Adriaen Pietersz. van de Venne
(Delft 1589–1662 Den Haag)
„Geweldige Botticheyt“,
signiert rechts unten: AP (ligiert) van de Venne,
Öl auf Holz, 40 x 56 cm, gerahmt
Provenienz:
Auktion, Christie’s, Amsterdam, 14. November 2007, Lot 130
Die vorliegende turbulente Szene, reich an Humor und menschlichem Drama, ist ein typisch lebendiges Werk von Adriaen Pietersz. van de Venne. Links sitzt ein Mann neben dem von einer Holzschuhe tragenden Figur hochgehaltenen Rad eines Messer- oder Scherenschleifers, an dem sich ein blödsinniger Bauer das Haupt „schärfen“ lässt. Auf einer Kartusche ist zu lesen: „Geweldige Botticheyt.“ Der Ausspruch verfügt über eine subtile Doppelbedeutung, wie sie für die „Zotten“ oder Narrenszenen, ein Subgenre der niederländischen Malerei, dem dieses Gemälde angehört, typisch sind. Das holländische Wort „bot“ (für „stumpf“) bezieht sich sowohl auf Messer und Scheren als auch auf dumme, stumpfsinnige Menschen, während „geweldige“ „gewaltig“ bedeutet. Wir haben es also mit einer Szene von „gewaltiger Stumpfheit“ bzw. „gewaltigem Stumpfsinn“ zu tun.
Das humoristische Motiv des „Schädelschleifers“ verwendete van der Venne auch in seiner Stichserie mit humoristischen Inschriften, Tafereel van de belacchende Werelt, die 1635 veröffentlicht wurde. Das vorliegende Werk wiederholt das Kompositionsschema der Radierung seitenverkehrt, doch wird das Tafelbild durch ein paar kleine Veränderungen der Figuren und des Hintergrunds belebt. Van de Venne spielte im frühen 17. Jahrhundert in den Nördlichen Niederlanden eine wichtige Rolle als Weiterentwickler der reichen Tradition humanistischen Interesses an volkstümlichen Bräuchen, das auf das 1511 erschienene und von Hans Holbein illustrierte Werk Lof der Zotheid von Erasmus von Rotterdam zurückgeht und insbesondere in den Werken von Pieter Brueghel dem Älteren und seinen Nachfolgern zum Ausdruck kommt.
Experte: Damian Brenninkmeyer
Damian Brenninkmeyer
+43 1 515 60 403
oldmasters@dorotheum.com
11.05.2022 - 16:00
- Schätzwert:
-
EUR 20.000,- bis EUR 30.000,-
Adriaen Pietersz. van de Venne
(Delft 1589–1662 Den Haag)
„Geweldige Botticheyt“,
signiert rechts unten: AP (ligiert) van de Venne,
Öl auf Holz, 40 x 56 cm, gerahmt
Provenienz:
Auktion, Christie’s, Amsterdam, 14. November 2007, Lot 130
Die vorliegende turbulente Szene, reich an Humor und menschlichem Drama, ist ein typisch lebendiges Werk von Adriaen Pietersz. van de Venne. Links sitzt ein Mann neben dem von einer Holzschuhe tragenden Figur hochgehaltenen Rad eines Messer- oder Scherenschleifers, an dem sich ein blödsinniger Bauer das Haupt „schärfen“ lässt. Auf einer Kartusche ist zu lesen: „Geweldige Botticheyt.“ Der Ausspruch verfügt über eine subtile Doppelbedeutung, wie sie für die „Zotten“ oder Narrenszenen, ein Subgenre der niederländischen Malerei, dem dieses Gemälde angehört, typisch sind. Das holländische Wort „bot“ (für „stumpf“) bezieht sich sowohl auf Messer und Scheren als auch auf dumme, stumpfsinnige Menschen, während „geweldige“ „gewaltig“ bedeutet. Wir haben es also mit einer Szene von „gewaltiger Stumpfheit“ bzw. „gewaltigem Stumpfsinn“ zu tun.
Das humoristische Motiv des „Schädelschleifers“ verwendete van der Venne auch in seiner Stichserie mit humoristischen Inschriften, Tafereel van de belacchende Werelt, die 1635 veröffentlicht wurde. Das vorliegende Werk wiederholt das Kompositionsschema der Radierung seitenverkehrt, doch wird das Tafelbild durch ein paar kleine Veränderungen der Figuren und des Hintergrunds belebt. Van de Venne spielte im frühen 17. Jahrhundert in den Nördlichen Niederlanden eine wichtige Rolle als Weiterentwickler der reichen Tradition humanistischen Interesses an volkstümlichen Bräuchen, das auf das 1511 erschienene und von Hans Holbein illustrierte Werk Lof der Zotheid von Erasmus von Rotterdam zurückgeht und insbesondere in den Werken von Pieter Brueghel dem Älteren und seinen Nachfolgern zum Ausdruck kommt.
Experte: Damian Brenninkmeyer
Damian Brenninkmeyer
+43 1 515 60 403
oldmasters@dorotheum.com
Käufer Hotline
Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at +43 1 515 60 403 |
Auktion: | Alte Meister I |
Auktionstyp: | Saalauktion mit Live Bidding |
Datum: | 11.05.2022 - 16:00 |
Auktionsort: | Wien | Palais Dorotheum |
Besichtigung: | 30.04. - 11.05.2022 |
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Nachfolger des Adriaen Pietersz. van de Venne
Schätzwert:
EUR 7.000,- bis EUR 10.000,-