Lot Nr. 92 -


Francesco Ranucci


Francesco Ranucci - Alte Meister

(tätig zwischen Città di Castello und Florenz?, 1. Hälfte 17. Jahrhundert)
Blumenvase und Obstkorb auf einem Tisch,
Öl auf Leinwand, 75,5 x 67 cm, gerahmt

Rückseitig bezeichnet und undeutlich datiert (mittlerweile von der Doublierung verdeckt): FRANC. RANVCCI/163.

Provenienz:
Kunsthandel, Florenz;
dort durch den jetzigen Besitzer erworben

Wir danken Alberto Cottino, der die Zuschreibung auf Grundlage von Fotografien bestätigt hat.

Das Vorhandensein einer Inschrift auf der Rückseite dieses Gemäldes, die man vorausschauend fotografiert hat, bevor sie mit Leinwand verkleidet wurde (siehe Abb. 1), erlaubt es uns, den Schöpfer dieses wichtigen, mit 1630 (oder 1636?) datierten Werks als einen gewissen Francesco Ranucci zu identifizieren. Dies ist eine Tatsache, die für die Untersuchung eines Nischenfachs, das sich weitgehend mit anonymen Werken befasst, von großem Interesse ist.

Alberto Cottino ist die „ausgezeichnete Qualität“ dieses Gemäldes aufgefallen. Er betont den „ganz und gar caravaggistischen Charakter“ des Werks, den er „in seinem analytischen Durchdeklinieren von Lichtlösungen“ begründet sieht, die der Künstler einsetzt, „um mit fokussierter Klarheit die im Vordergrund konzentrierten Früchte, Blumen und Gegenstände darzustellen und sie dadurch eindringlich vom dunklen Hintergrund abzuheben“. Das „Kriterium der Trennung, durch das er die dekorative Anordnung der Früchte und Blumen orchestriert“, und die „feine, klare“ Pinselführung liest Cottino als Indikatoren eines gewissen Archaismus, der Vergleiche mit einigen der Protagonisten der ersten Generation caravaggistischer Stilllebenmaler wie dem Meister von Hartford und dem Meister des Palazzo San Gervasio nahelegt. Cottino sieht den deutlichsten Berührungspunkt jedoch in einem Paar von häufig publizierten Gemälden, die meistens dem sienesischen Maler Astolfo Petrazzi zugeschrieben werden, obgleich Federico Zeri sie als Werke der lombardischen Schule einstuft (siehe M. Ciampolini, Pittori senesi del Seicento, II, Siena 2010, S. 595). Eines dieser beiden Gemälde wurde am 12./13. Mai 1975 von Sotheby’s Florenz als Lot 46 angeboten (siehe Abb. 2): Es stellt in der Mitte nicht nur einen Früchtekorb dar, der dem des vorliegenden Gemäldes ähnelt, sondern zeigt rechts auch eine mit Blumen gefüllte Vase, die in Form und Schmuck ‒ einschließlich des Schildes mit einem noch nicht identifizierten Wappen ‒ mit der im vorliegenden Gemälde links dargestellten Vase identisch ist; zudem enthält es eine angeschnittene Melone, die in dem zur Diskussion stehenden Werk ihren genauen Widerpart findet. Angesichts dieser Beobachtungen sollten diese Pendants wie das vorliegende Gemälde wieder dem schwer fassbaren Maler Francesco Ranucci zugeschrieben werden.

Über den Schöpfer dieser drei Gemälde sind nur sehr wenige biografische Daten bekannt. Cottino führt alles an, was Bénézit über den Maler des 17. Jahrhunderts Francesco Ranucci berichtet, der zu einem unbestimmten Zeitpunkt Raffaels Banner der Heiligen Dreifaltigkeit (Gonfalone della Santissima Trinità) in Città di Castello kopierte, wo eine bedeutende Familie namens Ranucci lebte, die einen Bannerträger unter ihren Vorfahren hatte. Die toskanische Provenienz des vorliegenden Gemäldes wie auch der von Sotheby’s Florenz angebotenen Werke ist für Cottino Beweis genug, um sie dieser Region zuzuordnen, obwohl der Caravaggismus des vorliegenden Gemäldes „so intensiv lebendig ist, dass sich keine Parallelen zu Werken anderer Maler finden, die zu Beginn des 17. Jahrhunderts in der Region tätig waren, was nahelegt, dass sein Schöpfer nur in Rom ausgebildet worden sein kann“. In den ersten Jahrzehnten des florentinischen Seicento wird in der Korrespondenz der Medici ein Francesco Ranucci erwähnt, von dessen Beruf wir allerdings keine Kenntnis haben.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com

10.11.2020 - 16:00

Erzielter Preis: **
EUR 76.392,-
Schätzwert:
EUR 60.000,- bis EUR 80.000,-

Francesco Ranucci


(tätig zwischen Città di Castello und Florenz?, 1. Hälfte 17. Jahrhundert)
Blumenvase und Obstkorb auf einem Tisch,
Öl auf Leinwand, 75,5 x 67 cm, gerahmt

Rückseitig bezeichnet und undeutlich datiert (mittlerweile von der Doublierung verdeckt): FRANC. RANVCCI/163.

Provenienz:
Kunsthandel, Florenz;
dort durch den jetzigen Besitzer erworben

Wir danken Alberto Cottino, der die Zuschreibung auf Grundlage von Fotografien bestätigt hat.

Das Vorhandensein einer Inschrift auf der Rückseite dieses Gemäldes, die man vorausschauend fotografiert hat, bevor sie mit Leinwand verkleidet wurde (siehe Abb. 1), erlaubt es uns, den Schöpfer dieses wichtigen, mit 1630 (oder 1636?) datierten Werks als einen gewissen Francesco Ranucci zu identifizieren. Dies ist eine Tatsache, die für die Untersuchung eines Nischenfachs, das sich weitgehend mit anonymen Werken befasst, von großem Interesse ist.

Alberto Cottino ist die „ausgezeichnete Qualität“ dieses Gemäldes aufgefallen. Er betont den „ganz und gar caravaggistischen Charakter“ des Werks, den er „in seinem analytischen Durchdeklinieren von Lichtlösungen“ begründet sieht, die der Künstler einsetzt, „um mit fokussierter Klarheit die im Vordergrund konzentrierten Früchte, Blumen und Gegenstände darzustellen und sie dadurch eindringlich vom dunklen Hintergrund abzuheben“. Das „Kriterium der Trennung, durch das er die dekorative Anordnung der Früchte und Blumen orchestriert“, und die „feine, klare“ Pinselführung liest Cottino als Indikatoren eines gewissen Archaismus, der Vergleiche mit einigen der Protagonisten der ersten Generation caravaggistischer Stilllebenmaler wie dem Meister von Hartford und dem Meister des Palazzo San Gervasio nahelegt. Cottino sieht den deutlichsten Berührungspunkt jedoch in einem Paar von häufig publizierten Gemälden, die meistens dem sienesischen Maler Astolfo Petrazzi zugeschrieben werden, obgleich Federico Zeri sie als Werke der lombardischen Schule einstuft (siehe M. Ciampolini, Pittori senesi del Seicento, II, Siena 2010, S. 595). Eines dieser beiden Gemälde wurde am 12./13. Mai 1975 von Sotheby’s Florenz als Lot 46 angeboten (siehe Abb. 2): Es stellt in der Mitte nicht nur einen Früchtekorb dar, der dem des vorliegenden Gemäldes ähnelt, sondern zeigt rechts auch eine mit Blumen gefüllte Vase, die in Form und Schmuck ‒ einschließlich des Schildes mit einem noch nicht identifizierten Wappen ‒ mit der im vorliegenden Gemälde links dargestellten Vase identisch ist; zudem enthält es eine angeschnittene Melone, die in dem zur Diskussion stehenden Werk ihren genauen Widerpart findet. Angesichts dieser Beobachtungen sollten diese Pendants wie das vorliegende Gemälde wieder dem schwer fassbaren Maler Francesco Ranucci zugeschrieben werden.

Über den Schöpfer dieser drei Gemälde sind nur sehr wenige biografische Daten bekannt. Cottino führt alles an, was Bénézit über den Maler des 17. Jahrhunderts Francesco Ranucci berichtet, der zu einem unbestimmten Zeitpunkt Raffaels Banner der Heiligen Dreifaltigkeit (Gonfalone della Santissima Trinità) in Città di Castello kopierte, wo eine bedeutende Familie namens Ranucci lebte, die einen Bannerträger unter ihren Vorfahren hatte. Die toskanische Provenienz des vorliegenden Gemäldes wie auch der von Sotheby’s Florenz angebotenen Werke ist für Cottino Beweis genug, um sie dieser Region zuzuordnen, obwohl der Caravaggismus des vorliegenden Gemäldes „so intensiv lebendig ist, dass sich keine Parallelen zu Werken anderer Maler finden, die zu Beginn des 17. Jahrhunderts in der Region tätig waren, was nahelegt, dass sein Schöpfer nur in Rom ausgebildet worden sein kann“. In den ersten Jahrzehnten des florentinischen Seicento wird in der Korrespondenz der Medici ein Francesco Ranucci erwähnt, von dessen Beruf wir allerdings keine Kenntnis haben.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
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Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

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Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 10.11.2020 - 16:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 04.11. - 10.11.2020


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer(für Lieferland Österreich)

Es können keine Kaufaufträge über Internet mehr abgegeben werden. Die Auktion befindet sich in Vorbereitung bzw. wurde bereits durchgeführt.