Lot Nr. 331


Joseph Heintz der Jüngere


Joseph Heintz der Jüngere - Alte Meister II

(Augsburg um 1600–Venedig 1678)
Die Battaglia dei Pugni auf dem Ponte San Barnaba in Venedig,
Öl auf Leinwand, 171 x 213 cm, gerahmt

Joseph Heintz der Jüngere war im 17. Jahrhundert in Venedig tätig. Ihm ist die Vorwegnahme der großen Ära der Vedutenmalerei des 18. Jahrhunderts zuzuschreiben. Er war der Sohn von Joseph Heintz dem Älteren, einem der bevorzugten Hofmaler Rudolfs II. in Prag. Heintz der Jüngere traf in den frühen 1620er-Jahren in Venedig ein und ließ sich dort bis auf einen Aufenthalt in Rom während der späten 1640er-Jahre dauerhaft nieder. Er wurde zum gefeierten Künstler; sein Erfolg zeigt sich auch dadurch, dass er im Jahr 1640 nach Nicolò Ranieri jener Maler war, der die höchsten Steuern an den venezianischen Staat zahlte.

Heintz’ Stadtansichten tragen mehrheitlich die Vorliebe eines Chronisten zur Schau, der wie im vorliegenden Beispiel die öffentlichen Feiertage Venedigs mit viel anekdotischem Elan beschrieb. Die bildlichen Darstellungen dieser Spektakel machten sich das Stadtbild als prachtvolle Hintergrundkulisse zunutze.

Das vorliegende Gemälde gibt die sogenannte battaglia dei pugni (bzw. den Faustkampf) wieder, der zu den buntesten Ereignissen Venedigs zählte. Der Künstler setzt die Szene in einen bühnenhaften Rahmen und fängt zugleich die Atmosphäre des Augenblicks ein. Dabei schildert er jedes Detail des Kampfes zwischen den beiden Fraktionen, den Castellani und den Nicolotti. Bis zum Jahr 1705 fand dieser Kampf mehrmals jährlich auf einer der zahlreichen Brücken der Stadt statt, von denen die begehrteste der Ponte di San Barnaba war. Der Wettstreit zwischen den beiden Gruppen ging zurück auf die Besiedelung von Jesolo und Eraclea noch vor der Gründung Venedigs, als einfallende Barbaren die Bevölkerung der beiden Siedlungszentren zwang, sich in die Lagune zu retten, wo die Menschen sodann ihre jeweiligen Gebietsansprüche geltend machten. Die Castellani besiedelten die sestieri bzw. Stadtteile Castello und Dorsoduro, während die Nicolotti San Polo, Santa Croce und Cannareggio beanspruchten. Die Rivalität dauerte Jahrhunderte an und äußerste sich am handgreiflichsten im Kampf um die Brücken. Der Siegespreis bestand im „Besitz“ der Brücke und dem Recht, darauf die Fahnen der eigenen Fraktion anzubringen. Ursprünglich waren die Kämpfer mit Stöcken bewaffnet, doch die Zahl der Verletzten und Toten war so groß, dass der Senat sich gezwungen sah einzuschreiten; ab 1574 waren Waffen und Rüstungen verboten, nur mehr Faustkämpfe, battaglie a pugni, waren erlaubt. Trotz dieser neuen Einschränkungen blieben die Konfrontationen überaus brutal.

Das vorliegende Werk ist mit einem mit 1673 datierten Gemälde im Germanischen Nationalmuseum, Nürnberg (Inv.-Nr. Gm 1917), vergleichbar. Bis auf kleine Unterschiede in der Beschreibung der bewegten Kampfszenen und Zuschauermassen sind sich die beiden Kompositionen äußerst ähnlich.

Joseph Heintz der Jüngere zeichnete als Chronist die betriebsamen Ereignisse des venezianischen Lebensalltags auf und schuf damit ein Genre, das später von Luca Carlevarijs und den großen venezianischen Vedutenmalern des 18. Jahrhunderts weiterentwickelt werden sollte.

Wir danken Dario Succi für seine Hilfe bei der Katalogisierung des Lots.

22.10.2019 - 18:30

Erzielter Preis: **
EUR 149.700,-
Schätzwert:
EUR 120.000,- bis EUR 150.000,-

Joseph Heintz der Jüngere


(Augsburg um 1600–Venedig 1678)
Die Battaglia dei Pugni auf dem Ponte San Barnaba in Venedig,
Öl auf Leinwand, 171 x 213 cm, gerahmt

Joseph Heintz der Jüngere war im 17. Jahrhundert in Venedig tätig. Ihm ist die Vorwegnahme der großen Ära der Vedutenmalerei des 18. Jahrhunderts zuzuschreiben. Er war der Sohn von Joseph Heintz dem Älteren, einem der bevorzugten Hofmaler Rudolfs II. in Prag. Heintz der Jüngere traf in den frühen 1620er-Jahren in Venedig ein und ließ sich dort bis auf einen Aufenthalt in Rom während der späten 1640er-Jahre dauerhaft nieder. Er wurde zum gefeierten Künstler; sein Erfolg zeigt sich auch dadurch, dass er im Jahr 1640 nach Nicolò Ranieri jener Maler war, der die höchsten Steuern an den venezianischen Staat zahlte.

Heintz’ Stadtansichten tragen mehrheitlich die Vorliebe eines Chronisten zur Schau, der wie im vorliegenden Beispiel die öffentlichen Feiertage Venedigs mit viel anekdotischem Elan beschrieb. Die bildlichen Darstellungen dieser Spektakel machten sich das Stadtbild als prachtvolle Hintergrundkulisse zunutze.

Das vorliegende Gemälde gibt die sogenannte battaglia dei pugni (bzw. den Faustkampf) wieder, der zu den buntesten Ereignissen Venedigs zählte. Der Künstler setzt die Szene in einen bühnenhaften Rahmen und fängt zugleich die Atmosphäre des Augenblicks ein. Dabei schildert er jedes Detail des Kampfes zwischen den beiden Fraktionen, den Castellani und den Nicolotti. Bis zum Jahr 1705 fand dieser Kampf mehrmals jährlich auf einer der zahlreichen Brücken der Stadt statt, von denen die begehrteste der Ponte di San Barnaba war. Der Wettstreit zwischen den beiden Gruppen ging zurück auf die Besiedelung von Jesolo und Eraclea noch vor der Gründung Venedigs, als einfallende Barbaren die Bevölkerung der beiden Siedlungszentren zwang, sich in die Lagune zu retten, wo die Menschen sodann ihre jeweiligen Gebietsansprüche geltend machten. Die Castellani besiedelten die sestieri bzw. Stadtteile Castello und Dorsoduro, während die Nicolotti San Polo, Santa Croce und Cannareggio beanspruchten. Die Rivalität dauerte Jahrhunderte an und äußerste sich am handgreiflichsten im Kampf um die Brücken. Der Siegespreis bestand im „Besitz“ der Brücke und dem Recht, darauf die Fahnen der eigenen Fraktion anzubringen. Ursprünglich waren die Kämpfer mit Stöcken bewaffnet, doch die Zahl der Verletzten und Toten war so groß, dass der Senat sich gezwungen sah einzuschreiten; ab 1574 waren Waffen und Rüstungen verboten, nur mehr Faustkämpfe, battaglie a pugni, waren erlaubt. Trotz dieser neuen Einschränkungen blieben die Konfrontationen überaus brutal.

Das vorliegende Werk ist mit einem mit 1673 datierten Gemälde im Germanischen Nationalmuseum, Nürnberg (Inv.-Nr. Gm 1917), vergleichbar. Bis auf kleine Unterschiede in der Beschreibung der bewegten Kampfszenen und Zuschauermassen sind sich die beiden Kompositionen äußerst ähnlich.

Joseph Heintz der Jüngere zeichnete als Chronist die betriebsamen Ereignisse des venezianischen Lebensalltags auf und schuf damit ein Genre, das später von Luca Carlevarijs und den großen venezianischen Vedutenmalern des 18. Jahrhunderts weiterentwickelt werden sollte.

Wir danken Dario Succi für seine Hilfe bei der Katalogisierung des Lots.


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister II
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 22.10.2019 - 18:30
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 12.10. - 22.10.2019


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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