Lot Nr. 333


Antonio di Taddeo Gregori


Antonio di Taddeo Gregori - Alte Meister

(Siena 1583–1646)
Prozession anlässlich der Einweihung der Insigne Collegiata di Santa Maria Provenzano, Siena
Öl auf Leinwand, 146 x 189,5 cm, gerahmt

Provenienz:
Europäische Privatsammlung, seit zumindest 30 Jahren

Wir danken Marco Ciampolini, der die Zuschreibung auf Grundlage einer hochaufgelösten Digitalfotografie vorgeschlagen hat, für seine Hilfe bei der Katalogisierung des vorliegenden Gemäldes.

Das Werk zeigt die Prozession, die am 23. Oktober 1611 in Siena anlässlich der Überführung der Madonna di Provenzano in die neu errichtete und ihr geweihte Kirche abgehalten wurde. Das Bild betrachtet die Stadt aus unterschiedlichen Blickwinkeln und stellt den Verlauf der Prozession dar, wobei mehrere Orte als Stationen des Umgangs wiedergegeben sind: die Piazza Postierla, die Piazza del Campo, die Piazza Tolomei sowie die neue Kirche, wohin die verehrte Madonnenfigur zu überstellen war.

Die aus den Überresten einer Terrakottapietà bestehende Madonna ist in der Bildmitte zu sehen. Sie wird unter einem Baldachin getragen, dem Erzbischof Camillo Borghese voranschreitet, gefolgt von Großherzog Cosimo II. de’ Medici in Begleitung seiner Kinder Maria Christina und Ferdinand II., seiner Frau Maria Magdalena von Österreich und seiner Mutter Christine von Lothringen.

Das vorliegende Gemälde steht in Zusammenhang mit einem ähnlichen Bild auf Leinwand von etwas kleinerem Format (121 x 181 cm), das unmittelbar nach dem Ereignis entstand; es wurde von Antonio Gregori signiert und in den Räumlichkeiten der neuen Kirche angebracht (siehe M. Ciampolini, Pittori Senesi del Seicento, Siena 2010, S. 217, Abb. 136, mit vorangehender Literatur).

Die Prozession markierte den Höhepunkt eines wichtigen Ereignisses im religiösen Leben der Stadt Siena; auch eine mit 1613 datierte Tafel der Biccherna (Nr. 85) von Stefano Volpi im Archivio di Stato di Siena war diesem Thema gewidmet (siehe Ciampolini 2010, S. 1099, Tafel 549). Volpi beschränkte sich dort allerdings auf die Darstellung des Eintreffens der Prozession auf dem Platz vor der neuen Kirche. Selbiges wurde auch von Gregori (1618) in einem Lunettenfresko in der Saletta del Capitano del Popolo im Palazzo Pubblico von Siena wiedergegeben (Ciampolini 2010, S. 215f., Tafel 135).

1637 wurde das Gemälde Antonio Gregoris in der Form jenes Bildes wiederholt, dass sich heute in der Kirche der Madonna di Provenzano befindet (siehe B. Tavolari, La pittura nella chiesa di Santa Maria in Provenzano, in: C. Alessi/M. Borgogni/B. Tavolari [Hg.], La collegiata di Santa Maria in Provenzano, Sovicille 2008, S. 78, mit Abb.). Dieses spätere Werk hat man Girolamo Periccioli gegeben (siehe F. Bisogni, in: F. Bisogni/M. Ciampolini [Hg.], Bernardino Mei e la pittura barocca a Siena, Ausstellungskatalog, Florenz 1987, S. 33, Nr. 36).

Das vorliegende, bisher unpublizierte Werk ist ein weiterer Beweis für das Interesse an dem Bildthema. Im Vergleich zum signierten Leinwandbild des Künstlers und seiner Replik weist das vorliegende Bild ein größeres Format auf. Die Figuren scheinen weniger stark stilisiert. Ein Detail bei einer der Figuren des vorliegenden Gemäldes hilft bei dessen Datierung: Maria Magdalena von Österreich wird hier im Gegensatz zu den beiden anderen Bildern mit einem schwarzen Schleier dargestellt, was auf ihre Trauer um Cosimo II. hinweist, der 1621 verstorben war. Dieses Detail anzuzeigen, war im Jahr 1637, aus dem die Replik Pericciolis datiert, wohl nicht mehr vonnöten, da bis auf die Kinder Cosimos II. alle dargestellten Würdenträger bereits verstorben waren; doch offenbar war dieser Umstand zum Entstehungszeitpunkt des vorliegenden Gemäldes noch relevant. Dies lässt darauf schließen, dass Maria Magdalena von Österreich noch am Leben, doch bereits verwitwet war, sodass das vorliegende Gemälde zwischen 1621 und ihrem Todesjahr 1631 entstanden sein muss.

Die Malweise des vorliegenden Gemäldes spiegelt Antonio Gregoris Stil der 1620er-Jahre wider: Es zeigt sich der Übergang von seiner beschreibenden Manier hin zu einem größeren bildnerischen Zusammenhalt und einer zunehmenden Vorliebe für das Dekorative, was auch aus den im selben Jahrzehnt ausgeführten afuwendigen Miniaturen für die heute im Archivio di Stato di Siena aufbewahrten Libri dei Leoni hervorgeht. In der Tat sind die Figuren des vorliegenden Gemäldes so in einer Reihe angeordnet, dass die Eleganz ihrer Umrisse betont und ihre Form verdichtet wird, was dem Bild insgesamt größere kompositionelle Überschaubarkeit verleiht.

30.04.2019 - 17:00

Erzielter Preis: **
EUR 45.300,-
Schätzwert:
EUR 30.000,- bis EUR 40.000,-

Antonio di Taddeo Gregori


(Siena 1583–1646)
Prozession anlässlich der Einweihung der Insigne Collegiata di Santa Maria Provenzano, Siena
Öl auf Leinwand, 146 x 189,5 cm, gerahmt

Provenienz:
Europäische Privatsammlung, seit zumindest 30 Jahren

Wir danken Marco Ciampolini, der die Zuschreibung auf Grundlage einer hochaufgelösten Digitalfotografie vorgeschlagen hat, für seine Hilfe bei der Katalogisierung des vorliegenden Gemäldes.

Das Werk zeigt die Prozession, die am 23. Oktober 1611 in Siena anlässlich der Überführung der Madonna di Provenzano in die neu errichtete und ihr geweihte Kirche abgehalten wurde. Das Bild betrachtet die Stadt aus unterschiedlichen Blickwinkeln und stellt den Verlauf der Prozession dar, wobei mehrere Orte als Stationen des Umgangs wiedergegeben sind: die Piazza Postierla, die Piazza del Campo, die Piazza Tolomei sowie die neue Kirche, wohin die verehrte Madonnenfigur zu überstellen war.

Die aus den Überresten einer Terrakottapietà bestehende Madonna ist in der Bildmitte zu sehen. Sie wird unter einem Baldachin getragen, dem Erzbischof Camillo Borghese voranschreitet, gefolgt von Großherzog Cosimo II. de’ Medici in Begleitung seiner Kinder Maria Christina und Ferdinand II., seiner Frau Maria Magdalena von Österreich und seiner Mutter Christine von Lothringen.

Das vorliegende Gemälde steht in Zusammenhang mit einem ähnlichen Bild auf Leinwand von etwas kleinerem Format (121 x 181 cm), das unmittelbar nach dem Ereignis entstand; es wurde von Antonio Gregori signiert und in den Räumlichkeiten der neuen Kirche angebracht (siehe M. Ciampolini, Pittori Senesi del Seicento, Siena 2010, S. 217, Abb. 136, mit vorangehender Literatur).

Die Prozession markierte den Höhepunkt eines wichtigen Ereignisses im religiösen Leben der Stadt Siena; auch eine mit 1613 datierte Tafel der Biccherna (Nr. 85) von Stefano Volpi im Archivio di Stato di Siena war diesem Thema gewidmet (siehe Ciampolini 2010, S. 1099, Tafel 549). Volpi beschränkte sich dort allerdings auf die Darstellung des Eintreffens der Prozession auf dem Platz vor der neuen Kirche. Selbiges wurde auch von Gregori (1618) in einem Lunettenfresko in der Saletta del Capitano del Popolo im Palazzo Pubblico von Siena wiedergegeben (Ciampolini 2010, S. 215f., Tafel 135).

1637 wurde das Gemälde Antonio Gregoris in der Form jenes Bildes wiederholt, dass sich heute in der Kirche der Madonna di Provenzano befindet (siehe B. Tavolari, La pittura nella chiesa di Santa Maria in Provenzano, in: C. Alessi/M. Borgogni/B. Tavolari [Hg.], La collegiata di Santa Maria in Provenzano, Sovicille 2008, S. 78, mit Abb.). Dieses spätere Werk hat man Girolamo Periccioli gegeben (siehe F. Bisogni, in: F. Bisogni/M. Ciampolini [Hg.], Bernardino Mei e la pittura barocca a Siena, Ausstellungskatalog, Florenz 1987, S. 33, Nr. 36).

Das vorliegende, bisher unpublizierte Werk ist ein weiterer Beweis für das Interesse an dem Bildthema. Im Vergleich zum signierten Leinwandbild des Künstlers und seiner Replik weist das vorliegende Bild ein größeres Format auf. Die Figuren scheinen weniger stark stilisiert. Ein Detail bei einer der Figuren des vorliegenden Gemäldes hilft bei dessen Datierung: Maria Magdalena von Österreich wird hier im Gegensatz zu den beiden anderen Bildern mit einem schwarzen Schleier dargestellt, was auf ihre Trauer um Cosimo II. hinweist, der 1621 verstorben war. Dieses Detail anzuzeigen, war im Jahr 1637, aus dem die Replik Pericciolis datiert, wohl nicht mehr vonnöten, da bis auf die Kinder Cosimos II. alle dargestellten Würdenträger bereits verstorben waren; doch offenbar war dieser Umstand zum Entstehungszeitpunkt des vorliegenden Gemäldes noch relevant. Dies lässt darauf schließen, dass Maria Magdalena von Österreich noch am Leben, doch bereits verwitwet war, sodass das vorliegende Gemälde zwischen 1621 und ihrem Todesjahr 1631 entstanden sein muss.

Die Malweise des vorliegenden Gemäldes spiegelt Antonio Gregoris Stil der 1620er-Jahre wider: Es zeigt sich der Übergang von seiner beschreibenden Manier hin zu einem größeren bildnerischen Zusammenhalt und einer zunehmenden Vorliebe für das Dekorative, was auch aus den im selben Jahrzehnt ausgeführten afuwendigen Miniaturen für die heute im Archivio di Stato di Siena aufbewahrten Libri dei Leoni hervorgeht. In der Tat sind die Figuren des vorliegenden Gemäldes so in einer Reihe angeordnet, dass die Eleganz ihrer Umrisse betont und ihre Form verdichtet wird, was dem Bild insgesamt größere kompositionelle Überschaubarkeit verleiht.


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 30.04.2019 - 17:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 20.04. - 30.04.2019


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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