in der Kirche San Sebastiano in Venedig: ein Werk, das man bewundert und kopiert hat.

Das sorgfältige Austarieren zwischen dem Malstil Tizians und Veroneses und dem in Prag aufkommenden internationalen Manierismus ist ein auffälliges Stilmerkmal des Schöpfers des vorliegenden Gemäldes: Christoph Schwartz sollte man Karel van Mander zufolge „in ganz Deutschland als Perle der Kunst betrachten“ (siehe K. Van Mander, Het Schilderboeck, Haarlem 1604 [ital. Ausgabe: Le vite degli illustri pittori fiamminghi, olandesi e tedeschi, Sant’Oreste 2000, S. 263]).

Schwartz’ wenn auch nur kurzer Aufenthalt im Veneto zwischen 1570 und 1574 sicherte ihm eine glänzende Karriere: 1574 trat er als Hofmaler in den Dienst von Herzog Albrecht V. von Bayern. In Venedig war er sogleich in die Werkstatt Tizians eingetreten, danach gehörte er zur équipe Veroneses, die die Villa Giusti in Magnadola di Cessalto mit Fresken ausstattete (siehe B. W. Meijer, New Light on Christoph Schwartz in Venice and the Veneto, in: Artibus et Historiae, 39, 1999, S. 127-156). Eine dem vorliegenden Gemälde vergleichbare Bildkomposition zeigt eine Radierung von Aegidius Sadeler mit der Darstellung eines eine Frau entkleidenden Satyrs in der Graphischen Sammlung Albertina, Wien: Sie basiert auf einem verlorenen Gemälde, das Schwartz möglicherweise während seiner Zeit in Venedig geschaffen hatte.

Das Detail des Kopfes der Venus im vorliegenden Gemälde kehrt auch auf dem Bild einer Taufe Christi im Museo del Prado und im Fresko Ein Horatier tötet seine Schwester in einer Villa in Cessalto wieder; der Kopf des Kindes in einem weiteren Fresko der Villa - Coriolanus umarmt seine Mutter - und auf einer Zeichnung mit dem Raub der Sabinerinnen im Statens Museum for Kunst in Kopenhagen, gleicht beinahe aufs Haar jenem Amors im vorliegenden Gemälde. Es drängt sich daher auf, das vorliegende Gemälde in die Zeit zwischen 1570 und 1573 und damit in die Jahre von Schwartz’ Venedig-Aufenthalt zu datieren.

Wir danken Mauro Lucco, der die Zuschreibung nach Prüfung des vorliegenden Gemäldes im Original vorgeschlagen hat, für seine Hilfe bei der Katalogisierung.

23.10.2018 - 18:00

Schätzwert:
EUR 80.000,- bis EUR 120.000,-

Christoph Schwartz


(München um 1545-1592)
Venus und Amor,
Öl auf Leinwand, 98 x 175,5 cm, gerahmt

Das vorliegende Gemälde weist sich mit seiner großen Sinnlichkeit als Beispiel für jenen Typus des erotischen Bildes aus, der in Venedig zur Zeit Tizians und Paolo Veroneses und in Prag unter Kaiser Rudolf II. erfolgreich war. Tatsächlich bildet das Werk keinen Mythos der antiken Götter ab, sondern bietet schlicht und einfach Gelegenheit, die wunderbare Nacktheit der Venus im Einklang mit dem weiblichen Schönheitsideal der Epoche darzustellen. Stilistisch oszilliert die Figur zwischen Venedig und Prag: Die konzise Umrisslinie, der lichterfüllte Farbauftrag in Schichten und die sorgfältig durchdachte Pose, die für die Prager Schule typisch sind, gehen ihr zwar ab, doch ist sie ganz von deren stilistischem Klima durchdrungen; andererseits sind die Weichheit und die eleganten Windungen der verhaltenen Zeichnung Markenzeichen von Paolo Veronese und seinen Nachfolgern.

Die Haltung der Venus lässt an Tizian und seine zahlreichen Fassungen der Venus mit dem Orgelspieler (etwa das Beispiel im Museo del Prado) denken, doch erinnert das griechische Profil der Göttin an jenes der knienden Frau rechts auf Veroneses um 1565 datierten Altarbild Der heilige Sebastian führt die Heiligen Markus und Marcellianus zum Martyrium in der Kirche San Sebastiano in Venedig: ein Werk, das man bewundert und kopiert hat.

Das sorgfältige Austarieren zwischen dem Malstil Tizians und Veroneses und dem in Prag aufkommenden internationalen Manierismus ist ein auffälliges Stilmerkmal des Schöpfers des vorliegenden Gemäldes: Christoph Schwartz sollte man Karel van Mander zufolge „in ganz Deutschland als Perle der Kunst betrachten“ (siehe K. Van Mander, Het Schilderboeck, Haarlem 1604 [ital. Ausgabe: Le vite degli illustri pittori fiamminghi, olandesi e tedeschi, Sant’Oreste 2000, S. 263]).

Schwartz’ wenn auch nur kurzer Aufenthalt im Veneto zwischen 1570 und 1574 sicherte ihm eine glänzende Karriere: 1574 trat er als Hofmaler in den Dienst von Herzog Albrecht V. von Bayern. In Venedig war er sogleich in die Werkstatt Tizians eingetreten, danach gehörte er zur équipe Veroneses, die die Villa Giusti in Magnadola di Cessalto mit Fresken ausstattete (siehe B. W. Meijer, New Light on Christoph Schwartz in Venice and the Veneto, in: Artibus et Historiae, 39, 1999, S. 127-156). Eine dem vorliegenden Gemälde vergleichbare Bildkomposition zeigt eine Radierung von Aegidius Sadeler mit der Darstellung eines eine Frau entkleidenden Satyrs in der Graphischen Sammlung Albertina, Wien: Sie basiert auf einem verlorenen Gemälde, das Schwartz möglicherweise während seiner Zeit in Venedig geschaffen hatte.

Das Detail des Kopfes der Venus im vorliegenden Gemälde kehrt auch auf dem Bild einer Taufe Christi im Museo del Prado und im Fresko Ein Horatier tötet seine Schwester in einer Villa in Cessalto wieder; der Kopf des Kindes in einem weiteren Fresko der Villa - Coriolanus umarmt seine Mutter - und auf einer Zeichnung mit dem Raub der Sabinerinnen im Statens Museum for Kunst in Kopenhagen, gleicht beinahe aufs Haar jenem Amors im vorliegenden Gemälde. Es drängt sich daher auf, das vorliegende Gemälde in die Zeit zwischen 1570 und 1573 und damit in die Jahre von Schwartz’ Venedig-Aufenthalt zu datieren.

Wir danken Mauro Lucco, der die Zuschreibung nach Prüfung des vorliegenden Gemäldes im Original vorgeschlagen hat, für seine Hilfe bei der Katalogisierung.


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+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 23.10.2018 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 13.10. - 23.10.2018