(Mailand 1616–1681 Bologna)
Ganzfiguriges Porträt einer Adeligen bei einem Tisch mit Federhut und Reitpeitsche,
Öl auf Leinwand, 193 x 113 cm, gerahmt

Provenienz:
europäische Privatsammlung

Wir danken Filippo Maria Ferro, der die Zuschreibung auf Grundlage einer Fotografie vorgeschlagen hat.

Pier Francesco Cittadini studierte zunächst bei Daniele Crespi in Mailand, seiner Geburtsstadt, von der er seinen Beinamen ableitete. Im Alter von siebzehn Jahren trat er in die Bologneser Werkstatt Guido Renis ein. Seine wenigen überlieferten Aufträge aus dieser Zeit zeigen dessen nicht zu übersehenden Einfluss. Zu diesen Werken gehört etwa die um 1641 entstandene Bekehrung des heiligen Paulus. Mitte der 1640er-Jahre unternahm Cittadini eine Reise nach Rom, die sowohl den Themenkreis seiner Kunst als auch seine Technik veränderte. Lot und seine Töchter und Hagar und der Engel, beide in der Gemäldegalerie Alte Meister in Dresden, stammen etwa aus dieser Zeit und lassen vermuten, dass er stark von den venezianischen Zügen der Kunst Pietro Testas und Pier Francesco Molas beeinflusst wurde.

Cittadinis Porträts wie das vorliegende vereinen Realismus und Klassizismus und bescherten dem Künstler in Bologna beachtliche Erfolge. Zu seinen Werken gehört das in der Pinacoteca Nazionale di Bologna erhaltene Gemälde Eine Dame mit ihrem Sohn, das sich durch einen warmen und direkten Naturalismus auszeichnet. Allgemein gesehen ist es die Erfahrung des lombardischen Realismus, von der sich sein künstlerisches Schaffen geprägt zeigt.