Lot Nr. 29


Giovanni Battista Moroni


Giovanni Battista Moroni - Alte Meister I

(Albino 1520/4 – 1579/80)
Bildnis eines Mannes mit rotem Bart,
Öl auf Leinwand, 60,5 x 52 cm, gerahmt

Provenienz:
Sammlung Graf Faustino Lechi (1730–1800), Brescia;
Sammlung Richard Vickris Pryor, England, 1802;
Kunsthandel, England;
europäische Privatsammlung

Dokumentation:
Inventar des Grafen Faustino Lechi, 1799, Nr. 325: „Moroni Gio. Battista […] Ritratto d’uomo di mezza età, busto, testa calva, barba lunga, rossa. Bellissimo. Tela ad olio, alt. br. 1 ½ x 1 ⅓“ (siehe F. Lechi in der Literatur); 
posthumes Nachlassinventar des Richard Vickris Pryor, 1834, Nr. 128: „Pietro Morone d’AlbiNr. Ritratto d’Uomo mezzo busto con testa calva“ (siehe F. Mannu Pisani in der Literatur)

Ausgestellt:
London, Royal Academy of Arts, Giovanni Battista Moroni, 25. Oktober 2014 – 25. Jänner 2015, Kat.-Nr. 24 (als Giovanni Battista Moroni)

Literatur:
F. Lechi, I quadri delle collezioni Lechi in Brescia. Storia e documenti, Florenz 1968, S. 145, Nr. 325, ohne Abb.;
F. Mannu Pisani, L’eredità Ciceri-Pryor all’Ospedale Maggiore di Milano: vicende di una famosa collezione, in: Itinerari, 2, 1981, S. 309 Nr. 128, S. 312f., ohne Abb.;
S. Facchinetti, in: Giovanni Battista Moroni, Ausstellungskatalog, hg. von S. Facchinetti, A. Galansino, London 2014, S. 125, Kat.-Nr. 24, Abb. S. 79 (als Giovanni Battista Moroni);
M. Wivel, Exhibitions: Giovanni Battista Moroni: London, in: The Burlington Magazine, Nr. 1342, Jänner 2015, S. 42;
S. Facchinetti, Giovanni Battista Moroni: opera completa, Rom 2021, S. 232f., Kat.-Nr. 83 (als Giovanni Battista Moroni).

Die Farbigkeit verleiht dem naturalistisch gegebenen Porträt eines unbekannten Mannes mit rotem Bart in Verbindung mit dem sorgfältig modulierten Licht plastische Qualitäten. Wie auch im vorliegenden Fall führte Moroni seine Porträts ohne Vorstudien aus; die Vorarbeiten beschränkte er auf wenige summarische Linien, die er direkt auf die Leinwand zeichnete, wodurch er dem Bild eine große Lebendigkeit zu geben vermochte.

Mattias Wivel dazu: „Moroni malte, was er sah, er hatte zudem auch ein gutes Gespür für Aufteilung und Oberflächengestaltung. Er war nicht abgeneigt, sich auch künstliche Effekte zunutze zu machen, wie beispielsweise die orange Konturlinie, die im Porträt eines Mannes mit rotem Bart den linken Arm und die Schulter des Porträtierten abgrenzt“ (siehe die Literatur).

Die warmen, klaren Farben im vorliegenden Gemälde sind zusammen mit dem strahlenden zinnoberroten Inkarnat typisch für Moronis Porträts der Zeit um 1560. Der einfache Kragen spricht im Hinblick auf die zeitgenössische Mode ebenfalls für diese Datierung. Die detailliert wiedergegebenen Falten um das rechte Auge, die pastos aufgetragener heller Farbe hervorgehoben werden, lassen eine Einordnung in zeitlicher Nähe zum Porträt des Giovanni Zanchi in der Accademia di Carrara in Bergamo und zum Porträt der Lucia Vertova Agosti im Musée des Beaux-Artes in Nantes, das um 1557–1560 (Inv.-Nr. 112) datiert wird, vorschlagen.

Der in Albino in der Nähe von Bergamo, der westlichsten Stadt der venezianischen Terra ferma, geborene Moroni stand unter dem Einfluss von Alessandro Bonvicino, genannt il Moretto (um 1498–1554), aus Brescia, mit dem er in den späten 1540er-Jahren zusammenarbeitete. Auch wenn er sich malerischer Entwicklungen in weiterer Ferne bewusst war, spiegelt Moronis Beständigkeit als Porträtist doch seine bestimmende Rolle als Maler einer einflussreichen Elite von Kaufleuten und Landbesitzern in einer fruchtbaren Gegend wider. Berenson nannte Moroni den einzigen wesentlichen Maler des italienischen Cinquecento, dessen Reputation auf der Porträtmalerei beruht (siehe B. Berenson, Italian Painters of the Renaissance, London 1952, S. 190).

Bemerkungen zur Provenienz:

Im 18. Jahrhundert befand sich das vorliegende Gemälde in der Sammlung des Grafen Faustino Lechi von Brescia, wo es richtig als ein Werk von Moroni Gio. Battista katalogisiert wurde (siehe die Dokumentation). Eine Notiz am Rand des Inventarverzeichnisses hält fest, dass das Bild konfisziert wurde, vermutlich während der dreizehn Monate andauernden Besetzung Brescias durch die österreichischen Truppen (vom Mai 1779 bis Juni 1800). In der Folge eroberten Napoleon und die französischen Truppen die Lombardei, und das Bild wurde an die Familie Lechi zurückgegeben.

Im Jahr 1802, mit Abschluss des Friedens von Amiens, konnten die Briten wieder nach Kontinentaleuropa reisen. Im selben Jahr wird Richard Vickris Pryor als Käufer einer Gruppe von 250 Gemälden aus der Sammlung der Familie Lechi, einschließlich des vorliegenden Porträts, erwähnt (siehe Dokumentation). Die von Pryor erworbenen Bilder stammten hauptsächlich von italienischen Künstlern aus der Zeit vom 16. bis zum 18. Jahrhundert. In Briefen an seinen Freund Francesco Ciceri offenbarte Pryor, dass die Familie Lechi das vorliegende Gemälde zurückzukaufen wünschte und dass es von dem klassizistischen Maler Andrea Appiani hochgeschätzt wurde (siehe F. Mannu Pisani in der Literatur, S. 312f.).

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com

10.11.2021 - 16:00

Erzielter Preis: **
EUR 328.000,-
Schätzwert:
EUR 300.000,- bis EUR 400.000,-

Giovanni Battista Moroni


(Albino 1520/4 – 1579/80)
Bildnis eines Mannes mit rotem Bart,
Öl auf Leinwand, 60,5 x 52 cm, gerahmt

Provenienz:
Sammlung Graf Faustino Lechi (1730–1800), Brescia;
Sammlung Richard Vickris Pryor, England, 1802;
Kunsthandel, England;
europäische Privatsammlung

Dokumentation:
Inventar des Grafen Faustino Lechi, 1799, Nr. 325: „Moroni Gio. Battista […] Ritratto d’uomo di mezza età, busto, testa calva, barba lunga, rossa. Bellissimo. Tela ad olio, alt. br. 1 ½ x 1 ⅓“ (siehe F. Lechi in der Literatur); 
posthumes Nachlassinventar des Richard Vickris Pryor, 1834, Nr. 128: „Pietro Morone d’AlbiNr. Ritratto d’Uomo mezzo busto con testa calva“ (siehe F. Mannu Pisani in der Literatur)

Ausgestellt:
London, Royal Academy of Arts, Giovanni Battista Moroni, 25. Oktober 2014 – 25. Jänner 2015, Kat.-Nr. 24 (als Giovanni Battista Moroni)

Literatur:
F. Lechi, I quadri delle collezioni Lechi in Brescia. Storia e documenti, Florenz 1968, S. 145, Nr. 325, ohne Abb.;
F. Mannu Pisani, L’eredità Ciceri-Pryor all’Ospedale Maggiore di Milano: vicende di una famosa collezione, in: Itinerari, 2, 1981, S. 309 Nr. 128, S. 312f., ohne Abb.;
S. Facchinetti, in: Giovanni Battista Moroni, Ausstellungskatalog, hg. von S. Facchinetti, A. Galansino, London 2014, S. 125, Kat.-Nr. 24, Abb. S. 79 (als Giovanni Battista Moroni);
M. Wivel, Exhibitions: Giovanni Battista Moroni: London, in: The Burlington Magazine, Nr. 1342, Jänner 2015, S. 42;
S. Facchinetti, Giovanni Battista Moroni: opera completa, Rom 2021, S. 232f., Kat.-Nr. 83 (als Giovanni Battista Moroni).

Die Farbigkeit verleiht dem naturalistisch gegebenen Porträt eines unbekannten Mannes mit rotem Bart in Verbindung mit dem sorgfältig modulierten Licht plastische Qualitäten. Wie auch im vorliegenden Fall führte Moroni seine Porträts ohne Vorstudien aus; die Vorarbeiten beschränkte er auf wenige summarische Linien, die er direkt auf die Leinwand zeichnete, wodurch er dem Bild eine große Lebendigkeit zu geben vermochte.

Mattias Wivel dazu: „Moroni malte, was er sah, er hatte zudem auch ein gutes Gespür für Aufteilung und Oberflächengestaltung. Er war nicht abgeneigt, sich auch künstliche Effekte zunutze zu machen, wie beispielsweise die orange Konturlinie, die im Porträt eines Mannes mit rotem Bart den linken Arm und die Schulter des Porträtierten abgrenzt“ (siehe die Literatur).

Die warmen, klaren Farben im vorliegenden Gemälde sind zusammen mit dem strahlenden zinnoberroten Inkarnat typisch für Moronis Porträts der Zeit um 1560. Der einfache Kragen spricht im Hinblick auf die zeitgenössische Mode ebenfalls für diese Datierung. Die detailliert wiedergegebenen Falten um das rechte Auge, die pastos aufgetragener heller Farbe hervorgehoben werden, lassen eine Einordnung in zeitlicher Nähe zum Porträt des Giovanni Zanchi in der Accademia di Carrara in Bergamo und zum Porträt der Lucia Vertova Agosti im Musée des Beaux-Artes in Nantes, das um 1557–1560 (Inv.-Nr. 112) datiert wird, vorschlagen.

Der in Albino in der Nähe von Bergamo, der westlichsten Stadt der venezianischen Terra ferma, geborene Moroni stand unter dem Einfluss von Alessandro Bonvicino, genannt il Moretto (um 1498–1554), aus Brescia, mit dem er in den späten 1540er-Jahren zusammenarbeitete. Auch wenn er sich malerischer Entwicklungen in weiterer Ferne bewusst war, spiegelt Moronis Beständigkeit als Porträtist doch seine bestimmende Rolle als Maler einer einflussreichen Elite von Kaufleuten und Landbesitzern in einer fruchtbaren Gegend wider. Berenson nannte Moroni den einzigen wesentlichen Maler des italienischen Cinquecento, dessen Reputation auf der Porträtmalerei beruht (siehe B. Berenson, Italian Painters of the Renaissance, London 1952, S. 190).

Bemerkungen zur Provenienz:

Im 18. Jahrhundert befand sich das vorliegende Gemälde in der Sammlung des Grafen Faustino Lechi von Brescia, wo es richtig als ein Werk von Moroni Gio. Battista katalogisiert wurde (siehe die Dokumentation). Eine Notiz am Rand des Inventarverzeichnisses hält fest, dass das Bild konfisziert wurde, vermutlich während der dreizehn Monate andauernden Besetzung Brescias durch die österreichischen Truppen (vom Mai 1779 bis Juni 1800). In der Folge eroberten Napoleon und die französischen Truppen die Lombardei, und das Bild wurde an die Familie Lechi zurückgegeben.

Im Jahr 1802, mit Abschluss des Friedens von Amiens, konnten die Briten wieder nach Kontinentaleuropa reisen. Im selben Jahr wird Richard Vickris Pryor als Käufer einer Gruppe von 250 Gemälden aus der Sammlung der Familie Lechi, einschließlich des vorliegenden Porträts, erwähnt (siehe Dokumentation). Die von Pryor erworbenen Bilder stammten hauptsächlich von italienischen Künstlern aus der Zeit vom 16. bis zum 18. Jahrhundert. In Briefen an seinen Freund Francesco Ciceri offenbarte Pryor, dass die Familie Lechi das vorliegende Gemälde zurückzukaufen wünschte und dass es von dem klassizistischen Maler Andrea Appiani hochgeschätzt wurde (siehe F. Mannu Pisani in der Literatur, S. 312f.).

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
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Auktion: Alte Meister I
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 10.11.2021 - 16:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 29.10. - 10.11.2021


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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