Lot Nr. 386 -


Gerke Jans de Jager zugeschrieben


Gerke Jans de Jager zugeschrieben - Alte Meister II

(Leeuwarden um 1748–1822 Groningen)
Allegorie der Musik mit einer Violine, einer Drehleier, einer Rahmentrommel, Noten, Blumen und Früchten auf einer steinernen Plinthe,
Öl auf Leinwand, 74 x 89,5 cm, gerahmt

Wir danken Alastair Laing, der die Zuschreibung an Gerke Jans de Jager vorgeschlagen hat.

Dieses Stillleben aus dem späten 18. Jahrhundert gibt Rätsel auf. Zweifellos von hoher Qualität, wurde es von Fred Meijer, dem wir hiermit danken, derselben Hand zugeschrieben, die ein einst Louis Tessier (um 1719–1781) zugeschriebenes Supraportenpaar schuf (eine Allegorie der Künste und eine Allegorie der Zeichnung und Architektur, beide Öl auf Leinwand, je 68,5 x 87,5 cm, versteigert als Werke von Louis Tessier bei Sotheby’s, New York, 26. Januar 2011, Lot 14 sowie davor Christie’s, New York, 31. Mai 1990, Lot 144, als Louis Tessier zugeschrieben). Fred Meijer hat jedoch bezüglich der richtigen Zuschreibung des Paares an Tessier Vorbehalte angemerkt, die folglich auch für das vorliegende Gemälde gelten müssen.

Man sollte meinen, dass das vorliegende Gemälde einst Teil desselben Ausstattungsprogramms war wie die beiden Allegorien, zumal sie die Untersicht, die Draperie am oberen Bildrand und die steinerne Plinthe teilen und nahezu identische Ausmaße aufweisen. Eine vierte Supraporte könnte das Programm, das möglicherweise für ein Musikzimmer bestimmt war, ergänzt haben. Zum Zeitpunkt der Auktion von 1990 hatte Michel Faré für das Allegorienpaar eine Zuschreibung an die französische Malerin Marquise de Grollier, geb. Fuligny-Damas, vorgeschlagen.

Alastair Laing, dem wir für seine Hilfe bei der Katalogisierung danken, hält zwar Tessier ebenfalls für einen möglichen Kandidaten, bietet aber eine Alternative an. Er vergleicht das vorliegende Gemälde mit einem Stillleben des holländischen Künstlers Gerke Jans de Jager (Leeuwarden 1748–1822 Groningen), von dem 2006 bei Sotheby’s ein sehr ähnliches Stillleben versteigert wurde (Stillleben mit einem Spruchband, Blumen in einer tönernen Urne, einem Flachrelief, einem Globus, einem geöffneten Brief und dem Atlas Blaeu auf einem zum Teil drapierten Steinsims, 249,8 x 192,4 cm, Sotheby’s, London, 6. Juli 2006, Lot 257). Die Umsetzung der Blumen jenes Gemäldes ist jener des vorliegenden Gemäldes und ebenso jener der beiden Pendants auffallend ähnlich, was auch für die scheinbar absichtslose Anordnung der Blätter gilt. Eine gewisse trockene, beinahe pastellige Qualität trifft auf alle vier Werke zu. Ein weiteres Charakteristikum scheint die Verbindung von Rosen und Winden unter Einbindung von Alpenschlüsselblumen zu sein. Interessanterweise fällt auf, dass das traditionell Tessier zugeschriebene Allegorienpaar dieselben holländischen Bezugnahmen aufweist: Alle Beschriftungen sind dort in holländischer Sprache, und eines der dargestellten Bücher wurde als beliebte Ausgabe des Gedichtbandes mit dem Titel Trou-ringh („Hochzeitsring“) des gefeierten holländischen Schriftstellers Jacob Cats identifiziert. Des Weiteren sind die Maße des Grundrisses der Allegorie der Architektur in „voeten“ angegeben, wobei dieser typisch für das lange, schmale Grachtenhaus der Amsterdamer Kanäle. Es wurde erwogen, dass der Grundriss sogar jenes Haus darstellen könnte, für das die Gemälde bestimmt waren. Dies würde auf eine holländische Herkunft des Allegorienpaars und somit auch des vorliegenden Gemäldes hinweisen. Alle drei Bilder könnten von Gerke Jans de Jager gemalt worden sein.

Experte: Dr. Alexander Strasoldo Dr. Alexander Strasoldo
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com

11.11.2021 - 18:06

Schätzwert:
EUR 10.000,- bis EUR 30.000,-
Startpreis:
EUR 9.000,-

Gerke Jans de Jager zugeschrieben


(Leeuwarden um 1748–1822 Groningen)
Allegorie der Musik mit einer Violine, einer Drehleier, einer Rahmentrommel, Noten, Blumen und Früchten auf einer steinernen Plinthe,
Öl auf Leinwand, 74 x 89,5 cm, gerahmt

Wir danken Alastair Laing, der die Zuschreibung an Gerke Jans de Jager vorgeschlagen hat.

Dieses Stillleben aus dem späten 18. Jahrhundert gibt Rätsel auf. Zweifellos von hoher Qualität, wurde es von Fred Meijer, dem wir hiermit danken, derselben Hand zugeschrieben, die ein einst Louis Tessier (um 1719–1781) zugeschriebenes Supraportenpaar schuf (eine Allegorie der Künste und eine Allegorie der Zeichnung und Architektur, beide Öl auf Leinwand, je 68,5 x 87,5 cm, versteigert als Werke von Louis Tessier bei Sotheby’s, New York, 26. Januar 2011, Lot 14 sowie davor Christie’s, New York, 31. Mai 1990, Lot 144, als Louis Tessier zugeschrieben). Fred Meijer hat jedoch bezüglich der richtigen Zuschreibung des Paares an Tessier Vorbehalte angemerkt, die folglich auch für das vorliegende Gemälde gelten müssen.

Man sollte meinen, dass das vorliegende Gemälde einst Teil desselben Ausstattungsprogramms war wie die beiden Allegorien, zumal sie die Untersicht, die Draperie am oberen Bildrand und die steinerne Plinthe teilen und nahezu identische Ausmaße aufweisen. Eine vierte Supraporte könnte das Programm, das möglicherweise für ein Musikzimmer bestimmt war, ergänzt haben. Zum Zeitpunkt der Auktion von 1990 hatte Michel Faré für das Allegorienpaar eine Zuschreibung an die französische Malerin Marquise de Grollier, geb. Fuligny-Damas, vorgeschlagen.

Alastair Laing, dem wir für seine Hilfe bei der Katalogisierung danken, hält zwar Tessier ebenfalls für einen möglichen Kandidaten, bietet aber eine Alternative an. Er vergleicht das vorliegende Gemälde mit einem Stillleben des holländischen Künstlers Gerke Jans de Jager (Leeuwarden 1748–1822 Groningen), von dem 2006 bei Sotheby’s ein sehr ähnliches Stillleben versteigert wurde (Stillleben mit einem Spruchband, Blumen in einer tönernen Urne, einem Flachrelief, einem Globus, einem geöffneten Brief und dem Atlas Blaeu auf einem zum Teil drapierten Steinsims, 249,8 x 192,4 cm, Sotheby’s, London, 6. Juli 2006, Lot 257). Die Umsetzung der Blumen jenes Gemäldes ist jener des vorliegenden Gemäldes und ebenso jener der beiden Pendants auffallend ähnlich, was auch für die scheinbar absichtslose Anordnung der Blätter gilt. Eine gewisse trockene, beinahe pastellige Qualität trifft auf alle vier Werke zu. Ein weiteres Charakteristikum scheint die Verbindung von Rosen und Winden unter Einbindung von Alpenschlüsselblumen zu sein. Interessanterweise fällt auf, dass das traditionell Tessier zugeschriebene Allegorienpaar dieselben holländischen Bezugnahmen aufweist: Alle Beschriftungen sind dort in holländischer Sprache, und eines der dargestellten Bücher wurde als beliebte Ausgabe des Gedichtbandes mit dem Titel Trou-ringh („Hochzeitsring“) des gefeierten holländischen Schriftstellers Jacob Cats identifiziert. Des Weiteren sind die Maße des Grundrisses der Allegorie der Architektur in „voeten“ angegeben, wobei dieser typisch für das lange, schmale Grachtenhaus der Amsterdamer Kanäle. Es wurde erwogen, dass der Grundriss sogar jenes Haus darstellen könnte, für das die Gemälde bestimmt waren. Dies würde auf eine holländische Herkunft des Allegorienpaars und somit auch des vorliegenden Gemäldes hinweisen. Alle drei Bilder könnten von Gerke Jans de Jager gemalt worden sein.

Experte: Dr. Alexander Strasoldo Dr. Alexander Strasoldo
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Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

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Auktion: Alte Meister II
Auktionstyp: Online Auction
Datum: 11.11.2021 - 18:06
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 29.10. - 11.11.2021