Lot Nr. 28


Jacopo da Ponte, gen. Jacopo Bassano


Jacopo da Ponte, gen. Jacopo Bassano - Alte Meister I

(Bassano del Grappa um 1510–1592)
Winter,
Reste einer Inventarnummer rechts unten,
Öl auf Leinwand, 75,5 x 107,5 cm, gerahmt

Provenienz:
vermutlich Sammlung des Erzherzogs Leopold Wilhelm von Österreich (1614–1662);
vermutlich Prager Burg, 1659;
Auktion, Sotheby’s, London, 12. Dezember 2002, Lot 118 (als Werkstatt des Jacopo da Ponte, gen. Jacopo Bassano);
dort erworben durch den jetzigen Besitzer

Literatur:
A. Ballarin, Jacopo Bassano, Francesco Bassano, Inverno, in: Altomani 2004, Ausstellungskatalog, Mailand/Pesaro 2004, Abb. S. 70 (als Jacopo da Ponte, gen. Jacopo Bassano).

Ballarin hat vorgeschlagen, dass es sich bei dem vorliegenden Gemälde um das verlorene, zur Gänze eigenhändige Original Jacopo Bassanos zu seiner berühmten in den 1570er Jahren entstandenen Serie der Vier Jahreszeiten handelt (siehe Literatur).

Wir danken Bernard Aikema, der die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes unabhängig davon nach Prüfung des Werks im Original bestätigt hat.

Zur berühmten Sammlung von Erzherzog Leopold Wilhelm (1614–1656) gehörte auch eine Serie der Vier Jahreszeiten Jacopo Bassanos. Die Sammlung des Erzherzogs ging später als wesentlicher Teil in die Bestände des Kunsthistorischen Museums in Wien über.

Das Kunsthistorische Museum verwahrt heute drei der Jahreszeitenbilder Jacopo Bassanos: Frühling, Sommer und Herbst (Inv.-Nr. 4303, 4302, 4304). Diese drei Gemälde sind von ungefähr gleicher Größe (ca. 80 x 110 cm) und sind mit jenen identisch, die sich einst im Besitz von Erzherzog Leopold Wilhelm befanden.

Das vorliegende Gemälde mit der Darstellung des Winters entspricht in etwa den Maßen der in Wien aufbewahrten Serie (75,5 x 107 cm) und zeichnet sich insbesondere durch seine vergleichbare Bildqualität aus. Es wurde erwogen, dass es sich bei diesem Werk um das ausgeführte fehlende Gemälde der von Jacopo in den 1570er Jahren geschaffenen Gruppe handelt.

Die Gemälde des Kunsthistorischen Museums scheinen im Inventar der Prager Burg vom Ende des 17. bis zum Ende des 18. Jahrhunderts auf, wo sie als Werke Jacopo Bassano verzeichnet sind; sie wurden erst 1894 ins Kunsthistorische Museum nach Wien verbracht.

Nach der Überführung der Gemälde von Prag nach Wien wurde jedoch nur die Ankunft von zwei Werken vermerkt: Sommer und Herbst (siehe B. L. Brown, P. Marini [Hg.], Jacopo Bassano c. 1510–1592, Bologna 1992, S. CLX, Anm. 302). Es ist deshalb nur schwer mit Sicherheit zu sagen, wann die Serie auseinandergenommen und das Gemälde des Winters von der Gruppe getrennt wurde.

Das vorliegende Gemälde des Winters zeigt eine durch spätere Fassungen bekannte Komposition, etwa durch eine Version aus den 1580er Jahren von Jacopo Bassanos Sohn Francesco, die zu einer weiteren und ebenfalls im Kunsthistorischen Museum in Wien befindlichen Jahreszeitenserie gehört. Weitere Werkstattfassungen des Winters befinden sich in der Galleria Borghese in Rom und im Castello Sforzesco in Mailand.

Die Originalität von Jacopo Bassanos Bilderfindung zeigt sich bei Zusammenschau mit den anderen Werken des Jahreszeitenzyklus (siehe Abb. 1–3). Auf den vier Bildern porträtiert der Maler Landschaften, die Studien der sich im Ablauf des Tages verändernden Lichtstimmungen entsprechen, wodurch sich zwischen den Werken Querverbindungen ergeben und sie einander ergänzen.

Stellen wir uns vor, dass der Jahreszeitenzyklus an den Wänden eines Raumes angebracht ist, so würde er in seiner Schönheit und der Darstellung des sich verändernden Tageslichts seine Wirkung noch eindrucksvoller entfalten: Die Serie beginnt mit dem ins Licht der Morgendämmerung getauchten Frühling, gefolgt vom Sommer, während sich im Herbst, der zu den warmen Tönen des Nachmittags und zum Eintritt in die Abenddämmerung übergeht, die letzten Lichtstrahlen offenbaren. Im Winter weicht der Abend der hereinbrechenden Nacht; das schwindende Licht lässt das Strahlen der weißen Bergkuppen vor dem Nachthimmel zur Geltung kommen. Jacopos Bildfolgen zeugen von seiner Hochachtung der Natur in Verbindung mit seinem Interesse an der Darstellung von Tätigkeiten des ländlichen und häuslichen Lebensalltags.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com

10.11.2021 - 16:00

Erzielter Preis: **
EUR 165.500,-
Schätzwert:
EUR 150.000,- bis EUR 200.000,-

Jacopo da Ponte, gen. Jacopo Bassano


(Bassano del Grappa um 1510–1592)
Winter,
Reste einer Inventarnummer rechts unten,
Öl auf Leinwand, 75,5 x 107,5 cm, gerahmt

Provenienz:
vermutlich Sammlung des Erzherzogs Leopold Wilhelm von Österreich (1614–1662);
vermutlich Prager Burg, 1659;
Auktion, Sotheby’s, London, 12. Dezember 2002, Lot 118 (als Werkstatt des Jacopo da Ponte, gen. Jacopo Bassano);
dort erworben durch den jetzigen Besitzer

Literatur:
A. Ballarin, Jacopo Bassano, Francesco Bassano, Inverno, in: Altomani 2004, Ausstellungskatalog, Mailand/Pesaro 2004, Abb. S. 70 (als Jacopo da Ponte, gen. Jacopo Bassano).

Ballarin hat vorgeschlagen, dass es sich bei dem vorliegenden Gemälde um das verlorene, zur Gänze eigenhändige Original Jacopo Bassanos zu seiner berühmten in den 1570er Jahren entstandenen Serie der Vier Jahreszeiten handelt (siehe Literatur).

Wir danken Bernard Aikema, der die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes unabhängig davon nach Prüfung des Werks im Original bestätigt hat.

Zur berühmten Sammlung von Erzherzog Leopold Wilhelm (1614–1656) gehörte auch eine Serie der Vier Jahreszeiten Jacopo Bassanos. Die Sammlung des Erzherzogs ging später als wesentlicher Teil in die Bestände des Kunsthistorischen Museums in Wien über.

Das Kunsthistorische Museum verwahrt heute drei der Jahreszeitenbilder Jacopo Bassanos: Frühling, Sommer und Herbst (Inv.-Nr. 4303, 4302, 4304). Diese drei Gemälde sind von ungefähr gleicher Größe (ca. 80 x 110 cm) und sind mit jenen identisch, die sich einst im Besitz von Erzherzog Leopold Wilhelm befanden.

Das vorliegende Gemälde mit der Darstellung des Winters entspricht in etwa den Maßen der in Wien aufbewahrten Serie (75,5 x 107 cm) und zeichnet sich insbesondere durch seine vergleichbare Bildqualität aus. Es wurde erwogen, dass es sich bei diesem Werk um das ausgeführte fehlende Gemälde der von Jacopo in den 1570er Jahren geschaffenen Gruppe handelt.

Die Gemälde des Kunsthistorischen Museums scheinen im Inventar der Prager Burg vom Ende des 17. bis zum Ende des 18. Jahrhunderts auf, wo sie als Werke Jacopo Bassano verzeichnet sind; sie wurden erst 1894 ins Kunsthistorische Museum nach Wien verbracht.

Nach der Überführung der Gemälde von Prag nach Wien wurde jedoch nur die Ankunft von zwei Werken vermerkt: Sommer und Herbst (siehe B. L. Brown, P. Marini [Hg.], Jacopo Bassano c. 1510–1592, Bologna 1992, S. CLX, Anm. 302). Es ist deshalb nur schwer mit Sicherheit zu sagen, wann die Serie auseinandergenommen und das Gemälde des Winters von der Gruppe getrennt wurde.

Das vorliegende Gemälde des Winters zeigt eine durch spätere Fassungen bekannte Komposition, etwa durch eine Version aus den 1580er Jahren von Jacopo Bassanos Sohn Francesco, die zu einer weiteren und ebenfalls im Kunsthistorischen Museum in Wien befindlichen Jahreszeitenserie gehört. Weitere Werkstattfassungen des Winters befinden sich in der Galleria Borghese in Rom und im Castello Sforzesco in Mailand.

Die Originalität von Jacopo Bassanos Bilderfindung zeigt sich bei Zusammenschau mit den anderen Werken des Jahreszeitenzyklus (siehe Abb. 1–3). Auf den vier Bildern porträtiert der Maler Landschaften, die Studien der sich im Ablauf des Tages verändernden Lichtstimmungen entsprechen, wodurch sich zwischen den Werken Querverbindungen ergeben und sie einander ergänzen.

Stellen wir uns vor, dass der Jahreszeitenzyklus an den Wänden eines Raumes angebracht ist, so würde er in seiner Schönheit und der Darstellung des sich verändernden Tageslichts seine Wirkung noch eindrucksvoller entfalten: Die Serie beginnt mit dem ins Licht der Morgendämmerung getauchten Frühling, gefolgt vom Sommer, während sich im Herbst, der zu den warmen Tönen des Nachmittags und zum Eintritt in die Abenddämmerung übergeht, die letzten Lichtstrahlen offenbaren. Im Winter weicht der Abend der hereinbrechenden Nacht; das schwindende Licht lässt das Strahlen der weißen Bergkuppen vor dem Nachthimmel zur Geltung kommen. Jacopos Bildfolgen zeugen von seiner Hochachtung der Natur in Verbindung mit seinem Interesse an der Darstellung von Tätigkeiten des ländlichen und häuslichen Lebensalltags.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
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Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

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Auktion: Alte Meister I
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 10.11.2021 - 16:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 29.10. - 10.11.2021


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

Es können keine Kaufaufträge über Internet mehr abgegeben werden. Die Auktion befindet sich in Vorbereitung bzw. wurde bereits durchgeführt.