Lot Nr. 8


Albrecht Dürer


Albrecht Dürer - Meisterzeichnungen und Druckgraphik bis 1900, Aquarelle, Miniaturen

(Nürnberg 1471-1528) Der Koch und sein Weib, um 1496, Kupferstich auf Bütten, in der Platte monogrammiert AD, 10,8 x 7,7 cm, bis innerhalb der Einfassungslinie geschnitten, alt montiert, Bartsch 94, Meder 95 a (von e), Passep., gerahmt, (Sch)

Der vorliegende Kupferstich mit der Darstellung eines merkwürdigen Paares, der zu den frühesten Genreblättern Dürers um 1496 zählt, ist in der Literatur traditionell unter dem Titel „Der Koch und sein Weib bekannt“. Bei näherer Betrachtung der beiden Figuren ist diese Betitelung jedoch nicht ganz zutreffend, wie bereits Hausmann 1861 bemerkte, der das Blatt präziser als „Die Wirtin und der Koch“ beschrieb (vgl. B. Hausmann, Albrecht Dürer‘s Kupferstiche, Radierungen, Holzschnitte und Zeichnungen, Hannover 1861, Nr. 84). Bis heute ist jedoch die hier dargestellte Geschichte und die Bedeutung der beiden Figuren nicht eindeutig geklärt. Es dürfte sich in jedem Fall um mehr als bloße Kostümstudien handeln, vielleicht sind die Figuren auch als Illustration einer Fabel oder Sprichwortes nach einer literarischen Vorlage entstanden. Bartsch erwähnt als mögliche Quelle einen Schwank aus dem „Ritter vom Thurn“ von Goeffrey de la Tour Landry (1493): die Fabel erzählt von einem Mann und seiner Frau, die einen für Ihren Mann bestimmten Aal verspeist hatte, und danach von einer Elster verraten wurde. Doch handelt es sich bei dem dargestellten Vogel nicht um eine Elster und auch von einem Koch ist in der Erzählung nicht die Rede. Die Figur des Kochs dürfte von Mantegnas „Bacchanal mit Silen“ inspiriert worden sein, den Dürer 1494 kopiert hatte. Die elegante Erscheinung der Frau im biederen Hauskleid mit der Haube der verheirateten Frau kontrastiert jedoch mit der schlampigen Kleidung des ungepflegten Mannes, der in seiner rechten Hand einen Kochlöffel und eine Bratpfanne stolz als Standesattribute präsentiert. Die Frau hingegen trägt auf ihrem Gürtel Schlüssel und einen Beutel, die traditionellen Attribute der Hausfrau und demonstriert in ihrer Körperhaltung und dem verschlagenen Blick zur Seite ihre Überlegenheit. Der Vogel auf der Schulter des Kochs könnte auch ein Kuckuck sein, ein Attribut der mittelalterlichen „Frau Minne“ und Synonym der männlichen Narrheit. Der vorliegende Kupferstich ist daher wohl als eine treffende Standes- und Geschlechtersatire zu lesen, oder wie Schoch es formulierte, als Erscheinungsform der „Weibermacht“. (vgl. R. Schoch / M. Mende / A. Scherbaum, Albrecht Dürer, Das druckgraphische Werk, Band I, Kat. 13, S. 55).

Provenienz:
Sammlung Louis Baron von Rothschild (1882-1955), Waidhofen/Ybbs, Inventarnr. 784;
Beschlagnahme 1938;
Restitution an Louis Baron von Rothschild 1947;
Im Erbgang an dessen Ehefrau Hilda Baronin von Auersperg-Rothschild geb. Gräfin von Auersperg (1894- 1981), 1955;
Deren Erbe.

Ganz ausgezeichneter, klarer und feinzeichnender Abdruck des ersten Zustandes Meder a (von e), vor den Wischspuren. Restaurierter Riss am linken Rand sowie Fehlstelle an der linken oberen Ecke, sonst jedoch sehr gut erhalten. In diesem frühen Zustand selten.

Der vorliegende Kupferstich mit der Darstellung eines merkwürdigen Paares, der zu den frühesten Genreblättern Dürers um 1496 zählt, ist in der Literatur traditionell unter dem Titel „Der Koch und sein Weib bekannt“. Bei näherer Betrachtung der beiden Figuren ist diese Betitelung jedoch nicht ganz zutreffend, wie bereits Hausmann 1861 bemerkte, der das Blatt präziser als „Die Wirtin und der Koch“ beschrieb (vgl. B. Hausmann, Albrecht Dürer‘s Kupferstiche, Radierungen, Holzschnitte und Zeichnungen, Hannover 1861, Nr. 84). Bis heute ist jedoch die hier dargestellte Geschichte und die Bedeutung der beiden Figuren nicht eindeutig geklärt. Es dürfte sich in jedem Fall um mehr als bloße Kostümstudien handeln, vielleicht sind die Figuren auch als Illustration einer Fabel oder Sprichwortes nach einer literarischen Vorlage entstanden. Bartsch erwähnt als mögliche Quelle einen Schwank aus dem „Ritter vom Thurn“ von Goeffrey de la Tour Landry (1493): die Fabel erzählt von einem Mann und seiner Frau, die einen für Ihren Mann bestimmten Aal verspeist hatte, und danach von einer Elster verraten wurde. Doch handelt es sich bei dem dargestellten Vogel nicht um eine Elster und auch von einem Koch ist in der Erzählung nicht die Rede. Die Figur des Kochs dürfte von Mantegnas „Bacchanal mit Silen“ inspiriert worden sein, den Dürer 1494 kopiert hatte. Die elegante Erscheinung der Frau im biederen Hauskleid mit der Haube der verheirateten Frau kontrastiert jedoch mit der schlampigen Kleidung des ungepflegten Mannes, der in seiner rechten Hand einen Kochlöffel und eine Bratpfanne stolz als Standesattribute präsentiert. Die Frau hingegen trägt auf ihrem Gürtel Schlüssel und einen Beutel, die traditionellen Attribute der Hausfrau und demonstriert in ihrer Körperhaltung und dem verschlagenen Blick zur Seite ihre Überlegenheit. Der Vogel auf der Schulter des Kochs könnte auch ein Kuckuck sein, ein Attribut der mittelalterlichen „Frau Minne“ und Synonym der männlichen Narrheit. Der vorliegende Kupferstich ist daher wohl als eine treffende Standes- und Geschlechtersatire zu lesen, oder wie Schoch es formulierte, als Erscheinungsform der „Weibermacht“. (vgl. R. Schoch / M. Mende / A. Scherbaum, Albrecht Dürer, Das druckgraphische Werk, Band I, Kat. 13, S. 55).

Expertin: Mag. Astrid-Christina Schierz Mag. Astrid-Christina Schierz
+43-1-515 60-546

astrid.schierz@dorotheum.at

20.04.2022 - 15:04

Erzielter Preis: **
EUR 28.160,-
Schätzwert:
EUR 8.000,- bis EUR 10.000,-
Startpreis:
EUR 8.000,-

Albrecht Dürer


(Nürnberg 1471-1528) Der Koch und sein Weib, um 1496, Kupferstich auf Bütten, in der Platte monogrammiert AD, 10,8 x 7,7 cm, bis innerhalb der Einfassungslinie geschnitten, alt montiert, Bartsch 94, Meder 95 a (von e), Passep., gerahmt, (Sch)

Der vorliegende Kupferstich mit der Darstellung eines merkwürdigen Paares, der zu den frühesten Genreblättern Dürers um 1496 zählt, ist in der Literatur traditionell unter dem Titel „Der Koch und sein Weib bekannt“. Bei näherer Betrachtung der beiden Figuren ist diese Betitelung jedoch nicht ganz zutreffend, wie bereits Hausmann 1861 bemerkte, der das Blatt präziser als „Die Wirtin und der Koch“ beschrieb (vgl. B. Hausmann, Albrecht Dürer‘s Kupferstiche, Radierungen, Holzschnitte und Zeichnungen, Hannover 1861, Nr. 84). Bis heute ist jedoch die hier dargestellte Geschichte und die Bedeutung der beiden Figuren nicht eindeutig geklärt. Es dürfte sich in jedem Fall um mehr als bloße Kostümstudien handeln, vielleicht sind die Figuren auch als Illustration einer Fabel oder Sprichwortes nach einer literarischen Vorlage entstanden. Bartsch erwähnt als mögliche Quelle einen Schwank aus dem „Ritter vom Thurn“ von Goeffrey de la Tour Landry (1493): die Fabel erzählt von einem Mann und seiner Frau, die einen für Ihren Mann bestimmten Aal verspeist hatte, und danach von einer Elster verraten wurde. Doch handelt es sich bei dem dargestellten Vogel nicht um eine Elster und auch von einem Koch ist in der Erzählung nicht die Rede. Die Figur des Kochs dürfte von Mantegnas „Bacchanal mit Silen“ inspiriert worden sein, den Dürer 1494 kopiert hatte. Die elegante Erscheinung der Frau im biederen Hauskleid mit der Haube der verheirateten Frau kontrastiert jedoch mit der schlampigen Kleidung des ungepflegten Mannes, der in seiner rechten Hand einen Kochlöffel und eine Bratpfanne stolz als Standesattribute präsentiert. Die Frau hingegen trägt auf ihrem Gürtel Schlüssel und einen Beutel, die traditionellen Attribute der Hausfrau und demonstriert in ihrer Körperhaltung und dem verschlagenen Blick zur Seite ihre Überlegenheit. Der Vogel auf der Schulter des Kochs könnte auch ein Kuckuck sein, ein Attribut der mittelalterlichen „Frau Minne“ und Synonym der männlichen Narrheit. Der vorliegende Kupferstich ist daher wohl als eine treffende Standes- und Geschlechtersatire zu lesen, oder wie Schoch es formulierte, als Erscheinungsform der „Weibermacht“. (vgl. R. Schoch / M. Mende / A. Scherbaum, Albrecht Dürer, Das druckgraphische Werk, Band I, Kat. 13, S. 55).

Provenienz:
Sammlung Louis Baron von Rothschild (1882-1955), Waidhofen/Ybbs, Inventarnr. 784;
Beschlagnahme 1938;
Restitution an Louis Baron von Rothschild 1947;
Im Erbgang an dessen Ehefrau Hilda Baronin von Auersperg-Rothschild geb. Gräfin von Auersperg (1894- 1981), 1955;
Deren Erbe.

Ganz ausgezeichneter, klarer und feinzeichnender Abdruck des ersten Zustandes Meder a (von e), vor den Wischspuren. Restaurierter Riss am linken Rand sowie Fehlstelle an der linken oberen Ecke, sonst jedoch sehr gut erhalten. In diesem frühen Zustand selten.

Der vorliegende Kupferstich mit der Darstellung eines merkwürdigen Paares, der zu den frühesten Genreblättern Dürers um 1496 zählt, ist in der Literatur traditionell unter dem Titel „Der Koch und sein Weib bekannt“. Bei näherer Betrachtung der beiden Figuren ist diese Betitelung jedoch nicht ganz zutreffend, wie bereits Hausmann 1861 bemerkte, der das Blatt präziser als „Die Wirtin und der Koch“ beschrieb (vgl. B. Hausmann, Albrecht Dürer‘s Kupferstiche, Radierungen, Holzschnitte und Zeichnungen, Hannover 1861, Nr. 84). Bis heute ist jedoch die hier dargestellte Geschichte und die Bedeutung der beiden Figuren nicht eindeutig geklärt. Es dürfte sich in jedem Fall um mehr als bloße Kostümstudien handeln, vielleicht sind die Figuren auch als Illustration einer Fabel oder Sprichwortes nach einer literarischen Vorlage entstanden. Bartsch erwähnt als mögliche Quelle einen Schwank aus dem „Ritter vom Thurn“ von Goeffrey de la Tour Landry (1493): die Fabel erzählt von einem Mann und seiner Frau, die einen für Ihren Mann bestimmten Aal verspeist hatte, und danach von einer Elster verraten wurde. Doch handelt es sich bei dem dargestellten Vogel nicht um eine Elster und auch von einem Koch ist in der Erzählung nicht die Rede. Die Figur des Kochs dürfte von Mantegnas „Bacchanal mit Silen“ inspiriert worden sein, den Dürer 1494 kopiert hatte. Die elegante Erscheinung der Frau im biederen Hauskleid mit der Haube der verheirateten Frau kontrastiert jedoch mit der schlampigen Kleidung des ungepflegten Mannes, der in seiner rechten Hand einen Kochlöffel und eine Bratpfanne stolz als Standesattribute präsentiert. Die Frau hingegen trägt auf ihrem Gürtel Schlüssel und einen Beutel, die traditionellen Attribute der Hausfrau und demonstriert in ihrer Körperhaltung und dem verschlagenen Blick zur Seite ihre Überlegenheit. Der Vogel auf der Schulter des Kochs könnte auch ein Kuckuck sein, ein Attribut der mittelalterlichen „Frau Minne“ und Synonym der männlichen Narrheit. Der vorliegende Kupferstich ist daher wohl als eine treffende Standes- und Geschlechtersatire zu lesen, oder wie Schoch es formulierte, als Erscheinungsform der „Weibermacht“. (vgl. R. Schoch / M. Mende / A. Scherbaum, Albrecht Dürer, Das druckgraphische Werk, Band I, Kat. 13, S. 55).

Expertin: Mag. Astrid-Christina Schierz Mag. Astrid-Christina Schierz
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astrid.schierz@dorotheum.at


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: Meisterzeichnungen und Druckgraphik bis 1900, Aquarelle, Miniaturen
Auktionstyp: Online Auction
Datum: 20.04.2022 - 15:04
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 13.04. - 20.04.2022


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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