Lot Nr. 118 -


Jean-Gaspard Heilmann


Jean-Gaspard Heilmann - Alte Meister

(Mülhausen 1718–1760 Paris)
Bildnis von König Ludwig XV. von Frankreich in Rüstung und hermelingefüttertem, mit Lilienmotiven besticktem blauem Mantel, mit dem Orden vom Goldenen Vlies, der Schleife des Ordens vom Heiligen Geist und Herrscherstab,
Öl auf Leinwand, 114,5 x 87 cm, gerahmt

Provenienz:
vermutlich beauftragt durch den Hof der Jakobiten;
Sammlung Lord Elphinstone (lt. rückseitigem Klebezettel);
Privatsammlung, England;
Kunsthandel, England;
dort durch den jetzigen Besitzer erworben

Wir danken Jean Jacques Petit, der die Zuschreibung vorgeschlagen hat.

Das vorliegende Gemälde ist eine bedeutende Wiederentdeckung. Es scheint auf keinem bekannten Porträttypus des Königs zu beruhen und war in Fachkreisen bisher unbekannt. Es scheint Heilmanns ehrgeizigstes Werk zu sein und ist als solches von historischer Bedeutung.

In eine seit dem 16. Jahrhundert dokumentierten Familie in Mülhausen geboren und in jungen Jahren verwaist, ging Heilman bei dem Maler Hans Deggeller in Schaffhausen in die Lehre. Sein frühester Mäzen war Kardinal Pierre-Paul Guérin de Tencin, ein äußerst einflussreicher Adeliger und Botschafter Ludwigs XV. in Rom. Heilman begleitete den Kardinal nach Rom und folgte ihm 1742 nach Paris, wo der König Tencin zum Staatsminister ernannte. Ein Stich von Johann Georg Wille nach einem Porträt des Kardinals von Heilman erwähnt Heilmanns Rang als Hofmaler: „peint par J. G. Heilman, peintre de son eminence“.

Tencins Schwester, Claudine Guérin de Tencin, eine bedeutende Salonnière, war die Mutter von Jean-Baptiste le Rond d’Alembert und die Mätresse von Armand de Vignerot du Plessis, Herzog von Richelieu, eines engen Verbündeten Ludwigs XV. Es ist wahrscheinlich, dass das vorliegende Porträt von einem dieser Mäzene oder vom Hof in Auftrag gegeben wurde. Heilmann scheint sich in den höchsten gesellschaftlichen Kreisen bewegt und sowohl mit dem Kupferstecher Johann Georg Wille als auch mit François Boucher in Verbindung gestanden zu haben. Er malte oft die Vorlagen für Willes Stiche. Ein Stich Willes, der ein 1745 datiertes Porträt Ludwigs XV. zeigt, erwähnt, dass es auf einem Gemälde Heilmans beruht, das wiederum von Jean Baptiste Lemoyne inspiriert worden sein soll (siehe Abb. 1).

Es erscheint plausibel anzunehmen, dass es sich bei dem vorliegenden Gemälde um die verlorene Vorlage für den Stich Willes oder vielleicht um eine zweite, aufwendigere Fassung handelt. Bis hin zur Position der Locken der Perücke ähnelt das hier zur Diskussion stehende Gemälde ‒ und der Wille-Stich ‒ tatsächlich deutlich der Porträtbüste Jean Baptiste Lemoynes, von der sich Beispiele in Versailles und im Metropolitan Museum befinden (Abb. 2).

Ludwig XV. (1710‒1774) war von 1715 bis 1760 König von Frankreich. Da er die Nachfolge seines Urgroßvaters Ludwig XIV. im Alter von fünf Jahren antrat, übte bis zu seiner Volljährigkeit im Jahr 1723 Philippe II. de Bourbon, Herzog von Orléans, die Regentschaft aus. Während des Österreichischen Erbfolgekrieges war Ludwig XV. einer der letzten Monarchen, der Truppen in die Schlacht führte. Während seine späteren Jahre von politischem Niedergang geprägt waren, befand sich der König auf dem Höhepunkt seiner Popularität, als das vorliegende Gemälde Anfang der 1750er-Jahre in Auftrag gegeben wurde. Er war als „Le Bienaimé“ oder „Der Geliebte“ bekannt, und die politische, diplomatische und stilistische Popularität Frankreichs erlebte in ganz Europa ihre Blütezeit.

Obwohl die genaue Provenienz des vorliegenden Gemäldes noch nicht eindeutig geklärt ist, ist anzunehmen, dass es mit einer Reihe anderer Gemälde durch einige prominente Jakobitenfamilien in die Sammlung von Lord Elphinstone Eingang fand. Diese anderen Werke gelangten durch Erbschaft in die Sammlung, und zwar durch Lady Clementia Flemming, Gemahlin des 10. Baron Elphinstone, Tochter des 6. Earl of Wigton und Lady Mary Keiths sowie Schwester von George Keith, dem 10. und letzten Earl Marischal von Schottland, einem bekannten Jakobiten. Dass das vorliegende Gemälde in einem sehr kunstvollen englischen Rokokorahmen aus dem 18. Jahrhundert gerahmt ist, würde für eine frühe britische Provenienz sprechen. Viele Gemälde aus der Sammlung von James Alexander Elphinstone, dem 18. Lord Elphinstone, wurden 1994 nach seinem Tod verkauft. Das vorliegende Gemälde war jedoch nicht Teil der veräußerten Bestände.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com

10.11.2020 - 16:00

Erzielter Preis: **
EUR 63.704,-
Schätzwert:
EUR 30.000,- bis EUR 40.000,-

Jean-Gaspard Heilmann


(Mülhausen 1718–1760 Paris)
Bildnis von König Ludwig XV. von Frankreich in Rüstung und hermelingefüttertem, mit Lilienmotiven besticktem blauem Mantel, mit dem Orden vom Goldenen Vlies, der Schleife des Ordens vom Heiligen Geist und Herrscherstab,
Öl auf Leinwand, 114,5 x 87 cm, gerahmt

Provenienz:
vermutlich beauftragt durch den Hof der Jakobiten;
Sammlung Lord Elphinstone (lt. rückseitigem Klebezettel);
Privatsammlung, England;
Kunsthandel, England;
dort durch den jetzigen Besitzer erworben

Wir danken Jean Jacques Petit, der die Zuschreibung vorgeschlagen hat.

Das vorliegende Gemälde ist eine bedeutende Wiederentdeckung. Es scheint auf keinem bekannten Porträttypus des Königs zu beruhen und war in Fachkreisen bisher unbekannt. Es scheint Heilmanns ehrgeizigstes Werk zu sein und ist als solches von historischer Bedeutung.

In eine seit dem 16. Jahrhundert dokumentierten Familie in Mülhausen geboren und in jungen Jahren verwaist, ging Heilman bei dem Maler Hans Deggeller in Schaffhausen in die Lehre. Sein frühester Mäzen war Kardinal Pierre-Paul Guérin de Tencin, ein äußerst einflussreicher Adeliger und Botschafter Ludwigs XV. in Rom. Heilman begleitete den Kardinal nach Rom und folgte ihm 1742 nach Paris, wo der König Tencin zum Staatsminister ernannte. Ein Stich von Johann Georg Wille nach einem Porträt des Kardinals von Heilman erwähnt Heilmanns Rang als Hofmaler: „peint par J. G. Heilman, peintre de son eminence“.

Tencins Schwester, Claudine Guérin de Tencin, eine bedeutende Salonnière, war die Mutter von Jean-Baptiste le Rond d’Alembert und die Mätresse von Armand de Vignerot du Plessis, Herzog von Richelieu, eines engen Verbündeten Ludwigs XV. Es ist wahrscheinlich, dass das vorliegende Porträt von einem dieser Mäzene oder vom Hof in Auftrag gegeben wurde. Heilmann scheint sich in den höchsten gesellschaftlichen Kreisen bewegt und sowohl mit dem Kupferstecher Johann Georg Wille als auch mit François Boucher in Verbindung gestanden zu haben. Er malte oft die Vorlagen für Willes Stiche. Ein Stich Willes, der ein 1745 datiertes Porträt Ludwigs XV. zeigt, erwähnt, dass es auf einem Gemälde Heilmans beruht, das wiederum von Jean Baptiste Lemoyne inspiriert worden sein soll (siehe Abb. 1).

Es erscheint plausibel anzunehmen, dass es sich bei dem vorliegenden Gemälde um die verlorene Vorlage für den Stich Willes oder vielleicht um eine zweite, aufwendigere Fassung handelt. Bis hin zur Position der Locken der Perücke ähnelt das hier zur Diskussion stehende Gemälde ‒ und der Wille-Stich ‒ tatsächlich deutlich der Porträtbüste Jean Baptiste Lemoynes, von der sich Beispiele in Versailles und im Metropolitan Museum befinden (Abb. 2).

Ludwig XV. (1710‒1774) war von 1715 bis 1760 König von Frankreich. Da er die Nachfolge seines Urgroßvaters Ludwig XIV. im Alter von fünf Jahren antrat, übte bis zu seiner Volljährigkeit im Jahr 1723 Philippe II. de Bourbon, Herzog von Orléans, die Regentschaft aus. Während des Österreichischen Erbfolgekrieges war Ludwig XV. einer der letzten Monarchen, der Truppen in die Schlacht führte. Während seine späteren Jahre von politischem Niedergang geprägt waren, befand sich der König auf dem Höhepunkt seiner Popularität, als das vorliegende Gemälde Anfang der 1750er-Jahre in Auftrag gegeben wurde. Er war als „Le Bienaimé“ oder „Der Geliebte“ bekannt, und die politische, diplomatische und stilistische Popularität Frankreichs erlebte in ganz Europa ihre Blütezeit.

Obwohl die genaue Provenienz des vorliegenden Gemäldes noch nicht eindeutig geklärt ist, ist anzunehmen, dass es mit einer Reihe anderer Gemälde durch einige prominente Jakobitenfamilien in die Sammlung von Lord Elphinstone Eingang fand. Diese anderen Werke gelangten durch Erbschaft in die Sammlung, und zwar durch Lady Clementia Flemming, Gemahlin des 10. Baron Elphinstone, Tochter des 6. Earl of Wigton und Lady Mary Keiths sowie Schwester von George Keith, dem 10. und letzten Earl Marischal von Schottland, einem bekannten Jakobiten. Dass das vorliegende Gemälde in einem sehr kunstvollen englischen Rokokorahmen aus dem 18. Jahrhundert gerahmt ist, würde für eine frühe britische Provenienz sprechen. Viele Gemälde aus der Sammlung von James Alexander Elphinstone, dem 18. Lord Elphinstone, wurden 1994 nach seinem Tod verkauft. Das vorliegende Gemälde war jedoch nicht Teil der veräußerten Bestände.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
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Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

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Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 10.11.2020 - 16:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 04.11. - 10.11.2020


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer(für Lieferland Österreich)

Es können keine Kaufaufträge über Internet mehr abgegeben werden. Die Auktion befindet sich in Vorbereitung bzw. wurde bereits durchgeführt.