Lot Nr. 519


Félix Vallotton


Félix Vallotton - Gemälde des 19. Jahrhunderts

(Lausanne 1865–1925 Paris)
In Gedanken versunken, um 1887, signiert F. Vallotton, Öl auf Leinwand, 55 x 46 cm, gerahmt

Provenienz:
J. C. Brons, Den Haag;
Europäische Privatsammlung.

Abgebildet und verzeichnet in:
Marina Ducrey unter der Mitarbeit von Katia Poletti, Félix Vallotton (1865–1925): L’oeuvre peint, catalogue raisonné, Lausanne: Fondation Félix Vallotton, Zürich: Institut suisse pour l’étude de l’art, Milan: 5 Continents Editions, 2005, V. II, S. 39, Nr. 63.

Wir danken Marina Ducrey von der Fondation Félix Vallotton, Lausanne, für die Bestätigung der Echtheit anhand eines hochauflösenden Fotos und für den Katalogeintrag zu diesem Los.

Es war eine freudige Überraschung, dieses liebenswerte Porträt zu entdecken, von dem seit über vierzig Jahren jede Spur fehlte. Lediglich ein schlechtes Schwarz-Weiß-Foto und fehlerhafte technische Informationen auf einer alten Archivkarte erinnerten noch an seine Existenz. Die Hypothese, dass das Portrait um 1887 ausgeführt wurde, stützt sich auf die grafische Gestaltung der Signatur, die auf das Ende der 1880er Jahre hindeutet. Die Tatsache, dass es undatiert ist, würde jedoch die Möglichkeit ausschließen, dass es sich um eines jener Auftragsporträts handelt, die Vallotton in seinem Livre de raison oder Repertoire seiner Werke erwähnt, das er von 1885 bis zu seinem Tod führte. Es unterscheidet sich von letzteren durch seine leuchtenden Farben und ungewöhnliche Spontaneität. Die Identität dieser Figur, die Vallotton mit viel Einfühlungsvermögen und Liebe zum Detail dargestellt hat, werden wir wohl nie erfahren. Das jugendliche Oval des bartlosen Gesichts mit dem matten Teint, das auf eine als Mann verkleidete Frau schließen lassen könnte, wird von dichtem braunem Haar umrahmt. Die vertikale Linie des Scheitels setzt sich in der langen, aber feinen Nase fort, die einen Mund mit regelmäßigen, leicht rosafarbenen Lippen überragt. Der junge Mann ist mit einer Eleganz gekleidet, die sowohl anspruchsvoll als auch lässig ist. Über einem weißen Hemd mit halboffenem Kragen trägt er eine rote Weste mit goldenem Revers und Doppelknöpfen. Eine symmetrische Reihe von Goldknöpfen hält auch das Revers des Sakkos, dessen dunkles Grün, passend zu dem der nachlässig geknoteten Krawatte, die Farbe der Weste ergänzt. Die vornehme Kleidung scheint die Möglichkeit auszuschließen, dass es sich bei dem Modell um den Sohn von Vallottons Concierge in der Rue des Saints-Pères 60 handelt, dessen Porträt er 1889 gemalt haben soll. Die sorgfältige Ausführung des Gemäldes unterscheidet es auch von den sogenanngten „Pochade-Porträts“, die er von einigen seiner Kommilitonen an der Académie Julian in Paris malte. Dennoch würden wir in diesem Heranwachsenden mit dem melancholischen Blick gerne einen angehenden Künstler, Dichter, Schriftsteller oder gar Maler sehen, der vielleicht ebenfalls im Pariser Exil lebte und mit dem der junge Vallotton sympathisiert haben mag.

Marina Ducrey
Fondation Félix Vallotton, Lausanne

Experte: Gautier Gendebien Gautier Gendebien
+39-334-777 1603

Gautier.Gendebien@dorotheum.it

07.06.2021 - 16:00

Erzielter Preis: **
EUR 32.800,-
Schätzwert:
EUR 8.000,- bis EUR 12.000,-

Félix Vallotton


(Lausanne 1865–1925 Paris)
In Gedanken versunken, um 1887, signiert F. Vallotton, Öl auf Leinwand, 55 x 46 cm, gerahmt

Provenienz:
J. C. Brons, Den Haag;
Europäische Privatsammlung.

Abgebildet und verzeichnet in:
Marina Ducrey unter der Mitarbeit von Katia Poletti, Félix Vallotton (1865–1925): L’oeuvre peint, catalogue raisonné, Lausanne: Fondation Félix Vallotton, Zürich: Institut suisse pour l’étude de l’art, Milan: 5 Continents Editions, 2005, V. II, S. 39, Nr. 63.

Wir danken Marina Ducrey von der Fondation Félix Vallotton, Lausanne, für die Bestätigung der Echtheit anhand eines hochauflösenden Fotos und für den Katalogeintrag zu diesem Los.

Es war eine freudige Überraschung, dieses liebenswerte Porträt zu entdecken, von dem seit über vierzig Jahren jede Spur fehlte. Lediglich ein schlechtes Schwarz-Weiß-Foto und fehlerhafte technische Informationen auf einer alten Archivkarte erinnerten noch an seine Existenz. Die Hypothese, dass das Portrait um 1887 ausgeführt wurde, stützt sich auf die grafische Gestaltung der Signatur, die auf das Ende der 1880er Jahre hindeutet. Die Tatsache, dass es undatiert ist, würde jedoch die Möglichkeit ausschließen, dass es sich um eines jener Auftragsporträts handelt, die Vallotton in seinem Livre de raison oder Repertoire seiner Werke erwähnt, das er von 1885 bis zu seinem Tod führte. Es unterscheidet sich von letzteren durch seine leuchtenden Farben und ungewöhnliche Spontaneität. Die Identität dieser Figur, die Vallotton mit viel Einfühlungsvermögen und Liebe zum Detail dargestellt hat, werden wir wohl nie erfahren. Das jugendliche Oval des bartlosen Gesichts mit dem matten Teint, das auf eine als Mann verkleidete Frau schließen lassen könnte, wird von dichtem braunem Haar umrahmt. Die vertikale Linie des Scheitels setzt sich in der langen, aber feinen Nase fort, die einen Mund mit regelmäßigen, leicht rosafarbenen Lippen überragt. Der junge Mann ist mit einer Eleganz gekleidet, die sowohl anspruchsvoll als auch lässig ist. Über einem weißen Hemd mit halboffenem Kragen trägt er eine rote Weste mit goldenem Revers und Doppelknöpfen. Eine symmetrische Reihe von Goldknöpfen hält auch das Revers des Sakkos, dessen dunkles Grün, passend zu dem der nachlässig geknoteten Krawatte, die Farbe der Weste ergänzt. Die vornehme Kleidung scheint die Möglichkeit auszuschließen, dass es sich bei dem Modell um den Sohn von Vallottons Concierge in der Rue des Saints-Pères 60 handelt, dessen Porträt er 1889 gemalt haben soll. Die sorgfältige Ausführung des Gemäldes unterscheidet es auch von den sogenanngten „Pochade-Porträts“, die er von einigen seiner Kommilitonen an der Académie Julian in Paris malte. Dennoch würden wir in diesem Heranwachsenden mit dem melancholischen Blick gerne einen angehenden Künstler, Dichter, Schriftsteller oder gar Maler sehen, der vielleicht ebenfalls im Pariser Exil lebte und mit dem der junge Vallotton sympathisiert haben mag.

Marina Ducrey
Fondation Félix Vallotton, Lausanne

Experte: Gautier Gendebien Gautier Gendebien
+39-334-777 1603

Gautier.Gendebien@dorotheum.it


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: Gemälde des 19. Jahrhunderts
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 07.06.2021 - 16:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 29.05. - 07.06.2021


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

Es können keine Kaufaufträge über Internet mehr abgegeben werden. Die Auktion befindet sich in Vorbereitung bzw. wurde bereits durchgeführt.